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antriebstechnik 12/2017

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19174<br />

<strong>12</strong><br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Dezember <strong>2017</strong><br />

Getriebe und<br />

Getriebemotoren<br />

Antriebsbaukasten ermöglicht neue<br />

Wege der Brückeninspektion<br />

Steuern und Automatisieren<br />

Vorteile von Stillstandswächtern<br />

in Fräsmaschinen<br />

Elektromotoren<br />

Servopumpe setzt auf automatisch<br />

geführte Inbetriebnahme<br />

Special: Ketten, Riemen & Co.<br />

Warum sind diese Antriebselemente<br />

so wichtig?


TECHNIKWISSEN FÜR INGENIEURE<br />

Marktübersicht und umfassender Einkaufsführer<br />

Organ des FVA e.V. im VDMA<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

19174<br />

2018<br />

Sonderausgabe<br />

der Zeitschrift<br />

<strong>antriebstechnik</strong><br />

Online-Shop<br />

unter<br />

www.engineering-news.net<br />

Dieses jährlich erscheinende Tabellenwerk<br />

ist kompetenter Einkaufsführer<br />

für alle Antriebsspezialisten aus<br />

Konstruktion, Produktion, Einkauf<br />

und der Unternehmensleitung.<br />

Die gesamte<br />

Antriebstechnik<br />

in 100 Tabellen<br />

Firmenverzeichnis:<br />

Alle wichtigen<br />

Informationen von<br />

über 1.000 Anbietern<br />

Über 1.000 Firmen sind mit detaillierten<br />

Angaben zu ihren antriebstechnischen<br />

Produkten und Dienstleistungen für die<br />

„<strong>antriebstechnik</strong> Marktübersicht“ erfasst.<br />

Produktgruppen:<br />

Motoren<br />

Kupplungen<br />

Bremsen<br />

Dichtungen<br />

Schmierung<br />

Getriebe und Getriebemotoren<br />

Lager und Führungen<br />

Steuern und Regeln<br />

Antriebselemente<br />

Messen und Prüfen<br />

Dienstleistungen<br />

Ein komplettes Adressverzeichnis<br />

sorgt für den schnellen Kontakt<br />

des Anwenders mit dem Hersteller.<br />

ANT_SO_Titel_Groschopp_Findling_2018_3335488.indd 1 08.11.<strong>2017</strong> 08:45:36<br />

<strong>antriebstechnik</strong> Marktübersicht 2018<br />

nur € 39,-<br />

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Internet: www.engineering-news.net & Telefon: 06131-992/147<br />

Hiermit bestelle ich<br />

Exemplar/e „<strong>antriebstechnik</strong> Marktübersicht 2018“ zum Preis von nur € 39,-- zzgl. Versandkosten.<br />

Vertrauensgarantie: Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen ohne Begründung bei der Vereinigten Fachverlage GmbH widerrufen werden.<br />

Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung.<br />

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ausgewählten Unternehmen genutzt, um Sie über berufsbezogene Produkte und Dienstleistungen zu informieren. Dieser Speicherung und Nutzung kann jederzeit schriftlich beim<br />

Verlag widersprochen werden (vertrieb@vfmz.de).<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz<br />

Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-100 . E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.engineering-news.net<br />

„Marktübersicht <strong>antriebstechnik</strong>“ ist eine Publikation der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55<strong>12</strong>9 Mainz,<br />

HRB 2270, Amtsgericht Mainz, Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Umsatzsteuer-ID: 149063659, Gerichtsstand: Mainz


EDITORIAL<br />

Sharing Drive Innovation<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

den Menschen begleitet seit jeher die Neugier auf technologischen<br />

Fortschritt. Während aber seit der Antike Tüftler und Denker meist<br />

ihre Ideen alleine umsetzen mussten, braucht es heute mehr und<br />

mehr schlaue Köpfe, die gemeinsam ihren Forschergeist ausleben.<br />

Menschen und Unternehmen sind gefragt, die mit Leidenschaft und<br />

oft unter Zurückstellung eigener Interessen den Weg ins Zeitalter von<br />

Vernetzung und Digitalisierung antreten. Nur durch diese Symbiose<br />

lassen sich Prozesse beschleunigen und entscheidende Wettbewerbsvorteile<br />

für den Standort Deutschland erzielen.<br />

Genau hier setzte auch der Grundgedanke von acht Unternehmen<br />

an, die sich im Jahr 1967 zusammenschlossen, um gemeinsam die<br />

Antriebstechnik noch schneller voranzubringen – durch mehr<br />

Wissen, mehr Effizienz und mehr Innovationen. Hiermit war die<br />

Forschungsvereinigung Antriebstechnik (FVA) geboren. Schon<br />

damals hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht, die Antriebstechnik<br />

durch vorwettbewerbliche, gemeinschaftliche Forschung und<br />

Vernetzung weiterzuentwickeln, um damit die Grundlage für<br />

firmenspezifische Innovationen zu schaffen. Bis heute hat diese Idee<br />

immer mehr Unternehmen und Forschungsinstitute in ihren Bann<br />

gezogen, sodass die FVA heute zurecht das wichtigste, größte und<br />

beste Netzwerk rund um die Antriebstechnik weltweit ist.<br />

Die <strong>antriebstechnik</strong>, seit über 40 Jahren das<br />

Zeitschriften-Organ der FVA, ist stolz darauf, ein Teil<br />

dieser Community sein zu dürfen. Das wollen wir<br />

auch mit unserem Sonderteil „50 Jahre FVA“ in<br />

dieser Ausgabe zum Ausdruck bringen. Hier geben<br />

Ihnen vor allem Weggefährten einen tiefen Einblick<br />

in die „DNA“ des Vereins.<br />

Die Redaktion gratuliert der FVA herzlich<br />

zum runden 50. Geburtstag und freut sich<br />

auf eine gemeinsame, spannende,<br />

vernetzte und digitalisierte Zukunft –<br />

immer unter dem Motto: „Sharing<br />

Drive Innovation“.<br />

Dirk Schaar<br />

d.schaar@vfmz.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 3<br />

Rotor-Clip.indd 1 22.11.<strong>2017</strong> 08:24:42


Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Dezember <strong>2017</strong><br />

INHALT<br />

10<br />

26<br />

48<br />

50 Jahre FVA: Wir blicken mit FVA-Geschäftsführer<br />

Hartmut Rauen in die Vergangenheit<br />

und Zukunft der Gemeinschaftsforschung<br />

Fail-Safe-Prinzip: Damit der Roboterarm<br />

nicht zittert, halten Sicherheitsbremsen<br />

Robotergelenke zuverlässig in Position<br />

Keine Abgase: Wassertaxis in Venedig sind<br />

dank Hochleistungszahnriemen umweltfreundlich<br />

auf dem Wasser unterwegs<br />

EDITORIAL<br />

3 Sharing Drive Innovation<br />

MAGAZIN<br />

6 Märkte, Unternehmen, Personalien und Veranstaltungen<br />

50 JAHRE FORSCHUNGSVEREINIGUNG<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

9 FVA feiert 50 Jahre Gemeinschaftsforschung für die<br />

Antriebstechnik<br />

10 Ein Gespräch mit Hartmut Rauen zum Jubiläum<br />

13 Weggefährten gratulieren der FVA<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

20 TITEL Antriebsbaukasten ermöglicht neue Wege der<br />

Brückeninspektion<br />

22 Wie sich LMT Tools für die zukünftigen Anforderungen an<br />

Verzahnungswerkzeuge rüstet<br />

24 Produkt-Highlights<br />

KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

26 Zuverlässige Leichtbaubremsen für anspruchsvolle Einsätze<br />

KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

42 Technischer Handel: weg von der Preiszentrierung, hin zur<br />

Nutzenbetrachtung<br />

44 Produkt-Highlights<br />

SPECIAL KETTEN, RIEMEN & CO.<br />

46 Polyurethan-Hochleistungszahnriemen sorgt für den<br />

richtigen Antrieb in Regalbediengerät<br />

48 Zahnriemen treibt Wassertaxis in Venedig an<br />

50 Antriebsketten – weniger Ausfallzeiten bei anspruchsvollen<br />

Anwendungen<br />

52 Regelmäßige Wartung erhöht die Lebensdauer von<br />

Antriebsriemen<br />

FORSCHUNG & ENTWICKLUNG<br />

55 Sensorlose Regelung zur aktiven Schwingungsdämpfung in<br />

Antrieben mit ASMKL<br />

RUBRIKEN<br />

40 Inserentenverzeichnis<br />

47 Impressum<br />

67 Vorschau auf Heft 1-2/2018<br />

28 Rücklaufsperren für Förderbandanlagen optimal auswählen<br />

und montieren<br />

31 Produkt-Highlights<br />

STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

32 Motormodule steuern Rollenantriebe im Verborgenen<br />

34 Welche Vorteile bringen Stillstandswächter in<br />

Hochgeschwindigkeits-Fräsmaschinen?<br />

37 Produkt-Highlights<br />

ELEKTROMOTOREN<br />

38 Servopumpe setzt auf automatisch geführte Inbetriebnahme<br />

40 Produkt-Highlights<br />

ANZEIGE<br />

19174<br />

<strong>12</strong><br />

Getriebe und<br />

Getriebemotoren<br />

Antriebsbaukasten ermöglicht neue<br />

Wege der Brückeninspektion<br />

Steuern und Automatisieren<br />

Vorteile von Stillstandswächtern<br />

in Fräsmaschinen<br />

Elektromotoren<br />

Servopumpe setzt auf automatisch<br />

geführte Inbetriebnahme<br />

Special: Ketten, Riemen & Co.<br />

Warum sind diese Antriebselemente<br />

so wichtig?<br />

ANT_AG_<strong>2017</strong>_<strong>12</strong>_001 1 28.11.<strong>2017</strong> 11:43:13<br />

TITELBILD<br />

Terex MHPS GmbH,<br />

Düsseldorf<br />

4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


Wirliefern<br />

Qualität.<br />

Der beste Nutzen<br />

zum besten Preis<br />

Lieferanten gibt es viele. Die beste Wahl treffen<br />

Sie mit dem Technischen Handel.<br />

Technische Händler bieten ihren Kunden starke Marken, starke Technik<br />

und einen starken Service. Dazu arbeiten sie mit den leistungsfähigsten<br />

Herstellern zusammen, deren Produkte sie nicht nur der Artikelnummer<br />

nach kennen.<br />

Und der Technische Handel leistet noch einiges mehr: Mehr technische<br />

Beratung, mehr Schulungen und mehr Sicherheit durch geprüfte Qualität.<br />

Größere Mehrwerte in der Beschaffung bietet keine andere Bezugsquelle.<br />

www.vth-verband.de<br />

www.tectop-vth.de<br />

www.vth-qualitaetspartner.de


MAGAZIN<br />

Sick öffnet Schnittstelle – Baumer<br />

implementiert Hiperface DSL<br />

Sick hat die bisher proprietäre Schnittstelle Hiperface DSL geöffnet<br />

und sie damit Anbietern von Motor-Feedback-Systemen zugänglich<br />

gemacht. Nun implementiert Baumer Hiperface DSL. Weitere Sensorhersteller<br />

wollen die Einkabeltechnik ebenfalls einsetzen, die<br />

Gespräche hierzu laufen bereits. Der international gesetzte Standard<br />

ist in der Einkabeltechnik eine weltweit etablierte digitale<br />

Schnittstelle. Sie erfüllt die Voraussetzungen für die zustandsorientierte<br />

Instandhaltung von Maschinen im Umfeld von Industrie 4.0.<br />

Hiperface DSL entspricht dem Standard RS485 und ermöglicht in<br />

Servoantriebssystemen eine störsichere Datenübertragung zwischen<br />

Regler und Motor über zwei Adern, die in das bis zu 100 m lange<br />

Motorkabel integriert sind. Die Schnittstelle unterstützt die Funktionalität<br />

des elektronischen Typenschilds zur automatischen<br />

Reglerparametrierung. Informationen, z. B. eine Übersicht der<br />

Regler- und Motorenhersteller, die Hiperface DSL bereits einsetzen,<br />

gibt es unter www.hiperfacedsl.de.<br />

www.sick.de<br />

Kongresse zu Sensoren und Messsystemen<br />

für das Internet der Dinge<br />

Sensoren und Sensorsysteme für das Internet der Dinge stehen im<br />

Mittelpunkt zweier Kongresse, die die Messe Sensor+Test in Nürnberg<br />

im Juni 2018 begleiten: Die ETTC2018 European Test and<br />

Telemetry Conference und die 19. ITG/GMA-Fachtagung Sensoren<br />

und Messsysteme. Unternehmen und Institute können ab sofort<br />

Beiträge einreichen. Die ETTC2018 ist eine internationale Plattform<br />

für Telemetrie, Telecontrol, Test-Instrumentierung und Datenverarbeitung.<br />

Sie findet seit 2014 im Zwei-Jahres-Rhythmus parallel<br />

und in Zusammenarbeit mit der Sensor+Test statt. In Halle 2 können<br />

Unternehmen und Institute ihre Innovationen, Produkte, Technologien<br />

oder Dienstleistungen zu diesen Themen präsentieren.<br />

Weitere Informationen zu den Möglichkeiten einer Beteiligung als<br />

Aussteller sowie der Call for Papers für die Konferenz finden sich<br />

auf den Webseiten www.ettc2018.org und www.sensor-test.de/direkt/ettc2018.<br />

Die ITG/GMA-Fachtagung findet am 26. und 27. Juni<br />

2018 von der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE (ITG)<br />

in Zusammenarbeit mit der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und<br />

Automatisierungstechnik (GMA) statt. Der Call for Papers für sie<br />

steht unter www.sensor-test.de/kongresse.<br />

www.ama-service.com<br />

Nord Drivesystems in der Slowakei feiert<br />

20-jähriges Jubiläum<br />

Im Oktober <strong>2017</strong> feierte<br />

Nord-Pohony, s.r.o., die<br />

slowakische Niederlassung<br />

von Nord Drivesystems, ihr<br />

20-jähriges Jubiläum. 1997<br />

wurde das Unternehmen in<br />

Bratislava mit anfangs zwei<br />

Mitarbeitern als Tochtergesellschaft<br />

der Getriebebau<br />

Nord GmbH gegründet.<br />

2015 verzeichnete Nord-Pohony acht Mitarbeiter, drei Filialen und<br />

einen Gesamtumsatz von 4,3 Mio. EUR. Im Jahr 2001 wurde das<br />

zweite Büro in Ružomberok eröffnet, das in diesem Jahr einen<br />

Rekordumsatz aufwies. Nur ein Jahr später folgte das dritte Vertriebsbüro<br />

in Košice im Osten der Slowakei. Nord-Pohony bietet<br />

das gesamte Service-Portfolio von Nord Drivesystems an und bedient<br />

eine Reihe langfristiger Kunden mit hohem Umsatz.<br />

Anlässlich des Jubiläums fand am 20. Oktober <strong>2017</strong> eine Feier im<br />

Hotel Elizabeth in Trenčín statt. Unter den Gästen waren neben<br />

Kunden auch die Geschäftsführer der Nord-Niederlassungen in<br />

Österreich, der Tschechischen Republik und Ungarn sowie Nord<br />

Drivesystems CEO Ullrich Küchenmeister. Nord-Pohonys Geschäftsführer<br />

Jozef Královič ist optimistisch, das Unternehmen in<br />

den kommenden 20 Jahren noch erfolgreicher zu machen. Als<br />

Gründe dafür nennt er das Vertrauen in seine Angestellten und ihre<br />

Erfahrung, sowie das hohe Niveau an professioneller Unterstützung,<br />

das Nord-Pohony seinen Kunden bietet.<br />

www.nord.com<br />

Gefran steigert Umsatz und Gewinn<br />

Der italienische Automations- und Antriebsspezialist Gefran hat in<br />

den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres <strong>2017</strong> seinen Umsatz<br />

um 6,9 % auf 94,15 Mio. EUR gesteigert. Der Gewinn betrug etwas<br />

über 6 Mio. EUR im Vergleich zu rd. 1 Mio. EUR im Vorjahr. In den<br />

Sparten Sensoren und Automationskomponenten verzeichnete das<br />

Unternehmen ein Umsatzplus von 6,3 Mio. EUR (+ 16,9 %) und<br />

2,3 Mio. EUR (+ 9,7 %). Im Bereich Antriebstechnik wiederum<br />

schrumpfte der Umsatz auf rd. 2,6 Mio. EUR (– 8,6 %). „Für die relative<br />

Abschwächung der Volumina ist der saisonale Charakter<br />

unseres Geschäftsfelds verantwortlich, das traditionell in der zweiten<br />

Jahreshälfte weniger aktiv ist“, sagte CEO Alberto Bartoli. „Diese<br />

Entwicklung hatten wir bereits im Halbjahresbericht vorgesehen.“<br />

Für das Gesamtjahr werde weiter ein Umsatzwachstum von 6 % und<br />

eine operative Marge angestrebt, die leicht über den zu Jahresbeginn<br />

gesetzten Zielen liege: ein Ebitda von <strong>12</strong> % und ein Ebit von 6 %.<br />

www.gefran.com<br />

6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


MAGAZIN<br />

Ebm-Papst eröffnet zweiten Bauabschnitt<br />

Die Ebm-Papst Gruppe hat den zweiten Bauabschnitt (15 Mio. EUR<br />

Investition) seines Werkes in St. Georgen-Hagenmoos fertiggestellt.<br />

Auf einer Gesamtfläche von 15 000 m² werden täglich tausende Motoren<br />

und Elektronikbaugruppen für die industrielle Antriebstechnik<br />

produziert. Durch den Erweiterungsbau wurden zudem Flächen für<br />

Logistik und Verwaltung geschaffen. „Dass unsere Investitionen vor<br />

Ort verbleiben, ist für uns ein Bekenntnis zur Region und dem Standort<br />

Deutschland“, erklärt Stefan Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Ebm-Papst Gruppe. Ein Highlight des Neubaus ist ein<br />

modernes Energiekonzept, das sich in die Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategie<br />

einfügt, die Ebm-Papst seit Jahren verfolgt. So bilden<br />

zwei Eisspeicher mit jeweils 500 m³ Fassungsvolumen die zentrale<br />

Wärme- und Kältequelle. So lassen sich 63 % CO 2<br />

-Einsparungen im<br />

Vergleich zu einem konventionellen Energie-konzept erzielen.<br />

Harmonic Drive mit neuer Führungsspitze<br />

Bereits seit dem 1. Juni <strong>2017</strong> verantwortet das neue Vorstandsmitglied<br />

Norimitsu Ito (Bild) den Bereich Operations (Supply Chain/<br />

Produktion) bei Harmonic Drive in Limburg a. d. Lahn. Getroffen<br />

hat das Unternehmen die personelle Entscheidung vor dem Hintergrund,<br />

die Marke<br />

Harmonic Drive<br />

noch stärker international<br />

auszurichten.<br />

Ito ergänzt die bislang<br />

zweiköpfige<br />

Führungsspitze aus<br />

Ekrem Sirman und<br />

Masanao Kobayashi;<br />

bereits zu Beginn des<br />

Jahres ist die Harmonic<br />

Drive Systems<br />

Inc., Japan, alleiniger<br />

Gesellschafter der<br />

Harmonic Drive AG geworden. Als ein wesentliches Ziel seiner<br />

Arbeit bezeichnet Ito den Ausbau des Transfers von Produktions-<br />

Know-how zwischen der japanischen Muttergesellschaft und der<br />

deutschen Tochter; zudem will er bestehende Produktionslinien<br />

erweitern, Produktionsflächen vergrößern und Produktstückzahlen<br />

erhöhen. Insbesondere mit Blick auf die Produktionsfähigkeiten im<br />

Bereich Kreuzrollenlager sieht Ito großes Potenzial: „Zukünftig<br />

werden wir auch vermehrt eigene Kreuzrollenlager anbieten und so<br />

die Qualität unserer Produkte weiter verbessern“.<br />

www.harmonicdrive.de<br />

www.ebmpapst.com<br />

Industrie 4.0: Kooperation mit<br />

Forschungszentrum<br />

Seit mehr als einem Jahr ist Aventics Partner des Centrum Industrial<br />

IT (CIIT) in Lemgo. Erste Projekte sind bereits abgeschlossen:<br />

Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut vor Ort wurde eine Studie<br />

erstellt, wie Aventics Industrie 4.0 optimal umsetzen könnte. Ein<br />

KAPP NILES gratuliert der FVA zum 50-jährigen Jubiläum!<br />

zweites Projekt lief mit der Firma Boge Kompressoren zum Thema<br />

intelligente Stromnetze. Boge will mit seinen Kompressoren ein intelligentes<br />

Druckluftnetzwerk entwickeln – Aventics hatte die Pneumatik<br />

dazu. Demnächst soll die Zusammenarbeit mit Entwicklern<br />

und Forschern der CIIT-Partner ausgebaut werden. Aventics will<br />

sich dabei auf Industrie-4.0-Aktivitäten konzentrieren. Dabei soll es<br />

um Anomalieerkennung auf Komponentenebene und Konzepte<br />

zur Integration von Komponenten verschiedener Hersteller zu vernetzten<br />

Systemen gehen. Im CIIT betreiben Partner aus Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Forschung gemeinsam Grundlagenforschung<br />

und entwickeln Produkte bis zur Marktreife.<br />

www.aventics.com<br />

KAPP NILES ist ein weltweit führender<br />

Hersteller von Schleifmaschinen und<br />

Werkzeugen zur Feinbearbeitung von<br />

Verzahnungen und Profilen und ist<br />

mit der dazugehörigen hochgenauen<br />

Messtechnik Ihr Partner für Produktionslösungen.<br />

Technologien aus dem Hause KAPP NILES<br />

garantieren gleichermaßen Präzision und<br />

Wirtschaftlichkeit für die Herstellung<br />

höchst anspruchsvoller Bauteile.<br />

KAPP NILES bringt präzise Bewegung in<br />

Kundenprojekte – zu Lande, zu Wasser<br />

und in der Luft.<br />

Callenberger Str. 52 | 96450 Coburg<br />

info@kapp-niles.com | www.kapp-niles.com


MAGAZIN<br />

Werkzeugmaschinenbau:<br />

Turnaround eingeläutet<br />

Der Auftragseingang der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie<br />

ist im dritten Quartal <strong>2017</strong> im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um<br />

13 % gestiegen, wie der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

(VDW) mitteilt. Dabei zogen die Inlandsbestellungen um<br />

31 % an, die Auslandsorders wuchsen um 5 %. In den ersten neun<br />

Igus unterstützt Schülerteam bei<br />

Roboterolympiade<br />

Bei der World Robot Olympiade (WRO) im November in Costa Rica<br />

hat der Motion-Plastics-Spezialist Igus das Schülerteam Robo TV<br />

vom Paul-Klee-Gymnasium in Overath unterstützt. Lukas Zink,<br />

Christian Weyers und Alexander Albers hatten sich im regionalen<br />

und im deutschen Vorentscheid qualifiziert. Bei dem Wettkampf<br />

Monaten des Jahres zusammen stieg der Auftragseingang um 3 %,<br />

die Inlandsaufträge verloren dabei 2 %, während der Auslandsauftragseingang<br />

um 5 % stieg. „Die gute Entwicklung unserer<br />

Bestellungen zeigt sich noch ausgeprägter am aktuellen Rand“, so<br />

VDW-Geschäftsführer Wilfried Schäfer. Allein im September waren<br />

die Bestellungen in allen drei Aggregaten zweistellig gestiegen,<br />

gerade die Inlandsbestellungen schossen mit einem Plus von 46 %<br />

nach oben und machten damit die bisherigen Jahresverluste <strong>2017</strong><br />

in nur einem Monat fast wett. „Nicht zuletzt sehen wir den Effekt<br />

der EMO Hannover, die Aufträge mit einem erheblichen Volumen<br />

angestoßen hat.“<br />

www.vdw.de<br />

Nord gewinnt Vanderlande Supplier Award<br />

Nord Drivesystems wurde<br />

der Vanderlande Supplier<br />

Award <strong>2017</strong> verliehen. Ausgezeichnet<br />

wurde das Unternehmen<br />

für seine hervorragende<br />

operationelle<br />

Exzellenz und Supply-<br />

Chain-Reaktionsfähigkeit,<br />

die große Innovationsfähigkeit<br />

und -geschwindigkeit<br />

des Unternehmens sowie<br />

seine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Vanderlande Industries ist weltweit<br />

einer der führenden Generalunternehmer für die Prozessautomation<br />

im Lagerbereich sowie globaler Marktführer für die wertoptimierte<br />

Automation logistischer Prozesse an Flughäfen und im<br />

Paket- sowie Distributionsmarkt. Nord Drivesystems arbeitet als<br />

Experte für maßgeschneiderte Antriebstechnik seit Jahren eng mit<br />

Vanderlande Industries zusammen. Jan-Christoph Block, Director<br />

of Regional Management bei Nord, sieht die Auszeichnung als<br />

großen Erfolg: „Wir liefern seit Jahren Antriebstechnik an Vanderlande<br />

und unser Beitrag zu vielen erfolgreichen Großprojekten<br />

erfüllt uns mit Stolz. Der Award motiviert uns die bestehende<br />

Geschäftsbeziehung tatkräftig auszubauen und uns gemeinsam<br />

neuen Herausforderungen in der Intralogistik zu stellen.“<br />

www.nord.com<br />

werden Roboter aus Lego selbst gebaut und programmiert. Dann<br />

wird mit ihnen eine definierte Aufgabe erfüllt. In diesem Jahr<br />

beschäftigten sich alle Aufgaben mit erneuerbaren Energien. Aus<br />

zwei Lego-Rahmen und zwei Kunststoffbausteinen galt es, eine<br />

Windturbine zu bauen. Für die Olympiade wurde der Roboter komplett<br />

neu gebaut. Bei Ankunft in Costa Rica mussten die Schüler den<br />

Roboter zunächst ohne Hilfsmittel komplett neu zusammenbauen.<br />

Anschließend wurde die Software an die Gegebenheiten vor Ort<br />

angepasst. Im letzten Jahr platzierte sich das Team im oberen Drittel<br />

der Junior-Klasse. In der Senior-Klasse starten die drei Jungen neu<br />

und schafften es, ihre Platzierung mit dem 21. Platz von 75 Teilnehmern<br />

um acht Plätze gegenüber dem Vorjahr zu verbessern.<br />

Projekte wie Robo TV sponsert Igus im Rahmen des „Young Engineers<br />

Support“ (yes).<br />

www.igus.de<br />

Einstellbarer Stoßdämpfer für<br />

Unfallsimulator<br />

In einem Unfallsimulator des Polizeipräsidiums<br />

Mittelhessen kommen einstellbare<br />

Industriestoßdämpfer von ACE zum<br />

Einsatz. Das Gerät demonstriert z. B. bei<br />

Schul-Aktionstagen, welche Kräfte schon<br />

bei Unfällen mit 5, 10 oder 15 km/h auf<br />

Fahrzeug und Insassen einwirken. Mit<br />

ihm soll verdeutlicht werden, wie wichtig<br />

das Anschnallen ist. Der Stoßdämpfer<br />

vom Typ MA64150EUM hilft dabei, sowohl<br />

Leerfahrten als auch unterschiedlich<br />

schwere Passagiere und Geschwindigkeiten<br />

angepasst abzubremsen. Mit einer<br />

speziellen Dichtungstechnik, einem<br />

gehärteten Führungslager und integriertem<br />

Festanschlag eignet er sich auch für<br />

Extremsituationen.<br />

www.ace-ace.de<br />

8 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


50 JAHRE I FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK<br />

Mit vereinten Kräften Zukunft gestalten<br />

FVA feiert 50 Jahre Gemeinschaftsforschung für die Antriebstechnik<br />

Die Antriebstechnik gehört zu den faszinierendsten Bereichen unserer Industrie. Sie ist der<br />

Motor für Entwicklung, Fortschritt, Leben und Zukunft. Und sie bedeutete schon vor<br />

50 Jahren die große Leidenschaft für acht Unternehmen, die diese Technik noch schneller<br />

voranbringen wollten: durch mehr Wissen, mehr Effizienz und mehr Innovationen. Das war<br />

die Geburtsstunde der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e. V.<br />

Die Forschungsvereinigung Antriebstechnik e. V. (FVA) hat es<br />

sich als gemeinnütziger Verein zur Aufgabe gemacht, die<br />

Antriebstechnik durch vorwettbewerbliche, gemeinschaftliche<br />

Forschung und Vernetzung weiterzuentwickeln und die Grundlage<br />

für firmenspezifische Innovationen zu schaffen. Seit 1967 hat diese<br />

Leidenschaft immer mehr Unternehmen in ihren Bann geschlagen:<br />

Aus acht Gründungsfirmen ist heute eine starke Forschungsgemeinschaft<br />

mit über 200 Mitgliedsfirmen und 100 Forschungsinstituten<br />

geworden, die beständig weiterwächst. 2 000 Industrieexperten<br />

und über 300 wissenschaftliche Mitarbeiter bilden die<br />

Grundlage des Netzwerks und profitieren von der erfolgreichen<br />

Zusammenarbeit. Damit ist die FVA das weltweit größte und<br />

führende Forschungs- und Innovationsnetzwerk für Antriebstechnik.<br />

Deutschland wurde so zur führenden Antriebstechnik­<br />

Nation der Welt.<br />

Gemeinsam an die Spitze<br />

In diesem Jahr feiert die FVA nun ihr 50-jähriges Bestehen und kann<br />

damit stolz zurück auf 50 Jahre erfolgreiche Gemeinschaftsforschung<br />

in der Antriebstechnik blicken. Das sind gleichzeitig fünf<br />

Jahrzehnte Fortschritt in der mechanischen, elektromechanischen<br />

und elektrischen Antriebstechnik. Dies spiegelt sich auch in beeindruckenden<br />

Zahlen wider: In all den Jahren hat die FVA insgesamt<br />

1 467 Forschungsprojekte erfolgreich realisiert – mit einem finanziellen<br />

Volumen von rd. 230 Mio. EUR. Die FVA stellte dabei rund<br />

90 Mio. EUR über Fördermittel zur Verfügung, die Mitgliedsfirmen<br />

finanzierten mit ihren Mitgliedsbeiträgen den Restbetrag von<br />

140 Mio. EUR. Zugleich konnten tausende junger Nachwuchswissenschaftler<br />

mithilfe dieser Projekte anwendungsnah und zukunftsorientiert<br />

ausgebildet werden. „Diesen Erfolg wollen wir auch<br />

für die Zukunft sicherstellen. Zum Jubiläum haben wir daher einen<br />

intensiven Strategieprozess abgeschlossen, den wir gemeinsam im<br />

Netzwerk erarbeitet haben“, erklärt Dr. Arbogast Grunau, Vorsitzender<br />

des Vorstands, die strategische Ausrichtung. „Die Welt verändert<br />

sich rasant, Herausforderungen wie Digitalisierung, Vernetzung,<br />

Elektrifizierung und Internationalisierung kommen auf uns zu. Nur<br />

durch Veränderung kann die FVA auch weiterhin als weltweit führendes<br />

Forschungs- und Innovationsnetzwerk der Antriebstechnik<br />

die Zukunft erfolgreich gestalten – zum Nutzen aller Mitglieder.“<br />

Vernetzung schafft Synergie<br />

Die FVA verzahnt die besten Köpfe aus Industrie und Wissenschaft,<br />

sie sorgt dafür, dass das Forschungswissen schnellstmöglich bei<br />

den Mitgliedsfirmen zur Anwendung kommt und schafft so Synergien<br />

für alle Beteiligten. Wenn es um Vernetzung und Wissenstransfer<br />

geht, spielen Veranstaltungen eine wichtige Rolle. <strong>2017</strong> konnte<br />

die FVA mit ihren Kongressen Getpro und E-Motive, mit der Informationstagung<br />

und zahlreichen Seminaren zur Antriebstechnik<br />

insgesamt über 1 400 Menschen zusammenbringen.<br />

Gemeinschaftliche Forschung bedeutet jedoch nicht nur die Vereinigung<br />

von finanziellen Mitteln. Sie erfordert auch darüber hinaus<br />

ein großes Engagement der Unternehmen und vieler einzelner Personen<br />

sowie eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der<br />

Unternehmen und der Forschungsinstitutionen. „Der Erfolg der<br />

Vergangenheit basiert auf diesem großen und starken Zusammenhalt<br />

der Gemeinschaft – und er ist auch die Basis für eine erfolgreiche<br />

Zukunft“, erklärt Geschäftsführer Hartmut Rauen.<br />

Die Redaktion <strong>antriebstechnik</strong> wünscht ihrem langjährigen<br />

Partner FVA alles Gute zum Jubiläum, viel Erfolg für die Zukunft<br />

und immer die richtigen Ideen in Forschung und Entwicklung!


FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK I INTERVIEW<br />

01 Hartmut Rauen: „Die FVA hat<br />

einen wesentlichen Beitrag zur<br />

Innovationsfähigkeit der deutschen<br />

Antriebstechnik in Industrie und<br />

Wissenschaft geleistet.“<br />

„Antriebstechnik steht im<br />

Zentrum des Fortschritts“<br />

Ein Gespräch mit Hartmut Rauen zum 50-jährigen Jubiläum<br />

der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />

In diesem Jahr feiert die Forschungsvereinigung Antriebstechnik e. V. ihr 50-jähriges<br />

Bestehen. Chefredakteur Dirk Schaar nahm das zum Anlass, sich mit FVA-Geschäftsführer<br />

Hartmut Rauen, über das Besondere des Vereins, die Vergangenheit, aber vor allem die<br />

Zukunft der Gemeinschaftsforschung zu unterhalten.<br />

10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


INTERVIEW I FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK<br />

50 Jahre FVA – ein großes Jubiläum für die<br />

antriebstechnische Gemeinschaftsforschung<br />

in Deutschland. Was macht Sie<br />

besonders stolz, diesen runden<br />

Geburtstag feiern zu dürfen?<br />

Die FVA hat über die vergangenen 50 Jahre<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Innovationsfähigkeit<br />

der deutschen Antriebstechnik<br />

in Industrie und Wissenschaft geleistet.<br />

Tausende von Nachwuchswissenschaftlern<br />

wurden mithilfe von FVA-Projekten anwendungsnah<br />

und zukunftsorientiert ausgebildet.<br />

Das gemeinsame Forschen zwischen<br />

Industrie und Wissenschaft macht<br />

Deutschland zum führenden Innovationsstandort<br />

der Antriebstechnik. Dies bildet<br />

die Basis der Technologieführerschaft der<br />

vielleicht wichtigsten Zulieferbranche der<br />

deutschen Industrie.<br />

Vor genau zehn Jahren sagte der damalige<br />

Vorsitzende der FVA zu unserer Zeitschrift,<br />

dass es wohl kein anderes Forschungsinstrument<br />

des Bundes gibt, das mit so<br />

wenigen Mitteln einen so hohen Nutzen<br />

generiert. Beweisen konnte er es nicht.<br />

Wie sieht das heute aus, ist das immer<br />

noch so oder auch gefühlt immer noch so?<br />

Die Industrielle Gemeinschaftsforschung<br />

(IGF), die aus Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

und der Industrie<br />

realisiert wird, stellt in der Tat ein höchst<br />

effizientes Forschungsinstrument des<br />

Bundes dar. Einerseits wird durch ein Ausschreibungsverfahren<br />

unter besten Forschungsstätten<br />

das bestgeeignete Angebot<br />

ausgesucht. Andererseits ist der Hebel des<br />

Wissenstransfers enorm groß, weil nicht<br />

nur wenige Mitglieder eines Projektverbundes<br />

am Know-how partizipieren, sondern<br />

schon während der Laufzeit die gesamte<br />

FVA-Community – also hunderte von Unternehmen<br />

und Wissenschaftler eingebunden<br />

werden. Zudem wird der Transfer des<br />

Wissens über Kongresse, Weiterbildung<br />

und die Einbettung in eine Rahmensoftware,<br />

die FVA-Workbench, deutlich erhöht.<br />

Mit den Mitteln der Industriellen Gemeinschaftsforschung<br />

ist es möglich, nachhaltige<br />

Innovationsnetzwerke aufzubauen, mit<br />

wenigen Millionen Invest pro Jahr. Am<br />

Gesamthaushalt der AiF in Höhe von<br />

139,3 Mio. Euro partizipierten 2016 100 Forschungsvereinigungen<br />

und damit einhergehend<br />

ca. 50 000 Unternehmen. Die FVA<br />

partizipiert hieran sehr gut mit zuletzt<br />

6,9 Mio. Euro AiF-Mitteln. Unsere Industrie<br />

ist engagiert in der FVA aktiv, die 210 Mitglieder<br />

investierten <strong>2017</strong> in den Gremien<br />

ca. 6 000 Manntage. Dieses enge interne<br />

Miteinander von Industrie und Wissenschaft<br />

mit so wenigen öffentlichen Mitteln<br />

nachhaltig zu organisieren, schafft kein<br />

anderes Förderinstrument des Bundes.<br />

50 Jahre sind eine lange Zeit, in der<br />

viele Technologien und Ideen entstanden<br />

sind. Welche Schritte waren für Sie die<br />

wichtigsten in der FVA in der<br />

Vergangenheit?<br />

Lassen Sie mich drei ganz unterschiedliche<br />

Beispiele nennen. Die FVA kann Fertigungsverfahren,<br />

die mit viel Risiko einhergehen,<br />

zum Durchbruch verhelfen. So hat die<br />

FVA-Community es in ihrer Frühphase<br />

geschafft, das Verfahren des Einsatzhärtens<br />

zu etablieren, was die Leistungsdichte<br />

der Antriebstechnikprodukte wesentlich<br />

erhöhte. Grundlagen der Machbarkeit<br />

wurden verifiziert. Ähnlich wurde mit<br />

langem Atem die Technologie des Carbonitrierens<br />

nach vorne gebracht. FVA-Berichte<br />

standen und stehen auch immer für<br />

den Beweis, dass es geht. Dieses Vertrauen<br />

öffnet Märkte. In einem ganz anderen<br />

Bereich, mit dem Einstieg vor ca. zehn<br />

Jahren in das Thema Elektromobilität hat<br />

sich die FVA frühzeitig zu diesem neuen<br />

Technologiefeld positioniert. Wir ziehen<br />

somit viele Unternehmen und Wissenschaftler<br />

mit, ermöglichen den Wandel im<br />

Antrieb. Weniger ein technologischer, aber<br />

dennoch ein immens wichtiger Schritt für<br />

den nachhaltigen Wissenstransfer in die<br />

Industrie war der Einstieg in die FVA-Workbench<br />

und die Gründung der FVA GmbH<br />

zur Erstellung professioneller Anwendungssoftware<br />

für die Antriebstechnik.<br />

Wir wollen aber gar nicht so lange in die<br />

Vergangenheit schauen: die Welt steht<br />

am Anfang eines neuen technischen<br />

Zeitalters. Digitalisierung und Industrie 4.0<br />

sind die Themen, mit denen wir uns in<br />

Zukunft immer stärker befassen müssen.<br />

Wie muss sich die FVA in diesem Zeitalter<br />

weiterentwickeln?<br />

Die FVA-Ausrichtung fußt im Wesentlichen<br />

auf einem Bottom-up-orientierten Ansatz.<br />

Die meisten Themenvorschläge werden<br />

durch die Industrie und die Wissenschaft<br />

in den Arbeitskreisen generiert. Wir haben<br />

uns ein Bewertungsschema gegeben,<br />

welches die Projektauswahl nach strategischen<br />

Parametern erleichtert und objektiviert.<br />

Die großen Trends liegen auf<br />

der Hand: Elektrifizierung des Antriebsstrangs<br />

in mobilen Fahrzeugen, Digitalisierung<br />

unserer Produktwelten, Industrie<br />

4.0, die intelligente Antriebstechnik –<br />

sprich alle unsere Projekte im Bereich<br />

Sensorik, Leistungselektronik, Mechatronik,<br />

elektrische Antriebstechnik sind<br />

zunehmend wichtig.<br />

Bereits vor zwei Jahren haben Sie sich<br />

intern mit der Strategieinitiative 50+<br />

befasst. Was ist bis heute daraus<br />

geworden?<br />

Der 50+-Prozess wurde rechtzeitig zum<br />

Jubiläum abgeschlossen. Wir haben sehr<br />

viel Aufwand in die Maxime „Nutzengenerierung<br />

für die Mitglieder“ gesteckt.<br />

Es galt, einfache Fragen schlüssig zu beantworten.<br />

Wie schaffen wir es, die richtigen<br />

Projekte in eine effiziente Umsetzung<br />

zu bringen – sprich, die wissenschaftliche<br />

Problemstellung zu lösen und die Ergebnisse<br />

am Arbeitsplatz beim Ingenieur in<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 11


FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK I INTERVIEW<br />

D<br />

ie Industrielle Gemeinschaftsforschung<br />

ist ein höchst effizientes Forschungsinstrument<br />

des Bundes.<br />

Wir möchten das Wissen noch breiter<br />

und noch früher in die Industrie<br />

transferieren.<br />

Die Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />

ist der wichtigste Handlungsraum der<br />

Antriebstechnik.<br />

02 Hartmut Rauen: „Die FVA-Ausrichtung fußt im Wesentlichen auf einem Bottom-up-orientierten Ansatz.“<br />

der Mitgliedsfirma zur Anwendung zu<br />

bringen. Dazu muss man alle Register<br />

ziehen: Neujustierung von Bewertungsparametern,<br />

Beschleunigung der Selektionsprozesse,<br />

andere Mittelverteilung, Verbesserung<br />

des Wissenstransfers. Unser<br />

Vision & Mission-Prozess gibt uns als<br />

Handlungsorientierung Werte mit. Wir<br />

wollen kraftvoll, verbindend und nutzengenerierend<br />

sein und daran unser Handeln<br />

messen. Die neu konstituierten Fachbeiräte,<br />

die die kleiner strukturierten<br />

Arbeitskreise verbinden, müssen anhand<br />

der Nutzengenerierung nun härter um die<br />

Priorisierung ihrer Wunschprojekte ringen.<br />

Es ist ein intensiverer und transparenterer<br />

Diskussionsprozess, bedeutet aber, dass<br />

nicht mehr ein großes 100-Mann-Gremium,<br />

sondern nun fünf kleinere Gremien parallel<br />

in Klausur gehen. Hier werden die Projektentscheidungen,<br />

die letztlich der Wissenschaftliche<br />

Beirat und der Vorstand<br />

fällen, von den Themenexperten vorbereitet.<br />

Wir konnten zudem den gordischen<br />

Knoten zerschlagen, mehr Intensität mit<br />

höherer Geschwindigkeit paaren.<br />

Forschung, Bildung, Digitalisierung –<br />

Themen, die auch im zurückliegenden<br />

Wahlkampf immer wieder auf den Tisch<br />

kamen. Die FVA befasst sich schon immer<br />

damit. Aber was muss noch besser<br />

werden? Wo sehen Sie Ansätze zur<br />

Verbesserung?<br />

In der Bundesregierung haben wir drei<br />

Prioritäten: Erstens die Einführung einer<br />

steuerlichen Forschungsförderung als unbürokratisch<br />

breitenwirksames Instrument,<br />

zweitens den Ausbau der Industriellen<br />

Gemeinschaftsforschung auf mindestens<br />

200 Mio. Euro pro Jahr als das vernetzende<br />

Förderinstrument zwischen Industrie und<br />

Wissenschaft und drittens die Ergänzung<br />

der Forschungsförderung via Verbundprojekte,<br />

um sogenannte „Transferplattformen“,<br />

die es erlauben, die Projekte einer Projektfamilie<br />

– Ausschreibung – stärker untereinander<br />

zu vernetzen und das Wissen breiter<br />

und früher in die Industrie zu transferieren.<br />

Unsere Leser sind Ingenieure und<br />

Techniker: welche Fortschritte erwarten<br />

Sie denn gerade in der Antriebstechnik auf<br />

technologischer Seite?<br />

In den nächsten Jahren wird die Antriebstechnik<br />

sicherlich von der Elektrifizierung<br />

und ihrer Digitalisierung geprägt. Vom<br />

mechatronischen Produkt zum cyberphysikalischen<br />

System mit der Anbindung an<br />

die Cloud ist ein Trend, der uns viele Jahre<br />

bewegen wird. Ebenso die mit der Elektromobilität<br />

einhergehende deutliche Intensivierung<br />

der Innovationsanstrengungen.<br />

Mit der zunehmenden Vernetzungsmöglichkeit<br />

intelligenter Komponenten, steigen<br />

auch die Potenziale für neue Systemansätze<br />

und Geschäftsmodelle. Predictive Mainte­<br />

nance ist hier sicherlich ein bekanntes<br />

Beispiel, aber genauso interessant ist die<br />

Rolle der intelligenten Antriebstechnik für<br />

autonomisierte fahrerlose Transportsysteme,<br />

ob für Mensch oder Material, Pkw oder<br />

Landmaschine. Hier wird die Entwicklung<br />

zügig voranschreiten.<br />

Blicken wir noch zehn Jahre weiter: wie<br />

wird Ihrer Meinung nach die FVA dann<br />

aussehen und welche Rolle für die<br />

Antriebstechnikwelt spielen?<br />

Ich hoffe, dass die FVA in den nächsten<br />

zehn Jahren weiterwächst: Quantitativ mit<br />

einem Mehr an Mitgliedern, sicherlich auch<br />

ein Stück internationaler. Qualitativ mit<br />

einem Ausbau ihrer Aktivitäten im Bereich<br />

der Wissensgenerierung und des Wissenstransfers<br />

und der Art und Weise, wie sie mit<br />

ihrer Community effizient vernetzt arbeitet.<br />

Die Antriebstechnik vereint Kraft, Drehmoment<br />

und Intelligenz in ihren Produkten.<br />

Sie steht im Zentrum des Fortschritts, ist die<br />

Schlüsseltechnologie, welche Leistungsdichte,<br />

Lebensdauer, Energieeffizienz des<br />

Kundenprodukts bestimmt. Verstärkt ist sie<br />

als Industrie 4.0-Komponente auch Datenquelle.<br />

Sie ist das Bindeglied zwischen Stillstand<br />

und Bewegung, zwischen virtueller<br />

Vorstellung und realer Aktion und die FVA<br />

ist ihr wichtigster Handlungsraum.<br />

www.fva-net.org<br />

<strong>12</strong> <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


50 JAHRE I FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK<br />

Zwei Fragen<br />

an den<br />

FVA-Vorstand<br />

Dr.-Ing. Arbogast Grunau ist Vorsitzender der FVA<br />

und Leiter Zentrale Entwicklung der Schaeffler AG<br />

Herr Dr. Grunau, was ist das Besondere an<br />

der FVA?<br />

Die Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />

ist eine ausgezeichnete Plattform für<br />

vorwettbewerbliche Forschung. Hier können<br />

die Mitglieder technische Themen der<br />

Antriebstechnik einbringen. Und zwar die<br />

Themen, von denen sie meinen, dass Wissen<br />

über diese Themen für ihre Zukunft<br />

wichtig ist. Damit haben unsere Mitglieder<br />

die Möglichkeit, ihre branchen- und<br />

firmenorientierten Lösungen auf einer<br />

gesicherten Basis schnell und effizient zu<br />

entwickeln. Weil in der FVA kleine und<br />

große Firmen gemeinsam die Forschungsthemen<br />

lenken, lassen sich Themen bearbeiten,<br />

für die viele Firmen alleine gar<br />

nicht die Finanzkraft hätten. Dadurch dass<br />

für die Forschungsthemen die besten Hochschulinstitute<br />

gewonnen werden können,<br />

stellt die FVA auch die Qualität der Forschung<br />

sicher. Ein gewünschter Nebeneffekt:<br />

Wissenschaftler aus den Hochschulen<br />

bekommen intensiven Industriekontakt<br />

und legen dabei vielfach den Grundstein<br />

für Ihre Industriekarriere.<br />

Welche Rolle spielte und spielt die FVA<br />

gestern, heute und morgen für die<br />

Antriebstechnik?<br />

Dass sich die deutsche Antriebstechnik<br />

eine weltweite Spitzenposition erarbeitet<br />

hat, hat die FVA unterstützt oder vielleicht<br />

sogar erst ermöglicht. Diese Spitzenposition<br />

zu halten und auszubauen,<br />

ist erklärtes Ziel der FVA-Arbeit. Zukünftig<br />

werden in der Antriebstechnik mehr<br />

und mehr die Elektronik und die Digitalisierung<br />

eine gewichtige Rolle spielen.<br />

Zum Beispiel sind die für uns bedeutenden<br />

Themen Industrie 4.0 und Elektromobilität<br />

ohne Elektronik und Digitalisierung<br />

gar nicht denkbar. Mit der Aufnahme<br />

entsprechender Firmen trägt die FVA<br />

diesen bedeutenden Trends Rechnung.<br />

Da viele unserer Mitglieder global agieren,<br />

inzwischen teilweise sogar mit weltweiten<br />

R&D-Aktivitäten, wird auch die<br />

FVA zunehmend internationaler – zuerst<br />

mit einer Öffnung in Richtung Europa<br />

und sicherlich in einigen Jahren auch in<br />

Richtung der amerikanischen und asiatischen<br />

Märkte. Hierbei ist natürlich mit<br />

unseren Mitgliedern die Vorgehensweise<br />

und Geschwindigkeit abzustimmen, damit<br />

die Antriebstechnik in Deutschland<br />

ihre hervorragende Position weiter ausbaut.<br />

All dies ist mit einer Forschungsgemeinschaft<br />

besser möglich als wenn<br />

diese Kräfte der Antriebstechnik nicht<br />

gebündelt würden.<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 13


FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK I 50 JAHRE<br />

„Wirklich etwas Besonderes“<br />

Antriebstechnik ist gelebte Technikphilosophie. Jeden Tag arbeiten unsere Ingenieure daran,<br />

die Bausteine der heutigen Technik-Welt zu optimieren. Erstaunliche Fortschritte werden erzielt<br />

z. B. in der Leistungsdichte, Energieeffizienz, Zuverlässigkeit oder auch einer kostengünstigen<br />

Fertigung mit Industrie 4.0. In den vergangenen Jahren geht sicherlich der Trend hin zu komplexen<br />

mechatronischen Systemen und in die Erweiterung der Berechnungs- und Simulationsmethoden.<br />

Die eigentliche Leistung besteht, glaube ich, in diesem kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

zu dem gerade auch die FVA einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Ich vertraue<br />

auch weiter auf die starke Stellung der Antriebstechnik in Deutschland, ihre Innovationskraft<br />

und Stärke in den globalen, digitalisierten Märkten. Auch in Zukunft wird sie mit ihrem großen<br />

Netzwerk der FVA im VDMA hier eine ganz wesentliche Basis bilden. Das seit Jahrzehnten<br />

eingeübte enge Miteinander von Industrie und Forschung mit ihren Zulieferern und Kunden hat<br />

zu einem extrem leistungsfähigen Innovationssystem in Deutschland geführt. Es sind nicht nur<br />

die neuen Ergebnisse, die immer wieder aus den unzähligen Projekten als Nutzwert anfallen, es sind auch die intensiven<br />

Beziehungsnetzwerke, die unter den Akteuren entstehen. Mir war es immer ein Anliegen, mich in Branchennetzwerke oder<br />

im Dialog zwischen Industrie und Universitäten einzubringen. Dies geschah allem voran in meiner Zeit als FVA-Vorsitzender<br />

aber auch in anderen Bereichen wie heute im Vorstand des bayerischen Cluster Mechatronik & Automation. Die Umsetzung<br />

von Innovationen passiert in Netzwerken und daher ist es wichtig, seinem Umfeld dies auch vorzuleben. Ich gratuliere der<br />

FVA somit zum 50. Jubiläum.<br />

Prof. Dr.-Ing. Manfred Hirt ist Past Präsident der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e. V.<br />

„Nichts an Aktualität verloren“<br />

Als die FVA vor 50 Jahren gegründet wurde – die SKF GmbH war Mitglied im Gründungsausschuss –<br />

stellte sie eine innovative Plattform für den Austausch zwischen Industrie und Wissenschaft dar.<br />

Seither hat sie kontinuierlich den Bedarf an gemeinschaftlicher, vorwettbewerblicher Forschung<br />

ermittelt und wertvolle Investitionen in die Wissensgenerierung getätigt, die den Unternehmen<br />

einen Vorteil im globalen Wettbewerb bescherten. Zudem ist es gelungen, hochqualifizierten<br />

Nachwuchs auf internationalem Spitzenniveau hervorzubringen. Damit wird die FVA ihrem<br />

Anspruch „Wir begeistern Menschen für das Zusammenwirken von Industrie und Wissenschaft“<br />

mehr als gerecht: Sie hat einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die deutsche Antriebstechnik<br />

heute an der weltweiten Spitze steht und guten Grund hat, positiv in die Zukunft zu sehen.<br />

Die gemeinschaftliche, vorwettbewerbliche Forschung hat bis heute nichts an Aktualität verloren.<br />

Neu ist jedoch, dass sich die deutsche Antriebstechnik in einem vereinten Europa neu positionieren<br />

und internationaler werden muss. Dies spiegelt sich in zunehmendem Maße in der Mitgliederstruktur<br />

der FVA wider. Um gemeinsam fit für die Zukunft zu werden, müssen außerdem Megatrends wie z. B. E-Mobilität und<br />

Digitalisierung bearbeitet werden. Nicht zuletzt gilt es, den Anforderungen nach immer kürzeren Entwicklungszeiten Rechnung<br />

zu tragen, damit die FVA-Mission „Wir transformieren unser gemeinsam generiertes Wissen in anwendbaren Nutzen für die<br />

Antriebstechnik“ weitergelebt werden kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir gemeinsam auf einem guten Weg sind und<br />

gratuliere der FVA von ganzem Herzen zum 50-jährigen Jubiläum.<br />

Rüdiger Sontheimer ist Director Business Intelligence and Strategic Account Management bei der SKF GmbH<br />

14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


50 JAHRE I FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK<br />

„Anerkannter Leuchtturm“<br />

Zum 50-jährigen Bestehen der FVA gratuliere ich im Namen der Abteilung Getriebetechnik am<br />

Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen ganz herzlich. Das runde Jubiläum liefert allen<br />

Anlass, stolz auf eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte zurückzublicken. Heute ist die FVA ein<br />

anerkannter Leuchtturm für die Branche. Ich freue mich, dass wir bereits seit dem Bestehen der FVA in<br />

langer und vertrauensvoller Zusammenarbeit einen Beitrag zum heutigen Stellenwert der Vereinigung<br />

leisten durften. Die FVA konsolidiert die Grundpfeiler einer modernen Forschungsvereinigung in<br />

hervorragender und professioneller Form: Austauschforum für die Branche, Steuerorgan für künftige<br />

Innovation, Ausbildungsplattform für den wissenschaftlichen Nachwuchs sowie Wissensmanagement<br />

für Forschungsergebnisse. Insbesondere letzter Punkt stellt eine Schlüsselbefähigung für die Zukunftsfähigkeit<br />

dar. Mit der FVA-Workbench wurde der Schritt zur konsequenten Digitalisierung der Getriebekomponenten<br />

und Berechnungsansätze gegangen. Mit der starken Forschungsinfrastruktur in<br />

Deutschland, den innovativen Mitgliedsfirmen sowie der außergewöhnlichen Plattform der FVA sehe<br />

ich auch für die Zukunft hervorragende Möglichkeiten für die Antriebstechnik. Das WZL steht gerne bereit, auch künftig innovative<br />

Lösungen gemeinschaftlich mit den Mitgliedern zu erarbeiten.<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher ist Lehrstuhlinhaber am Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen<br />

„Ein effizientes Netzwerk“<br />

Die Arbeit in der FVA zeichnet sich durch eine hohe Professionalität und Sachkunde aus. Die Idee, Wissenschaft<br />

und Industrie in einer vorwettbewerblichen Forschungsinitiative zusammenzuführen, hat eine der leistungsfähigsten<br />

Forschungsgemeinschaften hervorgebracht – um die uns viele beneiden.<br />

Die FVA ist sicher ein bedeutender Bestandteil der Erfolgsgeschichte des deutschen<br />

Maschinenbaus. Das Netzwerk aus Industrie und Wissenschaft bietet eine kreative<br />

Basis, um Dinge neu zu denken und neue Grundlagen zu erforschen. Die neuen<br />

Herausforderungen, die uns in der technischen Entwicklung nun begegnen wie<br />

E-Mobility, Digitalisierung usw., werden in der FVA in einem geordneten Roadmap-<br />

Prozess zusammengeführt und münden in einer Strategieinitiative, um die FVA-<br />

Kapazitäten und -Fähigkeiten neu auszurichten und ggfs. auch zu erweitern. Hier<br />

zeigt sich, dass die Breite der Expertise aus Wissenschaft und Industrie einen solch<br />

anspruchsvollen Prozess sehr erfolgreich gestaltet, nicht zuletzt auch durch die<br />

engagierte Begleitung durch das Team der FVA-Geschäftsstelle. Die FVA ist ein<br />

effizientes Netzwerk – eins, das zudem noch viel Freude macht.<br />

Dr. Lutz Lindemann ist Vorstandsmitglied der Fuchs Petrolub SE<br />

„Eine tragfähige Verbindung“<br />

Ich freue mich, der FVA auch im Namen der Mitarbeiter des Gründungsmitglieds Flender die herzlichsten<br />

Glückwünsche zum 50-jährigen Bestehen zu übermitteln. Bei Flender und Winergy haben wir von<br />

Beginn an eine tragfähige Verbindung zur FVA aufgebaut. In Kombination<br />

mit unseren Betriebserfahrungen und weiteren eigenen Forschungsaktivitäten,<br />

bilden die Forschungsergebnisse der FVA die Basis für viele Details<br />

unserer Konstruktionen und damit für unsere bekannte Zuverlässigkeit.<br />

Diese Aussage könnte so oder ähnlich von vielen der mittlerweile über<br />

200 Mitgliedsfirmen der FVA getroffen werden. Daran kann man den hohen<br />

Stellenwert der Ergebnisse für die Antriebstechnik als Ganzes festmachen.<br />

Die Aufgabe der FVA wird es sein, ihre Stärken im Bereich der Mechanik<br />

weiter zu entwickeln und gleichzeitig neue Branchentrends wie die Digitalisierung<br />

oder das Internet der Dinge zu unterstützen. Wenn dies gelingt,<br />

wird die FVA auch in Zukunft eine tragende Rolle für die deutsche Antriebstechnik<br />

spielen.<br />

Dr. Andreas Klein ist Vice President Engineering der Flender GmbH<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 15


FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK I 50 JAHRE<br />

„Globalisierung erfordert Anstrengungen“<br />

Als jahrzehntelanger Forschungspartner der FVA kann ich nur meine Glückwünsche zu diesem<br />

herausragenden Geburtstag ausdrücken und für die Zukunft weiter Erfolg wünschen. Das<br />

Besondere der FVA ist – und das zeichnet sie weltweit aus – die vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen der Industrie und den Forschungsstellen. Vertrauen kann man sich nur in langjähriger<br />

Zusammenarbeit erarbeiten. Hierzu tragen beide Partner bei. Die Industriefirmen müssen<br />

bereit sein, ihre Probleme unabhängig vom Konkurrenzdruck offen zu formulieren und um<br />

Lösungen durch die Forschungsinstitute anzufragen. Die offene Diskussion der Fragestellungen<br />

und der Lösungsvorschläge führen zu einer Teamarbeit, um die die FVA weltweit beneidet wird.<br />

Kopien der FVA in anderen Ländern waren bisher nicht erfolgreich. Als Pensionär kann ich der FVA<br />

nur empfehlen – bei allen notwendigen Änderungen und Verbesserungen in den Prozessen –<br />

diese Basis der vertrauensvollen und offenen Zusammenarbeit zwischen der Industrie und den<br />

Forschungsstellen nicht zu gefährden. Verbesserungen sind immer möglich und sollten auch<br />

umgesetzt werden. Da ist zum einen die durch die Digitalisierung mögliche Verschlankung und Beschleunigung der Informationsprozesse<br />

innerhalb der Organisation – und auch mit den Geldgebern wie AIF oder direkt mit den Ministerien der Länder<br />

oder des Bundes – zügig anzugehen und damit die Zeit zwischen der Idee und dem Beginn der Bearbeitung zu verkürzen.<br />

Nachdem wir weltweit die „Besseren“ sind, müssen wir auch die „Schnelleren“ werden, sonst werden wir eingeholt und<br />

schlimmstenfalls überholt. Die Globalisierung fordert von uns erhöhte Anstrengung für die Reduzierung der gesamten<br />

Bearbeitungszeit: Schneller von der Idee bis zum Ergebnis des Forschungsprojektes. Mein Fazit für die FVA in der Zukunft:<br />

Weiter so in der vertrauensvollen und offenen Zusammenarbeit der Partner und eine Steigerung der Bearbeitungsgeschwindigkeit<br />

in der neuen digitalisierten Umwelt. Nochmals die besten Glückwünsche an die FVA zum 50. Geburtstag.<br />

Prof. Dr. Bernd-Robert Höhn ist Emeritus des Lehrstuhls für Maschinenelemente der TU München<br />

„Es ist Großes entstanden“<br />

Für ein mittelständisches Familienunternehmen wie Wittenstein ist es elementar, auf die<br />

Erkenntnisse der Gemeinschaftsforschung zugreifen und darauf aufbauen zu können. Über<br />

das FVA-Netzwerk erhalten wir Zugang zu einer Vielzahl von wertvollen Informationen aus<br />

der Branche und der Wissenschaft. Wenn die Arbeit der FVA auf kreativen Erfindergeist in<br />

einem innovationsgetriebenen Unternehmen stößt, kann Großes entstehen: Das Forschungswissen<br />

der FVA und dessen schneller Transfer in unser Unternehmen hat mit dafür gesorgt,<br />

dass wir den nächsten Schritt zur Entwicklung eines völlig neuartigen Getriebekonzepts<br />

gehen konnten. Durchaus mit Stolz können wir sagen, dass uns damit ein technologischer<br />

Geniestreich gelungen ist, mit dem alle technologischen Leistungsmerkmale auf einmal<br />

verbessert werden konnten. Mit Blick auf die Globalisierung und den Anforderungen eines<br />

Weltmarktes werden die Teilnahme an Gemeinschaftsforschungsprojekten und der Vorteil,<br />

den wir durch die Ergebnisse haben, in Zukunft ganz sicher noch wichtiger werden. Denn<br />

wissenschaftliche Tests kosten immens viel Geld. Unsere eigenen Forschungsaufwendungen würden ohne die FVA sicher<br />

um ein Mehrfaches hoch sein. Insofern lässt sich durchaus vermuten, dass das starke Wachstum von Wittenstein über<br />

viele Jahre hinweg auch zum Teil den vielen Synergien aus dem FVA-Netzwerk zu verdanken ist. Wir leben in einer Zeit<br />

des schnellen Wandels. Ich wünsche der FVA den Mut, sich immer neu selbst zu erfinden.<br />

Dipl.-Ing. Thomas Bayer ist Leiter Innovation Lab der Wittenstein SE<br />

16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


50 JAHRE I FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK<br />

„Einzigartiger Zugang zu Ergebnissen“<br />

Vor 50 Jahren wurde die FVA als Innovationsnetzwerk gegründet. Zu den Mitgliedsunternehmen<br />

zählen Großkonzerne ebenso wie kleine und mittlere Unternehmen der Branche. Sie alle profitieren<br />

von den vorwettbewerblichen Forschungsaktivitäten der fachspezialisierten Arbeitskreise<br />

in Zusammenarbeit mit renommierten Instituten. Diese enge Vernetzung von produzierenden<br />

Unternehmen und Forschungsinstituten ermöglicht eine anwendungsnahe Grundlagenforschung<br />

und treibt so Innovationen im Bereich Antriebstechnik voran. Einzigartig ist der Umgang mit<br />

FVA-Forschungsergebnissen, welche in Software umgesetzt und so den Mitgliedern in Form von<br />

Berechnungen zugänglich gemacht werden. Zum einen in Form von Berechnungskernen einzelner<br />

Maschinenelemente als direktes Ergebnis aus den Forschungsvorhaben, zum anderen in der<br />

FVA-Workbench als Systembetrachtung aller Maschinenelemente und deren Wechselwirkung.<br />

Die FVA ermöglicht so den Mitgliedsunternehmen die Modellierung und Berechnung von antriebstechnischen<br />

Komponenten in einer durchgehenden Softwareumgebung – auf Expertenniveau und<br />

dem neuesten Stand der Forschung. Der FVA wünsche ich alles Gute zum Jubiläum und für die Zukunft.<br />

Johann Soder ist Geschäftsführer Technik der SEW Eurodrive GmbH & Co. KG<br />

„Mehrwerte generieren“<br />

Die vertrauensvolle Zusammenarbeit an sich konkurrierender Unternehmen wird durch die<br />

in Deutschland etablierte vorwettbewerbliche Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

sehr unterstützt. Hierfür bietet die FVA die geeignete Plattform, auf der themenspezifisch<br />

die jeweiligen Experten aus der Industrie zusammen mit den besten Instituten Forschungsanträge<br />

entwickeln und bei der Bearbeitung konstruktiv, gelegentlich auch kritisch, begleiten<br />

und unterstützen. Die Symbiose Praxis-Wissenschaft generiert einen Mehrwert, der den von<br />

der IGF besonders geförderten kleinen und mittleren Unternehmen ebenso nutzt wie den<br />

Großunternehmen. Der Stand der Wissenschaft steht den Unternehmen unmittelbar zur<br />

Verfügung und verschafft diesen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Einen weltweit<br />

nicht vergleichbaren Wissensfundus für die Industrie stellen die wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

der beteiligten Hochschulinstitute dar, die nach einer erfolgreichen Promotionsphase<br />

in die Unternehmen wechseln und dort mit ihren gewonnenen Erfahrungen schnell<br />

produktiv tätig werden können. Häufig kehren sie wieder in den Kreis der FVA-Familie zurück und vertreten ihre Unternehmen<br />

in den projektbegleitenden Ausschüssen, nicht selten auch im wissenschaftlichen FVA-Beirat. Ich gratuliere der<br />

FVA zu ihrem Jubiläum, wünsche ihr und den beteiligten Institutionen viel Erfolg beim „Wandeln“ und bedanke mich bei<br />

allen Mitarbeitern(innen) für die fortwährende, qualitativ hochwertige Unterstützung in den vergangenen 30 Jahren.<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Erhard Leidich ist Direktor des IKAT an der TU Chemnitz<br />

„Höchsten Respekt“<br />

Ich gratuliere der FVA recht herzlich zum 50sten Geburtstag. Sie steht beispielgebend dafür, industrielle<br />

Gemeinschaftsforschung im Vorwettbewerb für die Antriebstechnik zu organisieren und zu fördern. Über<br />

die Jahre ist ein leistungsfähiges Forschungs- und Innovationsnetzwerk entstanden, das aktuelle<br />

Forschungsfragen aufgreift, die Mitgliedsfirmen mit vielfältigen Serviceleistungen unterstützt, Marktbeobachtungen<br />

und Analysen betreibt, um wichtige Zukunftsthemen frühzeitig zu identifizieren, die<br />

notwendige Vorlaufforschung zu initiieren und auch Weiterbildung zu betreiben. Sie alle, die Sie dazu<br />

beigetragen haben, haben meinen höchsten Respekt. Es liegt wohl in der Natur der Sache und vor allen<br />

Dingen im Selbstverständnis der handelnden Personen, dass Sie bereits auf der Jahrestagung 2016 über<br />

den Meilenstein des 50sten Geburtstags hinausschauten und mit dem Programm FVA 50+ ein Strategiepapier<br />

vorlegten, um mit Gestaltungswillen die nächsten Jahre angehen zu können. „Wie fruchtbar ist<br />

der kleinste Kreis, wenn man ihn wohl zu pflegen weiß“, sagte schon Goethe. Interessensgemeinschaften<br />

müssen auch gepflegt werden. Inhaltliche Arbeit ist für eine als Verein organisierte Gemeinschaft notwendig,<br />

aber letztlich für ein erfolgreiches Agieren wohl nicht hinreichend. Ein überzeugendes Selbstverständnis und ein<br />

menschlich nahes und respektvolles Klima unter den Mitgliedern, in dem Vertrauen entstehen und in vorwettbewerblicher<br />

Gemeinschaftsarbeit münden kann, gehören auch dazu. Auch dieses ist den leitenden Verantwortlichen und den Mitgliedern der<br />

FVA überzeugend gelungen. In diesem Sinne wünsche ich der FVA weiterhin gutes Gelingen, zum Wohle von uns allen.<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Klocke ist Lehrstuhlinhaber am Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 17


„Wichtiger Transmissionsriemen“<br />

Für mich ist die FVA ein wichtiger „Transmissionsriemen“ zwischen universitärer Forschung<br />

und Unternehmenspraxis in der Antriebstechnik. Mit dem von Ihr gezielt gebildeten und<br />

gepflegten Netzwerk gelingt es die Erkenntnisse der langfristig angelegten Grundlagenforschung<br />

aus den Instituten in eine anwendungsorientierte kooperative Forschung mit den<br />

Unternehmen der Antriebstechnik zu verbinden und so unsere Unternehmen mit zukunftsorientiertem<br />

Wissen fit für den globalen Wettbewerb zu machen. Zukünftig muss die FVA<br />

gerade auch die mechatro nischen und methodischen Fragestellungen zur Entwicklung<br />

komplexer Antriebssysteme noch stärker in den Fokus nehmen. Meinen Glückwunsch der FVA<br />

zum 50-Jährigen und viel Erfolg für die nächsten 50 Jahre erfolgreiche kooperative Antriebsforschung<br />

für eine innovative Zukunft.<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert Albers ist Leiter des IPEK am KIT Karlsruhe<br />

„Die Mobilität mitgestalten“<br />

Seit 50 Jahren ermöglicht die FVA mit ihren Forschungsprojekten tiefgehende Untersuchungen und<br />

Analysen, zu denen im industriellen Alltag oft die Zeit oder auch die Mittel fehlen. Sie hat damit<br />

eine Austauschplattform geschaffen, welche für unsere Industrie einen besonderen Wert darstellt<br />

und um die man uns beneidet. Auch bei der Ausbildung unseres Ingenieur-Nachwuchses spielt sie<br />

eine wichtige Rolle. Mit den von ihr initiierten Projekten haben zahlreiche Doktoranden, Diplomanden<br />

und Studienarbeiter die Möglichkeit, an praxisnahen Fragestellungen zu arbeiten, in den<br />

Diskussionskreisen industrielle Anforderungen und Denkweisen kennenzulernen und Kontakte zur<br />

Industrie zu knüpfen. Als junger Ingenieur durfte ich selbst ein FVA-Projekt bearbeiten und ich<br />

möchte die Erfahrungen aus dieser Zeit nicht missen. Gleichzeitig partizipiert die Industrie von der<br />

wissenschaftlichen Herangehensweise und lernt neue Ansätze und Methoden sowie potenzielle<br />

neue Mitarbeiter kennen. Die Mobilität befindet sich in einem gewaltigen Umbruch. Es freut mich<br />

zu sehen, dass die FVA diesen nicht nur begleitet, sondern mit ihren Arbeitskreisen und dem VDMA-<br />

Forum Elektromobilität, E-Motive, aktiv mitgestaltet. Ich gratuliere der FVA ganz herzlich zu 50 erfolgreichen Jahren und wünsche<br />

Ihr für die Zukunft alles Gute.<br />

Dr. Tobias Lösche-ter Horst ist Leiter der Antriebsforschung im Volkswagen-Konzern<br />

„Wertvoller als Messen“<br />

Die FVA zeichnet sich durch viele Besonderheiten aus: Sie bietet ein wunderbares Netzwerk<br />

und jährlich mehrfach die Gelegenheit, dieses während der Infotagung, der themenspezifischen<br />

Konferenzen und der Beirats- oder Arbeitskreis-Treffen zu erweitern. Einer unserer<br />

Verkäufer hat einmal gesagt: „Die FVA-Infotagung ist für uns wertvoller als die Hannover<br />

Messe.“ Viele Mitgliedsfirmen interessieren sich für die Gemeinschaftsforschung zu den<br />

zahlreichen Themen und Fragestellungen – und das trotz der Wettbewerbssituation.<br />

Die FVA bietet zudem die Möglichkeit, auch hinsichtlich anderer Forschungsbereiche Einblick<br />

in die Aktivitäten der Hochschulen zu erhalten und damit am Puls der Zeit zu bleiben sowie<br />

die gemeinsame Finanzierung von Forschung über die AiF und die Mitgliedsbeiträge. Die Ausbildung<br />

und Förderung von Nachwuchskräften, die die Hochschulen bereits als Spezialisten<br />

verlassen und für uns sehr wertvoll sind, greift das Netzwerk in besonderem Maße auf.<br />

Uns als Dichtungshersteller bietet sich zudem ein direkter und intensiver Kontakt mit<br />

vielen unserer Kunden. In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch zu 50 Jahren FVA.<br />

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Bock ist Vice President Technologies & Innovation bei Freudenberg Sealing Technologies<br />

18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


50 JAHRE I FORSCHUNGSVEREINIGUNG ANTRIEBSTECHNIK<br />

„Wandel als Innovationstreiber“<br />

In der Antriebstechnik erleben wir gerade den größten Wandel seit Erfindung des Verbrennungsmotors.<br />

Diese Dynamik betrifft alle Mobilitäts- und Anwendungsbereiche. In der FVA sehen wir<br />

den Wandel als Chance und gestalten die Zukunft der Antriebstechnik durch gemeinsame<br />

Grundlagenforschung. Die größten Treiber, die zu teilweise disruptiven Veränderungen im Antrieb<br />

führen, sind die Digitalisierung und die Elektrifizierung. Es gilt, die enormen Chancen der Digitalisierung<br />

zu erkennen und zu nutzen. Sei es in der Antriebstechnik an sich und deren Vernetzung,<br />

oder auch in der Art und Weise, wie die einzelnen Mitgliedsfirmen der FVA gemeinsam forschen.<br />

Die Forschungsbedarfe bei elektrifizierten Antrieben liegen im Bereich der Leistungselektronik,<br />

speziell in der Aufbau- und Verbindungstechnik. Auch bei Materialien müssen wir weiter forschen.<br />

Auf Seiten der Produkte und der Produktionstechnik müssen wir noch flexibler werden: durch<br />

modularen Produktaufbau und die Industrie 4.0. Unsere gemeinsame Kompetenz müssen wir<br />

weiter nutzen. Die FVA muss sich dabei noch stärker den neuen Technologien öffnen. Schließlich<br />

ändern sich nicht nur technische Anforderungen, sondern auch die Erwartungen der Mitgliedsfirmen an das Netzwerk. Die<br />

