11/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Eine Frage – drei Meinungen<br />
Unsere Söhne sind im Fussballverein. Der Elfjährige seit ein paar Jahren,<br />
der Neunjährige seit einigen Monaten – mit grossem Erfolg. Der Kleine scheint<br />
ein Naturtalent zu sein und wird vom Trainer ständig gelobt. Das setzt dem<br />
Älteren zu. Wir wollen uns natürlich mit unserem jüngeren Sohn freuen –<br />
ohne den älteren zu verletzen. Wie machen wir das am besten?<br />
Klaus, 39, Olten SO<br />
Nicole Althaus<br />
Es ist wohl eine der härtesten<br />
Lektionen, die der Mensch im<br />
Leben zu lernen hat: Es gibt<br />
immer jemanden, der etwas<br />
besser kann als man selbst.<br />
Und nicht jeder ist in jedem<br />
Fach begabt. Aber jeder hat<br />
irgendwo Stärken. Freuen Sie<br />
sich mit dem Jüngeren über<br />
seinen Erfolg. Und loben Sie den Grossen in einem<br />
Feld, in dem er den Kleinen übertrumpft. Es findet sich<br />
ganz bestimmt eines.<br />
Tonia von Gunten<br />
Freuen Sie sich mit dem<br />
Jüngeren, doch stärken Sie<br />
das Selbstwertgefühl des<br />
Älteren und sagen Sie: «Wie<br />
ist das für dich, wenn dein<br />
Bruder vom Trainer so gelobt<br />
wird und du nicht? Ist sicher<br />
enttäuschend für dich, du<br />
spielst ja schon viel länger<br />
Fussball.» Trösten Sie ihn nicht damit, indem Sie seine<br />
andern Fähigkeiten aufzählen: «Dafür bist du gut in<br />
Mathe!», sondern finden Sie zusammen heraus, ob er<br />
sich noch fürs Fussballspielen begeistert oder nicht. Es<br />
ist schön, wenn Kinder sich in der Freizeit mit Dingen<br />
beschäftigen dürfen, die ihnen Spass machen.<br />
Peter Schneider<br />
Die Erfahrung, dass der<br />
Jüngste besser tschuttet,<br />
werden Sie dem Älteren nicht<br />
ersparen können. Das merkt<br />
er schliesslich auch selber.<br />
Freuen Sie sich mit dem<br />
Jüngeren und freuen Sie sich<br />
– bei anderer Gelegenheit –<br />
auch mit dem Älteren, und<br />
haben Sie Verständnis dafür, dass ihm der Erfolg des<br />
Bruders Bauchschmerzen bereitet; aber machen Sie<br />
keine Aktionen der Ausgewogenheit daraus. Denn das<br />
wäre für den Älteren eine Herablassung.<br />
Nicole Althaus, 48, ist Kolumnistin, Autorin<br />
und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am<br />
Sonntag». Zuvor war sie Chefredaktorin von «wir<br />
eltern» und hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.<br />
ch» initiiert und geleitet. Nicole Althaus ist Mutter<br />
von zwei Kindern, 16 und 12.<br />
Tonia von Gunten, 44, ist Elterncoach, Pädagogin<br />
und Buchautorin. Sie leitet elternpower.ch, ein<br />
Programm, das frische Energie in die Familien<br />
bringen und Eltern in ihrer Beziehungskompetenz<br />
stärken möchte. Tonia von Gunten ist verheiratet<br />
und Mutter von zwei Kindern, <strong>11</strong> und 8.<br />
Peter Schneider, 59, ist praktizierender<br />
Psychoanalytiker, Autor und SRF-Satiriker («Die<br />
andere Presseschau»). Er lehrt als Privatdozent<br />
für klinische Psychologie an der Uni Zürich und<br />
ist Professor für Entwicklungspsychologie an<br />
der Uni Bremen. Peter Schneider ist Vater eines<br />
erwachsenen Sohnes.<br />
Haben Sie auch eine Frage?<br />
Schreiben Sie eine E-Mail an:<br />
redaktion@fritzundfraenzi.ch<br />
Bilder: Anne Gabriel-Jürgens / 13 Photo, Pino Stranieri, HO<br />
90 November <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi