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Ausbildung des Redners Die passende Form der Rede / Der Vortrag ...

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schlagen wird. Daher denn auch <strong>der</strong> Fehler kommt, daß häufig eine Gebärde, die<br />

am Ende rechts sein muß, links endet. Besser ist es, da sich in je<strong>der</strong> <strong>Rede</strong><br />

bestimmte kurze Glie<strong>der</strong> finden, bei denen man, wenn nötig, Atem schöpfen<br />

kann, darauf die Gebärde einzurichten: z. B. hat doch 'ein neues Verbrechen, C.<br />

Caesar' für sich eine Art eigenen Abschluß, weil das Bindewort folgt; dann ist das<br />

'und vor diesem Tag unerhört' hinreichend geschlossen. Hierauf soll sich die<br />

Hand einrichten, und zwar solange <strong>der</strong> <strong>Vortrag</strong> noch am Anfang und ruhig<br />

abläuft. Sobald ihn aber die Hitze in Schwung setzt, wird auch das Gebärdenspiel<br />

sich zusammen mit dem Tempo <strong>der</strong> <strong>Rede</strong> selbst beschleunigen. An manchen<br />

Stellen wird ein rascher, an an<strong>der</strong>en ein nachdrücklicher <strong>Vortrag</strong> angemessen<br />

sein; im einen Fall eilen wir vorwärts, häufen und hasten wir, im an<strong>der</strong>en<br />

sprechen wir eindringlich, einhämmernd und einprägsam. Stärker aber ist die<br />

Gefühlswirkung an den getrageneren Stellen, und <strong>des</strong>halb war Roscius rascher,<br />

Aesopus gewichtiger, weil <strong>der</strong> eine Komödien, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Tragödien spielte. Das<br />

Gleiche ist auch bei <strong>der</strong> Bewegung zu beobachten. Deshalb ist in den<br />

Bühnenstücken <strong>der</strong> Gang <strong>der</strong> jungen Herren, <strong>der</strong> Greise, Soldaten und Matronen<br />

gewichtiger, während Sklaven, Mägde, Parasiten und Fischer sich rascher<br />

bewegen. <strong>Die</strong> Hand über Augenhöhe zu erheben und sie unter die Brust sinken<br />

zu lassen, verbieten die Meister <strong>der</strong> <strong>Vortrag</strong>skunst; sie gar vom Kopf<br />

wegzunehmen o<strong>der</strong> bis zum Unterleib herabzuführen gilt als fehlerhaft. Nach<br />

links bewegt man sie innerhalb <strong>der</strong> Schulterhöhe, weiter schickt es sich nicht,<br />

jedoch müssen wir, wenn wir die Hand abwehrend nach links gleichsam<br />

vorschnellen, die linke Schulter vorstrecken, damit sie mit dem Kopf, <strong>der</strong> nach<br />

rechts gerichtet ist, in Einklang steht. <strong>Die</strong> linke Hand führt nie für sich allein eine<br />

Gebärde richtig aus, häufig aber schließt sie sich <strong>der</strong> rechten an, ob wir nun die<br />

Beweispunkte an den Fingern abzählen o<strong>der</strong> mit nach links gekehrten flachen<br />

Händen Unheil abwehren o<strong>der</strong> sie beide vor uns strecken o<strong>der</strong> sie getrennt nach<br />

<strong>der</strong> Seite richten o<strong>der</strong> sie zur Genugtuung o<strong>der</strong> Fürbitte - wobei aber wie<strong>der</strong> die<br />

Gebärden verschieden sind - gesenkt ausbreiten o<strong>der</strong> zur Anbetung emporheben<br />

o<strong>der</strong> sie mit einer hinweisenden o<strong>der</strong> anrufenden Gebärde vorstrecken: wie 'Ihr<br />

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