FVA-Strategieinitiative 50+ ist hier ein wichtiger Schritt. Die FVA lebt stark vom Engagement der Mitgliedsfirmen und der<br />

aktiven Kooperation. Die lebendige Beteiligung an der gemeinsamen Forschung ist der wesentliche Erfolgsfaktor. Wandel ist<br />

nichts Neues – weder für die FVA, noch für deren Mitglieder. Er war und ist ein steter Innovationstreiber!<br />

Dr. Harald Naunheimer ist Leiter Forschung und Entwicklung der ZF Friedrichshafen AG<br />

„Nachwuchsschmiede par excellence“<br />

Die FVA steht für 50 Jahre höchst erfolgreiche angewandte Forschung an antriebstechnischen<br />

Komponenten und Systemen. Eine themenoffene Forschungsförderung über die Industrielle<br />

Gemeinschaftsforschung der AiF ermöglicht es jederzeit, wichtige vorwettbewerbliche<br />

Fragestellungen mit Bedeutung für die gesamte Branche aufzugreifen. Ein erprobtes Qualitätssicherungssystem<br />

durch Arbeitskreise und wissenschaftlichen Beirat sorgt für einen hohen<br />

Standard bei der Antragstellung. Für den unmittelbaren Transfer der Ergebnisse steht zum<br />

einen die FVA-Organisation mit ihren zahlreichen Mitgliedsunternehmen und projektbegleitenden<br />

Ausschüssen, die die Vorhaben bereits während ihrer Bearbeitung begleiten und selbst<br />

höchstes Interesse an einer raschen Umsetzung haben. Zum anderen bieten die Vorhaben die<br />

Möglichkeit, die Projektbearbeiterinnen und -bearbeiter besser als in jedem Vorstellungsgespräch<br />

kennenzulernen. Oft wechseln diese nach dem Projektabschluss die Seiten und<br />

ermöglichen so den ebenfalls sehr wichtigen Erkenntnistransfer „über Köpfe“ – für junge<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine große Chance, ihre berufliche Karriere fortzusetzen. Die FVA ist mit ihren<br />

Projekten eine „Nachwuchsschmiede“ par excellence. Ohne die FVA gäbe es diesen Innovationsmotor für den deutschen<br />

Maschinenbau nicht. Und den Instituten fehlte ein wesentlicher Input für neue Forschungsvorhaben, die nur möglich<br />

werden, wenn man in der Lage ist, Erkenntnisse aus einer breiten Anwendungserfahrung in die richtigen Fragestellungen<br />

zu übersetzen. In diesem Sinne „Herzlichen Glückwunsch zu 50 Jahren FVA“ und auf eine weitere gedeihliche Zukunft.<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans-Werner Zoch ist Geschäftsführender Direktor des IWT Bremen<br />

„Große Know-how-Bandbreite“<br />

Die FVA kann heute stolz auf ein umfangreiches Portfolio an Ergebnissen und Know-how aus<br />

50 Jahren Forschungsarbeit zurückblicken. Dieses Potenzial zeigt sich auf dem noch relativ<br />

jungen Themenfeld der Elektromobilität und die Bündelung über die Organisation E-Motive.<br />

Durch interdisziplinäre Projekte mit Experten aus der Industrie, den Hochschulen und<br />

Forschungsinstituten werden gemeinsame Mehrwerte geschaffen und in Form von Erkenntnissen,<br />

technologischen Grundlagen und Lösungen der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt.<br />

Eine Besonderheit ist die Bandbreite des Know-how aus den unterschiedlichen Industriezweigen<br />

und Anwendungen, von kleinen über mittlere bis hin zu großen Unternehmen entlang der<br />

gesamten Wertschöpfungskette. Durch die Forschungsprojekte werden an den Hochschulen<br />

Themen bearbeitet, die Wissen, Experten und wissenschaftlichen Nachwuchs in den für uns<br />

als Industrie relevanten Bereichen sicherstellen. Ich gratuliere der FVA ganz herzlich zum<br />

50-jährigen Bestehen und wünsche viel Erfolg in den Antriebsthemen der Zukunft.<br />

Dr. Tobias Böhm ist Leiter Elektrifizierter Antriebsstrang in der Volkswagen-Konzernforschung<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 19


Im Shuttle Richtung Highlands<br />

Antriebsbaukasten ermöglicht neue Wege der Brückeninspektion<br />

Als die „Queensferry Crossing“-Bridge bei Edinburgh im August <strong>2017</strong> für den<br />

Verkehr freigegeben wurde, ist sie die weltweit längste Schrägseilbrücke.<br />

Die Konstrukteure haben auch ein innovatives Konzept für die Inspektion und<br />

Instandhaltung der Brückenstruktur verwirklicht. Angetrieben wird das Deck<br />

Shuttle von Komponenten aus dem Demag Antriebsbaukasten, zu dem seit<br />

Neuestem auch eine „On board“-Batterie gehört.<br />

Nördlich von Edinburgh, an der Bucht<br />

Firth of Forth, entstand eines der größten<br />

Infrastrukturprojekte Großbritanniens.<br />

Dort wurde die Brücke „Queensferry Crossing“<br />

gebaut, auf der die Autobahn M90 in<br />

die schottischen Highlands und weiter<br />

nach Norden Richtung Aberdeen führt. Die<br />

Brücke überspannt den Meeresarm mit<br />

einer Gesamtlänge von 2 700 m. Mit ihrer<br />

Fertigstellung im August <strong>2017</strong> ist sie<br />

die weltweit längste Schrägseil brücke mit<br />

drei Pylonen. Die beson dere Bauweise mit<br />

Schrägseilen, deren Aufhängung sich überlappt,<br />

erlaubt einen sehr schlanken Baukörper,<br />

was nicht nur optisch ansprechend<br />

wirkt, sondern auch dem starken Wind, der<br />

häufig in dieser Region herrscht, wenig<br />

Angriffsfläche bietet.<br />

Mit ihren 210 m hohen Pylonen überragt<br />

sie ganz deutlich zwei benachbarte Brückenbauwerke:<br />

Die Forth Road Bridge aus<br />

dem Jahr 1964 für den Straßen-, und die<br />

Forth Bridge für den Eisenbahnverkehr.<br />

Sie wurde schon 1890 in Betrieb genommen<br />

und war damals die erste Brücke, die<br />

komplett aus Stahl statt Schmiedeeisen<br />

gebaut wurde.<br />

wurde auf lange Lebensdauer und einfache<br />

Wartung ausgelegt. Die bis zu 420 m langen<br />

Tragseile können ausgetauscht werden, ohne<br />

die Brücke für den Verkehr zu sperren. Und<br />

für die Inspektion und Wartung stehen dem<br />

Instandhaltungspersonal des Betreibers zwei<br />

sogenannte Deck Shuttles zur Verfügung,<br />

die von der Moog GmbH im Deggenhausertal<br />

bei Friedrichshafen entwickelt und gefertigt<br />

wurden. Neben den Deck Shuttles<br />

lieferte das Unternehmen auch die sechs<br />

Gantries (Besichtigungswagen) für dieses<br />

Brückenprojekt, die auch mit Demag Antriebstechnik<br />

ausgestattet wurden.<br />

Moog ist weltweit als Spezialist für Brückenzugangstechnik<br />

bekannt. Das Unternehmen<br />

projektiert sowohl mobile Inspektionsgeräte<br />

für Brücken in ganz unter-<br />

Spezialist für<br />

Brückenzugangstechnik<br />

Die gesamte Konstruktion der Schrägseilbrücke<br />

– die aus 110 jeweils 750 t schweren<br />

Segmenten aus Stahl und Beton besteht –<br />

01 Die beiden batteriebetriebenen Deck Shuttles sind im Hohlkörper der Brückenkonstruktion<br />

unterwegs – auf einer Strecke von 2,7 km<br />

20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


TITEL I GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

02 Blick in den Schaltschrank mit „On board“-<br />

Ladegerät (links) und Umrichtern<br />

03 Kompakte Antriebslösung aus dem<br />

Demag Systembaukasten<br />

schiedlichen Bauformen als auch dauerhaft<br />

an der Brücke installierte Besichtigungswagen<br />

mit Plattformen, die eine Inspektion<br />

der Brückenunterseite ermöglichen. Solche<br />

Besichtigungswagen befinden sich z. B. an<br />

der Stonecutters Bridge in Hongkong. Ihre<br />

Plattformen erreichen Längen bis 29 m,<br />

Breiten bis 4 m und können mit bis zu 10 t<br />

belastet werden.<br />

Deck Shuttle mit „On board“-<br />

Stromversorgung<br />

Als dritte Technologie der Brückenzugangstechnik<br />

hat Moog an eben dieser Brücke in<br />

Hongkong erstmals 2009 ein Deck Shuttle realisiert.<br />

Dabei handelt es sich um ein schienengebundenes<br />

Fahrzeug, das im Hohlkörper<br />

der Brücke verfährt. Dieses Konzept<br />

kommt auch bei der Queensferry Crossing<br />

zum Einsatz. In den beiden Hohlkörpern<br />

wurden auf einer Länge von 2 630 m Schienen<br />

verlegt. An ihnen verfährt – nach dem Prinzip<br />

einer Einschienen-Hängebahn – jeweils<br />

ein kompaktes Fahrzeug mit einer Länge von<br />

4,65 m und einer Breite von 0,81 m, das zwei<br />

Personen mit max. 150 kg Ausrüstung zum<br />

gewünschten Einsatzort bringt.<br />

Die beiden Deck Shuttles in der Queensferry<br />

Crossing sind mit drehzahlgeregelten<br />

Antrieben ausgestattet und mit einer Geschwindigkeit<br />

von 0 bis 240 m/min unterwegs.<br />

Bei der Entwicklung der Fahrzeuge<br />

stellte sich für die Moog-Konstrukteure die<br />

Frage, wie sie angesichts des beengten<br />

Bauraums und der widrigen Umgebungsbedingungen<br />

die Energieversorgung der<br />

Fahrmotoren gewährleisten. Die Lösung:<br />

Sie verzichteten auf Schleifleitungen, Stromabnehmer<br />

usw. und installierten im Fahrzeug<br />

eine Batterie.<br />

Die Basis: der neue Batterie wagen<br />

Dabei erwies es sich als praktisch, dass mit<br />

der Demag Batterielösung erst vor wenigen<br />

Monaten ein neues Energiekonzept für<br />

schienengebundene Verfahrwagen vorgestellt<br />

wurde: den Batteriewagen, den Moog<br />

als Basis für den Antrieb des Deck Shuttles<br />

verwendet. Der Batteriewagen ist ein<br />

Fahrerloses Transportsystem für schwere<br />

Lasten, das ohne feste Leitungen fährt und<br />

navigiert und dabei von einer mitfahrenden<br />

Batterie mit Energie versorgt wird. Den Antrieb<br />

übernehmen Fahreinheiten aus dem<br />

Demag Systembaukasten – in diesem Fall<br />

Winkelgetriebemotoren mit dem DRS Radblock-System<br />

und integrierter Antriebseinheit<br />

sowie der zugehörigen Steuerung.<br />

Die „On board“-Ladeeinheit sorgt für die<br />

Aufladung der Batterie in den Versorgungszonen.<br />

Die Leistungseinheit wandelt den<br />

Batteriegleichstrom in Verbindung mit dem<br />

Frequenzumrichter Dedrive Compact STO<br />

in Drehstrom und versorgt die Antriebe mit<br />

der nötigen Energie und gewährleistet – je<br />

nach Bedarf – ein sanftes oder dynamisches<br />

Beschleunigen sowie drehzahlgeregelten<br />

Betrieb. Dabei wurde im Falle des Deck<br />

Shuttles berücksichtigt, dass das Fahrzeug<br />

im Brückenhohlkörper Steigungen bis zu<br />

3 % bewältigt und auch auf den Steigungsstrecken<br />

mit voller Nutzlast anfahren kann.<br />

Das Konzept auf den Kopf gestellt<br />

Die Antriebe einschließlich der Batterie wurden<br />

von Demag-Ingenieuren ausgelegt und<br />

dimensioniert. Die Ladeeinheit des Deck<br />

Shuttles ist im Schaltschrank untergebracht.<br />

Magnetsensoren erfassen definierte Positionen<br />

des Shuttles z. B. an den Ladestationen.<br />

Die Moog-Konstrukteure stellten das Konzept<br />

des Batteriewagens im wörtlichen Sinne<br />

auf den Kopf, indem sie die Schienen nach<br />

oben verlegten und das Deck Shuttle daran<br />

einhängten. So erschließt der Batteriewagen<br />

eine neue Anwendung – vom flurgebundenen<br />

Schwerlast-Handling zum flurfreien,<br />

schienengeführten Personen- und<br />

Materialtransport. Das zeigt, wie vielseitig<br />

das neue Konzept dieses energieautarken<br />

Fahrzeugs ist. Außerdem lässt sich das<br />

Konzept an die individuellen Anforderungen<br />

adaptieren. Denn sowohl bei den Antrieben<br />

und der Antriebssteuerung als auch<br />

bei den Batterien handelt es sich um bewährte<br />

und belastbare Standardkomponenten<br />

für industrielle Anwendungen.<br />

www.demagcranes.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 21


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN I INTERVIEW<br />

Mit der Zukunft verzahnt<br />

Wie sich LMT Tools für die zukünftigen Anforderungen an Verzahnungswerkzeuge rüstet<br />

Zahnräder gelten seit jeher als Symbol für exakt<br />

funktionierende Technik. Auch heute, zu Beginn<br />

des Zeitalters der digitalen Fabrik, wird dieses<br />

Symbol als Voraussetzung für Kommunikation<br />

und Zusammenwirken der Partner eines<br />

industriellen Netzwerks verwendet. Doch<br />

wie sieht die weitere Entwicklung dieser<br />

Getriebekomponenten aus? Ändern sich<br />

die Marktanforderungen und wie werden<br />

sie erfüllt? Stellt die Elektromobilität<br />

eine Bedrohung dar? Was bedeutet<br />

die Marktentwicklung für die<br />

benötigte Werkzeugtechnik,<br />

insbesondere für Wälzfräser? Diese<br />

Fragen beantworten Thomas Falk,<br />

Leiter Segment Verzahnen (links),<br />

und André Bollow, Produktmanager<br />

Verzahnen, von LMT Tools.<br />

Wie entwickelt sich aktuell der Markt?<br />

Thomas Falk: Ich möchte hier zunächst<br />

unterscheiden zwischen großen und kleinen<br />

Verzahnungen. Große Verzahnungen<br />

kommen beispielsweise in Baumaschinen<br />

oder in der Windenergietechnik zur Anwendung.<br />

Sie werden in kleinen bis mittleren<br />

Losgrößen gefertigt. Bei kleineren Verzahnungen<br />

denken wir dann insbesondere an<br />

Getriebe für die Automobilindustrie, die in<br />

großen Serien hergestellt werden.<br />

Der weltweite Bedarf sowohl an großen als<br />

auch an kleinen Verzahnungen wird sogar<br />

langfristig steigen. Die Erzeugung von<br />

Windenergie und der Sektor Erneuerbarer<br />

Energien erfährt auch im Hinblick auf die<br />

Dr. Diethard Thomas ist Consultant der LMT<br />

Tool Systems GmbH & Co. KG in Oberkochen<br />

Elektromobilität ein starkes Wachstum.<br />

Die Marktentwicklung kleinerer Verzahnungen<br />

wird besonders durch das weltweit<br />

wachsende Mobilitätsbedürfnis beeinflusst.<br />

Nach einer internen Studie werden<br />

die jährlichen Zulassungszahlen von Pkw<br />

bis 2030 um ca. 65 % steigen. Etwa die<br />

Hälfte davon sind noch konventionelle,<br />

also rein verbrennungsmotorische Antriebe.<br />

Unter Berücksichtigung der E-Mobilität,<br />

für deren Antriebe ebenfalls Getriebe benötigt<br />

werden, allerdings mit weniger Gängen,<br />

gehen wir von einer resultierenden<br />

Mengensteigerung an Zahnrädern von<br />

etwa 30 % aus. Als Werkzeughersteller<br />

erkennen wir derzeit also keine Bedrohung.<br />

Die reale Entwicklung der E-Mobilität<br />

hängt natürlich von politischen und technologischen<br />

Unwägbarkeiten ab.<br />

Ergänzen möchte ich noch, dass bei Nutzfahrzeugen,<br />

beispielsweise bei Lkw oder<br />

Baufahrzeugen, die rein verbrennungsmotorischen<br />

Antriebe noch länger Bestand<br />

haben werden. Lediglich bei Bussen für<br />

den innerstädtischen Betrieb wird der<br />

Anteil elektromotorischer Antriebe voraussichtlich<br />

stärker wachsen.<br />

Welche technologischen Trends<br />

erwarten Sie?<br />

André Bollow: Zunächst einmal haben die<br />

aktuellen Trends zum Werkzeugeinsatz<br />

auch weiterhin Bestand. Dazu gehören<br />

zum Beispiel höhere Standzeiten und<br />

Schnittgeschwindigkeiten der Wälzfräser,<br />

die wir durch neue Schneidstoffe und<br />

Beschichtungen realisieren. Beispiele hierzu<br />

sind unser leistungsfähiger Schneidstoff<br />

Speedcore oder unsere AlCrN-basierte<br />

Hochleistungsschicht Al7.<br />

Auch im Grundkörperdesign der Werkzeuge<br />

besteht Entwicklungspotenzial in Richtung<br />

Effizienzsteigerung. Als Beispiel dafür<br />

möchte ich den Wendeplatten-Wälzfräser<br />

Unify nennen. Der einteilige Grundkörper<br />

22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


INTERVIEW I GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

01 Der kompakte Wendeplattenwälzfräser<br />

Unify erzeugt Radqualität 9 im Material 18<br />

CrNiMo 7-6<br />

02 Das kombinierte Werkzeugsystem<br />

Wälzfräser Speedcore Plus Chamfercut<br />

garantiert höchste Verzahnungsqualität zu<br />

reduzierten Kosten<br />

03 Chamfercut ist auch als Einzelwerkzeug<br />

auf separater Spindel einsetzbar<br />

erlaubt eine kompakte Bauweise (Durchmesser<br />

ab 150 mm) und bringt so die Vorteile<br />

der vier-schneidigen Wendeplatten<br />

auch auf kleinere Maschinen: Höhere<br />

Standmengen, kürzere Bearbeitungszeiten<br />

und eine gesteigerte Betriebssicherheit<br />

verbessern die Wirtschaftlichkeit erheblich.<br />

Durch die Minimierung der Schnittstellen<br />

am Trägerkörper entsteht ein robustes und<br />

sehr präzise arbeitendes Werkzeug.<br />

Ein weiterer Trend ist unter dem Begriff<br />

Downsizing bekannt. Gefordert werden<br />

kleinere, kompakte und leichtere Getriebe<br />

mit hoher Leistungsdichte und Funktionsintegration.<br />

Die Komplexität der Bauteile<br />

wird steigen.<br />

Außerdem sind steigende Qualitätsanforderungen<br />

zu erfüllen, zum Beispiel bei<br />

Großverzahnungen in Offshore-Windenergieanlagen,<br />

um deren Lebensdauer<br />

zu erhöhen und damit den Wartungsbedarf<br />

zu reduzieren. Um Geräuschemissionen<br />

geht es bei Elektromobilen, die<br />

antriebsbedingt lautlos sind. Dann muss<br />

auch das Getriebe extrem leise sein, um<br />

nicht als störend empfunden zu werden.<br />

Es besteht also reichlich Entwicklungsbedarf,<br />

dem wir uns gemeinsam mit Partnern<br />

aus Hochschule und Industrie stellen.<br />

Welche Anforderungen stellt Ihr Kunde?<br />

Thomas Falk: Natürlich fordert unser<br />

Kunde hohe Leistung, Prozesssicherheit<br />

und Qualität für seinen Fertigungsprozess.<br />

Schließlich müssen die Stückkosten (Cost<br />

per Part) minimiert werden. Darüber<br />

hinaus erwartet er eine ganzheitliche Prozessbegleitung<br />

– von der Planung, dem<br />

Projektengineering bis zur Prozessoptimierung<br />

in der Serienfertigung einschließlich<br />

Service mit Wiederaufbereitung verschlissener<br />

Werkzeuge.<br />

Zur Prozessoptimierung tragen zum Beispiel<br />

Werkzeugsysteme für die Komplettbearbeitung<br />

von Zahnrädern bei, die die<br />

Zähne nach dem Wälzfräsen an den Stirnseiten<br />

noch entgraten und anfasen. Dafür<br />

haben wir das Anfaswerkzeug Chamfercut<br />

optimiert, das entweder zusammen mit<br />

dem Wälzfräser auf einen gemeinsamen<br />

Dorn gespannt oder auch als Einzelwerkzeug<br />

auf separater Frässpindel eingesetzt<br />

werden kann. In jedem Fall entsteht eine<br />

hochpräzise, konstante Fase. Ein zweiter<br />

Schnitt Wälzfräsen, wie er beim Alternativverfahren<br />

Drückentgraten erforderlich<br />

wäre, entfällt.<br />

Die Anforderungen unserer Kunden setzen<br />

wir über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

zuverlässig um. Dabei kommen uns die<br />

Erfahrung sowie das Know-how unserer<br />

zahlreichen Anwendungstechniker und<br />

auch unsere Kompetenzcenter in allen<br />

wichtigen Märkten, zu Gute. Außerdem<br />

bieten wir bei LMT Fette, Schulungen zum<br />

effizienten Werkzeugeinsatz an.<br />

Welches Produktportfolio bietet LMT Tools?<br />

André Bollow: Unser derzeitiges Portfolio<br />

umfasst Verzahnungswerkzeuge mit verfügbaren<br />

Modulen, die in einem Produktivitätsranking<br />

stehen. Im unteren Produktivitätssegment<br />

sind die einteiligen PM-HSS<br />

Wälzfräser angesiedelt. Sie decken den<br />

Bereich bis Modul 42 ab und zeichnen sich<br />

durch ihre hohe Betriebssicherheit aus.<br />

Im mittleren Leistungsbereich sind die<br />

Speedcore-Wälzfräser einzuordnen. Sie<br />

sind im Anwendungsbereich bis Modul 20<br />

entwickelt und decken den Produktivitätsbereich<br />

zwischen PM-HSS- und Hartmetallwerkzeugen<br />

ab. Dabei stoßen sie<br />

bei vielen Anwendungen aufgrund ihrer<br />

innovativen Substrat- und Schichteigenschaften<br />

in den Leistungsbereich von HM-<br />

Wälzfräsern vor.<br />

An der Spitze der Performancematrix stehen<br />

unsere Hartmetallwerkzeuge (Carbideline),<br />

die den Modulbereich von 0,8 bis 60<br />

abdecken. Vollhartmetallwälzfräser (Carbideline-S)<br />

besitzen die generellen Vorteile<br />

einteiliger Werkzeuge, wie die hohe Spannutenzahl.<br />

Kombiniert man dies mit der<br />

potenziell hohen Schnittgeschwindigkeit<br />

moderner Hartmetallsubstrate, erreicht<br />

man in der Anwendung letztendlich deutlich<br />

reduzierte Bauteilkosten (Cost per<br />

Part). Außerdem werden einteilige Werkzeuge<br />

nach Standzeitende in einer LMT-<br />

Servicestation in Herstellerqualität wieder<br />

aufbereitet und garantieren eine maximale<br />

Lebensdauerleistung zu minimierten Life-<br />

Cycle-Kosten.<br />

Mit den Wälzfräsern Carbideline-H werden<br />

die Vorteile von Vollhartmetallwerkzeugen<br />

auch für größere Module und Baumaße<br />

nutzbar, insbesondere hohe Qualität und<br />

höchste Leistungsfähigkeit. Dabei handelt<br />

es sich um Werkzeuge in Hybrid-Bauweise,<br />

bei denen die HM-Schneiden fest mit dem<br />

Trägerwerkzeug verbunden sind. Abgerundet<br />

wird das Portfolio der Hartmetallwerkzeuge<br />

durch unsere Wendeplattenwerkzeuge<br />

Carbideline-I. Ab Modul 6<br />

bieten wir individuelle Lösungen für das<br />

Wälzfräsen und Zahnformfräsen unterschiedlichster<br />

Verzahnungen.<br />

Gibt es eine finale Botschaft seitens<br />

LMT Tools?<br />

Thomas Falk: Auch zukünftig ist das Wälzfräsen<br />

in Kombination mit einer Wälzfräsmaschine<br />

das produktivste Verfahren zur<br />

Zahnradfertigung. LMT Tools ist mit dem<br />

Engineering Center Verzahnen bei LMT<br />

Fette für die kommenden Marktanforderungen<br />

gut gerüstet. Mit über 100-jähriger<br />

Erfahrung haben wir die wesentlichen<br />

Meilensteine dieser Fertigungstechnologie<br />

kreiert und sehen uns auch in Zukunft als<br />

deren Technologietreiber. Und wenn ich<br />

die eingangs dargestellte symbolhafte<br />

Dynamik von Zahnrädern noch einmal<br />

aufgreifen darf: Sie gilt nicht nur für unsere<br />

Technologieansprüche, sondern auch für<br />

die enge und partnerschaftliche Verzahnung<br />

mit unseren Kunden.<br />

Fotos: LMT Group<br />

www.lmt-tools.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 23


NEWSLETTER<br />

Der E-Mail-Service<br />

für Anwender<br />

aus dem gesamten Umfeld<br />

mechanischer und<br />

elektrischer Antriebstechnik.<br />

Aktuelle Nachrichten<br />

rund um mechanische,<br />

thermische und elektrische<br />

Antriebstechnik,<br />

sowie deren Steuerungen<br />

und Regelungen.<br />

Komplexe Windkraft- oder Schaltgetriebe<br />

einfacher modellieren<br />

Im Kisssoft-Release 03/<strong>2017</strong> gibt es nun eine<br />

„Gruppen-Box“ mit einer Auswahl an vordefinierten<br />

Getriebestufen. Diese können in den<br />

Modellbaum eingefügt und beliebig miteinander<br />

gekoppelt werden. Zur Vereinfachung der Modellierung<br />

komplexer Windkraft- oder Schaltgetriebe stehen<br />

somit Baugruppen wie der Ravigneaux- oder Wolfrom-Satz<br />

zur Verfügung. Der Benutzer hat auch die Möglichkeit, eigene Baugruppen zu<br />

definieren und in der Software abzuspeichern. Damit lässt sich wertvolle Zeit beim<br />

Modellaufbau komplexer Antriebssysteme einsparen. Darüber hinaus wurde das<br />

Handling des Modellbaums in Kisssys verbessert, sodass zu einem späteren<br />

Zeitpunkt ohne Einschränkung Änderungen (Löschen, Umbenennen etc.) durchgeführt<br />

werden können.<br />

www.kisssoft.ag<br />

Antriebe für die Getränkeindustrie<br />

In der Getränkeproduktion gibt es oftmals<br />

verschiedene Umgebungen, z. B. Kühlbereiche,<br />

Hygienebereiche und Produktionslinien,<br />

die regelmäßig einer Nassreinigung<br />

unterzogen werden. Jede<br />

dieser Umgebungen stellt besondere<br />

Anforderungen an die dort installierten<br />

Maschinen und Geräte. Das Unternehmen Bauer<br />

Gear Motor bietet hierfür die Getriebemotoren der<br />

Baureihe Hiflexdrive an. Sie haben sehr gute Wirkungsgrade<br />

bis Motoreffizienzklasse IE5, und alle Antriebe sind als lackierte Standardversion<br />

sowie in Aseptik- oder Edelstahlausführung erhältlich. Die Baureihe kann mit Elektromotoren<br />

der Effizienzklassen IE0 bis IE5 ausgelegt werden, wobei die Antriebe in IE5<br />

die PMSM-Technologie nutzen. Besonders unter Teillastbedingungen erreichen die<br />

Permanentmagnet-Synchronmotoren einen verbesserten Wirkungsgrad im Vergleich<br />

zu den Asynchronmotoren. In der Standardausführung überzeugt das Getriebe durch<br />

geringes Gewicht, hohe Wirkungsgrade und eine 2-stufige Getriebekonstruktion. Die<br />

Getriebe stehen in drei Größen mit Nenndrehmomenten im Bereich von 80 bis 300 Nm<br />

zur Verfügung.<br />

www.bauergears.com<br />

Servo-Hypoid-Stirnradgetriebe<br />

Jetzt<br />

kostenlos<br />

anmelden!<br />

IMMER<br />

AKTUELL<br />

INFORMIERT<br />

http://bit.ly/News_VFV<br />

Wenn in Servo-Anwendungen hohe Dynamik und Zuverlässigkeit, gepaart mit kleinen<br />

Zahnspielen verlangt werden, dann stellt die SHT-Baureihe aus dem Hause EGT<br />

Eppinger eine hocheffiziente Lösung dar. Die neue Baugröße SHT150 bietet dank der<br />

Hypoid-Stirnrad-Kombination fein abgestimmte Übersetzungen bis i = 90, die das<br />

Drehmoment mit vergleichsweise hohem Wirkungsgrad übertragen. Die notwendige<br />

elektrische Antriebsleistung ist damit minimiert und ein Downsizing von Motor und<br />

Leistungselektronik wird ermöglicht, wodurch die Kosten der kompletten Antriebseinheit<br />

gesenkt werden können. Das äußerst kompakte Getriebe kann ohne Achsversatz<br />

spiegelbildlich montiert werden und hält<br />

verschiedene Abtriebswellenvarianten sowie die<br />

erforderliche Motorenkonformität bereit. Eine hohe<br />

Übertragungsqualität, ergänzt durch das optional<br />

erhältliche kleinste Zahnspiel von < 1 arcmin,<br />

prädestiniert die SHT-Reihe für präzise und<br />

anspruchsvolle Einsätze in Robotik, Automation<br />

und Handlingstechnik.<br />

www.eppinger.de


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

Spielarme Planetengetriebe bieten<br />

verbesserte Leistungsdichte<br />

Höhere Abtriebsmomente und Maximaldrehzahlen bei einer<br />

vergrößerten Übersetzungsvielfalt – dies sind die wesentlichen<br />

Verbesserungen der neuen spielarmen Planetengetriebe SP+ und<br />

TP+ von Wittenstein Alpha. Ihre verbesserte Leistungsdichte<br />

optimiert die Motorauslastung und erlaubt noch dynamischere<br />

Prozesse. Hieraus resultieren schnellere Taktzeiten und mehr<br />

Produktionsleistung der Maschine. Bei der Auslegung der Getriebe<br />

kann außerdem erstmals die geplante Lebensdauer mitberücksichtigt<br />

werden. Diese Möglichkeit der kundenspezifischen<br />

Anpassung schafft ein Alleinstellungsmerkmal für die Planetengetriebe<br />

SP+ und TP+. Mittleren bis hohen Ansprüchen genügen<br />

die Advanced Linear Systeme mit den SP+- und TP+-Planetengetrieben.<br />

Sie können mit den Getriebevarianten High Torque<br />

und High Speed kombiniert werden.<br />

www.wittenstein.de<br />

Kugelgewindetriebe für hohe<br />

Belastungskräfte<br />

Mit Schwerlastspindeln von Kammerer steht Herstellern von<br />

Spritzgussmaschinen eine Baureihe zur Verfügung, die höhere<br />

Dynamik und Spitzenlastkapazitäten bieten soll. Die Hochlast-<br />

Kugelgewindetriebe<br />

der Serie Hercules<br />

zeichnen sich durch ein<br />

optimales Verhältnis<br />

des Kugeldurchmessers<br />

zur Gewindesteigung<br />

aus. Die Laufbahngeometrie<br />

der<br />

Gewindespindel und<br />

der Mutter sowie die<br />

herstellereigene<br />

Materialspezifikation und deren Mutter-Kugel-Spindel-Paarung<br />

wurden bei der Entwicklung dieser Baureihe optimiert. Mit diesen<br />

Kugelgewindetrieben können dynamische Axialkräfte bis 160 t pro<br />

Antrieb dargestellt werden. Bei leistungsstarken vollelektrischen<br />

Spritzgussmaschinen bzw. Prüfmaschinen handelt es sich um<br />

Spindelantriebe mit bis zu 540 t statischer Tragkraft. Ein wesentliches<br />

Merkmal der Hercules-Serie ist die besondere Bauform der<br />

Mutter. Die Mutter wird in zweiteiliger Ausführung gefertigt und<br />

geliefert. Eine optimale Balance der Kugelverteilung über den<br />

gesamten Tragumfang wurde mit dieser Komplettlösung erfolgreich<br />

umgesetzt.<br />

www.kammerer-gewinde.com<br />

Winkelgetriebe für AC-Asynchronmotoren<br />

zur Bauraumreduzierung<br />

Gerade bei Bandantrieben sind die Einbauräume oft sehr beengt.<br />

Hierfür eignet sich ein AC-Antrieb mit Winkelgetriebe oft ideal, da<br />

sich mit ihm der notwendige rückwärtige Bauraum an der Antriebsseite<br />

reduzieren lässt. Das Winkelgetriebe BRH von Koco Motion<br />

wird für die kleinen AC-Asynchronmotoren der K8-Baureihe mit<br />

einem Durchmesser von 80 mm und für die K9-Baureihe mit<br />

einem Durchmesser von 90 mm angeboten. Es basiert auf den<br />

Untersetzungsverhältnissen von 3/1 bis 180/1. Mit dem 1:10<br />

Vorsatzgetriebe können sie zudem motorseitig weiter untersetzt<br />

werden. Der Anwender hat die Wahl zwischen Wellen- oder<br />

Hohlwellenabtrieb. Dabei sind bis zu 20 Nm Abtriebsmomente<br />

möglich. Als Antriebsmotoren stehen Versionen mit Leistungen<br />

von 25 bis 200 W in den Ausführungen „Reversible“, „Induction“,<br />

„Brake“ und „Speed Control“ zur Verfügung. Je nach Ausführung<br />

der Motoren erfolgt der Anschluss einphasig an 230 V AC mit<br />

Hilfskondensator an einen Drehzahl-Regler oder als 3-phasige<br />

Wechselstrommotoren im Bereich von 230 bis 400 V.<br />

www.kocomotion.de<br />

Erfolgreiche Antriebslösungen,<br />

einfach und schnell<br />

Verzahnungskomponenten / Getriebe<br />

Engineering für Antriebstechnik<br />

Antriebstechnik vom Prototyp bis zur Serie<br />

■ Eigene Produktion<br />

■ Breites Lagersortiment<br />

■ Individuelle Einzelfertigung<br />

Nozag GmbH | Eschelbronner Strasse 2/1 | DE-74939 Zuzenhausen<br />

Tel. +49 (0)6226 785 73 40 | www.nozag.de | info@nozag.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 25<br />

NOZAG.indd 1 09.11.<strong>2017</strong> 16:18:21


01 Die Roba-Servostop Sicherheitsbremsen sind mit<br />

ihrer schlanken Bauform und dem geringen Gewicht<br />

auf die Anforderungen der Robotik zugeschnitten<br />

Damit der Roboterarm nicht zittert<br />

Zuverlässige Leichtbaubremsen für anspruchsvolle Einsätze<br />

Ob in der Medizintechnik oder bei Industrie-Robotern, die in Produktionsstraßen mit<br />

Menschen kollaborieren – Roboterarme dürfen nach Ausschalten des Stroms, bei<br />

