11/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
«Schüchterne<br />
Kinder bleiben<br />
hinter ihren<br />
Möglichkeiten<br />
zurück», sagt<br />
Georg Stöckli.<br />
«Blick des anderen» primär Beurteilung<br />
und damit Bedrohung signalisiert<br />
– nicht etwa Interesse und<br />
Wohlwollen.<br />
Haben Schüchterne auch Stärken –<br />
die weniger schüchternen Menschen<br />
fehlen?<br />
Schüchterne Menschen werden oft<br />
als sehr empathisch beschrieben, sie<br />
sind gute Zuhörer und Beobachter.<br />
Und verstehen Sie mich nicht falsch,<br />
auch Hemmungen sind nicht nur<br />
negativ zu bewerten. Wenn es mehr<br />
Hemmungen gäbe, wäre unsere Welt<br />
sicher um einige Konflikte ärmer.<br />
Das Problem ist nur, dass diese Hemmungen<br />
in Situationen auftreten, die<br />
für das persönliche «Vorankommen»<br />
der schüchternen Person entscheidend<br />
wären.<br />
So bleiben schüchterne Menschen<br />
hinter ihren Möglichkeiten zurück. Im<br />
Hinblick auf die Schule ist ein solches<br />
Verhalten fatal.<br />
Leider. Diese Kinder bleiben im<br />
Unterricht passiv, machen nicht mit<br />
und können somit nicht zeigen, was<br />
sie eigentlich im Stande sind zu leisten.<br />
Ihre Noten sind schlechter, als<br />
sie ohne dieses schüchterne Verhalten<br />
wären. Viele Lehrpersonen re <br />
agieren genervt auf diese Kinder, die<br />
sich nicht äussern. Andere Kinder<br />
und Jugendliche haben feine Antennen<br />
für eine solche Stimmung: «Er<br />
oder sie ist anders als wir.» In einem<br />
ungünstigen Umfeld kann dies bis<br />
zu Mobbing führen.<br />
Sie sprechen in Ihren Büchern von den<br />
«vergessenen Kindern».<br />
Damit Unterricht stattfinden kann,<br />
müssen erst einmal diejenigen Schüler<br />
ruhiggestellt werden, die stören.<br />
Dabei gehen die stillen, zurückhaltenden<br />
Kinder unter – oder sind<br />
sogar in ihrem passiven Verhalten<br />
erwünscht. Sie machen keinen Klamauk,<br />
sind ruhig. Das führt dazu,<br />
dass die Probleme dieser Kinder<br />
nicht gesehen werden. Was Schüchterne<br />
brauchen, ist eine Umgebung<br />
der Vertrautheit. Anders als zu Hause<br />
ist diese Vertrautheit in der Schule<br />
nicht gegeben, und durch die<br />
Klassengrösse sind die Lehrerinnen<br />
und Lehrer nicht in der Lage, eine<br />
Vertrautheit zu schaffen.<br />
Dabei wäre es gerade in der Schule<br />
wichtig, dass es den Lehrpersonen<br />
gelingt, eine vertrauensvolle Beziehung<br />
aufzubauen.<br />
Leider hören diese Kinder schon im<br />
Kindergarten von Lehrpersonen,<br />
dass sie sich besser beteiligen sollen,<br />
was nicht gerade zu einer Verbesserung<br />
führt. Wenn die Eltern >>><br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
November <strong>2017</strong>37