Ausbildung des Redners Die passende Form der Rede / Der Vortrag ...
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so hätte es ganz häßlich ausgesehen: Deshalb möge je<strong>der</strong> sich kennen lernen<br />
und nicht nur aus den allgemeinen Regeln, son<strong>der</strong>n auch aus seiner natürlichen<br />
Eigenart die Überlegung gewinnen, wie er seinen <strong>Vortrag</strong> zu gestalten hat. Aber<br />
es ist in<strong>des</strong>sen auch nicht verwehrt, daß sich für jemanden alles o<strong>der</strong> mehreres<br />
schickt. <strong>Der</strong> Schluß dieses Kapitels muß wie<strong>der</strong> das Gleiche besagen wie bei den<br />
an<strong>der</strong>en Kapiteln, daß nämlich das rechte Maß über alles geht; denn nicht einen<br />
Komödianten wünsche ich mir ja, son<strong>der</strong>n einen Redner. Deshalb werden wir<br />
we<strong>der</strong> im Gebärdenspiel allen Feinheiten nachjagen noch beim Sprechen mit <strong>der</strong><br />
Anwendung <strong>der</strong> <strong>Vortrag</strong>szeichen, Zeitmaße und Gefühlstöne unsere Last haben:<br />
Wenn etwa auf <strong>der</strong> Bühne zu sprechen ist: 'Was also soll ich tun? selbst jetzt auch<br />
dann nicht gehen, wenn man mich holen läßt? Nicht lieber so , mich fassen, daß<br />
ich nicht zu leiden habe unter Dirnenschmach?‘ 148<br />
Denn <strong>der</strong> Schauspieler wird hier Pausen anbringen, die das Zweifeln zeigen,<br />
Tonwechsel, wechselnde Handbewegung und verschiedene Kopfbewegungen.<br />
Einen an<strong>der</strong>en Geschmack verlangt die <strong>Rede</strong>; sie wünscht keine so starke Würze.<br />
Im <strong>Vortrag</strong>, in <strong>der</strong> Verhandlung liegt ja ihr Wesen, nicht im Nachbilden. Deshalb<br />
tadelt man ganz zu Recht einen <strong>Vortrag</strong>, <strong>der</strong> grimassenreich, mit Gebärdenspiel<br />
überladen ist und vom Umschlagen <strong>der</strong> Tonfärbung wi<strong>der</strong>hallt. Und sehr treffend<br />
ist die Übersetzung, mit <strong>der</strong> die Alten den griechischen Ausdruck wie<strong>der</strong>gegeben<br />
haben, den aus ihnen Popilius Laenas 149 angeführt hat, 'geschäftig' sei ein<br />
solcher <strong>Vortrag</strong>. Aufs beste hatte also auch hier Cicero, wie immer, schon die<br />
Regeln gegeben, die ich oben aus seinem >Orator< angeführt habe, 150 wie er es<br />
ähnlich auch im >Brutus< über Antonius Sagt 151 . Doch hat sich schon eine etwas<br />
kulturgeschichtlichen Quellenwert. Wo finden wir je so etwas in den rhetorischen Fachschriften?<br />
148 Terenz, Eunuch. 46.<br />
149 offenbar <strong>der</strong> auch 3, 1, 21 und 10, 7, 32 erwähnte Zeitgenosse <strong>des</strong> Cornelius Celsus. <strong>Die</strong><br />
durch ihn überlieferte Übersetzung ist lei<strong>der</strong> im Text unsicher.<br />
150 s. o. § 122 (orat. 18, 59).<br />
151 38,141.<br />
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