Stromausfall oder Not-Halt nicht unkontrolliert absinken oder abstürzen. Dafür sorgen<br />

die Sicherheitsbremsen von Mayr Antriebstechnik. Sie sind mit ihrer schlanken Bauform<br />

und dem geringen Gewicht auf die Anforderungen der Robotik zugeschnitten und<br />

halten den anspruchsvollen Einsatz-Bedingungen stand.<br />

Bernd Kees ist Produktmanager bei Mayr<br />

Antriebstechnik in Mauerstetten<br />

Die Roboter sind auf dem Vormarsch. In<br />

allen wichtigen Industriebranchen –<br />

allen voran in der Automobilindustrie, gefolgt<br />

von der Elektro- und Elektronikindustrie<br />

sowie der Metallindustrie – aber auch in<br />

der Medizin wird die Zusammenarbeit von<br />

Mensch und Roboter immer enger. Die<br />

Roboterhersteller rechnen daher auch in<br />

den kommenden Jahren weltweit mit einer<br />

steigenden Nachfrage. Deutschland gehört<br />

dabei im Bereich der Robotik und Automation<br />

zu den führenden Nationen. Und dafür<br />

leisten auch die Komponentenhersteller<br />

wie Mayr Antriebstechnik, der Spezialist<br />

für Sicherheitsbremsen, Sicherheitskupplungen<br />

und Wellenkupplungen aus Mauerstetten<br />

im Allgäu, ihren Beitrag. So kann das<br />

Unternehmen z. B. bei der Entwicklung von<br />

Leichtbaubremsen auf eine langjährige<br />

Zusammenarbeit mit dem Deutschen<br />

Zen trum für Luft- und Raumfahrt zurückblicken.<br />

„Unsere Leichtbaubremsen, die vor<br />

annähernd 20 Jahren im Zuge des Forschungsprojekts<br />

LBR II begannen, haben<br />

sich heute als marktfähige Standardlösung<br />

etabliert und bewähren sich tagtäglich in<br />

unzähligen Robotik-Applikationen weltweit“,<br />

erklärt Bernd Kees, Produktmanager<br />

bei Mayr Antriebstechnik. „Die Herausforderung<br />

besteht heute darin, die unterschiedlichsten<br />

Einbausituationen durch ein<br />

sinnvolles Baukastenprinzip effektiv zu be-<br />

26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

dienen. Ganz aktuell haben wir sehr kleine<br />

Bremsen mit einem Brems moment von<br />

0,03 Nm entwickelt. Diese Bremsen kommen<br />

u. a. in der Medizintechnik oder im<br />

Krankenhaus in operationsunterstützenden<br />

Robotern, zum Einsatz. Sie halten die<br />

Robotergelenke zuverlässig und sicher in<br />

Position. Denn bei einer OP, z. B. am Auge,<br />

darf der Roboterarm keinesfalls wackeln<br />

oder absacken.“<br />

Sicherheit durch<br />

Fail-Safe-Prinzip<br />

Diese Bremsen der Roba-Servostop-Baureihe<br />

sind ruhestrombetätigte, elektromagnetische<br />

Federdruckbremsen, die nach<br />

dem Fail-Safe-Prinzip arbeiten: Im energielosen<br />

Zustand drücken Schraubenfedern<br />

gegen die Ankerscheibe. Der Rotor mit den<br />

Reibbelägen, der direkt mit dem Kundenbauteil<br />

verschraubt wird, wird zwischen<br />

der Ankerscheibe und der Bremsplatte gehalten.<br />

Wenn der Strom eingeschaltet wird,<br />

Die Bremsen halten<br />

die Robotergelenke<br />

zuver lässig und sicher<br />

in Position.<br />

Bernd Kees<br />

baut sich ein Magnetfeld auf. Die Ankerscheibe<br />

wird gegen den Federdruck an den<br />

Spulenträger gezogen. Der Rotor ist frei<br />

und der Motor kann durchlaufen. Fail-Safe-<br />

Prinzip bedeutet also, nach Ausschalten<br />

des Stroms, bei Stromausfall oder Not-Halt<br />

bremst die Bremse zuverlässig und sicher<br />

und hält die Achsen in jeder beliebigen Position.<br />

Dies dient dem Schutz von Personen<br />

aber auch Material und ist in der Medizintechnik<br />

genauso wichtig wie bspw. bei<br />

Industrie-Robotern, die in Produktionsstraßen<br />

mit Menschen kollaborieren. Fällt<br />

dort z. B. während eines Arbeitsvorgangs<br />

der Strom aus, muss der Roboterarm, der<br />

den Arbeitsschritt vornimmt, sofort exakt<br />

gehalten werden und darf nicht unkontrolliert<br />

absinken oder abstürzen.<br />

Kleine Bremsen mit hoher<br />

Leistungsdichte<br />

Die Sicherheitsbremsen von Mayr Antriebstechnik<br />

sind speziell für die hohen<br />

Anforderungen der Robotik konzipiert und<br />

gewährleisten sichere, konstante Haltemomente<br />

über die gesamte Lebensdauer.<br />

Sie zeichnen sich durch kompakte Abmessungen<br />

aus und sind nicht nur sehr leicht,<br />

sondern auch im magnetischen Aktuieren<br />

extrem schnell. Gleichzeitig sind sie leistungsdicht,<br />

verschleißfest und<br />

auch bei anspruchsvollen Umgebungsbedingungen<br />

wie z. B.<br />

Temperaturen innerhalb des<br />

Motors bis <strong>12</strong>0 °C einsetzbar.<br />

„Die Bremsen überzeugen zudem<br />

durch eine hohe zulässige<br />

Reibarbeit bei dynamischen<br />

Bremsungen: Normalerweise<br />

werden bei Servoantrieben<br />

zugunsten guter Regeleigen schaften und<br />

hoher Dynamik Lastmassenverhältnisse<br />

(Last/Motor) von 3:1 oder kleiner gewählt“,<br />

so Bernd Kees. Bei den Roba-Servostop-<br />

Bremsen sind durch hohe zulässige Reibarbeiten<br />

und Reibleistungen Lastmassenverhältnisse<br />

von 30:1 und mehr möglich.<br />

02 Mayr Antriebstechnik steht für kundenindividuelle<br />

Lösungen: Aktuell hat das Unternehmen<br />

z. B. sehr kleine Bremsen entwickelt<br />

Die einfache und robuste Kon struktion der<br />

Sicherheitsbremsen erlaubt eine einfache,<br />

schnelle und zuverlässige Montage: Der<br />

Betriebsluftspalt ist ab Werk vorgegeben.<br />

Eine genaue axiale Positio nierung auf der<br />

Motorwelle ist im Gegensatz zu Permanentmagnetbremsen<br />

nicht erforderlich.<br />

Die Bremsen arbeiten immer exakt und zuverlässig,<br />

der magnetische Luftspalt wird<br />

von der mechanischen Einbausituation<br />

nicht beeinflusst. „Jede einzelne Sicherheitsbremse,<br />

die das Werk verlässt, muss<br />

nach der Komplettmontage und Einstellung<br />

eine 100 %-Prüfung be stehen“, fasst<br />

Bernd Kees zusammen. „Alle ermittelten<br />

Messwerte werden zusammen mit der dazugehörigen<br />

Seriennummer der Bremse in<br />

unserer elektronischen Datenbank archiviert.<br />

Das gewährleistet eine 100%ige Rückverfolgbarkeit<br />

– denn Zuverlässigkeit und<br />

Sicherheit kennen keine Kompromisse.“<br />

Fotos: Aufmacher: Fotolia/zapp2photo<br />

www.mayr.com<br />

Eine runde Sache:<br />

ROTOCLAMP INSIDE<br />

UND OUTSIDE<br />

Die montagefreundliche RotoClamp-Baureihe gibt es in einer innen- und einer<br />

außenklemmenden Version. Das pneumatische Klemmsystem arbeitet nach dem<br />

Federspeicher-Prinzip und fixiert die Achse deshalb bei einem Ausfall der Druckluft<br />

innerhalb kürzester Zeit. RotoClamp bietet Haltekräfte von bis zu 6500 N (Outside XL)<br />

und ist auch als Komplettlösung mit Wellenflansch erhältlich.<br />

HEMA Maschinen- und Apparateschutz GmbH<br />

Seligenstädter Straße 82 | 63500 Seligenstadt<br />

Tel.: +49 6182 773-0 | info@hema-group.com<br />

www.hema-group.com<br />

geeignet für alle<br />

Wellengrößen<br />

geringe Systemkosten im<br />

Vergleich zur Hydraulik<br />

OUTSIDE<br />

INSIDE<br />

Sicherheit – bei Ausfall der<br />

Pneumatik erfolgt Klemmung<br />

Werte hydraulischer<br />

Klemmungen werden<br />

erreicht und übertroffen<br />

BOOSTER-<br />

FUNKTION<br />

zusätzliche Druckluft<br />

erhöht die<br />

Klemmkraft<br />

HEMA.indd 1 09.11.<strong>2017</strong> 16:13:46<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 27


KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

An der richtigen Stelle<br />

Rücklaufsperren für Förderbandanlagen optimal auswählen und montieren<br />

Werden Freiläufe als Rücklaufsperren eingesetzt, stehen diese ganz im Dienste der Betriebs- und<br />

Arbeitssicherheit. In den Antriebssystemen von Förderbandanlagen verhindern sie die Rückwärts-<br />

Bewegung der Bänder bei Wartungsarbeiten, in Notstopp-Situationen oder bei Stromausfällen.<br />

Thomas Heubach, Spartenleiter bei Ringspann, stellt im folgenden Beitrag einige Beispiele<br />

verschiedener Rücklaufsperren vor und erläutert, was bei deren Auswahl und Einbau zu beachten ist.<br />

Wenn die Antriebssysteme von Förderbandanlagen<br />

oder Becherkettenförderern<br />

am Werk sind, geht es meist darum,<br />

Schüttgüter schnell und sicher aufwärts zu<br />

transportieren. Verständlicherweise eint<br />

alle Anlagenbetreiber hierbei der Wunsch<br />

nach einem problemlosen 24/7-Dauerbetrieb.<br />

Allenfalls zu Wartungszwecken<br />

oder in Notfällen sollen die Systeme anhalten.<br />

Rücklaufsperren (oder Bremsen) verhindern<br />

dann die Umkehrbewegung der<br />

Förderbänder – falls der Strom ausfällt oder<br />

der Motor abgeschaltet wird. Der Einbauort<br />

der Rücklaufsperren (RLS) richtet sich nach<br />

der Konstruktion einer Förderanlage. In<br />

kleinen und mittelgroßen Anlagen ist es<br />

üblich, sie direkt an den Motoren oder in<br />

den Getrieben zu platzieren. In großen<br />

Förderbandanlagen werden große RLS oft<br />

auf die Förderwelle zwischen Stehlager und<br />

Ausgangswelle des Getriebes montiert.<br />

Schnell oder langsam laufender<br />

Freilauf<br />

Der normale Betriebsmodus einer Rücklaufsperre<br />

ist der Freilaufbetrieb. Eine<br />

Drehmomentübertragung tritt erst ein,<br />

wenn die Bandgeschwindigkeit von der<br />

nominalen Drehzahl auf Null zurückfällt.<br />

Daher sollten RLS im Normalbetrieb ver­<br />

Dipl.-Ing. Thomas Heubach ist Spartenleiter bei<br />

der Ringspann GmbH in Bad Homburg<br />

schleißfrei laufen und eine möglichst hohe<br />

Lebensdauer erreichen. Aus diesem Grund<br />

nutzen verschleißfrei laufende RLS spezielle<br />

Klemmstücke mit Abhebefunktion.<br />

Die Klemmstückabhebung basiert auf der<br />

Wirkung der Fliehkraft. Rücklaufsperren<br />

dieser Machart bezeichnet man als schnelllaufend.<br />

Sie werden auf der ersten oder<br />

mittleren Getriebewelle oder auf der Motorwelle<br />

installiert. An der Ausgangswelle<br />

eines Antriebsgetriebes hingegen reicht<br />

die Nenndrehzahl nicht aus, um die<br />

Ab hebefunktion zu aktivieren. Hier mon-<br />

01<br />

Kosten für Rücklaufsperren in %<br />

Der prozentuale Kostenaufwand variiert je nach Montageposition<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Trommelwelle<br />

tierte RLS nutzen daher hydrodynamische<br />

Ölfilme zur Verlängerung der Lebensdauer.<br />

Man bezeichnet sie als langsam laufende<br />

Rücklaufsperren.<br />

Moderne Förderbandanlagen arbeiten<br />

oft mit mehreren Antrieben, die sich in<br />

Phasen geringeren Energiebedarfs einzeln<br />

abschalten lassen und sich – beim Ausfall<br />

eines Antriebs – gegenseitig absichern. Die<br />

Auswahl der RLS findet hier anhand der<br />

verschiedenen Montagepositionen statt,<br />

an denen aber jeweils unterschiedliche<br />

Drehmomentanforderungen auftreten. Von<br />

Zweite Zwischenwelle<br />

RLS mit Drehmomentbegrenzung<br />

Zweite Zwischenwelle<br />

RLS Standard<br />

28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


wesentlicher Bedeutung bei großen Förderanlagen mit mehreren<br />

Antrieben und Rücklaufsperren ist daher ein optimal abgestimmtes<br />

Lastverteilungssystem. Die korrekte Auswahl der RLS ist in<br />

diesem Fall eine komplexe Aufgabe.<br />

Das dynamische Verhalten der RLS – insbesondere in Förderbändern<br />

mit Steigung – ist ein entscheidender Faktor für deren<br />

Auswahl. Dabei lässt sich anhand zahlreicher Analysen zeigen,<br />

dass die Montageposition einer RLS großen Einfluss hat, auf das<br />

geforderte Drehmoment – und auf die Gesamtbetriebskosten:<br />

Während sich die Drehmomentanforderung linear zu den Getriebeübersetzungen<br />

verhält, entwickeln sich die Kosten für die<br />

RLS weitgehend nicht linear. Der prozentuale Kostenaufwand<br />

kann je nach Mon tageposition variieren. In dem hier zugrunde<br />

liegenden Beispiel ist eine RLS mit Klemmstückabhebung auf der<br />

zweiten Zwischenwelle des Getriebes etwa 90 % günstiger als eine<br />

langsam laufende RLS auf der Fördertrommelwelle. Die schnelllaufende<br />

Ausführung ist also wirtschaftlicher; zudem sichert die<br />

Klemmstückabhebung ihren verschleißfreien Betrieb und eine<br />

lange Lebensdauer.<br />

Förderanlagen mit Einzelantrieben<br />

Betrachten wir zunächst den Fall der Standardauswahl einer RLS<br />

für ein System mit einem Einzelantrieb: Hierzu muss wegen der<br />

nichtlinearen Torsionfedercharakteristik der Klemmelemente (in<br />

der RLS) im Moment der Drehmomentübertragung und wegen<br />

des dynamischen Verhaltens aller übrigen Elemente im Antriebsstrang<br />

ein Auswahlfaktor bestimmt werden. Je nach Anforderung<br />

emp fehlen die RLS-Hersteller einen Faktor zwischen dem 2,6-<br />

und 3,5-fachen des maximalen Drehmoments einer RLS. Dieser<br />

Wert ist konservativ angesetzt und von einigen Variablen abhängig,<br />

die großen Einfluss auf das dynamische Verhalten des<br />

Komplettsystems haben – etwa der Bandneigung und des Wirkungsgrads<br />

des Antriebs. Moderne Analyseprogramme wie<br />

DRESP für Torsionsschwingungen – entwickelt von der deutschen<br />

Forschungsvereinigung Antriebstechnik (FVA) – erlauben es<br />

inzwischen, den Prozess eines kompletten Antriebssystems mit<br />

allen realen Trägheiten, Steifigkeiten und Übersetzungen zu<br />

simulieren. Damit ist es auch möglich, Kräfte, Drehmomentkennlinien<br />

und spezifische Auswirkungen auf die Berechnungsmodelle<br />

anzuwenden.<br />

TorqueControl4.0<br />

Zwei Sperren in der DRESP- Simulation<br />

Im Falle eines DRESP-Modells einer Einzelantriebs-Baugruppe,<br />

bei der eine schnelllaufende RLS mit Klemmstückabhebung auf<br />

der ersten Zwischenwelle des Getriebes montiert ist: Hier ist die<br />

Ab hebefunktion bei der Berechnung ihres Drehmoments zwar<br />

nicht relevant, allerdings beeinflusst die nichtlineare Verdrehsteifigkeit<br />

die Gesamtdynamik der Antriebsgruppe. Dieser Aspekt<br />

fließt mit ein in die Berechnung – ebenso wie alle anderen vorhandenen<br />

Trägheiten und Steifigkeiten.<br />

Im Fallbeispiel wirkt an der Fördertrommel ein Lastmoment<br />

ML von 650 000 Nm. Im Ausgangszustand dreht die Trommel<br />

mit einer Nenngeschwindigkeit von 26 U/min, alle anderen rotierenden<br />

Teile hingegen mit einer Geschwindigkeit entsprechend<br />

den Getriebeübersetzungen. Geht man von einem<br />

berechneten Abbremsen der Trommel und der daraus resultierenden<br />

Last in der RLS aus, so muss die Drehzahl der Fördertrommel<br />

langsam von der Nenndrehzahl zurück auf 0 U/min<br />

fallen und nach 19 s die RLS die Last halten. Dabei tritt in ihr<br />

ein Spitzendrehmoment von 91 000 Nm auf. Das System „pulsiert“<br />

drei bis vier Mal, bevor es steht und die RLS das nominale<br />

Drehmoment des Lastmoments ML hält. Das Verhältnis zwischen<br />

Spitzen- und Nenndrehmoment liegt in diesem Beispiel<br />

bei 2,75. Das Spitzendrehmoment ist abhängig von den Steifigkeiten<br />

aller Komponenten. (Es kann höher ausfallen, falls


KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

02 Kompakte Abmessungen: Neuestes Design einer Rücklaufsperre mit<br />

Drehmomentbegrenzung<br />

03 Inzwischen patentiert: Neueste Generation einer mechanischen Lösevorrichtung<br />

Elastomer-Kupplungen oder andere nicht<br />

lineare Komponenten verbaut sind.)<br />

Für die zweite Simulation ist eine langsam<br />

laufende RLS direkt auf der Fördertrommel<br />

(J6) montiert – bei gleichem Systemaufbau<br />

wie zuvor. Das Ergebnis: Wieder stoppt das<br />

System nach 19 s; das Spitzendrehmoment<br />

liegt jetzt aber bei 1 800 000 Nm. Das Verhältnis<br />

zwischen Spitzen- und Nenndrehmoment<br />

beträgt in diesem Fall 2,6. Das<br />

heißt, dass das dynamische Verhalten ungefähr<br />

dem der Anordnung mit schnell-<br />

laufender RLS entspricht; der Auswahlfaktor<br />

ist ebenfalls ähnlich. Ein Vorteil der langsam<br />

laufenden RLS ist jedoch, dass das Antriebsgetriebe<br />

nach dem Systemstopp nicht unter<br />

Spannung steht. Ihr Preis liegt – wie zuvor<br />

erwähnt – deutlich höher.<br />

Förderanlagen mit<br />

Mehrfachantrieben<br />

Bei der Auswahl von RLS für Förderbandanlagen<br />

mit Mehrfachantrieben ist zu berücksichtigen,<br />

dass sich die Drehmomente<br />

bei einem Stoppvorgang ungleich auf die<br />

einzelnen Antriebe und RLS verteilen. Primär<br />

kann bei einem Anlagenstillstand das<br />

komplette Rücklaufdrehmoment aufgrund<br />

der Unterschiede im radialen Spiel und der<br />

Elastizität der betroffenen Antriebe auf<br />

einer einzigen RLS liegen. In Anlagen, die<br />

mit Standard-RLS ausgestattet sind, müssen<br />

die einzelnen Antriebsgetriebe und die<br />

RLS daher so ausgelegt sein, dass sie das<br />

komplette Rückdrehmoment der Förderanlage<br />

aufnehmen können, um die Betriebssicherheit<br />

zu gewährleisten. Von<br />

hoher Relevanz für Förderbänder mit<br />

Mehrfachantrieben ist daher ein Lastverteilungssystem,<br />

das die Getriebe vor Überlast<br />

und dynamischen Spitzendrehmomenten<br />

während des Sperrvorgangs schützt.<br />

Das Problem der ungleichen Verteilung<br />

des Drehmoments bei einem Sperrvorgang<br />

lässt sich aber auch durch den Einsatz<br />

von RLS mit Drehmomentbegrenzern<br />

(DMB) lösen. Die in die Rücklaufsperre integrierte<br />

Drehmomentbegrenzung rutscht<br />

temporär, sobald das Solldrehmoment<br />

(MR) überschritten wird – bis die übrigen<br />

RLS nacheinander greifen. Auf diese Weise<br />

verteilt sich das gesamte Rück drehmoment<br />

der Förderanlage auf die einzelnen<br />

Antriebsgetriebe und RLS. Schädliche<br />

dy namische Spitzendrehmomente werden<br />

reduziert und die Antriebsgetriebe<br />

geschützt.<br />

Im Falle einer arbeitsteiligen Lastverteilung<br />

stoppt das System, hält die RLS 1<br />

einen Anteil der Last, bis das Rutschmoment<br />

(MR) des Drehmomentbegrenzers<br />

erreicht ist. Die RLS 1 rutscht, um<br />

das eventuelle Spiel sowie Elastizitätsund<br />

Reibungs differenzen zu kompensieren,<br />

bevor die RLS 2 den restlichen<br />

Lastanteil aufnimmt. Dynamische Spitzendrehmomente<br />

treten nicht auf, da der<br />

Drehmomentbegrenzer in RLS 2 ebenfalls<br />

beim Solldrehmoment rutscht. Das Diagramm<br />

zeigt außerdem, dass eine Rücklaufsperre<br />

ohne DMB viel größer sein<br />

muss, um das Drehmoment des Rückwärtslaufs<br />

zu halten. Der Anwender muss<br />

die dynamischen Auswirkungen berücksichtigen:<br />

Der Einsatz von Rücklaufsperren<br />

ohne DMB bedingt die Verwendung<br />

von Rücklaufsperren mit größeren Drehmomentkapazitäten.<br />

In diesem Fall empfehlen die Hersteller<br />

der Rücklaufsperren einen Auswahlfaktor<br />

von 1,2 für Rücklaufsperren mit DMB.<br />

Dieser Auswahlfaktor ist kleiner als jener,<br />

für die Rücklaufsperren ohne dieses<br />

Feature. So lassen sich Dynamikspitzen<br />

vermeiden und durch temporäres Rutschen<br />

reduzieren.<br />

www.ringspann.com<br />

30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

Thruster-Bremsen als Betriebs- oder Sicherheitsbremsen einsetzbar<br />

KTR hat sein Angebot an Industriebremsen mit Thruster-Bremsen<br />

erweitert. Die elektrohydraulischen Bremssysteme KTR-Stop TB sind<br />

als Scheiben- und Trommelbremsen erhältlich und können als Betriebsoder<br />

Sicherheitsbremse eingesetzt werden. Die Scheibenbremse TB S ist<br />

in Rechts- und Linksausführung lieferbar und in drei Baugrößen verfügbar.<br />

Bei einem Scheibendurchmesser von 900 mm erzeugt sie Bremsmomente<br />

bis 15 200 Nm. Die Trommelbremse TB T ist aktuell in sieben Baugrößen<br />

erhältlich. Bei einem Trommeldurchmesser von 710 mm erzeugt sie<br />

Bremsmomente bis 10 000 Nm. Bei beiden Baureihen kann das Bremsmoment<br />

vor Ort direkt an den Bremsen eingestellt werden. Die Bremsbeläge<br />

sind wahlweise „organisch“ oder aus „Sinter-Metall“. Die federbetätigten<br />

Bremsen sind mit Hubgeräten von Ed 230/50 bis Ed 3000/<strong>12</strong>0<br />

ausgestattet. Ihr Federsystem ist durch ein geschlossenes Rohr umgeben,<br />

das vor Beschädigungen und Verschmutzungen schützt.<br />

www.ktr-brake-systems.com<br />

Docking-System<br />

zentriert selbsttätig<br />

Ein neues Docking-System von<br />

Reich-Kupplungen dient dazu,<br />

den Prüflingswechsel bei der<br />

Prüfung von Verbrennungsmotoren<br />

weitgehend zu automatisieren.<br />

Dadurch lässt sich<br />

die Effizienz von Motorenprüfständen<br />

steigern. Seine selbsttätige<br />

Andock- und Zentriervorrichtung<br />

besteht aus zwei<br />

Standard-Bauteilen: einem<br />

geradverzahnten Querzapfen<br />

und einer ebenfalls geradverzahnten<br />

Hülse. Das Rüsten<br />

umfasst lediglich die Montage<br />

der passenden Kupplung samt<br />

Zapfen an den Motor. Weil dies<br />

außerhalb des Prüfstands<br />

stattfindet, werden Rüstzeiten<br />

in der Prüfzelle minimiert. Mit<br />

dieser Vorrichtung lassen sich<br />

bereits während der Prüfung<br />

des einen Motors weitere zu<br />

prüfende Motoren vorbereiten.<br />

Auf Seiten des Dynamometers<br />

sind keine aufwändige<br />

Mechanik und kein manuelles<br />

Eingreifen mehr notwendig.<br />

Mit dem Docking-Baukastensystem<br />

samt TOK-Kupplung<br />

sind Drehzahlen bis 6 000 min -1<br />

realisierbar.<br />

www.reich-kupplungen.com<br />

WWW.RW-KUPPLUNGEN.DE<br />

WWW.RW-KUPPLUNGEN.DE


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

„AS-i under cover“<br />

Motormodule steuern Rollenantriebe im Verborgenen<br />

Speziell für die schnelle und geschützte Montage im Kabelkanal hat Bihl+Wiedemann neue<br />

AS-i Motormodule zur Ansteuerung von Rollenantrieben mit 24 VDC entwickelt. In stationären<br />

Materialflussstrecken ermöglichen sie es, Pufferstrecken und Förderzonen flexibel anzusteuern<br />

und so komplexe Einlauf- und Abzugslogiken auf effiziente Weise umzusetzen.<br />

Die Motormodule für motorgetriebene Rollen erweitern das Portfolio<br />

von Bihl+Wiedemann für Antriebslösungen um speziell<br />

für die Montage in Kabelkanälen geeignete Versionen. Die neue<br />

Gehäusebauform besticht durch eine flache Ausführung, deren<br />

besonderes Design auch eine Unterbringung in Kurven von Förderstrecken<br />

ermöglicht. Damit eignen sich diese Motormodule für<br />

vielfältige Montagesituationen in den Kabelkanälen von Fördersegmenten,<br />

Pufferstrecken und anderen Materialflussapplikationen.<br />

Pufferstrecken verbessern die Performance<br />

Rollenantriebe mit 24 VDC lösen bei der Auslegung von Förderstrecken<br />

zunehmend zentrale Antriebe mit 400 VDC ab und ermöglichen<br />

so mehr Flexibilität beim Aufbau und bei der Steuerung<br />

einzelner Teilabschnitte, z. B. von Pufferstrecken. Diese haben in<br />

automatisierten Materialflusssystemen die Aufgabe, Objekte wie<br />

Kartons, Behälter oder Paletten gezielt aufzustauen, bei Bedarf einzeln<br />

oder im Block aus der Stauzone herauszufahren und einem<br />

nachgelagerten Prozess, z. B. einer Palettierung, zuzuführen. Sie<br />

verstetigen zum einen den Materialfluss und tragen so zu einer<br />

möglichst hohen und gleichmäßigen Auslastung nachgelagerter<br />

Stationen bei. Zum anderen dient ihre Pufferfunktion dazu, Materialflussobjekte<br />

gezielt aufzuhalten und zurückzustauen, wenn eine<br />

Station zeitweilig nicht verfügbar ist, z. B. bei einer Störung eines<br />

Folienwicklers. In beiden Fällen bedeuten das Puffern durch Einzel-<br />

oder Blockeinlauf und der gezielte Einzel- oder Blockabzug<br />

mehr Performance für den fördertechnischen Prozess. Das dezen-<br />

Thomas Rönitzsch ist verantwortlich für die Unternehmenskommunikation<br />

bei der Bihl+Wiedemann GmbH in Mannheim<br />

trale Antreiben von Förderzonen ist – über die Pufferthematik<br />

hinaus – auch aus anderen Gründen interessant: Das individuelle<br />

Zu- oder Abschalten in Abhängigkeit von der aktuellen Auslastung<br />

vermeidet unnötigen Lärm in der Anlage, spart Energie und mindert<br />

den Verschleiß der Motorrollen.<br />

Die neuen AS-i Motormodule sind speziell für den Einsatz im<br />

Kabelkanal optimiert und ermöglichen eine platzsparende, flexible<br />

und einfache Integration. Äußere Anbauten, wie sie Module zur abgesetzten<br />

Montage erfordern, entfallen – und auch die Kabel müssen<br />

nicht aus dem Kanal herausgeführt werden. Für flexible Installationsanforderungen<br />

kann ein zusätzlicher, separater Passivverteiler<br />

an ein Motormodul angeschlossen werden. Die ganze Installation<br />

besticht durch eine aufgeräumte, saubere Optik und dokumentiert<br />

einen erhöhten technischen Anspruch der Förderanlage.<br />

Auch „innere Werte“ überzeugen<br />

An jedes AS-i Motormodul für den Kabelkanal können zwei motorgetriebene<br />

Rollen angeschlossen werden. Darüber hinaus bieten<br />

sie einen integrierten Passivverteiler, einen zertifizierten Schutz<br />

der Verbindungsleitung zwischen Motor und Modul gegen Kurzschluss<br />

sowie digitale Eingänge für bis zu vier Sensoren, z. B. Staubahnlichtschranken<br />

oder Statusmeldungen von Motorfeedback-<br />

Systemen. Der Anschluss an AS-i und Aux für 24 VDC Hilfsenergie<br />

geschieht über das Profilkabel. Eingangsseitig findet die Versorgung<br />

der Motormodule dann über AS-i statt, während die Ausgänge<br />

aus dem 24-VDC-Anschluss heraus mit Energie versorgt werden.<br />

Informationen über Start, Stopp und Drehrichtung werden über<br />

einen AS-i AB-Slave übertragen – und die Geschwindigkeit über<br />

AS-i Parameter vorgegeben. Ob in der Version für Motorrollen von<br />

Itoh Denki, Interroll, Rollex oder Rulmeca – die in den Logistik-<br />

32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

01 Motormodul vom Typ BWU3278 mit integriertem<br />

Passivverteiler für den Einsatz im Kabelkanal<br />

02 Abmessungen Motormodul 03 Abmessungen Passivverteiler<br />

04 Passivverteiler<br />

(l.) und<br />

Motormodul im<br />

Kabelkanal einer<br />

Förderstrecke<br />

mit 24-VDC-<br />

Rollenantrieben<br />

anlagen weit verbreitete M8-Steckeranbindung sowie weitere<br />

Anschluss varianten und auch unterschiedliche Kabellängen gewährleisten<br />

flexible Anschlussmöglichkeiten.<br />

Neue Verteiler ergänzen das System<br />

Für die Integration weiterer Sensoren wie z. B. Not-Halt-Taster oder<br />

Leuchttaster eignen sich die neuen Pasivverteiler und aktiven Verteiler<br />

von Bihl+Wiedemann. Auch diese sind in ihrer Bauform so<br />

ausgelegt, dass sie eine vollständig im Kabelkanal integrierte Montage<br />

ermöglichen. Versionen für Rundkabel mit M8- oder M<strong>12</strong>-Anschlusstechnik,<br />

als Profilkabelabzweig, mit Push-In-Klemmen oder<br />

mit Anschlusslitzen stehen im Portfolio der AS-Interface Spezialisten<br />

aus Mannheim zur Verfügung. Von besonderem Vorteil ist bei<br />

den Passivverteilern – neben der perfekten und fehlersicheren wie<br />

auch korrosionsgeschützten Kontaktierung durch gedrehte und<br />

vergoldete Pins – der optional integrierte Leitungsschutz. Als zuverlässiger<br />

Schutz der Anschlussleitung und angeschlossener Endgeräte<br />

gegen Kurzschluss und möglichen Kabelbrand kann zwischen<br />

vier Wechselsicherungen mit vier Ampère oder vier selbstzurücksetzenden<br />

Sicherungen mit einem Ampère gewählt werden. Der<br />

integrierte AS-i Chip in den aktiven Verteilern ermöglicht es, auch<br />

Komponenten ohne AS-i Vorbereitung an das mit einer installierten<br />

Basis von über 35 Mio. Geräten weltweit etablierte Interface-Konzept<br />

anzuschließen und mit Energie zu versorgen. Der Kurzschlussschutz<br />

ist in diesen Modulen von vornherein integriert. Eine sicherheitsgerichtete<br />

Ausführung mit zweikanalig sicheren Eingängen<br />

gemäß PLe nach EN ISO 13849-1 und SIL3 nach EN 62061 ergänzt<br />

die Standardversionen mit verschiedenen E/A-Konfigurationen.<br />

AS-i Motormodule und Verteilertechnik<br />

Die AS-i Motormodule und Verteiler für die Montage im Kabelkanal<br />

ermöglichen es dem Anwender auf einfache Weise, Motorrollen in<br />

Pufferstrecken und Förderzonen in die Anlagensteuerung zu integrieren<br />

und dezentral anzutreiben. Passive und aktive Verteiler als<br />

Verzweigungen des AS-i Stranges erlauben es zusätzlich, weitere<br />

Endgeräte zu integrieren. Das Portfolio der AS-i Antriebslösungen<br />

von Bihl+Wiedemann bietet somit eine hohe Flexibilität für unterschiedlichste<br />

Automatisierungsanforderungen und Integrationssituationen.<br />

Und es ist auf Wachstum programmiert: Versionen für<br />

weitere Motorrollentypen sollen ebenso folgen wie Varianten mit<br />

erweiterten Funktionalitäten, z. B. mit einstellbaren Beschleunigungs-<br />

oder Bremsrampen.<br />

www.bihl-wiedemann.de


Als einer der führenden Hersteller<br />

im Bereich High Speed Cutting<br />

(HCS) nutzt die Röders Tec GmbH<br />

Stillstandswächter von Phoenix<br />

Contact, um die Bewegung der<br />

hochdynamischen Antriebe in<br />

Fräsmaschinen zu überwachen.<br />

Da keine zusätzliche<br />

Bewegungssensorik benötigt wird,<br />

senken die Module den<br />

Inbetriebnahmeaufwand und<br />

die Kosten.<br />

Udo Tappe ist Mitarbeiter im<br />

Produktmarketing Safety bei der Phoenix Contact<br />

Electronics GmbH in Bad Pyrmont<br />

Materialkosten<br />

und Zeit gespart<br />

Welche Vorteile bringen Stillstandswächter in<br />

Hochgeschwindigkeits-Fräsmaschinen?<br />

D<br />

ie im niedersächsischen Soltau ansässige<br />

Röders Tec GmbH, die weltweit<br />

über 500 Mitarbeiter beschäftigt, blickt auf<br />

eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück.<br />

Um 1800 machte sich Jasper Röders<br />

als Zinngießer selbstständig und fertigte<br />

Zinngeschirr für die Bürger Soltaus und<br />

der umliegenden Orte. Später folgten Zinnfiguren,<br />

Fasshähne und Litermaße. Zu jeder<br />

Zinngießerei gehört ein Werkzeugbau,<br />

in dem Stahlkokillen – also wiederverwendbare<br />

Formen zum Gießen von Metallen<br />

und Legierungen – hergestellt werden. Vor<br />

über 30 Jahren erweiterte Röders dann<br />

seinen Werkzeugbau, wandelte ihn in eine<br />

hochmoderne Formenfertigung um und<br />

begann mit der Produktion von Blasformen<br />

für PET-Flaschen. Weil seinerzeit kein Hersteller<br />

geeignete Maschinen für die notwendige<br />

Rationalisierung und damit Kostenreduzierung<br />

im Blasformenbau anbieten<br />

konnte, startete Röders selbst mit der<br />

Entwicklung der damals noch unbekannten<br />

HSC-Technologie. Aufgrund seiner innovativen<br />

Lösungen hat Röders maßgeblich<br />

zum Durchbruch des heute weit<br />

verbreiteten Bearbeitungsverfahrens beigetragen.<br />

Die HSC-Maschinen des Unternehmens,<br />

von denen mehr als 2 500 in über<br />

50 Ländern installiert sind, werden u. a. zur<br />

Fertigung komplexer Geometrien mit besonderen<br />

Oberflächen für die Medizin­<br />

34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

Raisethe bar!<br />

Systemlösungen für<br />

dieMaschinen-<br />

Automatisierung.<br />

High-Performance System<br />

Vonder Steuerung über<br />

Antriebe bishin zu Motoren<br />

undSicherheitstechnik<br />

Kompakt, Sicher,Flexibel,<br />

Präzise<br />

Leistungsbereichvon<br />

10 bis100 kW<br />

www.lti-motion.com<br />

01 Mehr als 500 Mitarbeiter entwickeln und fertigen bei Röders Tec-Fräsmaschinen,<br />

die weltweit zum Einsatz kommen<br />

technik sowie von Mikroformen oder Münzprägestempeln<br />

eingesetzt.<br />

Tatsächliche Überwachung<br />

Die Hauptspindel einer Hochgeschwindigkeits-Fräsmaschine<br />

bewegt sich mit bis zu<br />

90 000 min -1 . Zum Schutz des Bedienpersonals<br />

vor den sich daraus ergebenden Gefahren<br />

wird der Arbeitsraum durch eine<br />

beweglich trennende Schutzeinrichtung<br />

abgesichert. Die für die Sicherheit von<br />

Werkzeugmaschinen und Bearbeitungszentren<br />

anwendbare Produktnorm EN<br />

<strong>12</strong>417 fordert zudem, dass das Öffnen der<br />

Schutzeinrichtung bis zum Stillstand der<br />

gefahrbringenden Bewegung zu verhindern<br />

ist. Zu diesem Zweck muss der Maschinenbetreiber<br />

eine Schutzeinrichtung mit Zuhaltung<br />

nutzen, wobei eine Zeitsteuerung<br />

oder eine Stillstandsüberwachung für ein<br />

verzögertes Entriegeln sorgen soll. Im Vergleich<br />

zur Zeitsteuerung bietet die Stillstandsüberwachung<br />

den Vorteil, dass tatsächlich<br />

die gefahrbringende Bewegung<br />

kontrolliert wird. Denn erst nach dem Abschalten<br />

und Austrudeln des Antriebs wird<br />

ein sicheres Stillstands- oder Freigabesignal<br />

erzeugt. Bei einer Zeitsteuerung lässt sich<br />

die Schutztür nach einer vorab definierten<br />

Zeitspanne öffnen, die Spindel könnte sich<br />

theoretisch also noch bewegen.<br />

Zusätzliche Sensoren entfallen<br />

Vor diesem Hintergrund stellt Phoenix<br />

Contact mit dem Sicherheitsschaltgerät<br />

PSR-MM25 aus der Produktfamilie PSR<br />

Motion einen sensorlosen Stillstandswächter<br />

zur Verfügung, der ein- und dreiphasige<br />

Wechselstrommotoren sowie Gleichstrommotoren<br />

überwacht. Die Messeingänge des<br />

lediglich <strong>12</strong>,5 mm schmalen Moduls werden<br />

direkt über die Motoranschlussleitungen<br />

angebunden. Die ansonsten üblichen<br />

Sensoren wie Encoder oder Näherungsschalter,<br />

die zusätzlich an der Bewegung<br />

angebracht werden müssen, entfallen somit<br />

bei dieser Art der Überwachung. „Im<br />

Gegensatz zur Auswertung externer Sensoren<br />

lässt sich die sensorlose Überwachung<br />

einfach in unser Maschinenkonzept<br />

integrieren“, bestätigt Olaf Hartmann, der<br />

bei Röders Tec für die Elektrokonstruktion<br />

der HSC-Maschinen verantwortlich ist.<br />

„Außerdem erweist sich die Lösung von<br />

Phoenix Contact als sehr robust gegenüber<br />

äußeren Einflüssen“.<br />

Statt der Verarbeitung der Signale der<br />

Bewegungssensoren analysiert das PSR-<br />

MM25 die in den Motorwicklungen generierte<br />

Remanenzspannung. Befindet<br />

sich die durch Restmagnetisierung induzierte<br />

Spannung unterhalb einer variablen<br />

Schwelle, signalisiert das Modul den Motor-<br />

LTIMotion GmbH<br />

Gewerbestraße 5–9<br />

35633 Lahnau ·Germany<br />

Tel.: +49 6441 966-0<br />

Fax: +49 6441 966-137<br />

E-Mail: info@lti-motion.com


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

02 Integration des PSR-MM25 zur Stillstandsüberwachung der<br />

Hauptspindel einer HSC-Maschine<br />

03 Olaf Hartmann ist von der einfachen Einbindung des PSR-MM25 in<br />

das Maschinenkonzept überzeugt<br />

04 Prinzip einer Stillstandsüberwachung<br />

mit Verriegelungseinrichtung<br />

und Zuhaltung<br />

stillstand, indem es den sicheren Relaisausgang<br />

aktiviert. Da die Spannungsschwelle<br />

im Bereich von 50 bis 500 mV<br />

eingestellt werden kann, lässt sich der<br />

Stillstandswächter an unterschiedliche<br />

Motorvarianten anpassen. Über eine extra<br />

konfigurierbare Verzögerung schalten sich<br />

die Aus gänge des PSR-MM25 erst nach<br />

dem Unterschreiten der Spannungsschwelle<br />

und dem anschließenden Ablauf<br />

der Verzögerungszeit ein. „Je nach Produktionsaufgabe<br />

der HSC-Maschine gibt es<br />

verschiedene Handlingslösungen und damit<br />

auch ein großes Spektrum an Hauptspindeln.<br />

Weil die Überwachungsfunktion<br />

des Stillstandswächters unabhängig vom<br />

verwendeten Spindeltyp funktioniert, ist<br />

das PSR-MM25 für uns universell einsetzbar“,<br />

erläutert Hartmann.<br />

Höchste Sicherheit bis SIL 3<br />

und PL e<br />

Zur weiteren Verarbeitung innerhalb der<br />

HSC-Maschine wird das sichere Stillstand­<br />

signal des PSR-MM25 mit dem Freigabesignal<br />

eines Schlüsselschalters verknüpft.<br />

Das daraus resultierende Signal steuert<br />

dann den Zuhaltemagnet einer Verriegelungs-Einrichtung<br />

an, sodass der Bediener<br />

die Schutztür öffnen kann. Um einen unerwarteten<br />

Anlauf bei geöffneter Schutzeinrichtung<br />

zu verhindern, werden die Motorschütze<br />

der Spindel mit dem Entriegeln der<br />

Schutztür abgeschaltet.<br />

Das Messprinzip des PSR-MM25 eignet<br />

sich für den Anschluss an geregelte und<br />

ungeregelte Elektromotoren. Somit lassen<br />

sich Antriebe überwachen, deren Ansteuerung<br />

entweder über Frequenzumrichter,<br />

Motorschütze oder Halbleiterschütze erfolgt.<br />

Im Rahmen der funktionalen Sicherheit<br />

werden entsprechende normative<br />

Anforderungen an die Verriegelungseinrichtung<br />

und folglich ebenso an das Entsperren<br />

der Zuhaltung gestellt. Der sichere<br />

Stillstandswächter PSR-MM25 ist für Applikationen<br />

bis Kategorie 3 und PL e gemäß<br />

EN ISO 13849-1 sowie SIL 3 nach EN/IEC<br />

62061 nutzbar.<br />

Einfache Integration<br />

„Da auf die ansonsten für die Bewegungsüberwachung<br />

notwendigen Sensoren verzichtet<br />

werden kann, sparen wir Materialkosten<br />

und Zeit bei der Konstruktion und<br />

Inbetriebnahme ein“, schließt Hartmann<br />

ab. „Ein weiterer Vorteil der Lösung liegt<br />

in der einfachen Betrachtungsweise der<br />

Sicherheitsfunktion, weil keine Sensoren in<br />

die Berechnung einbezogen werden müssen“.<br />

Aufgrund der problemlosen Integration<br />

in das Antriebskonzept der Applikation<br />

bietet sich die beschriebene Technologie<br />

insbesondere für die Stillstandsüber wachung<br />

an Werkzeug- und Holzbearbeitungsmaschinen<br />

sowie Walzantrieben und<br />

Zentrifugen an. Durch seine geringe Baubreite<br />

von lediglich <strong>12</strong>,5 mm lässt sich das<br />

PSR-MM25 auch bei beengten Platzverhältnissen<br />

im Schaltschrank sowie für Nachrüstungen<br />

im Rahmen von Retrofit-Maßnahmen<br />

verwenden.<br />

www.phoenixcontact.de<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />

Mehr Sicherheitsfunktionen<br />

für Kleinsteuerungen<br />

Für die Motion-Monitoring-Module PNOZ M EF 1MM und 2MM der<br />

konfigurierbaren, sicheren Kleinsteuerungen PNOZ Multi 2 aus dem<br />

Hause Pilz gibt es zwei neue Sicherheitsfunktionen für die Antriebsüberwachung.<br />

