Außenansichten Wie vermehre ich mein Geld? Wie schütze ich mein Haus vor Dieben? Wie vertreibe ich einen Sturm? Wie bringe ich meine Angebetete dazu, mich zu lieben? Wie beschwöre ich einen wohlgesinnten Geist? Das sind so die Fragen, die uns wohl alle hin und wieder beschäftigen. Auch im <strong>17</strong>. Jahrhundert und davor stellten sich Menschen diese Fragen und hatten so ihre Methoden, um die Probleme zu lösen. Zwei Wissenschaftler haben vor kurzem eine umfassende magische Schriftensammlung in den Archiven der Universitätsbibliothek Leipzig entdeckt. Die rund 10.000 Seiten voll Abrakadabras und Geisterbeschwörung sind eine der bedeutendsten Sammlungen gelehrtenmagischer Handschriften Kontinentaleuropas. Darin befindet sich der Zauber des Alten Orients, aus Ägypten, dem antiken Griechenland, der römischen Welt sowie Magisches aus jüdisch-christlichen und muslimischen Traditionen. Es handelt sich um Abschriften, Übersetzungen und Neuzusammenstellungen von Quellen, die bis zu 1.600 Jahre alt sind. Da findet man explizite Anleitungen um Dämonen zu beschwören, Talismane herzustellen, Stürme zu vertreiben oder Liebestränke zu brauen. Es gibt praktische Tipps für die Herstellung von Wünschelruten, Zauberspiegel oder Sieben- Meilen-Stiefel. Oder man lernt im Schnellverfahren, wie man sich mit Hilfe eines Geistes unsichtbar macht, wie sich Messer mit Kraftzeichen aufladen lassen und Kämpfer unverwundbar werden. Die Bandbreite der Themen ist enorm. Meistens habe der Verfasser sich selbst bereichern oder schützen wollen. Glück, Liebe, Erfolg, Geld waren das Ziel, nur wenigen sei es darum gegangen, anderen zu schaden. Was in unseren Ohren mystisch bis absurd klingt, war noch im 18. Jahrhundert alltäglicher Ernst: Die Menschen praktizierten Rituale für alle erdenklichen Themen und Problemsituationen und sie schrieben ihre kostbaren Sprüche nieder, obwohl dies unter harter Strafe verboten war. Dass manches Ritual sich wirksam gezeigt habe, davon sind die Experten überzeugt. von Manfred Meixner „Sonst hätten die Menschen es nicht über Jahrhunderte praktiziert und tradiert.“ Was genau jedoch Ursache vereinzelter Erfolge gewesen sei, bleibe fraglich. Einzigartig sei die Sammlung und deshalb Millionen Wert, wenn nicht gar unbezahlbar, meinen Experten. Doch schon als sie entstand, war der Handel mit verbotenen Schriften sehr lukrativ. „Die 140 Handschriften hatten zeitgenössisch einen Gegenwert von zwei bis drei bürgerlichen Häusern in Leipzigs Innenstadt“, erklärte ein Buchwissenschaftler – oder plakativer: der Kaufpreis der Sammlung betrug <strong>17</strong>10 dem von etwa 300.000 Litern Bier. Allein das zeigt, wie sehr die Menschen von der Wirkung der Zaubersprüche überzeugt waren. Ich persönlich bin nicht sicher, ob ich – trotz Anleitung – eine funktionstüchtige Wünschelrute basteln könnte oder die Sache mit den Sieben-Meilen-Stiefeln exakt hinbekommen könnte, aber dieses Ritual klingt bewältigbar und wäre doch schon einmal ein Anfang: Setze dich auf den Stuhl vor der Tür, durch die die Geister kommen werden, und bete. Sobald du nach der letzten Beschwörung ein Geräusch hörst, lege dich auf das Bett, während die drei Weibsbilder von englischer Schönheit in den Raum kommen, dich begrüßen und sanft lachen, während sie sich auf das Bett setzen. Sag kein Wort und sie werden würfeln und Karten spielen. m.meixner@packundlog.at DRIVING YOUR PERFORMANCE Druckluftformanlagen für die Verpackungsindustrie Leistung und Wirtschaftlichkeit KIEFEL KMD SPEEDFORMER Besuchen Sie uns: FAKUMA 20<strong>17</strong> Halle A1, Stand 1325 Friedrichshafen <strong>17</strong>. – 21. Oktober 20<strong>17</strong> Kiefel GmbH Sudetenstraße 3, 83395 Freilassing, Deutschland T +49 8654 78 0 kiefel@kiefel.de www.kiefel.com