SchlossMagazin Fünfseenland November 2017
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Angefangen hatte es bei ihr zu Hause am Nähtisch in Schondorf<br />
am Ammersee. „Die Röcke habe ich zunächst nur für mich und<br />
Freunde gemacht. Doch schnell packte mich das Fieber und ich<br />
probierte ganz viele Stoffkombinationen aus", berichtet die<br />
Wahlbayerin. Als sie dann vor fünf Jahren auf dem Textilmarkt<br />
in Benediktbeuern gefragt wurde, ob sie nicht eine ganze Kollektion<br />
entwerfen könnte, kam alles ins Rollen. „Ich war plötzlich<br />
ein Start-Up, ohne dass ich es so geplant hatte.“<br />
Nach dem Erfolg mit den Röcken wollte sie nun auch für Männer<br />
Kleidungsstücke schaffen, die nicht „so vordergründig<br />
jodeln oder trachteln", also ohne Zierrat und Stickerei daher<br />
kommen. „Eine Tracht für echte Kerle“ sollte es sein. Außerdem<br />
wollte sie mal ihre eigenen Männer – ihren Gatten und<br />
ihren Sohn – fesch einkleiden, fügt sie nicht ohne Augenzwinkern<br />
hinzu. Zum Vorbild hatte sie die vielseits geschätzten<br />
Zimmermannshosen. Und so entstand eine Kombi aus robuster<br />
Gebrauchskleidung und klassischer „Lederhose“. „Ich wollte<br />
auch hier etwas Alltagstaugliches und Regionales, wo aber<br />
nicht gleich die Frage aufkommt, ‚zu welchem Trachtenfest<br />
gehst Du denn‘?“, betont die Rockmacherin. Und damit es<br />
komplett wird, entwarf sie gleich noch Hemd und Weste dazu,<br />
ebenfalls schlicht und ohne Firlefanz, dafür aber qualitativ<br />
hochwertig, so wie die kurzen Hosen. Die Stoffe für die neue<br />
Kollektion kommen aus Deutschland oder Österreich. „Ich bleibe<br />
da meiner Linie treu und übertrage mein Konzept von den<br />
Röcken auf die Männer, nur dass die Produktion der Hosen<br />
noch aufwändiger ist", erläutert Lauenstein.<br />
Dirndl fand die Norddeutsche eigentlich schon immer toll. Als<br />
sie dann aber nach ihrem Umzug nach Bayern ein solches von<br />
ihrer Schwägerin „erbte", musste sie feststellen, dass diese<br />
gar nicht so bequem zu tragen sind. „So kam mir die Idee, aus<br />
einem traditionellen und praktischen Kleidungsstück etwas<br />
Schönes für den Alltag zu kreieren.“ Und da Röcke besser zu<br />
kombinieren sind, entwickelte sie ihr eigenes Modell in drei<br />
verschiedenen Längen, mit einer breiten Bund-Passe oben,<br />
die der Figur schmeichelt. Mit einer Trachtenjacke kombiniert,<br />
ersetzt so ein Rock fast eine richtige Tracht; mit T-<br />
Shirt oder Jeansjacke ist es ein lässiger Look, zu dem im Sommer<br />
auch Flip-Flops und jetzt in der kalten Jahreszeit<br />
rustikale Bergstiefel oder Strickstulpen passen. „Ich wollte<br />
etwas für Jung und Alt, für Alternative und Traditionalisten<br />
und habe mit meinen Kreationen offenbar einen Nerv getroffen",<br />
betont Lauenstein.<br />
Produziert wird in einer mittelständischen Schneiderei in Niederbayern.<br />
Bei all ihren Modellen legt Lauenstein großen Wert<br />
auf Langlebigkeit. So lässt sie an ihren Röcken Knöpfe und keine<br />
Reißverschlüsse annähen. Die Schnitte sind eher zeitlos. „Am<br />
Anfang wurde mir gesagt, die Röcke sei zu teuer. Aber wenn man<br />
komplett in Deutschland nähen lässt, hat das seinen Preis.“ Und<br />
Kunden, die ihre Röcke schätzen, seien bereit, etwas mehr zu<br />
bezahlen. Mit anderen Modeherstellern hat sie sich zu einer Interessengemeinschaft<br />
„Mode made in Bayern“ zusammengeschlossen,<br />
ein Qualitätszeichen, das für zu 100 Prozent in Bayern<br />
hergestellte Mode steht. Mittlerweile lässt Lauenstein pro Saison<br />
bis zu 20 verschiedene Rockmodelle herstellen. In mehr als<br />
40 Geschäften in Süddeutschland, Österreich und in der Schweiz<br />
sind ihre sehr schicken, aber nicht ganz billigen Röcke zu haben.<br />
Der nördlichste Händler sitzt bei Kassel. Am Ammersee gibt es<br />
die guten Stücke mittlerweile in Dießen in der „Klamotte“ zu<br />
kaufen. Vielleicht wird dort bald auch das neue, fesche „Mannszeug“<br />
angeboten. #<br />
Informationen<br />
www.dierockmacherin.de