Die Funktion SLA-M überwacht die maximale<br />

Beschleunigung des Antriebs und verhindert, dass der Motor die festgelegte<br />

Beschleunigungsbegrenzung überschreitet. Die SAR-M-Funktion<br />

stellt sicher, dass die überwachte Beschleunigung sich innerhalb festgelegter<br />

Grenzwerte befindet. So lassen sich Achsen-Anwendungen,<br />

z. B. Handling- oder Spindelachsen, in allen Branchen, auch in der<br />

Windkraft, sicher überwachen. Über das Softwaretool PNOZ Multi<br />

Configurator – ab Version<br />

10.6 – können Grenzwerte<br />

und -bereiche festgelegt<br />

werden. Für die Module<br />

wird ein eigenständiges<br />

Modulprogramm MLQ<br />

konfiguriert, das dann lokal<br />

auf dem Modul ausgeführt<br />

wird. Möglich ist feingranulares<br />

Konfigurieren mehrerer<br />

Überwachungsbereiche.<br />

www.pilz.com<br />

Antriebsregler mit<br />

Ethercat-Slave<br />

Der kompakte Antriebsregler E°Darc K10E<br />

von Ferrocontrol ist jetzt mit Ethercat-<br />

Slave verfügbar. Die Anbindung an<br />

Controller der neuesten Steuerungsgeneration<br />

von Eckelmann wird damit<br />

noch einfacher, denn die E°EXC 88 setzt<br />

auf Ethercat als Systembus für eine<br />

durchgängige Vernetzung von Antrieben<br />

und I/Os. Der Antriebsregler ist die ideale<br />

Ergänzung zum Ethercat-Master der CNC-Baureihen. Die<br />

digitalen Achsregler werden von der Steuerung direkt erkannt<br />

und lassen sich somit über die Steuerung konfigurieren.<br />

Hierfür steht mit E-Tools Drive ein vielfach bewährtes Tool<br />

zur Verfügung. Klarer Vorteil der Plug-&-Play-Inbetriebnahme:<br />

Eine zusätzliche Verkabelung oder zeitaufwendige<br />

Umverkabelung am Schaltschrank entfällt. Der Regler kann<br />

universell eingesetzt werden für den Betrieb von Synchronund<br />

Linearmotoren mit bis zu 27,5 A Spitzenstrom, als<br />

Motion- oder interpolierende CNC-Achse. Dank seiner<br />

hohen Leistungsdichte spart er Platz im Schaltschrank<br />

(66 × 211 × 195 mm, 10 A effektiven Nennstrom).<br />

www.ferrocontrol.de<br />

Frequenzumrichter mit Multi-Level-Technologie und offener Servoverstärker<br />

Das Unternehmen Sieb & Meyer stellt unter anderem den Frequenzumrichter<br />

SD2M mit Multi-Level-Technologie vor. Bei der SD2-Produktfamilie sind die<br />

Sicherheitsfunktionen SFM und SLOF für Motoren ohne Drehzahlgeber integriert.<br />

Sie erfüllen die Anforderungen von SIL 3. Mit SFM kann der Bediener erkennen,<br />

ob eine geberlose Spindel nach dem Ausschalten eine sichere Drehzahl unterschritten<br />

hat, und mit SLOF, ob eine kritische Drehzahl nicht überschritten wird.<br />

Die Funktionen bauen auf der Funktion STO auf. Der SD2M zeichnet sich durch<br />

die Drei-Level-Technologie aus, die für Ausgangsleistungen bis 367 kVA und<br />

Drehfeldfrequenzen bis 2 000 Hz konzipiert ist. Diese und Schaltfrequenzen bis<br />

16 kHz gewährleisten eine sehr gute Stromqualität. Mit der Plattform SD3 stellt<br />

das Unternehmen weiterhin einen offenen Servoverstärker mit Leistungsendstufen<br />

bis 55 kVA zur Verfügung. Über das Entwicklungstool stehen umfangreiche<br />

Funktionsbibliotheken für die grundsätzlichen Antriebs- und Regelungsfunktionen<br />

eines Servoverstärkers zur Verfügung.<br />

www.sieb-meyer.de<br />

Konstruktion von Maschinen vereinfacht<br />

Mit dem netzwerkfähigen Safe-Torque-Off-Optionsmodul von Rockwell lassen<br />

sich sicherheitsgerichtete und andere Funktionen über das gleiche Ethernet/IP-<br />

Netzwerk übertragen. Für die Allen-Bradley-Antriebe Powerflex 755 sowie<br />

Powerflex 755T ausgelegt, erhöht es die Sicherheit, indem Drehmomente sicher<br />

abgeschaltet werden können, ohne den Antrieb von der Stromversorgung zu<br />

trennen. Dies erlaubt einen schnelleren Neustart nach Eingriffen des Sicherheitssystems.<br />

Durch integrierte Sicherheitsfunktionen in einer Ethernet/IP-basierte<br />

Steuerung lassen sich die Kosten für Verdrahtung und Redundanzen von festverdrahteten<br />

Sicherheitssystemen senken. Außerdem ermöglicht sie den Zugriff<br />

auf Echtzeit-Daten. Das Modul ist mit Allen-Bradley Guardlogix- und Compact<br />

Guardlogix-Steuerungen kompatibel und ermöglicht die Nutzung einer gemeinsamen<br />

IP-Adresse für Sicherheits- und Steuerungsfunktionen. Es lässt sich in<br />

festverdrahteten und netzwerkbasierten Anwendungen einsetzen.<br />

www.rockwellautomation.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 37


Industrie 4.0 senkt Initialkosten<br />

Servopumpe setzt auf automatisch geführte Inbetriebnahme<br />

Hoher Wirkungsgrad,<br />

Prozessperformance, niedrige<br />

Wärmeentwicklung und reduzierte<br />

Geräuschentwicklung. Dies sind nur<br />

einige Vorteile einer Servopumpe.<br />

Diesen gegenüber stehen unter<br />

anderem die Inbetriebnahme und<br />

die anwendungsbezogene<br />

Einstellung, die mit Kosten,<br />

Zeitaufwand und Fachwissen<br />

verbunden sind. Baumüller hat mit<br />

seiner neuen Servopumpen-Version<br />

diese Herausforderungen beseitigt.<br />

Sie werden für die Fertigung von Karosseriebauteilen<br />

eingesetzt oder produzieren<br />

Hightech aus Kunststoff. Pressen und Spritzgießmaschinen<br />

sind nur zwei Beispiele bei<br />

deren Produktionsprozess punktuell ein<br />

hoher Kräftebedarf benötigt wird. Diese<br />

Kräfte werden typischerweise hydraulisch<br />

erzeugt. Doch bei Press-, Schließ- und Einspritzvorgängen<br />

sind viel höhere Volumenströme<br />

und somit Kräfte notwendig als z. B.<br />

während eines notwendigen Nachdrucks.<br />

Durch diese variierenden Volumenströme<br />

Stefanie Lauterbach ist Corporate<br />

Communi cations Manager bei der Baumüller<br />

Holding GmbH & Co. KG in Nürnberg<br />

und dem damit verbundenen stark schwankenden<br />

Kräftebedarf, sind hydraulische<br />

Antriebe wenig energieeffizient. Eine Servopumpe<br />

regelt die Drehzahl einer Konstantpumpe<br />

mittels Servoantrieb dynamisch<br />

und mit hoher Genauigkeit. Sie punktet mit<br />

ihrem hohen Wirkungsgrad, niedriger Wärmeentwicklung<br />

und reduzierter Geräuschentwicklung.<br />

Mittlerweile gehört der Einsatz<br />

einer Servopumpe, auch aufgrund der<br />

steigenden Energiekosten, bei Maschinenbauern<br />

zur Standardausrüstung. Endkunden<br />

betrachten immer häufiger die Gesamtbetriebskosten<br />

und sehen, dass sich der<br />

höhere Anschaffungspreis für eine Servopumpe<br />

durch die Senkung des Energieverbrauchs<br />

in der Regel innerhalb eines Jahres<br />

amortisiert. Aber es gibt auch Herausforderungen:<br />

So wird für die Inbetriebnahme<br />

Fachwissen benötigt und die Einstellung<br />

der Servopumpe auf die individuelle Anwendung<br />

ist kniffelig. Bis der Produktionsprozess<br />

optimiert und ausschussfrei läuft,<br />

dauert es zudem häufig lange.<br />

01 Der Wizard<br />

greift auf eine<br />

Motor- und<br />

Umrichterdatenbank<br />

zu und führt den<br />

Nutzer durch die<br />

Schritte der<br />

Inbetriebnahme<br />

Baumüller hat in enger Zusammenarbeit<br />

mit Maschinenbauern und Pumpenherstellern<br />

jetzt eine neue Servopumpen-Version<br />

entwickelt, die diese Herausforderungen<br />

beseitigt. Aufgrund der integrierten Regelung<br />

im Umrichter können diese Servopumpen<br />

an jede Maschinensteuerung<br />

angebunden werden. Für die Servoumrichter-Reihen<br />

B Maxx 3000, B Maxx 4000, für<br />

die anreihbare B Maxx 5000er-Familie und<br />

für B Maxx 5500-Monoeinheiten ist die<br />

neue Version ab sofort verfügbar.<br />

Basisinbetriebnahme leicht<br />

gemacht<br />

Für die Einrichtung der Servopumpe auf die<br />

jeweilige Anwendung werden Vorkenntnisse<br />

und Zeit benötigt. In der Realität<br />

werden die Anwendungen jedoch immer<br />

anspruchsvoller und das für die Inbetriebnahme<br />

vorgesehene Zeitfenster im gleichen<br />

Zug kleiner. Das Bedien- und Parametriertool<br />

Pro Drive von Baumüller wird in zahl-<br />

38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

02 Thermischer Pumpenschutz: Sollte die Öltemperatur im Druckhaltebetrieb<br />

zu warm werden, öffnen die Bypass-Ventile automatisch<br />

zum Abtransport des überhitzten Öls<br />

03 Verschiebt sich der Offsetwert, wird der Druckwert<br />

für den Produktionsprozess automatisch korrigiert<br />

reichen Applikationen zur Parametrierung,<br />

Inbetriebnahme, Analyse und Diagnose<br />

eingesetzt und vereinfacht – auch für die<br />

Servopumpe – durch eine grafische Benutzerführung<br />

die Einrichtung.<br />

Eine in Pro Drive integrierte Bediensoftware<br />

erleichtert zusätzlich die Inbetriebnahme<br />

der Servopumpe. Dieser sogenannte<br />

Wizard führt den Nutzer<br />

unkompliziert und<br />

schnell durch die einzelnen<br />

Schritte der Inbetriebnahme.<br />

Detaillierte<br />

Servopumpen-Fachkenntnisse<br />

zur Basisinbetriebnahme<br />

sind dadurch<br />

nicht mehr notwendig.<br />

Der Zugriff auf eine<br />

Motor- und Umrichterdatenbank<br />

macht die<br />

Eingabe dieser Parameter<br />

überflüssig. Es muss<br />

lediglich eine bestimmte<br />

Motor-/Umrichter-Kombination<br />

ausgewählt werden.<br />

Durch die schrittweise<br />

Führung durch das Programm kann<br />

keine Eingabe vergessen werden.<br />

Mit dem Wizard kann die Inbetriebnahme<br />

beschleunigt und Fehlermöglichkeiten<br />

eliminiert werden, wodurch Zeit und<br />

Geld eingespart werden können.<br />

Mehr Schutz für hohe<br />

Verfügbarkeit<br />

Ist die Maschine schließlich einsatzbereit,<br />

muss sie häufig ehrgeizige Produktionsziele<br />

erfüllen. Damit der Verschleiß von stark belasteten<br />

Teilen der Servopumpe nicht die<br />

Qualität der Endprodukte beeinflusst und<br />

zudem die Maschinenkomponenten geringer<br />

belastet werden, haben die Baumüller-<br />

Experten die neue Software-Version der<br />

Servopumpe um verschiedene Schutzfunktionen<br />

erweitert.<br />

So wird z. B. die Pumpenauslastung im<br />

stark beanspruchten Druckhaltebetrieb<br />

standardmäßig überwacht. Sollte das Temperaturmodell<br />

auf eine thermische Überlast<br />

hinweisen, öffnen sich die Bypass-Ventile<br />

Unsere neue Servopumpen-<br />

Version führt schneller zu<br />

einer fehlerfreien und optimalen<br />

Inbetriebnahme.<br />

Bernhard Krauß,<br />

Application Plastics and Printing,<br />

Baumüller Nürnberg GmbH<br />

Zusätzlich schützen die neuen Funktionen die Servopumpe<br />

und verhelfen zu einem schonenden Betrieb der<br />

Mechanik. Alles in allem bietet Baumüller eine Zeitund<br />

Kostenersparnis für den Maschinenbetreiber.<br />

automatisch zum Abtransport des überhitzten<br />

Öls. Die Servopumpe wird so lange gekühlt<br />

bis sie wieder die Normaltemperatur<br />

erreicht hat. Ein weiterer Pluspunkt des<br />

Monitorings betrifft die Leckage-Kennlinie.<br />

Diese kann bei der neuen Version zusätzlich<br />

erfasst und mit Referenzdaten abgeglichen<br />

werden. Dies erleichtert die Diagnose<br />

und ein Verschleiß oder gar ein notwendiger<br />

Austausch der Ventile und Dichtungen<br />

kann schneller erkannt werden.<br />

Softwarebasierte Optimierung<br />

der Anwendung<br />

Die adaptive Druckvorsteuerung zählt zu<br />

den prägnantesten Software-Erweiterungen<br />

der neuen Version und greift direkt in den<br />

Prozess ein. Der intelligente Regelalgorithmus<br />

passt sich adaptiv verschiedenen<br />

Druckanstiegsgeschwindigkeiten an. Die<br />

neue Software ermöglicht damit einen überschwingfreien<br />

Drucksprung in Minimalzeit.<br />

Da sich die entsprechenden Parameter<br />

während des Produktionsprozesses automatisch<br />

nachstellen, erreicht die adaptive<br />

Regelung eine Eliminierung bzw. eine<br />

signifikante Reduzierung von Drucküberschwingern.<br />

Der benötigte Druckwert stellt<br />

sich ganz automatisch, mit sanftem Übergang<br />

und in Millisekunden ein. Auch ein<br />

Selbstoptimierungslauf ist durch die adaptive<br />

Regelung nicht mehr notwendig.<br />

Optimierte Einsparmöglichkeiten<br />

Maschinenbauer, Pumpenhersteller und<br />

Baumüller-Spezialisten, alle mit langjähriger<br />

Erfahrung bei Servopumpen-Applikationen<br />

entwickelten gemeinsam die neue<br />

Servopumpen-Version. Der Kundenwunsch,<br />

das Expertenwissen für die Inbetriebnahme<br />

abrufen zu können, wurde durch eine Bediensoftware<br />

mit Wizard umgesetzt. Mehr<br />

Know-how in der Software und weniger<br />

notwendige Erfahrung für die Inbetriebnahme<br />

wurde z. B. mit der adaptiven<br />

Druckvorsteuerung erreicht. Der Einbau<br />

von weiteren Schutz- und Optimierungsmechanismen,<br />

um Servopumpe, Mechanik<br />

und das komplette System zu schonen,<br />

führt zu einer zusätzlichen Kostenersparnis.<br />

Alles in allem werden mit der neuen Version<br />

mögliche Fehler minimiert, die Inbetriebnahme<br />

optimiert und damit Zeit und Kosten<br />

gespart. Dies wiederum optimiert die<br />

Einsparmöglichkeiten, den RoI der eingesetzten<br />

Servopumpe.<br />

www.baumueller.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 39


ELEKTROMOTOREN<br />

Motoren optimiert für<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Mit einer Optimierung der Idam-Torquemotoren-Baureihe SRV<br />

hat das Unternehmen Schaeffler Störkräfte und -momente des<br />

Motors entfernt, die sonst in Rundachsen und Rundtischen<br />

Verkippungen der Achse bzw. der<br />

Aufspannfläche im Mikrometer-Bereich<br />

verursachen. Bei der Zerspanung mit<br />

sehr steifen und direktangetriebenen<br />

Rundachsen in ultra-präzisen Fräs-,<br />

Schleif- und Verzahnungsmaschinen<br />

kann an Werkstücken das Phänomen<br />

kurzwelliger Oberflächenfehler<br />

auftreten. Die Ingenieure von INA<br />

Drives+Mechatronics (Idam), Direktantriebsspezialist<br />

der Schaeffler Gruppe,<br />

entwickelten als Lösung eine „doppelte“<br />

Motorstruktur, bei der sich Störkräfte<br />

und -momente intern ausgleichen. Die auf diesem Prinzip<br />

basierenden Torquemotoren sind mit den marktüblichen Torquemotoren<br />

austauschbar. Für die neue Baureihe sind Luftspaltdurchmesser<br />

von 89 bis über 460 mm und Magnethöhen von<br />

25 bis 200 mm vorgesehen. Die Serie ist mit der Baugröße 89 mm<br />

Luftspaltdurchmesser bereits gestartet.<br />

www.schaeffler.com<br />

Bürstenlose DC-Motoren mit sehr<br />

hohen Drehzahlen<br />

Das Unternehmen Maxon Motor erweitert seine konfigurierbare<br />

Produktlinie im Bereich der bürstenlosen DC-Motoren. Die ECX<br />

Speed Antriebe gibt es ab sofort mit den Durchmessern 13 und<br />

19 mm in den Varianten Standard und High Power. Hinzu kommen<br />

passende GPX Planetengetriebe und Encoder. Die ECX Speed<br />

Antriebe bieten sehr hohe Drehzahlen und eignen sich besonders<br />

für Anwendungen wie Power Tools. Alle Komponenten lassen sich<br />

vom Kunden einfach online konfigurieren. Die maßgeschneiderten<br />

Antriebe werden dann in automatisierten Prozessen zusammengestellt<br />

und verlassen spätestens nach elf Arbeitstagen die<br />

Produktion. Auch im Bereich der drehmomentstarken Antriebe<br />

gibt es Neuigkeiten: Maxon Motor bietet seine starken, bürstenlosen<br />

Flachmotoren ab sofort auch als Frameless Kit an. Das<br />

heißt: Stator und Rotor werden separat geliefert und erst bei der<br />

Montage zusammengeführt. Die Flachmotoren sind vor allem für<br />

Robotikanwendungen mit engen Platzverhältnissen interessant.<br />

www.maxonmotor.com<br />

Inserentenverzeichnis Heft <strong>12</strong>/<strong>2017</strong><br />

Altra Industrial Motion, Braintree/<br />

Massachusetts (USA).................................29<br />

BRECO Antriebstechnik,<br />

Porta Westfalica...................................51, 53<br />

Hecht Kugellager, Winnenden................33<br />

HEMA Maschinen- u. Apparateschutz,<br />

Seligenstadt..................................................27<br />

igus®, Köln.....................................................49<br />

KAPP, Coburg.................................................. 7<br />

LTI Motion, Lahnau.....................................35<br />

Nozag, Pfäffikon (Schweiz)......................25<br />

Rotor Clip,<br />

Somerset/New Jersey (USA)..................... 3<br />

R+W Antriebselemente,<br />

Klingenberg..................................................31<br />

SCHLÖSSER, Mengen.................................43<br />

VTH Verband Technischer Handel e.V,<br />

Düsseldorf....................................................... 5<br />

Beilage:<br />

Haus der Technik e.V., Essen<br />

(Vollbeilage)<br />

easyFairs Deutschland, München<br />

(Teilbeilage)<br />

Individuelle, hygienische<br />

Fördertechnik-Antriebe<br />

Kundenspezifische Antriebe, Motoren und Regler sowie Komplettlösungen<br />

für kleinere und mittlere Anlagen in der Fördertechnik<br />

bietet Groschopp an. Spezialisiert ist der Hersteller auf Lösungen<br />

für die Nahrungsmittelindustrie, Verpackungsindustrie, Pharmaund<br />

Chemie-Industrie und Spezialgebiete im Maschinenbau wie<br />

Schweißdrahtvorschub und Kuvertierung. Zu den klassischen<br />

Anwendungen der Fördertechnik gehören neben dem Transport<br />

das Positionieren, Dosieren und Sortieren. Ein Spezialgebiet stellen<br />

Durchlaufwaagen dar: Ohne Stopp des Förderbandes ermittelt eine<br />

Wägeeinheit das Gewicht der Produkte auf dem Band. Bei einer hochdynamischen<br />

Positionierung braucht es einen Servoantrieb, der<br />

sehr schnell beschleunigen, abbremsen und an exakt definierten<br />

Stellen stoppen kann. Die Antriebe entsprechen den EHEDG-Guidelines<br />

und allen Anforderungen des Hygienic Designs.<br />

www.groschopp.de<br />

Türantrieb mit optimierten<br />

Schutzfunktionen<br />

Der Türantrieb KFM Safety von Siei Areg fasst Asynchronmotor,<br />

Frequenzumrichter, Netzfilter, Kommunikation, optional Feldbus,<br />

analoge und digitale Schnittstellen sowie Encoder zu einer dezentralen<br />

Komplettlösung zusammen. Er entspricht den Sicherheitsnormen<br />

nach DIN EN 61508 für den Einsatz bis einschließlich SIL 2.<br />

Zudem wurde er vom TÜV-Nord nach DIN EN ISO 13849-1 mit PL e<br />

zertifiziert. Für die Überwachung von Türgeschwindigkeit und<br />

-stillstand verfügt er über die Funktionen „sicher abgeschaltetes<br />

Moment“ (STO), „sicher begrenzte Geschwindigkeit“ (SLS) und<br />

„sicher begrenztes Moment“ (SLT). Redundante Sensoren und<br />

Controller sorgen für zusätzliche<br />

Sicherheit. Mit kurzen<br />

Reaktionszeiten eignet er<br />

sich für horizontale Türen an<br />

Werkzeug-, Verpackungsund<br />

Spritzgießmaschinen<br />

und in Bearbeitungszentren<br />

und Montageautomaten.<br />

www.sieiareg.de<br />

Für kleine und kleinste Linearbewegungen<br />

Der lineare DC-Servomotor LM 1483 von Faulhaber weist eine Dauerkraft<br />

von 6,2 N und eine Spitzenkraft bis 18,4 N auf. Er vereint mit<br />

einer Beschleunigung bis 220 m/s 2 und einer Wiederholgenauigkeit<br />

bis auf <strong>12</strong>0 bzw. 40 µm herunter hohe Dynamik mit hoher Präzision.<br />

Mit Abmessungen von 14 × 20 × 83 mm und einem Läuferstabdurchmesser<br />

von 6 mm ist er in Hublängen von 20 bis 80 mm erhältlich.<br />

Der Läuferstab aus nichtrostendem Stahl ist mit geschweißten Abdeckplatten<br />

versehen, die eine robuste Schnittstelle bieten. Durch<br />

die drei integrierten analogen Hallsensoren kann die Version -11 mit<br />

den Motion Controllern des Herstellers kombiniert werden. Für sin/<br />

cos-Ansteuerung ist die Version -<strong>12</strong> erhältlich. Die Servomotoren<br />

eignen sich für kleine und kleinste Linearbewegungen und kommen<br />

z. B. in Bestückungsautomaten zum Einsatz, bei denen es auf eine<br />

hochdynamische Positionierung ankommt.<br />

www.faulhaber.com<br />

40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

Funktionen und Komponenten von<br />

Servosystem erweitert<br />

Yaskawa hat das Servosystem Sigma-7 um mehrere Komponenten<br />

und Funktionen erweitert. Dazu gehören drei neue Direktantriebe<br />

mit hochauflösenden Gebern, absolut oder inkrementell, im<br />

Drehmomentbereich von 1,3 bis 240 Nm. Durch den 24-Bit-Geber<br />

werden die Regeleigenschaften verbessert.<br />

Die Motoren sind für größte<br />

Drehmomentstabilität bei höchster<br />

Genauigkeit konzipiert. Alle Motoren<br />

haben die Möglichkeit einer mittigen<br />

Kabeldurchführung und sind damit<br />

für Handlinganwendungen geeignet.<br />

Für die Integration in Dosier- und<br />

Ettiketieranwendungen steht mit<br />

Sigma-7Siec eine Variante für den<br />

europäischen Markt zur Verfügung.<br />

Ebenfalls verfügbar ist das Doppelachs-<br />

Modell Sigma-7C mit integriertem<br />

Controller, das sich kompakter<br />

auslegen lässt, weil keine separate<br />

Steuerung notwendig ist. Daneben bietet das Servosystem nun<br />

erweiterte Sicherheitsfunktionen gemäß EN IEC 61508 SIL 3 und<br />

PL-e. Optional sind auch die Sicherheitsfunktionen SS1, SS2 und<br />

SLS verfügbar.<br />

www.yaskawa.eu.com<br />

Platzsparende und präzise Aktuatoren<br />

mit Hohlwelle<br />

Der Nema 17-Zen-Schrittmotor mit Hohlwelle aus dem Hause<br />

A-Drive bietet ein neuartiges magnetisches Design, das dem<br />

Aktuator zuvor unerreichte Eigenschaften verleihen soll. Zu den<br />

Features des Schrittmotors zählen eine sehr hohe Genauigkeit,<br />

eine äußerst kompakte Konstruktion und ein geräuschloser Lauf.<br />

Der Schrittmotor lässt sich flexibel an nahezu jede Anwendung<br />

anpassen und eröffnet zahlreiche neue Einsatzgebiete, die bisher<br />

größeren Baureihen vorbehalten waren. Darüber hinaus arbeitet<br />

der Schrittmotor mit einer hohen Genauigkeit von ± 1,5 Winkelminuten<br />

bei einem Mikroschrittbetrieb von 1/64. Damit bietet<br />

der neue Aktuator eine dreimal so hohe Präzision wie vergleichbare<br />

Modelle. Diese hohe Auflösung ist, ebenso wie die verbesserte<br />

Laufeigenschaft, auf das patentierte magnetische Design der<br />

Schrittmotoren zurückzuführen.<br />

Ein weiterer Vorteil<br />

ist ihr geräuschloser Lauf.<br />

Zur Verfügung stehen die<br />

Schrittmotoren in drei Baureihen.<br />

Hierzu zählt z. B.<br />

die Variante mit Hohlwelle.<br />

Diese besitzt einen großen<br />

Bohrungsdurchmesser von<br />

bis zu 11 mm.<br />

www.a-drive.de<br />

Geberlose Motorregelung bis zum<br />

Stillstand dank Reluctance Control Lizenz<br />

Mit der Firmware 4.8 von Siemens können Simotics Synchronreluktanzmotoren<br />

auch mit Sinamics S<strong>12</strong>0 Umrichtern betrieben<br />

werden. Damit können komplexe Funktionalitäten des modularen<br />

S<strong>12</strong>0-Produktportfolios genutzt werden. Durch die neue Sinamics<br />

Reluctance Control Lizenz in Verbindung mit den Sinamics Booksize-Modulen<br />

ist nun auch mit und ohne Lagegeber eine präzise<br />

Regelung des Antriebs<br />

bis zum Stillstand<br />

realisierbar. Das gilt<br />

für den motorischen<br />

und generatorischen<br />

Betrieb. Die feldorientierte<br />

Vektorregelung<br />

im gesamten Betriebsbereich<br />

erhöht die<br />

Robustheit des<br />

Antriebssystems.<br />

So ist ein Kippen bei<br />

Lastsprüngen ausgeschlossen.<br />

Die<br />

geberlose Regelung<br />

steigert darüber<br />

hinaus die Energieeffizienz des Antriebs, weil damit schon im<br />

kleinen Drehzahlbereich derart niedrige Werte erreicht werden<br />

wie sonst nur mit Geber. Die Lösung eignet sich für Anwendungen,<br />

die eine hohe Genauigkeit erfordern, z. B. für Servopumpen, die<br />

schon ab Stillstand mit hoher Belastung einen präzisen Betrieb<br />

benötigen. Denn aufgrund des normalerweise reduzierten<br />

Stellbereiches von 1:10 bei geberloser Regelung wäre im Regelfall<br />

ein Geber erforderlich.<br />

www.siemens.de<br />

Geber mit rein digitaler Schnittstelle<br />

mit EnDat 2.2-Protokoll<br />

Heidrive erweitert seinen Servo-Baukasten um eine weitere<br />

Geberserie. Die neuen Geber arbeiten mit einer rein digitalen<br />

Schnittstelle mit EnDat 2.2-Protokoll. Die lagerlosen induktiven<br />

Drehgeber bieten eine hohe Systemgenauigkeit trotz markant<br />

robustem Abtastprinzip. Das Bilden des Positionswertes erfolgt<br />

durch Rundumabtastung aus den Signalen aller gleichmäßig über<br />

den Umfang verteilten Empfängerspulen. Die hohe geräteinterne<br />

Interpolation der EnDat 2.2-Geräte ermöglicht dabei eine<br />

Auflösung von 19 bit (524 288 Messschritte). Optional ist auch<br />

eine Auflösung von bis zu 23 bit möglich. Beispiele für solche<br />

Applikationen sind vor allem im Bereich anspruchsvoller Automatisierungsanwendungen<br />

zu finden, denn hier sind die genaue<br />

Positionierung und eine hohe Wiederholgenauigkeit von großer<br />

Wichtigkeit. Darüber hinaus stellt das EnDat-Interface eine<br />

bidirektionale Schnittstelle dar, die in der Lage ist, auf dem Geber<br />

gespeicherte Informationen auszulesen, zu aktualisieren sowie<br />

neue Informationen abzulegen. Die Geber können mit allen<br />

Motoren, Steckern und Planetengetrieben aus dem Servomotoren-<br />

Baukasten kombiniert werden.<br />

www.heidrive.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 41


Ein strategischer Partner<br />

Technischer Handel: weg von der Preiszentrierung, hin zur Nutzenbetrachtung<br />

Der Technische Handel nutzt die<br />

stabile Konjunktur, um sein<br />

Angebot im Bereich der<br />

Antriebstechnik gezielt<br />

weiterzuentwickeln. Als Leitsterne<br />

dienen ihm dabei die beiden<br />

wegweisenden „D“ dieser Zeit:<br />

Dienstleistungen und Digitalisierung.<br />

Was bedeutet das für den Anwender?<br />

W<br />

ährend sich die deutsche Wirtschaft<br />

in unsicheren Zeiten solide entwickelt,<br />

hellt sich auch das Konjunkturbild<br />

der Antriebstechnik auf. Der Maschinenbau<br />

verzeichnet ein gutes Plus und hat nach<br />

einer fünfjährigen Stagnationsphase <strong>2017</strong><br />

ein Wachstumsjahr erreicht. Gleichzeitig<br />

holt die Automobilindustrie weiter auf. In<br />

konkreten Zahlen profitiert die Antriebstechnik<br />

von einem Auftragsplus von 22 %<br />

und einem Umsatzwachstum von 8 % (Jan.<br />

bis Aug. <strong>2017</strong> vs. 2016) und könnte in der<br />

Produktion 5 % (<strong>2017</strong>) bzw. 4 % (2018)<br />

zulegen. Über diese guten Mittelfristperspektiven<br />

informierte Dr. Josef Auer,<br />

Deutsche Bank Research, Ende Oktober die<br />

im VTH Verband Technischer Handel e. V.<br />

organisierten Fachhändler für Antriebstechnik<br />

aus Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz. VTH-Hauptgeschäftsführer<br />

Thomas Vierhaus deutete diese wie folgt:<br />

„Es handelt sich um ermutigende Nach-<br />

Lars Langhans ist Seniorberater und<br />

Geschäftsführer der Kollaxo Markt und<br />

Medien GmbH in Bonn<br />

richten. Der Technische Handel bewegt<br />

sich in gutem Fahrwasser. Das wird er nun<br />

nutzen, um seine wichtige Position an der<br />

Schnittstelle von Lieferindustrie und produzierendem<br />

Gewerbe weiter zu festigen.“<br />

Die Spezialisten für Antriebstechnik im<br />

VTH bieten die gesamte Bandbreite antriebstechnischer<br />

Produkte an und verfügen<br />

über entsprechende Läger. Doch ein<br />

großes Sortiment bietet längst keine Gewähr<br />

mehr, um bei den Kunden im Geschäft<br />

zu bleiben.<br />

Das bestätigt Dipl.-Ing. (FH) Gerhard<br />

Mayer, Geschäftsführer der Ludwig Meister<br />

GmbH & Co. KG in Dachau: „Du musst mit<br />

dem richtigen Produkt zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort sein können.“ Wenn ein Kunde<br />

anruft und einen Defekt meldet, wüssten<br />

seine Mitarbeiter sofort, um welche Halle,<br />

um welche Maschine und um welchen<br />

Arbeitsplatz es sich handelt, und mehr<br />

noch: „Unsere Fachberater kennen sämtliche<br />

Teile, Komponenten und Werkzeuge,<br />

die für eine Reparatur oder Neumontage<br />

benötigt werden, und können somit die<br />

Produktion schneller als jeder andere<br />

wieder in Gang bringen.“ Das Wieder-In-<br />

Gang-Bringen erfolgt für Industriekunden<br />

im Rahmen eines 24/7/365-Services – also<br />

rund um die Uhr, wie Peter Heuel, Geschäftsführer<br />

der Irle & Heuel GmbH in<br />

Siegen weiß: „Wenn wir zum Beispiel<br />

mitten in der Nacht ein Ersatzteil für eine<br />

Anlage liefern, wird der Mehrwert des Technischen<br />

Händlers schnell offensichtlich.“<br />

Dienstleistungen zur<br />

Prozessoptimierung<br />

Die Technischen Händler stellen ihren<br />

Kunden vielfältige Lösungen im Bereich des<br />

Ersatzteilmanagements zur Verfügung. Dazu<br />

zählen Kanban-Systeme und Konsignations-<br />

lager sowie Lösungen zur Just-in-time-<br />

Belieferung, Lagerbewirtschaftung, Materialausgabe<br />

oder Regalauffüllung. Damit<br />

stellen sie sicher, dass die notwendigen Ersatzteile<br />

immer pünktlich in der benötigten<br />

Menge dort zur Verfügung stehen, wo sie<br />

gerade gebraucht werden.<br />

Damit ein Maschinenstillstand gar nicht<br />

erst eintritt, bietet der Technische Handel<br />

eine weitere logistische Dienstleistung an:<br />

Mittels Condition Monitoring überwacht er<br />

fortlaufend den Wartungsbedarf und ersetzt<br />

abgenutzte, veraltete oder nicht mehr<br />

normenkonforme Teile. Indem der Fachhändler<br />

als Servicepartner alle Reparaturund<br />

Instandsetzungsmaßnahmen rechtzeitig<br />

umsetzt, verlängert sich die Einsatzzeit<br />

der Technik. Die Kunden vermeiden teure<br />

Überholungen und Neuanschaffungen.<br />

Thomas Vierhaus begrüßt die zunehmende<br />

Integration der aktuell 280 VTH-Mitglieder<br />

in die Produktionsprozesse der Industrie:<br />

„Mit dem kombinierten Angebot von Qualitätsartikeln<br />

und maßgeschneiderten logistischen,<br />

wissensintensiven und produktnahen<br />

Dienstleistungen wandelt sich der<br />

Händler vor Ort zum wertvollen Problemlöser,<br />

der messbare Mehrwerte auf Kundenseite<br />

schafft.“ Mit „individuellen Nutzenbündeln“<br />

könne der Technische Händler<br />

gleichzeitig dem ruinösen Preiswettbewerb<br />

entkommen, der insbesondere von den<br />

großen anonymen Internethandelsplätzen<br />

angeheizt werde, und seine Alleinstellung<br />

im Markt deutlich machen.<br />

Handel 4.0: datengetriebener<br />

Service<br />

Apropos Internet: die Digitalisierung erkennt<br />

der Technische Handel als Chance,<br />

nicht als Gefahr. So arbeitet er u. a. daran,<br />

mit datengetriebenen, digitalen Serviceleis-<br />

42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


01<br />

KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

01 Thomas Vierhaus: „Der Technische<br />

Handel bewegt sich in gutem Fahrwasser.“<br />

02 Gerd Mayer: „Wir können die Produktion<br />

schneller als jeder andere wieder in Gang<br />

bringen.“<br />

03 Claudio Geisert: „Die Kaffeesatzleserei,<br />

warum ein Riemen nicht gehalten hat,<br />

hat ein Ende.“<br />

04 Benedikt Baumeister: „Es geht nicht<br />

um billige Einkaufspreise, sondern um ein<br />

individuelles Service-Level-Agreement.“<br />

Dichtungen.<br />

Stanzteile.<br />

Isolierteile.<br />

Individuelle und<br />

wirtschaftliche<br />

Lösungen<br />

• Jede Form, jedes Material,<br />

jede Größe<br />

• Vielseitige Technologien<br />

im Bereich des Stanzens<br />

und des Wasserstrahl-<br />

02<br />

03<br />

tungen ein neues Level der Instandhaltungsdienste<br />

zu erreichen. Dass<br />

und wie dies möglich ist, hat Benedikt<br />

Baumeister in einer Masterarbeit<br />

nachgezeichnet, deren Durchführung<br />

das Fraunhofer IML, Dortmund, und<br />

der VTH ideell unterstützten. Baumeister<br />

spricht von einer „digitalen Durchgängigkeit“<br />

von der automatisierten Lagerhaltung<br />

und Belieferung bis hin zur Smart Factory,<br />

in der die Anlagen und Komponenten Teil<br />

des Internet of Things sind und alle Produktnutzungsdaten<br />

erfasst werden. Das<br />

Datenmanagement hebt die Trennung zwischen<br />

Produktverkauf und Dienstleistungen<br />

mehr und mehr auf. Baumeister: „Es<br />

geht dem Kunden zukünftig nicht um einzelne<br />

Produkte und einen möglichst billigen<br />

Einkaufspreis, sondern um ein individuelles<br />

Service-Level-Agreement, mit dem<br />

er Mehrwerte generiert und auf dessen<br />

Basis er die Performance des Technischen<br />

Händlers vergütet.“ Teil dessen ist Co-Creation,<br />

also ein gemeinsamer Leistungserstellungsprozess,<br />

bei dem Technische Händler<br />

antriebstechnische Anbauten oder ganze<br />

Verarbeitungsschritte übernehmen.<br />

In der Industrie dürften die neuen innovativen<br />

Angebotsmodelle des Technischen<br />

Handels auf fruchtbaren Boden stoßen,<br />

meint Branchenexperte Claudio Geisert,<br />

Fraunhofer IPK, Berlin. „Die Kunden begrüßen<br />

jedes nutzbringende Angebot im<br />

Bereich der smarten Instandhaltung.<br />

Denn damit hat die Kaffeesatzleserei,<br />

warum ein Riemen nicht gehalten hat,<br />

ein Ende und unerwartete Stillstände<br />

lassen sich drastisch vermindern.“<br />

und Laserschneidens<br />

• Hohe Flexibilität durch<br />

eigenen Werkzeugbau<br />

• Lösung komplexer<br />

kundenspezifischer<br />

Aufgabenstellungen<br />

Schlösser -<br />

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04<br />

Fotos: Aufmacher + 02–04: Kollaxo;<br />

01: Alfred Särchinger<br />

www.vth-verband.de<br />

Schlösser GmbH & Co. KG<br />

Wilhelmstraße 8 | 885<strong>12</strong> Mengen<br />

Tel. +49 7572 606-0 | Fax 606-5598<br />

info@schloess.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

Bus- und Industrial-Ethernet-Leitungen<br />

für Industrie 4.0<br />

TKD hat sein Angebot an Bus- und Industrial-Ethernet-Leitungen<br />

neu strukturiert und gestrafft. Es reicht von Profibus über Multi- &<br />

Interbus, CAN, Devicenet, Foundation Fieldbus, ASI und Safety Bus<br />

bis zu EIB/KNX-Systemen. Für 4.0-Anwendungen bietet das Unter-<br />

Auslegungssoftware mit erweitertem<br />

Funktionsumfang<br />

Item hat die Funktionen der Auslegungs- und Auswahlsoftware<br />

Motion Designer für die Automationskomplettlösung Linear<br />

Motion Units erweitert. Das Online-Tool analysiert die Anforderungen<br />

und erstellt die optimale Kombination aus Lineareinheit,<br />

nehmen Profinet-Datenleitungen, Industrial-Ethernet- und<br />

Industrial-Ethercat-Kabel für echtzeitbasierte Einsätze und mit<br />

Übertragungsgeschwindigkeiten bis 10 Gbit/s. Außerdem werden<br />

Pof-Leitungen angeboten, die z. B. in Verbindung mit Profinet-<br />

Systemen in rauer Umgebung optische Signale übertragen können.<br />

Die Produktbezeichnungen wurden so überarbeitet, dass nun<br />

direkt ersichtlich ist, für welches Bussystem und welche Einsatzgebiete<br />

die Kabel ausgelegt sind. Zulassungen wie für UL/CSA<br />

oder Marine sind in den Datenblättern detailliert aufgeführt.<br />

Zudem kann nun durchgängig zwischen Varianten für Festverlegung,<br />

bedingt flexible, flexible und hochflexible Einsätze<br />

ausgewählt werden.<br />

www.tkd-kabel.de<br />

Motor und Steuerung. Die erweiterte Version bietet Nutzern die<br />

Möglichkeit, ein CAD-Modell der konstruierten Linear Motion<br />

Unit zu erstellen. Dies kann auch in das Download-Center auf der<br />

Item-Homepage exportiert und dort heruntergeladen oder mit<br />

Direkteinfügetreibern in das CAD-System des Konstrukteurs<br />

eingefügt werden. Der Motion Designer verfügt in der neuen<br />

Version über eine benutzerfreundlichere Bedienung, sodass<br />

Details zur Bestimmung der Transportaufgaben, z. B. Belastungen<br />

und Bewegungen, schneller definiert und verbunden werden<br />

können. Außerdem wurde das Ranking der unterschiedlichen<br />

Kombinationsmöglichkeiten überarbeitet. Die optimale Linear<br />

Motion Unit ist damit direkt ersichtlich.<br />

www.item24.de<br />

Effizientes Modell der Kabeleinführung<br />

Das Unternehmen Icotek stellt eine neue Stufe der effizienten<br />

Kabeleinführung vor. Die komplett neu überarbeitete Kabeleinführungsleiste<br />

der werkzeuglosen Kel-Quick-Baureihe ist ein<br />

kompaktes System zur schnellen und problemlosen Einführung<br />

sowie Abdichtung vorkonfektionierter Leitungen sowie Schläuchen<br />

und Pneumatikleitungen. Verwendung finden die bisher<br />

gängigen und im Markt eingesetzten geschlitzten Tüllen des<br />

Herstellers der Serie QT. Neu ist u. a. der Abschlussdeckel kopfseitig,<br />

der auf den bestückten Rahmen aufgerastet<br />

wird. Diese Baureihe setzt auf Ausbrüche für<br />

24-/16-/10-polige schwere Steckverbinder<br />

sowie Ausbrüche der Größe 36 × 46 mm auf.<br />

Die werkzeuglose leichte Montage erfolgt<br />

entweder durch Anschrauben oder durch<br />

Einrasten in den Kel-Snap-Rahmen.<br />

Spätere Nachrüstungen und Servicearbeiten<br />

sind bequem durchführbar.<br />

Die Garantie konfektionierter<br />

Leitungen bleibt erhalten.Mit der<br />

Kel-Quick-E ist zusätzlich eine einreihige<br />

Variante erhältlich. Die neue<br />

Baureihe ist neben einer Vielzahl an<br />

Zulassungen und Zertifikaten geprüft<br />

nach IP54 und UL.<br />

www.icotek.com<br />

Eine Schleppkettenleitung,<br />

die fünf ersetzt<br />

Eine Schleppkettenleitung<br />

mit vier Lagen<br />

ist die High Endurance<br />

von Hradil. Sie ersetzt<br />

mit ihren 61 Adern,<br />

ausgelegt bis 500 V<br />

Nennspannung, bis zu<br />

fünf einzelne Schleppkettenleitungen.<br />

Beim<br />

Defekt eines Kabels in<br />

der Energieführungskette muss somit nur noch eine Leitung ausgetauscht<br />

werden. Die Leitung hat einen Außendurchmesser von<br />

nur 18,8 mm. Sie besitzt zudem die UL/cUL-Zulassung für Nordamerika.<br />

Der maximal mögliche Biegeradius im bewegten Einsatz<br />

ist größer als 190 mm. Die Leitung ist beständig gegen Öl, Diesel,<br />

Kühlflüssigkeiten und Schmiermittel. Sie ist Ozon- sowie UVbeständig<br />

und damit geeignet für den Einsatz im Freien. Darüber<br />

hinaus ist die Leitung flammwidrig nach IEC 60332-1. Der Einsatztemperaturbereich<br />

bei bewegten Anwendungen liegt zwischen<br />

– 40 und + 80 °C. Alle Adern verfügen über einen Querschnitt von<br />

0,75 mm 2 . Auf Wunsch können die Leitungen auch alternativ in<br />

Querschnitten von 0,5 bis 2,5 mm 2 realisiert werden.<br />

www.hradil.de<br />

44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

Schmierstoffe auf Wasserbasis<br />

Klüber Lubrication hat Hydro Lubricants entwickelt, homogene<br />

Schmierstoffe mit funktionellen Wasseranteilen. Nun wird es<br />

möglich, mit solchen Schmierstoffkomponenten neue Leistungsparameter<br />

zu erreichen, etwa gute Kühleigenschaften oder<br />

Ein Steckersystem für alles<br />

Modulare Stecker mit Multirahmen, die beliebige Steckermodule<br />

für Energie, Signale und Daten aufnehmen, bietet das Unternehmen<br />

Lapp mit dem EpicMH-System an. Kompatibel mit dem Marktstandard<br />

sind die Stecker durch die gemischte Bestückung vielseitig<br />

Energieeinsparungen. Auch lässt sich verdunstetes Wasser in<br />

einem geschlossenen Bauteil im Kreislauf halten und zur Kühlung<br />

nutzen. Ein weiterer Ansatzpunkt ist es, die Eigenschaften des<br />

Wassers wie elektrische Leitfähigkeit oder Kühleffekte nutzbar<br />

zu machen. Damit eröffnen sich für viele Anwendungsbereiche<br />

neue Möglichkeiten, z.B. in der E-Mobilität. Schon heute wird<br />

die Hydro Lubrication Technologie in der Klüberplus C 2-Serie<br />

genutzt. Bei dem für Förderbänder konzipierten Schmierstoff<br />

bilden Wasser und wasserlösliche Öle eine homogene Lösung,<br />

was zu einer besseren Dosierbarkeit des Schmierstoffes und<br />

damit zu Verringerung von Produktionsstörungen führt.<br />

Derzeit arbeitet Klüber Lubrication an Hydro-Lubricants für<br />

Anwendungen in Getrieben, Lagern, Ketten sowie anderen<br />

Komponenten.<br />

www.klueber.com<br />

Kabelschelle für vereinfachte Montage<br />

Die Kabelschelle Ratchet P-Clamp aus dem Hause Hellermann<br />

Tyton mit Ratschenverschluss ermöglicht die Montage von<br />

Leitungen, Schläuchen oder Rohren mit einer Schelle an einem<br />

Befestigungspunkt in zwei Arbeitsschritten. So müssen Leitungen<br />

oder Schläuche nicht mehr umständlich gedrückt gehalten werden,<br />

während sie positioniert und montiert werden. Die Klemme wird<br />

einsetzbar. Das System eignet sich z. B. für die Robotertechnik,<br />

in Schaltschränken, in Anlagen für erneuerbare Energien, im<br />

Maschinenbau oder für Schienenfahrzeuge. Das System ist<br />

geprüft nach EN 45545-2, Anforderungssatz R22 und R23 und<br />

erfüllt das Gefahrenniveau HL1, HL2 und HL3. Lieferbar ist das<br />

Steckersystem seit Januar <strong>2017</strong>.<br />

www.lappkabel.de<br />

Führungsrinne mit hoher<br />

Chemikalienbeständigkeit<br />

Das Rinnensystem Guidelite Plus von Igus für Energieketten aus<br />

Kunststoff wird nun aus dem Werkstoff Igumid EG+ gefertigt.<br />

Dieser sorgt für eine hohe Chemikalienbeständigkeit, sodass die<br />

im geöffneten Zustand an Ort und Stelle befestigt und das Bündelgut<br />

im Anschluss fixiert – oder umgekehrt. Sie kann per Hand auf<br />

den exakten Durchmesser geschlossen werden. Das geriffelte<br />

Innendesign zentriert das Bündelgut automatisch. Die Klemme ist<br />

in vier Größen verfügbar, die die gängigsten Durchmesser von 6,2<br />

bis 51 mm abdecken. Sie eignet sich zur Befestigung von Kabeln,<br />

Leitungen, Schläuchen und Rohren z. B. in Baumaschinen,<br />

Schiffen, Zügen, Landmaschinen oder großen Anlagen. Weiche<br />

Elastomer-Profile bieten zusätzlichen Schutz gegen Abrieb von<br />

empfindlichen Kabeln und Schläuchen.<br />

www.hellermanntyton.de<br />

Führungsrinne in der Galvanik und der Düngemittelherstellung<br />

eingesetzt werden kann. Durch ihr geringes Gewicht und ihrem<br />

modularen Aufbau lässt sie sich einfach montieren. Dazu hat sie<br />

einen neuen Verschluss-Mechanismus und flexible Dehnungsfugen,<br />

die sich den Umgebungsbedingungen anpassen. Der Werkstoff<br />

Igumid EG+ ist mit seinen optimierten Gleiteigenschaften für<br />

die Führungsrinne und auch für die meisten E-Ketten-Serien bei<br />

Temperaturen von 0 bis + 100 °C einsetzbar. Dabei ist er halogenund<br />

silikonfrei, RoHS-konform und durch seine blaue Farbe leicht<br />

zu erkennen. Das modulare System aus Führungsrinne und E-Ketten<br />

aus Igumid EG+ sowie hochflexiblen Chainflex-Leitungen mit TPE-<br />

Außenmantel eignet sich für lange Verfahrwege mit geringer<br />

Geschwindigkeit.<br />

www.igus.de<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 45


Immer in Bewegung<br />

Polyurethan-Hochleistungszahnriemen sorgt für den<br />

richtigen Antrieb in Regalbediengerät<br />

dynamisches Fahrsystem mit Beschleunigungen<br />

von bis zu 2 m/s 2 .“<br />

Aufgrund der sauberen Umgebung der<br />

Anlage und des geringen Stangengewichtes<br />

konzeptionierte das Konstruktionsteam<br />

von Gerhard Waltersbacher den Fahrantrieb<br />

und das Hubwerk von Anfang an<br />

mit Zahnriementrieben. „Im Fahrwerk des<br />

neuen Bediengerätes kommt ein zentraler<br />

Fahrantrieb mit Omega-Anordnung zum<br />

Einsatz, also ein Zahnriementrieb mit zwei<br />

Umlenkrollen. Für den Hubantrieb konstruierten<br />

wir zwei Zahnriementriebe, die<br />

über eine Zwischenwelle gekoppelt sind.<br />

Wir bewegen mit dem Fahrwerk eine<br />

Masse von circa zwei Tonnen und mit<br />

dem Hubwerk inklusive Material 450 Kilogramm“,<br />

so Waltersbacher.<br />

Hilger u. Kern Industrietechnik aus<br />

Mannheim liefert die Polyurethan-Zahnriemen<br />

und Riemenscheiben für beide<br />

Antriebe – für den Fahrantrieb den Breco-<br />

Move vom Typ AT10 in 100 mm Breite und<br />

für das Hubwerk den Breco-Move vom Typ<br />

AT10 in 50 mm Breite. Im Lieferumfang ist<br />

auch das Spannplatten-System Breco-Fix<br />

enthalten, mit dem der Polyurethan-Zahnriemen<br />

für den Fahrantrieb am Boden fixiert<br />

und vorgespannt wird. Für den Transport<br />

der Profile aus dem Bediengerät ins Lagerfach<br />

kommt auf dem Hubwerk eine angetriebene<br />

Rollenbahn zum Einsatz.<br />

Unternehmen mit einer mehr als 100 Jahre alten Geschichte sind<br />

schon etwas Besonderes. Kasto Maschinenbau aus Achern,<br />

spezialisiert auf die Sägetechnologie für Metalle und automatisierte<br />

Lagerlösungen für Langgut und Blech, bringt es sogar auf über<br />

170 Jahre. Jetzt hat das Familienunternehmen für einen Hersteller<br />

von Aluminiumfensterprofilen ein spezielles Regalbediengerät mit<br />

einem Hochleistungszahnriemen für anspruchsvolle Transport- und<br />

Positionieraufgaben entwickelt. Lesen Sie mehr.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Jochen Krismeyer ist<br />

freier Fachjournalist für Antriebs- und<br />

Automatisierungstechnik in Nürnberg<br />

Mit den bis dato schweren Regalbediengeräten<br />

für den Stahlhandel und die<br />

Halbzeugverarbeitung konnte das neue Bediengerät<br />

nur noch das Funktionsprinzip<br />

gemeinsam haben. Regalbediengeräte für<br />

Langgut verfügen üblicherweise über einen<br />

Fahrantrieb, ein Hubwerk und ein Lastaufnahmemittel<br />

zum Längstransport des Lagerguts.<br />

Das Regalbediengerät fährt in der<br />

Lagergasse das gewählte Regalfach bzw. die<br />

Position an, zieht das Material heraus und<br />

fördert es z. B. zu den entsprechenden Sägestationen.<br />

Im Stahlbereich haben sich aufgrund<br />

der rauen Umgebung und der hohen<br />

Gewichte für das Hubwerk schwere Kettentriebe<br />

bewährt.<br />

Regalbediengerät für den<br />

Fensterbau<br />

Gerhard Waltersbacher, Konstrukteur im<br />

Bereich Lagersysteme und Produktverantwortlicher<br />

für Regalbediengeräte, erklärt<br />

zum ungewöhnlichen Projekt: „Das Lager<br />

für die Fensterprofile ist Rohmateriallager,<br />

Zwischenlager für die Fertigung und Endlager<br />

für die Kundenkommissionen in einem.<br />

Für eine produktive Fertigung sind daher<br />

kurze Transportzeiten entscheidend. Wir<br />

benötigten ein für unsere Verhältnisse recht<br />

Produktvielfalt für effizientes<br />

Arbeiten<br />

René Preßler, Dipl.-Ing. (FH) bei Hilger u.<br />

Kern im Außendienst, erinnert sich: „Die<br />

ersten Beratungsgespräche liefen auf Basis<br />

des Polyurethan-Zahnriemens Breco vom<br />

Typ AT10.“ Dieser Zahnriemen sei zunächst<br />

bei der weiteren Konstruktion zugrunde<br />

gelegt worden. Als Variante stand ein Breco<br />

vom Typ ATL10-Zahnriemen zur Wahl. Der<br />

Zahnriemen bietet im Vergleich zum AT10-<br />

Zahnriemen eine um 50 % höhere Belastbarkeit<br />

bei gleicher Zahntragfähigkeit.<br />

Preßler: „Der ATL-Zahnriemen verfügt über<br />

dickere Zugträger, ist daher etwas biegeunwilliger<br />

und hätte größere Scheibendurchmesser<br />

erfordert. Als weitere Variante<br />

wurde eine Riemenbreite von 75 statt 50<br />

Millimeter untersucht.“<br />

Schlussendlich entschied man sich in der<br />

Projektphase für die neue Hochleistungszahnriemen-Meterware<br />

Breco-Move vom<br />

Typ AT10, was die Zugfestigkeit um 70 %<br />

und die Zahntragfähigkeit um 30 % steigerte.<br />

Waltersbacher: „Wir waren erfreut über diese<br />

Alternative, die uns Herr Preßler anbot. Mit<br />

dem Polyurethan-Zahnriemen Breco-Move<br />

konnten wir die Konstruktion auf Basis der<br />

AT10-Teilung komplett beibehalten – identische<br />

Riemenscheiben, gleiche Durchmesser<br />

und gleiche Breite, bei einer gesteigerten<br />

Zugfestigkeit.“<br />

46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


SPECIAL I KETTEN, RIEMEN & CO.<br />

01 Zentraler Fahrantrieb mit Omega-<br />

Anordnung: Getriebemotor mit Riemenscheibe<br />

und zwei Umlenkrollen<br />

02 Durch Austausch der Kunststoffplatte kann<br />

einfach von einem zum anderen Zahnriementyp<br />

umgestellt werden<br />

03 Der Polyurethan-Zahnriemen im<br />

Hubantrieb<br />

Zahnriemen mit hoher<br />

Steifigkeit<br />

Grundsätzlich spielt bei allen Positionierachsen<br />

die Steifigkeit des Antriebs eine<br />

große Rolle und im Besonderen gilt dies für<br />

Hubachsen mit Riementrieben. Preßler<br />

erläutert warum: „Bei Positionierantrieben<br />

mit Zahnriemen ändert sich das Verhältnis<br />

der Längen von Last- und Leertrum. Je<br />

nachdem, an welcher Position die Achse<br />

steht, hat man ein ganz kurzes oder ein<br />

ganz langes Lasttrum. Daraus resultiert eine<br />

unterschiedlich große Dehnung des Riemens,<br />

abhängig von der jeweiligen Position.“<br />

Gerhard Waltersbacher ergänzt: „Mit<br />

einem Seilzuggeber als Wegmesssystem<br />

und einer Positionsregelung, wie wir sie<br />

bei unseren großen Anlagen mit Kettenantrieb<br />

einsetzen, ist das kein Problem.<br />

Dann ist man unabhängig von der Dehnung<br />

des Zugmittels und – im Fall des<br />

Kettenantriebs – unabhängig von der Kettenlängung<br />

durch Verschleiß. Diesen technischen<br />

und wirtschaftlichen Aufwand<br />

wollten wir uns bei dieser neuen Anlage<br />

mit den relativ kleinen Lasten sparen und<br />

direkt über den Motor positionieren. Das<br />

Zugmittel musste hierfür ausreichend steif<br />

sein und der Breco-Move vom Typ AT10<br />

erfüllte genau diese Anforderung.“<br />

Generell lässt sich festhalten: Die Belastbarkeit<br />

eines Zahnriemens wird nicht etwa<br />

durch seine Reißfestigkeit, sondern durch<br />

seine Steifigkeit begrenzt. Die Leistungsgrenze<br />

ist dann erreicht, wenn die Riementeilung<br />

durch Dehnung unter Last so groß<br />

wird, dass das Einzahnen auf der Zahnscheibe<br />

nicht mehr störungsfrei abläuft –<br />

üblicherweise bei Dehnungen oberhalb<br />

von 0,4 %.<br />

Bei der Entwicklung des Breco-Move<br />

wurde deshalb Wert auf eine Steifigkeitserhöhung<br />

gelegt, von der hier in doppelter<br />

Weise profitiert werden konnte. Um die größeren<br />

Momente auch sauber und verschleißfrei<br />

übertragen zu können, wurde zusätzlich<br />

die Zahnflanke FEM-optimiert – diese<br />

weicht beim „Move“-Zahnriemen vom Trapez<br />

ab – und mit einem Laminat kaschiert.<br />

Fotos: Mulco-Europe EWIV<br />

www.mulco.de<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2017</strong> im 56. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Dipl.-Ing. (FH) Dirk Schaar,<br />

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(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />

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Redakteurinnen: Dipl.-Medienwirtin (FH) Marie Krueger,<br />

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Alexandra Pisek M.A., Tel.: 06131/992-266,<br />

E-Mail: a.pisek@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz: Angelina Haas,<br />

Tel.: 06131/992-361, E-Mail: a.haas@vfmz.de,<br />

Melanie Lerch, Petra Weidt, Ulla Winter<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

Gestaltung<br />

Anette Fröder, Doris Buchenau, Sonja Schirmer,<br />

Mario Wüst<br />

Chef vom Dienst<br />

Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />

Anzeigen<br />

Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />

E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

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<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 47


Umweltfreundlich auf<br />

dem Wasser unterwegs<br />

Zahnriemen treibt Wassertaxis in Venedig an<br />

Eine Gondelfahrt in Venedig – für viele der Inbegriff von Romantik. Doch neben Gondeln<br />

verkehren auch rund 550 Wassertaxis in der Stadt, um Besucher über die weit verzweigten<br />

Kanäle zu befördern. Bisher wird diese Flotte von Dieselaggregaten angetrieben, die eine Menge<br />

Abgase und Lärm verursachen. Abhilfe könnte ein Hybrid von Reapsystems schaffen, der Dieselund<br />

Elektromotor kombiniert. Letzterer wird dabei vom Hochleistungszahnriemen Synchrochain<br />

Carbon von Contitech angetrieben.<br />

Rund 18 Mio. Touristen kommen jährlich<br />

nach Venedig, das macht im Durchschnitt<br />

rund 50 000 Besucher pro Tag.<br />

Viele von ihnen wollen die Lagunenstadt<br />

auch vom Wasser aus erkunden. Die Wassertaxis<br />

sind daher bis zu 20 Stunden täglich<br />

in Betrieb. Doch ihre Dieselantriebe<br />

sorgen für ein hohes Maß an Luftverschmutzung<br />

und Lärmbelästigung – das<br />

gefährdet die Gesundheit von Einwohnern<br />

und Touristen. Außerdem erzeugen die<br />

Vibrationen der Antriebe Wellen. Sie schlagen<br />

an die Mauern der historischen Gebäude<br />

und lassen die Instandhaltungskosten<br />

für die Erhaltung der fragilen Altstadt in<br />

die Höhe schnellen.<br />

Kein Lärm, keine Verschmutzung,<br />

keine Vibrationen<br />

Um das zu ändern und der Stadt buchstäblich<br />

wieder Luft zum Atmen zu verschaffen,<br />

haben Ingenieure des in der englischen<br />

Hafenstadt Southampton ansässigen Un­<br />

ternehmens Reapsystems einen Hybridantrieb<br />

entwickelt, mit dem die Wassertaxis<br />

Venedigs einfach umgerüstet werden können.<br />

Bei Fahrten mit niedrigem Tempo auf<br />

den Kanälen der Stadt kommt der saubere<br />

und ruhige Elektromotor zum Einsatz. Auf<br />

längeren Strecken, z. B. bei Fahrten durch<br />

die Lagune oder zum Flughafen, übernimmt<br />

ein moderner Dieselmotor. Er ermöglicht<br />

höhere Geschwindigkeiten und<br />

lädt gleichzeitig den Lithium-Ionen-Akkumulator<br />

des Elektromotors auf, der dann als<br />

Generator fungiert.<br />

Die Vorteile des Hybridantriebs liegen<br />

auf der Hand: Kein Lärm, keine Verschmutzung,<br />

keine Vibrationen beim Betrieb in<br />

der historischen Innenstadt. Das senkt die<br />

Instandhaltungskosten und halbiert den<br />

Dieselverbrauch – für die Betreiber gute<br />

Beweggründe, ihre Wassertaxis umzustellen.<br />

Nun soll der Hybridantrieb in Venedig<br />

vorgestellt und im Dauerbetrieb auf Herz<br />

und Nieren geprüft werden, um seine<br />

Praxistauglichkeit unter Beweis zu stellen.<br />

Das Timing ist günstig, denn die Stadtverwaltung<br />

Venedigs arbeitet derzeit an<br />

einer neuen Verordnung, mit der u. a. auch<br />

Emissionen für Motorboote gesenkt werden<br />

sollen.<br />

„Für den Prototyp des Hybridantriebs<br />

steuern wir unseren Antriebsriemen<br />

Synchrochain Carbon bei“, erklärt Barrie<br />

Oldham, Industrial Sales Director UK bei<br />

der Contitech Power Transmission Group.<br />

„Für mich ist es Ehrensache, dieses Projekt<br />

zu unterstützen. Es freut mich, dass unser<br />

Riemen zu einer nachhaltigen und umweltverträglichen<br />

Lösung beiträgt.“<br />

Hybridrevolution dank<br />

Synchrochain Carbon<br />

„Wir hoffen, die lokalen Behörden von den<br />

Vorteilen unserer Antriebslösung für die<br />

Umwelt überzeugen zu können, sodass die<br />

Hybridtechnologie in Wassertaxis zum<br />

Standard wird“, sagt Dr. Dennis Doerffel,<br />

Geschäftsführer von Reapsystems.<br />

48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


SPECIAL I KETTEN, RIEMEN & CO.<br />

01 Der Hybridantrieb kombiniert<br />

Diesel- und Elektromotor: Bei Fahrten mit<br />

niedrigem Tempo kommt der Elektromotor<br />

zum Einsatz, auf längeren Strecken<br />

übernimmt der Dieselmotor<br />

02 Der Synchrochain<br />

Carbon ist<br />

verschleiß- sowie<br />

abriebfest und<br />

überträgt hohe<br />

Leistungen sehr<br />

zuverlässig<br />

Finanziert wurde die Entwicklung des Hybridantriebs<br />

teilweise durch Crowdfunding.<br />

Spender hatten die Möglichkeit, bei den Testfahrten<br />

im August und September 2016 in<br />

Southampton dabei zu sein. „Mit unserer<br />

Crowdfunding-Kampagne haben wir den<br />

sonst üblichen kommerziellen Ansatz umgekehrt“,<br />

erklärt Doerffel. „Wir beziehen die Öffentlichkeit<br />

mit ein, um die Hybridrevolution<br />

zu Wasser gemeinsam in Gang zu setzen.“<br />

Neben privaten Spendern konnte Doerffel<br />

auch zahlreiche Unternehmen als Sponsoren<br />

gewinnen. Zu diesen gehört auch Transdev<br />

UK, der britische Vertriebspartner von Contitech,<br />

der Reapsystems u. a. mit Riemenscheiben<br />

für den Elektromotor belieferte.<br />

Mit dem Synchrochain Carbon kommt<br />

außerdem der stärkste Zahnriemen zum<br />

Einsatz, den Contitech im Programm hat.<br />

Der Hochleistungszahnriemen zeichnet<br />

sich durch seine hohe Reißfestigkeit aus,<br />

zudem kann er dank seines Carbonzugstrangs<br />

bis zu fünfmal mehr Leistung<br />

übertragen als konventionelle Zahnriemen.<br />

Daraus ergibt sich, dass bei gleicher geforderter<br />

Leistung ein deutlich schmalerer<br />

Riemen eingesetzt werden kann und die<br />

Baubreite sich so gegenüber herkömmlichen<br />

Zahnriemen um bis zu 80 % reduzieren<br />

lässt. Diese Reduktion bietet gute<br />

Voraussetzungen für die Gestaltung von<br />

wirtschaftlich kompakten, leichten Antrieben,<br />

z. B. im Hybridmotor von Reapsystems.<br />

Als es um die korrekte Riemenspannung<br />

ging, kontaktierte Doerffel Barrie Oldham.<br />

Dieser half gern: „Die Automobilindustrie<br />

schwenkt langsam, aber sicher auf umweltfreundliche<br />

Antriebe um. Da ist es nur<br />

folgerichtig, dass diese Entwicklung auch bei<br />

marinen Anwendungen ankommt. Ich freue<br />

mich, dass Contitech mit dem Synchrochain<br />

Carbon ebenfalls Teil dieser Entwicklung ist.“<br />

Hohe Leistungen zuverlässig<br />

übertragen<br />

Der Synchrochain Carbon ist ein Polyurethan-Zahnriemen<br />

mit Carbonzugstrang<br />

von Contitech. Der Riemen ist verschleißsowie<br />

abriebfest und überträgt hohe Leistungen<br />

zuverlässig, insbesondere bei großer<br />

Krafteinwirkung. Herzstück des Riemens ist<br />

der Carbonzugstrang, der sich bei gleicher<br />

Belastung noch geringer dehnt als ein<br />

Zugstrang aus Aramid. Dadurch weist er<br />

eine bessere Teilungsgenauigkeit bei hoher<br />

Zugbelastung auf. Diese Eigenschaft in<br />

Kombination mit dem harten Zahn aus<br />

dem Kunststoff-Polyurethan reduziert das<br />

Risiko des Zahnüberspringens deutlich.<br />

Ein weiterer Vorteil: Durch die hohe<br />

Steifigkeit des Cordes wird der Vorspannungsverlust<br />

minimiert und dadurch die<br />

Effizienz des Antriebs nochmals gesteigert.<br />

Der Synchrochain Carbon ist somit nahezu<br />

wartungsfrei und hilft, Kosten im Bereich<br />

der Wartung, der Instandhaltung und<br />

der Wiederbeschaffung zu reduzieren.<br />

Durch seinen höheren Wirkungsgrad, das<br />

ruhigere Laufverhalten, die nicht notwendige<br />

Schmierung und das nicht erforderliche<br />

Nachspannen zeigt der Riemen auch<br />

Vorteile gegenüber einem Kettenantrieb<br />

und kann diesen ersetzen.<br />

Fotos: Aufmacher + 01: Reapsystems; 02: Contitech<br />

www.contitech.de<br />

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<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 49


KETTEN, RIEMEN & CO. I SPECIAL<br />

Wo bares Geld zählt<br />

Antriebsketten – weniger Ausfallzeiten bei anspruchsvollen Anwendungen<br />

Es ist kein Geheimnis:<br />

Je spezieller die industriellen<br />

Anwendungen, umso spezieller sind<br />

die Anforderungen an die<br />

verwendeten Maschinen- und<br />

Anlagenkomponenten. Eine Vielzahl<br />

an Herausforderungen sind vom<br />

allgemeinen Massenprodukt nicht<br />

oder nur unzureichend zu lösen.<br />

Das gilt auch bei dem Thema<br />

Antriebs- oder Förderketten.<br />

Standardlösungen – von den meisten<br />

Anbietern günstig in Asien produziert –<br />

werden vielerorts verwendet, doch ihre<br />

Leistungsfähigkeit leidet je anspruchsvoller<br />

die Anforderungen sind. Um die Leistungsfähigkeit<br />

und Haltbarkeit in den verschiedenen<br />

Einsatzbereichen zu erhöhen, entwickeln<br />

und produzieren Hersteller von<br />

Qualitätsketten wie die Renold GmbH spezielle<br />

Solution Chains, welche auf die verschiedenen<br />

Anwendungsprofile maßgeschneidert<br />

sind. Diese Spezialkomponenten<br />

werden nicht in Asien, sondern z. B. im deutschen<br />

Einbeck produziert. Ihr größter Vorteil:<br />

mit ihnen lassen sich Ausfallzeiten und<br />

Wartungsaufwand verlässlich reduzieren.<br />

Performance: Kriterium Nr. 1<br />

Antriebs- und Förderketten sind in nahezu<br />

jeder Industrie weitverbreitet im Einsatz.<br />

Das zentrale Bewertungskriterium ist die<br />

Performance, die sich wiederum in drei verschiedenen<br />

Ansätzen bewerten lässt: Bei<br />

der Bruch- oder Zerreißkraft geht es um die<br />

statische Maximallast, die eine Kette tragen<br />

kann, bevor das Material bricht. Im einfachsten<br />

Rechenmodell ergibt sich aus der<br />

Bruchkraft und einem Sicherheitsfaktor die<br />

maximal zulässige Betriebslast einer Kette.<br />

Die Verschleißfestigkeit wiederum beschreibt<br />

die Widerstandsfähigkeit gegenüber abrasivem<br />

Verschleiß im Kettengelenk, welcher<br />

die verschleißbedingte Längung der Kette<br />

Steffen Lüdecke ist Engineering Manager<br />

bei der Renold GmbH in Einbeck<br />

hervorruft. Doch das wahrscheinlich wichtigste<br />

Kriterium ist die Dauerfestigkeit. In<br />

den meisten Anwendungsbereichen durchlaufen<br />

Ketten abwechselnd Be- und Entlastungsphasen<br />

und unterliegen dabei<br />

wechselnden Spannungszuständen. Diese<br />

dynamischen Belastungen variieren von<br />

den statischen und sind in der Praxis der<br />

limitierende Faktor.<br />

Unter extremen Belastungen<br />

In Industriebereichen, in denen Ketten kontinuierlich<br />

unter hohen Belastungen laufen,<br />

spielt die Dauerfestigkeit eine große Rolle.<br />

Zum Beispiel im Bereich der Druckmaschinen,<br />

die mit hoher Geschwindigkeit bis zu<br />

24 h am Tag laufen. Mit der Markteinführung<br />

moderner High-Performance-Lösungen, die<br />

mit Fokus auf die Dauerfestigkeit entwickelt<br />

wurden, kann die Ausdauer von Standardrollenketten<br />

überboten werden. Tests und<br />

Entwicklungsarbeit bei Renold haben ergeben,<br />

dass vor allem die Bauteilegeometrie<br />

sowie optimierte Presssitze elementar zur<br />

Verbesserung der Dauerfestigkeit beitragen.<br />

Insbesondere bei der Geometrie der Laschen<br />

hat sich gezeigt, dass die Höhe der Laschentaille<br />

oft unterschätzte Auswirkungen auf<br />

die Performance haben kann. Die derzeit<br />

leistungsstärkste Kette in diesem Bereich ist<br />

die mit Fokus auf höchste Dauerfestigkeit<br />

entwickelte Renold Synergy, deren Laschen<br />

in der sogenannten „Grand Prix“-Kontur geformt<br />

sind. Auch die schwächste Stelle einer<br />

Kette, der Verschluss, ist bei dieser Kette im<br />

Hinblick auf die Dauerfestigkeit optimiert.<br />

Dank ihrer optimierten Eigenschaften, bietet<br />

die Renold Synergy eine um 60 % höhere<br />

Dauerfestigkeit gegenüber herkömmlichen<br />

Standardketten.<br />

Auch die Arbeitsumgebung spielt eine<br />

bedeutende Rolle bei der Performance einer<br />

Kette und wird damit oft zum kritischen<br />

Ausschlussargument für Standardketten.<br />

Das Thema Schmierung ist immer wieder<br />

ein zentraler Punkt, wenn es um den Einsatz<br />

in Reinräumen oder in der Lebensmittelindustrie<br />

geht: Aus Hygienegründen dürfen<br />

hier oftmals keine Schmiermittel verwendet<br />

werden, da diese sonst die Produkte oder<br />

Nahrungsmittel kontaminieren könnten.<br />

Einfache Standardketten nehmen ohne<br />

Schmierung schnell Schaden und müssen<br />

aufgrund von starkem Verschleiß häufig<br />

gewechselt werden. Deshalb bedarf es hier<br />

Spezialketten wie der Renold Syno, die auch<br />

ohne Schmierung von außen eine lange<br />

Haltbarkeit offerieren oder mit Schmierstoffen<br />

arbeiten, die eigens für den entsprechenden<br />

Einsatzbereich zugelassen sind.<br />

Es geht auch ohne Schmierung<br />

Im Bereich der Fischverarbeitung, wo gefrorene<br />

Ware verarbeitet wird und aufgrund<br />

von Schmelzwasser auch auf Korrosionsschutz<br />

geachtet werden muss, ist der<br />

Einsatz von reinen Standardketten nicht<br />

uneingeschränkt möglich. In solchen Anwendungen<br />

haben sich Ketten mit Polymer-Innengliedern<br />

bewährt. Dabei besteht<br />

das Innenglied aus Spezialkunststoffen,<br />

während die Bolzen und Außenlaschen aus<br />

Edelstahl bestehen. Diese Ketten verzichten<br />

meist vollständig auf Buchsen oder Rollen,<br />

das gesamte Innenglied ist in einem Stück<br />

gefertigt und benötigt keine Schmierstoffe.<br />

50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


Dieses wird, anders als bei den üblichen<br />

Schmierungen, während des Betriebs von<br />

der Sintermetallbuchse an den Reibflächen<br />

freigesetzt. Diese sogenannte „Dry-to-the-<br />

Touch“-Oberfläche von Ketten wie Renold<br />

Syno eignet sich für Anwendungen, bei<br />

denen überhaupt keine zusätzliche Schmierung<br />

genutzt werden darf und ist sicher bei<br />

Geschwindigkeiten von bis zu 3 m/s.<br />

01 Verstärkte Bolzen sind eine Möglichkeit<br />

die Solution Chains haben, um ihre Lebensdauer<br />

gegenüber Standardketten zu<br />

verlängern<br />

02 Ketten wie die Renold Synergy bieten<br />

dank Laschen in „Grand Prix“-Kontur und<br />

hochwertiger Verarbeitung die beste<br />

Dauerfestigkeit bei hohen Belastungen<br />

03 Beim Umgang mit Lebensmitteln sind<br />

Hygienevorschriften besonders hoch – eigens<br />

entwickelte Solution Chains kommen daher<br />

ohne äußere Schmierung aus<br />

Bei der Wahl einer Kunststoffkette sollte auf<br />

jeden Fall bedacht werden, dass sie zwar in<br />

punkto Hygiene und Gewicht klare Vorteile<br />

hat, ihre Festigkeit aber geringer ist als bei<br />

Standardketten.<br />

Die zweite Technologievariante, die im<br />

Bedarfsfall ohne jegliche Schmierung auskommt,<br />

ist die Polymerbuchsenkette. Sie<br />

eignet sich vor allem in Bereichen, in denen<br />

höhere Kräfte wirken und wo Kunststoffketten<br />

nicht ausreichen. Um den Abrieb<br />

ohne Schmierung gering zu halten, wird<br />

hier im Kettengelenk zwischen Bolzen und<br />

Buchse zusätzlich eine höchst verschleißbeständige<br />

Kunststoffbuchse eingesetzt.<br />

Diese Kunststoffbuchsen sind jedoch Spezialentwicklungen<br />

und werden daher nur von<br />

wenigen Herstellern angeboten.<br />

Im frostfreien Lebensmittelbereich bieten<br />

sich auch vernickelte Ketten mit Sintermetallbuchsen<br />

an, die Schmiermittel enthalten.<br />

Der Dreck bleibt draußen<br />

Da Ketten auch in rauen, verschmutzten<br />

Umgebungen volle Leistung bringen müssen,<br />

wurden auch Solution Chains für diesen<br />

Bereich entwickelt. Denn Staub und Dreck,<br />

wie sie z. B. in Landwirtschaft, Holz- und Papierverarbeitung<br />

oder Ziegeleien auftreten,<br />

fügen einer Standardkette schnell erhebliche<br />

Schäden zu und führen zu Ausfällen und ungeplanten<br />

Wartungsarbeiten. Spezialketten<br />

in diesem Bereich benötigen daher eine<br />

besondere Robustheit gegenüber abrasiven<br />

Medien, die in das Kettengelenk eindringen<br />

und dort erhöhten Verschleiß hervorrufen.<br />

Die derzeit vielversprechendsten Entwicklungen<br />

auf diesem Gebiet basieren auf zwei<br />

Modifikationen der bisherigen Kettenlösungen:<br />

Erstens die Verwendung von extrem<br />

harten Bolzen, da dieser dem höchsten Verschleiß<br />

unterliegt. Diese bestehen aus einem<br />

besonderen Material, das zusätzlich noch<br />

einer aufwändigen Oberflächenbehandlung<br />

unterzogen wird, wodurch sie eine Härte erlangen,<br />

die etwa um den Faktor 2 höher ist,<br />

als bei marktüblichen Standardketten. Zweitens<br />

eine spezielle Schmierung, die verhindert,<br />

dass Staub und Schmutz in die Zwischenräume<br />

der Gelenke eindringen können.<br />

Bei der Solution-Chain-Marke Renold Sovereign<br />

konnte die Leistungsdauer bei rauen<br />

Umgebungsbedingungen so gegenüber den<br />

Standardlösungen um das Dreifache verlängert<br />

werden. Aufgrund ihrer besonderen<br />

Eigenschaften können diese Ketten, obwohl<br />

sie nicht für den schmierstofflosen Einsatz<br />

gedacht sind, im Extremfall auch bei Mangelschmierung<br />

bis hin zum Trockenlauf länger<br />

den Betrieb aufrechterhalten.<br />

Solution Chains sind zwar teurer als die<br />

konventionelle Massenware aus Fernost,<br />

haben aber klare Vorteile: Sie sind auf das<br />

jeweilige Aufgabenprofil maßgeschneidert,<br />

garantieren gleichbleibend hohe Qualität,<br />

kontrolliert nach europäischen Maßstäben,<br />

und sind in der Regel höherwertig verarbeitet<br />

– z. B. mit nahtlos gefertigten Rundteilen<br />

oder einzeln beschichteten Komponenten.<br />

Der Einsatz einer Spezialkette hat ein Ziel:<br />

Verringerung der Ausfallzeiten durch Verlängerung<br />

der Lebenszeit im jeweiligen Arbeitsszenario.<br />

Für die Industrie, wo Maschinenstillstandskosten<br />

pro Stunde schnell<br />

fünfstellig sind, bedeutet jede Verlängerung<br />

der Laufzeit also bares Geld.<br />

www.renold.com<br />

[<br />

]<br />

... was man kaum sieht


KETTEN, RIEMEN & CO. I SPECIAL<br />

Die richtige Spannung zählt<br />

Regelmäßige Wartung erhöht die Lebensdauer von Antriebsriemen<br />

Nur ein optimal gespannter<br />

Antriebsriemen erreicht seine<br />

maximale Lebensdauer.<br />

Ebenso vermeidet er frühzeitige<br />

Lagerschäden. Mit regelmäßigen<br />

Überprüfungen beugt man Motorund<br />

Riemenschäden effektiv vor.<br />

Ein Messgerät liefert hierfür<br />

zuverlässige und dokumentierbare<br />

Ergebnisse.<br />

Sowohl der Elektromotor als auch der<br />

Antriebsriemen sind für den Maschinenbau<br />

und die industrielle Produktion<br />

unentbehrlich. Fällt ein Elektromotor aus,<br />

verursacht dies häufig erhebliche Kosten.<br />

Zudem werden im Zuge der fortschreitenden<br />

Automatisierung immer mehr Arbeiten<br />

von Robotern erledigt. Deren Antrieb im<br />

Roboterarm besteht oft aus Schrittmotoren<br />

mit Zahnriemen, um die Kraft von einem<br />

Armsegment zum anderen zu übertragen.<br />

Die dreidimensionalen Verfahrwege des<br />

Roboters, seine Knick- und Rotationsbewegungen<br />

erfordern hochgenaue und äußerst<br />

robuste Kraftübertragungen am Antrieb.<br />

Neben dem Schrittmotor muss auch der<br />

Zahnriemen hohen Ansprüchen gerecht<br />

werden: synchrone Drehzahlübertragung<br />

mit hohem Drehmoment sowie große Beschleunigungswerte<br />

ohne Spiel. Vor allem<br />

darf es nicht zu einem Überspringen der<br />

Zähne kommen. Die Voraussetzung hierfür<br />

sind präzise Zahngeometrien, eine hohe<br />

Zahntragfähigkeit und geringe Dehnbarkeit<br />

des Riemens. Die hohe Genauigkeit des<br />

Antriebes kann nur gewährleistet werden,<br />

wenn die Riemenspannung optimal und<br />

präzise eingestellt wird.<br />

Generell ist die Zuverlässigkeit von<br />

Riemenantrieben sehr hoch. In der Regel<br />

wird eine Lebensdauer erreicht, die ande-<br />

David Jaap ist Technical Sales Industrial<br />

Electronics and Vibration Technology bei<br />

der Hilger u. Kern GmbH in Mannheim<br />

ren Antrieben mit Rädergetrieben in nichts<br />

nachsteht, und dies ohne Wartung. Dennoch<br />

können Riemenausfälle entstehen,<br />

etwa wenn das Dimensionieren der Riemen<br />

und das Aufstellen der Anlage nicht<br />

fachgerecht ausgeführt wurde. Antriebsriemen<br />

können frühzeitig verschleißen,<br />

wenn die Vorspannung des Riemens nicht<br />

korrekt eingestellt ist:<br />

n Geringe Vorspannung: Riemen schwingen,<br />

flattern oder Riemenzähne werden<br />

übersprungen.<br />

n Zu hohe Vorspannung: hoher Verschleiß<br />

von Zahnriemenflanken.<br />

Überlastung führt zu<br />

Lagerschäden<br />

Der Ausfall eines Elektromotors kann viele<br />

Ursachen haben. Diese reichen von Überspannung<br />

im Elektronetz, Überlastung und<br />

zu geringer Kühlung über eine nicht lineare<br />

Wellenausrichtung bis hin zu Drehmomentstößen<br />

oder Überdrehzahl. Laut einer<br />

Statistik des Berufsverbandes IEEE stellen<br />

Lagerschäden mit einem Anteil von 51 %<br />

Prozent die häufigste Ausfallursache dar.<br />

Häufiger Grund hierfür ist die radiale Überlastung<br />

der Welle in Riemenantrieben.<br />

Bei der Montage von Antriebsriemen<br />

sollte deshalb genau auf die richtige Einstellung<br />

der Zugkraft geachtet werden. Eine<br />

zu hohe Zugkraft führt zu Wälzlagerschäden,<br />

eine zu weiche Einstellung kann ein zu<br />

hohes Spiel in der Synchronübertragung erzeugen<br />

oder sogar ein Überspringen des<br />

Zahnriemens zur Folge haben. Wälzlagerhersteller<br />

definieren in der Regel in einem<br />

Datenblatt des Lagers eindeutig die maximal<br />

zulässige Radialbelastung. Um Lagerschäden<br />

vorzubeugen, sollte bei der Inbetriebnahme<br />

des Riemenantriebs die Spannung gemessen<br />

und die zulässige Radialkraft auf das Wälzlager<br />

berechnet werden.<br />

Riemenspannung messen<br />

Schnell und einfach lässt sich die Riemenspannung<br />

mit dem von Hilger u. Kern<br />

Industrietechnik entwickelten Trummeter<br />

messen, sowohl bei Inbetriebnahme eines<br />

neuen Riemenantriebs als auch bei regelmäßigen<br />

Wartungen. Die Messung der Vorspannkraft<br />

erfolgt so: Zunächst wird der<br />

Antriebsriemen durch Anschlagen in Eigenschwingung<br />

versetzt. Dann wird er mit getaktetem<br />

LED-Licht angeleuchtet und die<br />

Messung wird durchgeführt. Das Trummeter<br />

ermittelt die Eigenfrequenz des Zahnriemens<br />

und rechnet den Wert wahlweise in<br />

Hertz (Frequenz), Newton (Zugkraft) oder<br />

Pound-force um. Zur Beurteilung des Messergebnisses<br />

wird dieser Wert mit dem Soll-<br />

Wert der Riemenspannung verglichen. Lieferanten<br />

von Riemenantrieben geben diesen<br />

Soll-Wert für die Riemenspannung als<br />

Eigenfrequenz in Hz oder als Trumkraft in<br />

N vor. Der Soll-Wert ist immer abhängig von<br />

den Eigenschaften des Antriebs.<br />

In der Technik wird der Trum als die freie<br />

Länge eines Riemens zwischen zwei Auflagepunkten<br />

definiert. Es handelt sich bei<br />

52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


der Trumkraft um die Kraft, die den Riemen<br />

spannt. Sie lässt sich mit dem Trummeter<br />

ermitteln. In Lehrbüchern des Maschinenbaus<br />

wird der Trum als ein Teil oder Zweig<br />

eines laufenden Zugstrangs definiert. Er<br />

bezeichnet genau genommen den Teil einer<br />

Anordnung, der von einem zentralen Ort<br />

weg- oder zu ihm hinführt. In einem Riemengetriebe<br />

ist ein Trum der freie, nicht<br />

aufliegende Riemenabschnitt. Die Begriffe<br />

Riementrumkraft, Trumspannung und Trumkraft<br />

bezeichnen die gleiche Größe. Sie sind<br />

ebenfalls gleichzusetzen mit der Riemenspannung,<br />

Riemenzugkraft, Riemenvorspannkraft<br />

und Riemenspannkraft. Zur<br />

Berechnung der Trumkraft müssen in das<br />

Trummeter die Riemenmasse und -länge<br />

eingegeben werden (bei der Messung der<br />

Riemenfrequenz in Hz ist dies nicht notwendig).<br />

Die Riemenmasse kann einer<br />

Tabelle entnommen oder errechnet werden,<br />

indem man den Riemen wiegt und auf<br />

einen Meter umrechnet.<br />

Das Trummeter zeigt die Kraft in Newton<br />

an, indem es die Eigenfrequenz misst und<br />

das Messergebnis in diese Formel einfügt:<br />

<br />

(1)<br />

m = Riemenmasse<br />

L = Trumlänge<br />

f = Eigenfrequenz<br />

01<br />

Ausfallursachen von Motoren<br />

Ausfallursachen von Motoren<br />

Um das Messergebnis des Trummeters<br />

richtig zu beurteilen, wird der Ist-Wert der<br />

Trummeter-Anzeige im nächsten Schritt<br />

mit dem Soll-Wert, der optimalen Riemenspannung,<br />

verglichen. Der Soll-Wert, mit<br />

dem der Riemen optimal eingestellt bzw.<br />

gespannt werden soll, kann auf drei Wegen<br />

ermittelt werden.<br />

n Berechnung der notwendigen Riemenspannung<br />

durch den Maschinenkonstrukteur:<br />

Dieser legt den Sollwert im<br />

Zuge der Auslegung der Riemen und<br />

Wälzlager fest.<br />

n Empirische Bestimmung: dies bietet sich<br />

vor allem bei älteren Maschinen an. Ein<br />

erfahrener Mitarbeiter, der die Maschinen<br />

kennt und richtig einstellen kann, nimmt<br />

die optimale Einstellung vor. Danach<br />

wird der Soll-Wert gemessen und für alle<br />

zukünftigen Riemenspannungseinstellungen<br />

notiert.<br />

n Kalkulation des Soll-Werts am PC: dazu<br />

liegt jedem Trummeter ein PC-Berechnungsprogramm<br />

bei. Dieses fragt die<br />

Antriebsdaten ab und berechnet automatisch<br />

die optimale Riemenspannung<br />

in Newton.<br />

Soll-Wert der Riemenspannung<br />

berechnen<br />

Falls keine Angaben über den Soll-Wert<br />

der Trumkraft eines Riemenantriebes vorliegen,<br />

kann die Trumkraft bzw. die optimale<br />

Riemenspannung auch mit den folgenden<br />

Formeln berechnet werden. Die<br />

Gültigkeit beschränkt sich dabei auf zwei<br />

Wellen antriebe und ist demzufolge nicht<br />

für Transport riemen gültig. Für Zahnriemen<br />

und Keil riemen gibt es jeweils eine<br />

eigene Formel.<br />

■ Kupplung ■ Rotor ■ Unbekannt ■ Extern ■ Wicklung ■ Lager<br />

[GESCHLOSSENLEBE<br />

NSMITTELKONFORM ]<br />

was man kaum sieht<br />

2 % 5 %<br />

10 %<br />

DER BRECOprotect<br />

51 %<br />

16 %<br />

Beste Zahnriemenqualität aus<br />

Porta Westfalica, verbaut in<br />

Ihrer Anlage.<br />

Das ist Bewegung.<br />

16 %<br />

Quelle: PROCESS/ABB/IEEE Petro-Chemical Paper PCIC-94-01


KETTEN, RIEMEN & CO. I SPECIAL<br />

02 Trummeter zur Messung der Riemenspannung: Die Lieferung erfolgt mit zwei Messsonden<br />

Riemenmassen<br />

Keilrippenriemen PJ = 0,082<br />

PM = 1,100<br />

Keilriemen SPZ = 0,074<br />

SPB = 0,195<br />

10 = 0,064<br />

17 = 0,196<br />

22 = 0,324<br />

32 = 0,668<br />

Kraftbänder SPZ = 0,<strong>12</strong>0<br />

SPB = 0,261<br />

Polyurethan-<br />

Zahnriemen<br />

3V/9J = 0,<strong>12</strong>0<br />

8V/25J = 0,693<br />

T 2,5 = 0,015<br />

T 10 = 0,048<br />

AT 3 = 0,023<br />

AT 10 = 0,063<br />

Berechnung des Soll-Werts (Trumkraft) für<br />

Zahnriemen:<br />

(2)<br />

P = Motorleistung in Kw<br />

t = Zahnteilung in mm<br />

n = Drehzahl der kleinen Scheibe (Upm)<br />

z = Anzahl der Zähne der kleinen Scheibe<br />

k = 1,5 für Leistungsübertragungen von<br />

Gummi-Zahnriemen<br />

k = 1/3 für PU-Riemen mit Gesamtzähnezahl<br />

des Riemens < 60<br />

k = 1/2, „ 60–150<br />

k = 2/3, „ > 150<br />

PL = 0,320<br />

SPA = 0,<strong>12</strong>3<br />

SPC = 0,377<br />

13 = 0,109<br />

20 = 0,266<br />

25 = 0,420<br />

40 = 0,958<br />

SPA = 0,166<br />

SPC = 0,555<br />

5V/15J = 0,252<br />

T 5 = 0,024<br />

T 20 = 0,084<br />

AT 5 = 0,034<br />

AT 20 = 0,106<br />

kg/m je 10 Rippen<br />

kg/m je Riemen<br />

kg/m je Riemen<br />

kg/m je Rippe<br />

kg/m je Rippe<br />

kg/m je 10 mm<br />

Breite<br />

kg/m je 10 mm<br />

Breite<br />

Berechnung des Soll-Werts (Trumkraft) für<br />

Keilriemen (pro Riemen):<br />

(3)<br />

<br />

P = Motorleistung in kW<br />

z = Anzahl der Riemen<br />

v = Riemengeschwindigkeit = D × n / 19 100<br />

D = Wirkdurchmesser der kleinen Scheibe<br />

in mm<br />

n = Drehzahl der kleinen Scheibe (Upm)<br />

m × v² = Fliehkraft (relevant für Drehzahlen<br />

> 800 Upm)<br />

m = Riemengewicht in kg/m laut Tabelle<br />

(für einen Riemen)<br />

Erfahrungsgemäß dehnen sich Antriebsriemen<br />

nach der Montage aus. Deshalb ist es<br />

sinnvoll, die Riemen bei der Montage mit<br />

der 1,3-fachen Trumkraft einzustellen und<br />

nach rund einer Stunde nochmals nachzumessen.<br />

Neben der optimalen Trumkraft<br />

der Riemen ist auch die zulässige Radialkraft<br />

auf die Wälzlager zu berücksichtigen.<br />

Die mit dem Trummeter ermittelte Trumkraft<br />

in Newton kann mittels einer einfachen<br />

Formel direkt mit der zulässigen Radiallast<br />

des Wälzlagers verglichen werden.<br />

<br />

(4)<br />

Die auf das Wälzlager einwirkende Radialkraft<br />

ist das Zweifache der Trumkraft, die<br />

das Messgerät anzeigt. Wird die zulässige<br />

Radialkraft eingehalten, beugt dies Lagerschäden<br />

vor.<br />

Die Lebensdauer steigern<br />

Seine maximale Lebensdauer erreicht ein<br />

Antriebsriemen nur dann, wenn er einsatzorientiert<br />

ausgelegt, der Riemen optimal gespannt<br />

und die Scheiben exakt ausgerichtet<br />

sind. Mit der richtigen Riemenspannkraft<br />

halten Wälzlager oder Räder länger und bieten<br />

so eine optimale Leistungsübertragung.<br />

Mit dem Trummeter von Hilger u. Kern<br />

Industrietechnik lassen sich bei der Endabnahme<br />

von Riemenantrieben sowie bei<br />

der regelmäßigen Qualitätssicherung und<br />

Instandhaltung sichere, protokollier- und<br />

dokumentierbare Daten ermitteln.<br />

Fotos: 01: Process/ABB/IEEE Petro-Chemical Paper<br />

PCIC-94-01<br />

www.trummeter.com<br />

54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

Sensorlose Regelung zur aktiven<br />

Schwingungsdämpfung in Antrieben<br />

mit ASMKL<br />

Herrn Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Beck zum<br />

70. Geburtstag gewidmet<br />

Der Beitrag bezieht sich auf ein sensorloses<br />

Regelverfahren für Antriebe mit Asynchron maschinen<br />

mit Kurzschlussläufer (ASMKL) und mit<br />

schwingungsfähigem mechanischem System.<br />

Ziel des Verfahrens ist es, durch eine intelligente<br />

Regelung die Torsionsschwingungen im mechanischen<br />

Antriebsstrang aktiv zu dämpfen, damit den Verschleiß<br />

zu vermindern und die Lebensdauer zu erhöhen.<br />

Prof. em. Dr.-Ing. habil. Ulrich Beckert ist ehem. Lehrstuhlinhaber am Institut<br />

für Elektrotechnik an der TU Bergakademie Freiberg; Prof. Dr.-Ing. Jan Wenske<br />

ist stellv. Leiter am Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik<br />

IWES in Bremerhaven; Dr.-Ing. André Warschofsky ist wissenschaftl.<br />

Mitarbeiter am Institut für Elektrotechnik an der TU Bergakademie Freiberg<br />

Der Beitrag bezieht sich auf ein sensorloses Regelverfahren für<br />

Antriebe mit umrichtergespeisten Kurzschlussläufer-Asynchronmaschinen<br />

(ASMKL) großer Leistung mit schwingungsfähigem<br />

mechanischem System, wie z. B. für Traktions-, Walzwerks-,<br />

Schredder- oder Windenergieantriebe.<br />

Ziel des Verfahrens ist es, durch eine intelligente Regelung des<br />

umrichtergespeisten Drehstrommotors die Torsionsschwingungen<br />

im mechanischen Antriebsstrang aktiv zu dämpfen, damit den<br />

Verschleiß zu vermindern und die Lebensdauer zu erhöhen. Das<br />

herausragende Merkmal des Regelverfahrens besteht darin, dass es<br />

ohne Sensoren für Drehwinkel, Drehzahlen und Drehzahlmo mente<br />

auskommt. Gemessen werden nur die Ständerspannungen und<br />

die Ständerströme.<br />

Bei der klassischen Antriebsregelung (FOR [16] oder DSR [22])<br />

wird das Luftspaltmoment m i<br />

gemäß dem vom Drehzahlregler gelieferten<br />

Sollwert unabhängig vom Zustand des mechanischen<br />

Antriebsstranges eingeprägt. Änderungen des Luftspalt- oder des<br />

Lastmomentes führen deshalb zu Torsionsschwingungen, die das<br />

Material ermüden und die Lebensdauer der Bauteile verkürzen.<br />

Durch Einbeziehung der Mechanik in die Regelung, zweckmäßig<br />

mit einer Zustandsregelung nach Bild 01, lassen sich die auftretenden<br />

Torsionsschwingungen aktiv dämpfen und der Verschleiß vermindern<br />

[1, 2, 3, 4]. Jedoch werden für eine solche Zustandsrege-<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 55


01<br />

n M *<br />

–<br />

Schwingungsdämpfung mittels Zustandsregelung<br />

n M<br />

n-Regler<br />

–<br />

+<br />

+<br />

+<br />

m i<br />

+<br />

+<br />

+<br />

*<br />

elektr.<br />

Teilsystem<br />

+m i<br />

-Reglg.<br />

r mi<br />

r Wel<br />

r nA<br />

r nM<br />

m i<br />

m Wel<br />

n A<br />

n M<br />

m i<br />

mech.<br />

Teilsystem<br />

m W<br />

gebern mit hoher Auflösung. Deswegen ist man zunehmend bestrebt,<br />

den Antrieb ohne Messung der Drehzahl „sensorlos“ zu<br />

regeln, s. z. B. [4, 5, 6].<br />

Im Beitrag wird eine Schätzeinrichtung für geregelte ASMKL-Antriebe<br />

mit schwingungsfähigem mechanischem System vorgestellt,<br />

mit der das Luftspaltmoment und die Drehzahl der ASM, das Wellenmoment<br />

im mechanischen Antriebsstrang sowie die Lastdrehzahl<br />

und das Lastmoment sowohl während des stationären als auch<br />

während des dynamischen Betriebes in hoher Qualität geschätzt<br />

werden können. Gemessen werden nur die Ständerspannungen<br />

und die Ständerströme (Bild 02).<br />

Die Schätzeinrichtung für ASMKL besteht aus einem Beobachter<br />

der ASMKL, einer Regelung des Luftspaltmomentfehlers und einem<br />

Beobachter für das mechanische System (Bild 03). Das Differenzialgleichungssystem<br />

der Schätzeinrichtung wird in Echtzeit (auf einem<br />

Signalprozessor) parallel mitgerechnet.<br />

Die Schätzeinrichtung bildet das Grundelement für eine sensorlose<br />

Zustandsregelung zur aktiven Schwingungsdämpfung und<br />

Verschleißminderung.<br />

Modell der Asynchronmaschine<br />

02<br />

Schätzeinrichtung zur sensorlosen aktiven Schwingungsdämpfung<br />

von ASMKL-Antrieben<br />

Dem entwickelten Beobachter der ASMKL liegt das bekannte<br />

mathematische Modell der stromverdrängungsfreien ASM im ständerbezogenen<br />

Koordinatensystem (α, jβ) zugrunde [9]:<br />

3~<br />

=<br />

=<br />

3~<br />

bzw.<br />

i<br />

l<br />

u<br />

l<br />

Schätzeinrichtung<br />

n^<br />

M<br />

^<br />

m I<br />

^<br />

m Wel<br />

^<br />

n A<br />

^<br />

m W<br />

ASM<br />

J M<br />

J A<br />

C<br />

m W<br />

d<br />

m i<br />

w M<br />

w A<br />

Darin sind der Raumzeiger der Ständerspannung, die<br />

Raumzeiger des Ständer- und Läuferflusses, die Raumzeiger<br />

der Ständer- und Läuferströme, R 1<br />

, R 2<br />

die Ständer- und Läuferwiderstände,<br />

die Ständer- und Läuferreaktanzen, X h<br />

die Hauptfeldreaktanz und<br />

X σ1<br />

,X σ2<br />

die Ständer- und Läuferstreureaktanzen und<br />

lung die Momentanwerte aller Zustandsgrößen des mechanischen<br />

Systems (m i<br />

, n M<br />

, m Wel<br />

, n A<br />

) benötigt. Da ihre kontinuierliche Messung<br />

während des Betriebes sehr aufwändig ist und im Allgemeinen<br />

nicht toleriert wird, werden die benötigten Zustandsgrößen zweckmäßig<br />

mithilfe eines Beobachters rekonstruiert.<br />

Alle bekannten Beobachter des mechanischen Systems bilden<br />

den Beobachterfehler aus der gemessenen und der vom Beobachter<br />

geschätzten Motordrehzahl, benötigen also einen Drehzahlgeber<br />

mit hoher Auflösung. Besonders im Montan- und Traktionsbereich<br />

müssen die Drehzahlgeber jedoch sehr robust sein. Dies<br />

erschwert bzw. verhindert den Einsatz von optischen Inkremental-<br />

die Gesamtstreuziffer.<br />

Dieses Gleichungssystem gilt unter den idealisierenden Annahmen:<br />

n eines vollkommen symmetrischen Aufbaus der Maschine,<br />

n eines sinusförmigen Luftspaltfeldes,<br />

n eines konstanten Sättigungszustandes sowie<br />

n unter Vernachlässigung der Stromverdrängung und Eisenverluste.<br />

56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

Ohne besondere Kennzeichnung sind alle Läufergrößen auf den<br />

Ständer umgerechnet. Außerdem sind alle vorkommenden Variablen<br />

und Parameter normierte Größen (per-unit). Bei der Normierung<br />

wurden die folgenden Bezugsgrößen (Index B) [9] verwendet:<br />

03<br />

Prinzipschaltbild der Schätzeinrichtung für ASMKL,<br />

bestehend aus einem Beobachter der ASM, einer Regelung<br />

des Luftspaltmomentfehlers und einem Beobachter des<br />

mechanischen Systems<br />

3~<br />

=<br />

=<br />

3~<br />

^i i l<br />

l<br />

-<br />

∆i<br />

l<br />

^i l<br />

^m i<br />

wobei U 1n<br />

die Nennstrangspannung, I 1n<br />

der Nennstrangstrom und<br />

f 1n<br />

die Nennfrequenz sind.<br />

ist die bezogene Anlaufzeitkonstante, die man bei der Normierung<br />

der Bewegungsgleichung erhält, p die Polpaarzahl. In normierter<br />

Form gilt außerdem:<br />

Für die verwendeten komplexen Raumzeiger gilt die Definition<br />

nach KOVACS [8].<br />

Für den Ständerstromraumzeiger im ständerbezogenen Koordinatensystem<br />

(α, jβ) gilt z. B.:<br />

u<br />

l<br />

Beobachter<br />

ASM<br />

∆i<br />

l<br />

n^<br />

^<br />

M<br />

Y 2<br />

e<br />

J M<br />

J A<br />

C<br />

m W<br />

ASM<br />

d<br />

m i<br />

w M<br />

04<br />

w A<br />

^<br />

n M<br />

(el)<br />

n^ (mech)<br />

M<br />

Beobachter<br />

mech.<br />

System<br />

Ersatzbild des Asynchronmotors (oben) und Ständerstromraumzeiger<br />

a<br />

^m i<br />

^m Wel<br />

^n A<br />

^mw<br />

^n M<br />

d u al<br />

u cl<br />

i al<br />

Die Raumzeiger der Käfigwicklung des Läufers sind analog definiert.<br />

Für den Läuferstromraumzeiger gilt z. B.:<br />

wobei<br />

jb<br />

u bl<br />

i a2<br />

i b2<br />

i c2<br />

i cl<br />

i bl<br />

der elektrische Nutwinkel des Läufers und i 2Rµ<br />

der Strom im µ-ten<br />

Ringsegment der Käfigwicklung sind. Zwischen den Stabströmen<br />

und den Ringströmen besteht der Zusammenhang:<br />

Für den auf den Ständer umgerechneten und normierten Läuferwiderstand<br />

gilt:<br />

j y<br />

jq<br />

j β<br />

ω 1i<br />

ω 1<br />

i 1β i 1y<br />

i 1a<br />

i 1<br />

Ψ 2<br />

wobei<br />

x<br />

δ<br />

γ 1i<br />

i 1x<br />

und r St<br />

, r R<br />

die Widerstände eines Läuferstabes bzw. eines Kurzschlussringes<br />

sind.<br />

i 1α<br />

ϕ<br />

u 1a<br />

α<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 57


05<br />

Erweiterung des Beobachters der ASMKL um die Schätzung der<br />

Drehzahl<br />

06<br />

Grundwellen-Leerlaufkennlinie U h<br />

= f (I µ<br />

) und<br />

Abhängigkeit der Ständerhauptreaktanz vom<br />

Magnetisierungsstrom X h<br />

= f (I µ<br />

) in normierter Form<br />

i 1<br />

i 1<br />

i 1<br />

K 2<br />

K 1<br />

–<br />

+<br />

∆i 1<br />

∆i 1<br />

∆i 1<br />

∆m*= 0<br />

^i1<br />

i 1<br />

1.5<br />

U h<br />

X h,ermittelt<br />

X h,polynom<br />

R 1<br />

l/σX 1<br />

u 1<br />

X<br />

l/σT 2 +<br />

+ –<br />

+<br />

^<br />

Y 1<br />

+<br />

–<br />

∆m X h<br />

/X 2<br />

X h<br />

/X 2<br />

X h<br />

/X 2<br />

–<br />

e<br />

^n<br />

–<br />

+ –<br />

+<br />

^<br />

Y 2<br />

^<br />

Y 2<br />

^<br />

Y 2<br />

^<br />

Y 2<br />

^m1<br />

U h<br />

/ U 1,n<br />

X h<br />

/ X h,n<br />

1<br />

0.5<br />

j<br />

X<br />

^n<br />

0<br />

0 0.5 1 1.5<br />

I / I ,n<br />

Berücksichtigung von Stromverdrängung, Hauptfeldsättigung<br />

und Eisenverlusten<br />

Für eine genaue Schätzung des Luftspaltmomentes m i<br />

(t) und der<br />

Drehzahl n M<br />

(t) der ASMKL ist es notwendig, das vorgestellte Modell<br />

um die transiente Stromverdrängung in den Läuferstäben, die Sättigungsabhängigkeit<br />

der Ständerhauptinduktivität und um die Eisenverluste<br />

zu erweitern.<br />

Schnelle Drehmomentänderungen führen nach Gl. (35) zu<br />

gleichschnellen Änderungen der Läuferströme und bei ASMKL<br />

mittlerer und großer Leistung zu transienter Stromverdrängung in<br />

den Läuferstäben. Üblicherweise wird diese Stromverdrängung dadurch<br />

erfasst, dass jeder Läuferstab fiktiv in n übereinanderliegende,<br />

stromverdrängungsfreie Teilstäbe unterteilt und die sich<br />

einstellende Stromdichteverteilung durch eine Treppenkurve angenähert<br />

werden [10, 11]. Meistens reicht die Doppelkäfignäherung<br />

aus [11]. Hierbei werden die Läuferstäbe in je zwei Teilstäbe unterteilt.<br />

Auf diese Weise entsteht eine ASM mit zwei übereinander<br />

liegenden Käfigwicklungen, dem Ersatz-Betriebskäfig (Index u)<br />

und dem Ersatz-Anlaufkäfig (Index o). Beide Käfige sind über das<br />

Hauptfeld und das Nutstreufeld gekoppelt.<br />

Bei der Doppelkäfignäherung erhält man anstelle von Gl. (1)<br />

jetzt zwei Läuferspannungsdifferenzialgleichungen<br />

An die Stelle von Gl. (2) tritt:<br />

Außerdem gilt:<br />

Darin bedeuten<br />

die auf den Ständer umgerechneten und normierten Stabund<br />

Ringwiderstände sowie die Nutstreureaktanzen der beiden<br />

Ersatz-Käfige.<br />

Für eine genaue Schätzung des Luftspaltmomentes m i<br />

(t) und<br />

der Drehzahl n M<br />

(t) ist es weiterhin notwendig, die Hauptfeldsättigung,<br />

Sättigungsabhängigkeit der Ständerhauptinduktivität bzw.<br />

der Ständerhauptreaktanz X h<br />

= f (i µ<br />

) bzw. X h<br />

= f (ψ h<br />

) zu berücksichtigen.<br />

Diese Abhängigkeiten werden in folgender Weise gewonnen:<br />

Im stationären Leerlaufversuch wird zunächst der Zusammenhang<br />

zwischen dem Effektivwert der Grundwelle der<br />

Ständerspannung und dem Effektivwert der Grundwelle des Magnetisierungsstromes<br />

I µ<br />

= f (U 1<br />

), die sogenannte „äußere Magnetisierungskennlinie“<br />

ermittelt. Unter Annahme einer konstanten<br />

Ständerstreureaktanz X σ1<br />

werden daraus zunächst der Zusammenhang<br />

,<br />

wobei<br />

sind, und danach unter Beachtung von<br />

Mit der Näherung X σnu<br />

= X σno<br />

gilt für die Streuflussverkettungen der<br />

beiden Käfige:<br />

der Zusammenhang<br />

ermittelt.<br />

jeweils in „per-unit“-Darstellung<br />

58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

Der Zusammenhang zwischen normierten Magnetisierungsstrom<br />

und normierter Hauptflussverkettung kann gut durch eine Exponenzialfunktion<br />

[<strong>12</strong>]<br />

07<br />

Beobachter des Zweimassendrehschwingers mit Störmodell<br />

n M (n M – n^<br />

M )<br />

–<br />

^nM<br />

angenähert werden. Unter Berücksichtigung von<br />

man aus Gl. (29) den gesuchten Zusammenhang (Bild 06):<br />

erhält<br />

k M T M k Wel T C k A T A k W<br />

m i<br />

T M<br />

T C T A l<br />

^<br />

m W<br />

–<br />

–<br />

–<br />

Bei der Anwendung von Gl. (30) ist zu beachten, dass im dynamischen<br />

Modell der ASMKL<br />

^nA<br />

^<br />

m Wel<br />

^nM<br />

als Bezugsgrößen verwendet worden sind. Dieser im stationären<br />

Betrieb ermittelte Zusammenhang wird – wie bei der Simulation<br />

von ASM üblich [<strong>12</strong>, 13, 14] – auch für den dynamischen Betrieb<br />

übernommen. Zu jedem Zeitschritt werden der Betrag der Ständerhauptflussverkettung<br />

ψ h<br />

und aus diesem, der aktuelle Wert der<br />

Ständerhauptreaktanz X h<br />

bestimmt.<br />

Bei der Berücksichtigung der Eisenverluste werden die Läufereisenverluste<br />

gegenüber denen im Ständer vernachlässigt. Da bei<br />

umrichtergespeisten ASM der Fluss und die Ständerfrequenz in<br />

einer festen Beziehung zueinander stehen, ist es ausreichend, die<br />

Eisenverluste nur noch als Funktion der Ständerfrequenz zu beschreiben.<br />

Es erweist sich rechentechnisch als günstig, die Eisenverluste<br />

durch einen frequenzabhängigen Eisenverlustwiderstand<br />

R Fe<br />

parallel zur Ständerreaktanz X 1<br />

zu berücksichtigen. Im Grunddrehzahlbereich<br />

und im unteren Feldschwächbereich ist R Fe<br />

~ f 1<br />

,<br />

weil hier die Eisenverluste hauptsächlich durch die Hystereseverluste<br />

bestimmt werden. Im oberen Feldschwächbereich überwiegen<br />

die Wirbelstromverluste. Hier bleibt R Fe<br />

≈ konst. [14, 15].<br />

Mit Berücksichtigung der Eisenverluste lautet die Ständerspannungsgleichung<br />

08<br />

m b<br />

m^<br />

i<br />

0,75<br />

0,5<br />

0,25<br />

–0,25<br />

–0,5<br />

–0,75<br />

Periodisches Reversieren: Sollwert des Luftspaltmomentes:<br />

m * = ± 0,63; Umschaltdrehzahl: n u<br />

= ± 0,5;<br />

Einmassendrehschwinger<br />

1<br />

0<br />

0,2 0,4 0,6<br />

m b<br />

m<br />

^<br />

i<br />

t/s<br />

0,8<br />

–1<br />

Zeitliche Verläufe von „gemessenem“ und geschätztem Luftspaltmoment m i<br />

(t)<br />

wobei jetzt<br />

0,6<br />

n<br />

und<br />

n<br />

n^<br />

0,4<br />

n<br />

^<br />

0,2<br />

Grundbeziehungen der FOR<br />

Bei der FOR nach [16] erfolgt bekanntlich die gesamte Regelung in<br />

einem synchron mit dem Läuferflussraumzeiger rotierenden<br />

Koordinatensystem, hier mit x, y bezeichnet.<br />

Dabei wird, wie im Bild 04b dargestellt, das Koordinatensystem<br />

so gelegt, dass seine reelle Achse immer in Richtung des Läuferflussraumzeigers<br />

zeigt. Für die Transformationen der Raumzeiger<br />

zwischen dem ständerbezogenen und dem mit ω 1<br />

rotierenden<br />

läuferflussbezogenen Koordinatensystem werden die<br />

Beziehungen<br />

0<br />

–0,2<br />

–0,4<br />

–0,6<br />

0,2<br />

Zeitliche Verläufe von gemessener und geschätzter Motordrehzahl n m<br />

(t)<br />

Zerlegt man die komplexen Raumzeiger in ihre Real- und Imaginärteile<br />

und berücksichtigt, dass wegen der speziellen Orientierung<br />

0,4<br />

0,6<br />

t/s<br />

0,8<br />

benötigt, die man aus Bild 04b ablesen kann.<br />

sind, so erhält man nach Zwischenrechnung aus den Gl. (1) bis (5)<br />

als Grundbeziehungen der FOR:<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 59


m i,g<br />

09<br />

Periodisches Reversieren: Sollwert des Luftspaltmoments:<br />

= ± 0,8; Umschaltdrehzahl:<br />

n u<br />

= 1,0 ± 0,4; Leerlauf: m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger:<br />

J A<br />

= J M<br />

= 0,06 kg m 2 ; f 0<br />

= 19,6 Hz<br />

1<br />

m i,obs,g<br />

0.5<br />

m i<br />

0<br />

–0.5<br />

–1<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

(s = Laplaceoperator, T 2<br />

= X 2<br />

/R 2<br />

= normierte Läuferzeitkonstante)<br />

und<br />

Zeitliche Verläufe von „gemessenem“ und geschätztem Luftspaltmoment m i (t)<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

m Wel,obs<br />

m Wel<br />

Gl. (35) lässt erkennen, dass schnelle Drehmomentänderungen<br />

gleichschnelle Änderungen der drehmomentbildenden Ständerund<br />

Läuferstromkomponenten bewirken, die in den Läuferstäben<br />

zu transienter Stromverdrängung führen können.<br />

m Wel<br />

0<br />

–0.5<br />

-1<br />

–1.5<br />

–2<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Drehmoment- und Drehzahlschätzung der ASMKL<br />

Die Schätzung des Luftspaltmomentes der ASMKL erfolgt mit<br />

einem Beobachter, dem das , n-Modell zugrunde liegt. Es wird<br />

durch die Differenzialgleichungen<br />

Zeitliche Verläufe von gemessenem und geschätztem Wellenmoment m W el<br />

(t)<br />

1.5<br />

n M,obs<br />

n M<br />

n M<br />

1<br />

beschrieben, die man durch Umformung der Gl. (1) bis (3) erhält.<br />

Darin ist<br />

n A<br />

0.5<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe von gemessener und geschätzter Motordrehzahl n M<br />

(t)<br />

1.5<br />

1<br />

n A,obs<br />

n A<br />

die Gesamtstreuziffer der Asynchronmaschine.<br />

Zur Verbesserung der Fluss- und Drehmomentschätzung wurde<br />

für dieses zeitvariante elektrische Teilsystem ein Beobachter entworfen.<br />

Das System heißt zeitvariant, weil die Systemmatrix auch<br />

von der Drehzahl abhängt, die sich im dynamischen Betrieb schnell<br />

ändern kann. Das Differenzialgleichungssystem des Beobachters<br />

lautet [15]:<br />

0.5<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe von gemessener und geschätzter Lastdrehzahl n A<br />

(t)<br />

X h<br />

1.85<br />

1.8<br />

1.75<br />

1.7<br />

1.65<br />

1.6<br />

1.55<br />

1.5<br />

1.45<br />

1.4<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe der Ständerhauptreaktanz X h<br />

(t)<br />

X h,obs<br />

( = Vektor der Zustands-, Eingangs- und Ausgangsgrößen,<br />

= Systemmatrix, = Eingangs- und Ausgangsmatrix).<br />

Zustandsgrößen sind die Komponenten der Ständer- und Läuferflussverkettungen,<br />

Eingangsgrößen sind die Ständerspannungskomponenten.<br />

Die Ständerstromkomponenten bilden die messbaren<br />

Ausgangsgrößen, aus denen der Beobachtungsfehler gebildet<br />

60 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

10<br />

Anlauf- und Bremsvorgang: Drehzahlsollwert:<br />

n * = 0,1 → 1,0 → 0,1; Leerlauf m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger:<br />

J A<br />

= J M<br />

= 0,06 kg m 2 ; f 0<br />

= 19,6 Hz; Klassische<br />

Drehzahlregelung mit gemessener Motordrehzahl<br />

11<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung: Anlauf- und<br />

Bremsvorgang; Drehzahlsollwert: n * = 0,1 → 1,0 → 0,1;<br />

Leerlauf m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger: J A<br />

= J M<br />

;<br />

f 0<br />

= 19,6 Hz<br />

2<br />

estimated using n Mest<br />

measured<br />

2<br />

measured<br />

1<br />

1<br />

m Wel<br />

0<br />

m Wel<br />

0<br />

–1<br />

–1<br />

–2<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

–2<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe von gemessenem und geschätztem Wellenmoment m Wel<br />

(t)<br />

Zeitliche Verläufe des gemessenen Wellenmoments m Wel<br />

(t):<br />

Klassische Drehzahlregelung mit gemessener Motordrehzahl<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

estimated using n Mest<br />

measured<br />

1<br />

0.5<br />

measured<br />

n A<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe von gemessener und geschätzter Lastdrehzahl n A<br />

(t)<br />

m Wel<br />

0<br />

–0.5<br />

–1<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe des gemessenen Wellenmoments m Wel<br />

(t):<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung mittels Zustandsregelung<br />

wird. Zur Verbesserung der Drehmomentschätzung ist das Motormodell<br />

noch um die Stromverdrängung, die Hauptfeldsättigung<br />

und die Eisenverluste erweitert worden, s. [15].<br />

Für die Rückführkoeffizienten wurde die von Zägelein [17] optimierte<br />

Einstellung übernommen. Dadurch erhält man einen Beobachter,<br />

der auch bei Parameterverstimmungen von ± 20 % gegenüber<br />

den Mittelwerten das Luftspaltmoment im stationären und im<br />

dynamischen Betrieb mit hoher Genauigkeit schätzt.<br />

Anstelle der gemessenen Motordrehzahl n M<br />

wird dem Beobachter<br />

der ASMKL ein von der Fehlerregelung des Luftspaltmomentes<br />

gelieferter Schätzwert zugeführt: Das Luftspaltmoment lässt<br />

sich gemäß Gl. (4) als Kreuzprodukt von Läuferflussraumzeiger<br />

und Ständerstromraumzeiger darstellen. Da der wahre Wert des<br />

Läuferflussraumzeigers nicht bekannt ist, wird der Fehler des Luftspaltmomentes<br />

aus einer ersten und zweiten Näherung gebildet.<br />

Beide Näherungen verwenden den geschätzten Läuferflussraumzeiger,<br />

die erste Näherung benutzt den gemessenen, die zweite<br />

Näherung den geschätzten Ständerstromraumzeiger. Der Fehler<br />

des Luftspaltmomentes wird einem PI-Regler zugeführt. Sein Ausgangssignal<br />

entspricht der Drehzahl der ASMKL.<br />

Betrachtet man den Beobachter als Sonderfall eines Model Reference<br />

Adaptive System (MRAS) [19], bei dem das reale System, hier<br />

die ASM, als Referenzmodell verwendet wird, so korrigiert der PI-<br />

Regler den Drehzahl-Schätzwert genau so, dass der Schätzwert für<br />

den Ständerstromraumzeiger des u 1<br />

,n-Beobachters (des Adaptive-<br />

Modelles) dem gemessenen Ständerstromraumzeiger (dem des<br />

Reference-Modelles) entspricht.<br />

Die erste Näherung<br />

wird als Schätzwert des Luftspaltmomentes verwendet. Bild 05<br />

zeigt das Signalflussbild des Drehmoment-Beobachters der ASMKL<br />

mit Drehzahlschätzung.<br />

Bild 08 zeigt das Leistungsvermögen des erweiterten Beobachters<br />

der ASMKL: Für den dynamisch härtesten Betriebsfall „Periodisches<br />

Reversieren“ sind das „gemessene“ und geschätzte Luftspaltmoment<br />

m i<br />

(t) sowie die gemessene und geschätzte Drehzahl<br />

n M<br />

(t) eines vierpoligen 42 kW-ASM mit Doppelkäfigläufer jeweils<br />

einander gegenübergestellt. Die ASMKL wird dabei feldorientiert<br />

drehmomentgeregelt betrieben. Beim Erreichen der Umschaltdrehzahlen<br />

n u<br />

= ± 0,5 wird der Sollwert des Luftspaltmomentes<br />

= ± 0,63 umgepolt.<br />

Schätzung der Zustandsgrößen des<br />

mechanischen Systems<br />

Das mechanische Teilsystem des Antriebes liegt im Allgemeinen<br />

als Mehrmassendrehschwinger vor. Zumindest für regelungstechnische<br />

Zwecke lässt sich sein Verhalten meistens durch einen<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 61


<strong>12</strong><br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung: Anlauf- und<br />

Bremsvorgang; Drehzahlsollwert: n * = 0,1 → 1,0 → 0,1;<br />

Leerlauf m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger: J A<br />

= J M<br />

;<br />

f 0<br />

= 19,6 Hz<br />

13<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung: Beschleunigungs-<br />

und Bremsvorgang; Drehzahlsollwert:<br />

n * = 0,4 → 0,45 → 0,4; Leerlauf m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger:<br />

J A<br />

= J M<br />

; f 0<br />

= 19,6 Hz<br />

1.4<br />

1.2<br />

measured<br />

1<br />

measured<br />

1<br />

0.5<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe der gemessenen Lastdrehzahl n A<br />

(t):<br />

Klassische Drehzahlregelung mit gemessener Motordrehzahl<br />

m Wel<br />

0<br />

–0.5<br />

–1<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe des gemessenen Wellenmoments m Wel<br />

(t):<br />

Klassische Drehzahlregelung mit gemessener Motordrehzahl<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

measured<br />

0.4<br />

0.2<br />

measured<br />

n A<br />

0.8<br />

0.6<br />

m Wel<br />

0<br />

0.4<br />

–0.2<br />

0.2<br />

0<br />

n A<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

–0.4<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe der gemessenen Lastdrehzahl n A<br />

(t):<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung mittels Zustandsregelung<br />

Zeitliche Verläufe des gemessenen Wellenmoments m Wel<br />

(t):<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung mittels Zustandsregelung<br />

linearen Zweimassendrehschwinger mit den primären und sekundären<br />

Schwungmassen J M<br />

und J A<br />

, dazwischen eine elastische Welle<br />

mit c Wel<br />

und c Wel<br />

(Bild 02, 03), ausreichend genau beschreiben.<br />

Zur Schätzung seiner Zustandsgrößen wird für den Zweimassendrehschwinger<br />

ein zweiter Beobachter entworfen. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass einem Beobachter grundsätzlich die gleichen<br />

Eingangsgrößen wie dem realen System zugeführt werden müssen.<br />

Die erste Eingangsgröße des Zweimassendrehschwingers, das<br />

Luftspaltmoment m i<br />

, wird vom Beobachter der ASMKL geliefert.<br />

Für die zweite Eingangsgröße, das nicht messbare Lastmoment m W<br />

,<br />

wird ein Störmodell<br />

.<br />

nach [20] angesetzt. D. h., das Lastmoment wird als neue Zustandsgröße<br />

interpretiert und dem Modell des Zweimassensystems<br />

hinzugefügt.<br />

Der Beobachtungsfehler wird nicht, wie üblich, aus der gemessenen<br />

Motordrehzahl n M<br />

und der vom Zweimassenmodell<br />

geschätzten Motordrehzahl gebildet, sondern anstelle der<br />

gemessenen wird die vom erweiterten Drehmoment-Beobachter<br />

der ASMKL geschätzte Motordrehzahl verwendet.<br />

Der auf diese Weise entstehende Beobachter des Zweimassendrehschwingers<br />

(Bild 07) wird durch folgende Differenzialgleichung<br />

beschrieben:<br />

Darin sind<br />

die bezogenen Anlaufzeitkonstanten des Motors und der Last,<br />

die der Federsteifigkeit c Wel<br />

entsprechende Zeitkonstante.<br />

Der Beobachterentwurf erfolgt durch Vorgabe der Beobachterpole.<br />

Ausgehend von den Eigenwerten des zu beobachtenden Systems,<br />

das einen doppelten Eigenwert im Nullpunkt der komplexen<br />

62 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

14<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung: Beschleunigungs-<br />

und Bremsvorgang; Drehzahlsollwert:<br />

n * = 0,4 → 0,45 → 0,4; Leerlauf m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger:<br />

J A<br />

= J M<br />

; f 0<br />

= 19,6 Hz<br />

15<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung: Beschleunigungs-<br />

und Bremsvorgang; Drehzahlsollwert:<br />

n * = 0,4 → 0,45 → 0,4; Leerlauf m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger:<br />

J A<br />

= J M<br />

; f 0<br />

= 19,6 Hz<br />

0.4<br />

0.2<br />

measured<br />

0.46<br />

0.45<br />

0.44<br />

measured<br />

0<br />

n A<br />

0.43<br />

0.42<br />

–0.2<br />

–0.4<br />

m Wel<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Zeitliche Verläufe des gemessenen Wellenmoments m Wel<br />

(t):<br />

Zustandsregelung mit gemessener Motordrehzahl<br />

t/s<br />

0.41<br />

0.4<br />

0.39<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe der gemessenen Lastdrehzahl n A<br />

(t):<br />

Zustandsregelung mit gemessener Motordrehzahl<br />

0.4<br />

measured<br />

0.46<br />

0.45<br />

measured<br />

0.2<br />

0.44<br />

0<br />

n A<br />

0.43<br />

0.42<br />

m Wel<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

–0.2<br />

0.41<br />

0.4<br />

–0.4<br />

Zeitliche Verläufe des gemessenen Wellenmoments m Wel<br />

(t):<br />

Sensorlose Zustandsregelung<br />

t/s<br />

0.39<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe der gemessenen Lastdrehzahl n A<br />

(t):<br />

Sensorlose Zustandsregelung<br />

Ebene und ein zum Schwingungsglied gehörendes konjugiert komplexes<br />

Eigenwertpaar besitzt, hat sich folgende Eigenwertkonfiguration<br />

des Beobachters bewährt [2]:<br />

Darin sind<br />

die bezogene Eigenkreisfrequenz des Zweimassendrehschwingers,<br />

T 0<br />

die zugehörige bezogene Zeitkonstante und s der Laplace-<br />

Operator.<br />

Durch die Einführung der beiden Beobachterparameter T B<br />

und v<br />

wird die Polvorgabe physikalisch anschaulich. Die Beobachterzeitkonstante<br />

T B<br />

ist ein Maß für die Schnelligkeit des Beobachters, der<br />

Parameter v ist hauptsächlich ein Maß für die Dämpfung der Eigenschwingungen.<br />

Bei v = 1 erhält man die natürliche Dämpfung<br />

.<br />

Über die charakteristische Gleichung des Beobachters erhält<br />

man die Rückführkoeffizienten als Funktion der Polvorgabe [2].<br />

Messergebnisse<br />

Die Schätzeinrichtung und die Zustandsregelung zur aktiven<br />

Schwingungsdämpfung für Antriebe mit ASMKL wurden auf einem<br />

Signalprozessor implementiert und umfangreich erprobt.<br />

Ein besonderes Merkmal der entwickelten Schätzeinrichtung besteht<br />

noch darin, dass ihre Eingangsgrößen, die Ständerspannungen,<br />

die Ständerströme und die Läuferströme, frequenzanalog erfasst<br />

und dem Signalprozessor als optische Impulsfolgen über<br />

Lichtleitkabel zugeführt werden. Die Spannungs- und die Strom-<br />

Frequenzwandlungen erfolgen dabei bereits im Klemmenkasten<br />

der ASM. Neben einer Reihe weiterer Vorteile zeichnet sich die<br />

Lösung vor allem dadurch aus, dass die Potenzialtrennung sicher<br />

gewährleistet ist und dass von der Leistungselektronik verursachte<br />

Störungen vom Signalprozessor ferngehalten werden. Das Prinzip<br />

wird am Beispiel der Ständerspannungskomponente u 1α<br />

(t) erläutert<br />

[15, 21]: Mittels eines Spannungs-/Frequenzwandlers wird die<br />

auf einen Wertebereich ± 5 V geteilte, i. Allg. nicht sinusförmige<br />

Spannung u 1α<br />

(t) zusammen mit einer Referenzspannung U 0<br />

= 5 V<br />

in eine proportionale Frequenz f u1α<br />

(t) gewandelt. Nach einer optischen<br />

Übertragung summiert ein Zähler des Signalprozessorsystems<br />

die vom Spannungs-/Frequenzwandler abgegebenen Im pulse<br />

kontinuierlich auf. Die Differenz der Zählerstände von zwei aufeinanderfolgenden<br />

Abtastzeitpunkten entspricht exakt dem Integral<br />

der Ständerspannung u 1α<br />

(t) über eine Abtastperiode h = T A<br />

:<br />

Darin ist z u0<br />

die der Referenzspannung U 0<br />

entsprechende Impulszahl<br />

und k u/f<br />

der Übertragungsfaktor des Spannungs-/Frequenzwandlers.<br />

Der Prüfstand besteht im Wesentlichen aus zwei umrichtergespeisten,<br />

feldorientiert geregelten, vierpoligen 7,5 kW-Asynchron-<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 63


16<br />

1<br />

0.5<br />

Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung: Anlauf- und<br />

Bremsvorgang; Drehzahlsollwert: n * = 0,1 → 1,0 → 0,1;<br />

Leerlauf m w<br />

= 0; Zweimassendrehschwinger: J A<br />

= J M<br />

;<br />

f 0<br />

= 19,6 Hz<br />

measured<br />

17<br />

1.5<br />

1<br />

Sprungförmige Laständerung: Lastmoment:<br />

= 0 → 0,5 → 0 → – 0,5 → 0; Drehzahlsollwert: n * = 0,1;<br />

Zweimassendrehschwinger: J A<br />

= J M<br />

= 0,06 kg m 2 ; f 0<br />

= 19,6 Hz;<br />

Klassische Drehzahlregelung mit gemessener<br />

Motordrehzahl<br />

calculated<br />

estimated<br />

m Wel<br />

0<br />

m i<br />

0.5<br />

0<br />

–0.5<br />

–0.5<br />

–1<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

–1<br />

–1.5<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe des Wellenmomentes m Wel<br />

(t):<br />

ohne Parameterverstimmung<br />

Zeitliche Verläufe von „gemessenem“ und geschätztem Luftspaltmoment m i<br />

(t)<br />

1<br />

0.5<br />

measured<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

calculated<br />

estimated<br />

m Wel<br />

0<br />

m Wel<br />

0<br />

–0.5<br />

–0.5<br />

–1<br />

–1<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

t/s<br />

–1.5<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe des Wellenmomentes m Wel<br />

(t):<br />

Parameterverstimmung (J A<br />

/J M<br />

) Obs<br />

= 0.8 (J A<br />

/J M<br />

)<br />

Zeitliche Verläufe von gemessenem und geschätztem Wellenmoment m Wel<br />

(t)<br />

maschinen mit Kurzschlussläufer. Beide ASM sind über eine<br />

elas tische Stahlwelle gekoppelt. Der dadurch entstehende Zweimassendrehschwinger<br />

hat die Parameter: J M<br />

= J A<br />

= 0,06 kg m 2 ,<br />

f 0<br />

= 19,6 Hz.<br />

Die erste als Versuchsmaschine dienende ASMKL wird entweder<br />

klassisch feldorientiert oder zustandsgeregelt, die zweite<br />

als Belastungsmaschine dienende ASM wird drehmomentgeregelt<br />

betrieben.<br />

Zur Messung der Motordrehzahl n M<br />

(t), der Lastdrehzahl n A<br />

(t),<br />

des Wellenmomentes m Wel<br />

(t), des Luftspaltmomentes m i<br />

(t)<br />

und des Last- bzw. Antriebsmomentes m w<br />

(t) sind an beiden<br />

ASM hochauflösende IGR´s angebracht. Das „gemessene“ Luftspaltmoment<br />

der antreibenden ASM wird aus der gemessenen<br />

Motordrehzahl n M<br />

(t) und dem gemessenen Wellenmoment m Wel<br />

(t)<br />

über<br />

ermittelt.<br />

In analoger Weise wird das „gemessene“ Lastmoment m w<br />

(t) aus<br />

dem gemessenen Wellenmoment m Wel<br />

(t) und der gemessenen<br />

Lastdrehzahl m A<br />

(t) über<br />

bestimmt.<br />

Alle Größen sind normiert dargestellt, wodurch die Ergebnisse<br />

relativ allgemeingültig werden. Für die normierte Zeit gilt: t‘ = t/T N<br />

,<br />

wobei T N<br />

= 20 ms = Netzperiodendauer.<br />

Bei der Normierung der Drehmomente und der Drehzahlen sind<br />

das Nennmoment bzw. die synchrone Drehzahl der ASM bei Speisung<br />

mit Nennfrequenz als Bezugsgrößen gewählt worden:<br />

Bild 09 zeigt das Leistungsvermögen der Schätzeinrichtung für<br />

Antriebe mit ASMKL und schwingungsfähigem mechanischem<br />

System nach Bild 03. Für den dynamisch härtesten Betriebsfall<br />

„Periodisches Reversieren“ sind<br />

n das „gemessene“ und geschätzte (Index obs = observer) Luftspaltmoment<br />

m i<br />

(t) der ASMKL,<br />

n das gemessene und geschätzte Wellenmoment m Wel<br />

(t),<br />

n die gemessene und geschätzte Motordrehzahl n M<br />

(t) (Drehzahl<br />

der ASMKL) und<br />

n die gemessene und geschätzte Lastdrehzahl n A<br />

(t)<br />

jeweils einander gegenübergestellt.<br />

Außerdem ist der zeitliche Verlauf der sättigungsabhängigen Ständerhauptreaktanz<br />

X h<br />

(t) während eines Reversiervorganges dargestellt.<br />

Die ASMKL wird dabei feldorientiert drehmomentgeregelt betrieben.<br />

Beim Erreichen der Umschaltdrehzahlen n u<br />

= 1,0 ± 0,4 wird der Sollwert<br />

des Luftspaltmomentes = ± 0,8 umgepolt. Man erkennt, dass<br />

die für eine aktive Schwingungsdämpfung benötigten Zustandsgrößen<br />

des mechanischen Systems mit hoher Genauigkeit aus den<br />

gemessenen Ständerspannungen und Ständerströmen der ASMKL<br />

rekonstruiert werden. Man sieht auch, dass es für eine hohe Schätzgenauigkeit<br />

notwendig ist, die Sättigungsabhängigkeit der Ständerhauptreaktanz<br />

X h<br />

zu berücksichtigen. Sie ändert sich während eines<br />

Reversiervorganges um ± 20 % gegenüber ihrem Mittelwert.<br />

64 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

18<br />

Sprungförmige Laständerung: Lastmoment:<br />

= 0 → 0,5 → 0 → – 0,5 → 0; Drehzahlsollwert: n * = 0,1;<br />

Zweimassendrehschwinger: J A<br />

= J M<br />

= 0,06 kg m 2 ;<br />

f 0<br />

= 19,6 Hz; Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung<br />

mittels Zustandsregelung<br />

19<br />

Sprungförmige Laständerung: Lastmoment:<br />

= 0 → 1,0 → 0 → – 1,0 → 0; Drehzahlsollwert: n * = 0,02;<br />

Zweimassendrehschwinger: J A<br />

= J M<br />

= 0,06 kg m 2 ;<br />

f 0<br />

= 19,6 Hz; Sensorlose aktive Schwingungsdämpfung<br />

mittels Zustandsregelung<br />

1<br />

calculated<br />

estimated<br />

2<br />

calculated<br />

estimated<br />

0.5<br />

1<br />

m i<br />

0<br />

m i<br />

0<br />

–0.5<br />

–1<br />

–1<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4<br />

t/s<br />

–2<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe von „gemessenem“ und geschätztem Luftspaltmoment m i<br />

(t)<br />

Zeitliche Verläufe von „gemessenem“ und geschätztem Luftspaltmoment m i<br />

(t)<br />

1<br />

0.5<br />

calculated<br />

estimated<br />

2<br />

1<br />

calculated<br />

estimated<br />

m Wel<br />

0<br />

m Wel<br />

0<br />

–0.5<br />

–1<br />

–1<br />

–1.5<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4<br />

t/s<br />

–2<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4<br />

t/s<br />

Zeitliche Verläufe von gemessenem und geschätztem Wellenmoment m Wel<br />

(t)<br />

Zeitliche Verläufe von gemessenem und geschätztem Wellenmoment m Wel<br />

(t)<br />

Bild 10 zeigt das Leistungsvermögen der Schätzeinrichtung für<br />

Antriebe mit ASMKL und schwingungsfähigem mechanischem<br />

System: Für einen Anlauf- und Bremsvorgang sind die zeitlichen<br />

Verläufe des gemessenen und geschätzten Wellenmomentes m Wel<br />

(t)<br />

und der gemessenen und geschätzten Lastdrehzahl n A<br />

(t) einander<br />

gegenübergestellt. Der ASMKL wird dabei klassisch feldorientiert<br />

drehzahlgeregelt. Der Drehzahlsollwert wird sprungförmig von<br />

n * = 0,1 auf n * = 1,0 und zurück auf n * = 0,1 verstellt.<br />

Dabei ist das Lastmoment konstant: m w<br />

= 0 = konst. Man sieht,<br />

dass es mit der hier vorgestellten Schätzeinrichtung möglich ist, die<br />

für eine aktive Schwingungsdämpfung benötigten zeitlichen Verläufe<br />

der Zustandsgrößen des mechanischen Systems mit hoher<br />

Genauigkeit nur aus den gemessenen Ständerspannungen und<br />

-strömen der ASMKL zu rekonstruieren.<br />

Mit diesen sehr genau geschätzten Zustandsgrößen des mechanischen<br />

Systems lassen sich die Torsionsschwingungen im<br />

mechanischen Antriebsstrang relativ einfach dämpfen, z. B. mit<br />

einer Zustandsregelung nach Bild 01.<br />

Die Bilder 11 und <strong>12</strong> zeigen die Wirkung einer sensorlosen aktiven<br />

Schwingungsdämpfung mittels Zustandsregelung bei einem<br />

Anlauf- und Bremsvorgang (Δn * = ± 0,9). Gegenübergestellt sind<br />

die zeitlichen Verläufe von Wellenmoment m Wel<br />

(t) und Lastdrehzahl<br />

n A<br />

(t) bei einer klassischen Drehzahlregelung und bei einer<br />

schwingungsdämpfenden Zustandsregelung der ASMKL. Man<br />

erkennt, dass sich die Torsionsschwingungen nahezu vollständig<br />

tilgen lassen.<br />

Bild 13 zeigt die entsprechenden Verläufe für einen Beschleunigungs-<br />

und Bremsvorgang nach einer kleinen sprungförmigen Sollwertänderung<br />

Δn * = ± 0,05.<br />

Bild 15 zeigt die Gegenüberstellung der zeitlichen Verläufe des<br />

Wellenmomentes von zwei Zustandsregelungen zur aktiven<br />

Schwingungsdämpfung, die eine verwendet die gemessenen Zustandsgrößen<br />

des mechanischen Systems, die andere arbeitet sensorlos<br />

und verwendet nur geschätzte Zustandsgrößen. Man sieht,<br />

dass die Ergebnisse der sensorlosen Regelung denen der Regelung<br />

mit gemessenen Zustandsgrößen kaum nachstehen.<br />

In Bild 16 wird gezeigt, dass die schwingungsdämpfende Zustandsregelung<br />

relativ robust gegenüber Parameterverstimmungen<br />

ist: Gegenübergestellt sind die zeitlichen Verläufe der gemessenen<br />

Wellenmomente m Wel<br />

(t) bei einem Anlauf- und Bremsvorgang<br />

(Δn * = ± 0,9) für die Fälle, dass der im Beobachter des mechanischen<br />

Systems eingestellte Wert des Parameters (J A<br />

/J M<br />

) Obs<br />

mit dem<br />

Nominalwert übereinstimmt und gegenüber diesem um 20 % verstimmt<br />

ist. Man erkennt, dass diese Verstimmung die schwingungsdämpfende<br />

Wirkung nur geringfügig verschlechtert.<br />

Die Bilder 17 und 18 zeigen die entsprechenden zeitlichen Verläufe<br />

für den Fall einer sprungförmigen Änderung des Lastmomentes<br />

Δm * = ± 0,5 bei konstantem Drehzahlsollwert n * = 0,1: In Bild 17<br />

sind die zeitlichen Verläufe von gemessenem und geschätztem<br />

Luftspaltmoment m i<br />

(t) sowie gemessenem und geschätztem Wellenmoment<br />

m Wel<br />

(t) für den Fall dargestellt, dass der ASMKL klassisch<br />

drehzahlgeregelt betrieben wird. Bild 18 zeigt die entsprechenden<br />

zeitlichen Verläufe für den Fall, dass der ASMKL sensorlos<br />

schwingungsdämpfend zustandsgeregelt wird. Bei der klassischen<br />

Drehzahlregelung führt jede sprungförmige Laständerung zu<br />

schwach gedämpften Torsionsschwingungen, die zu entsprechenden<br />

Schwingungen des Luftspaltmomentes des ASMKL führen. Mit<br />

der hier vorgestellten sensorlosen Zustandsregelung lassen sich die<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 65


Schwingungen im Wellenmoment und im Luftspaltmoment praktisch<br />

vollständig tilgen.<br />

Außerdem lassen die Gegenüberstellungen von gemessenen und<br />

geschätzten Zeitverläufen erkennen, dass die vorgestellte Schätzeinrichtung<br />

das Luftspaltmoment der ASMKL und das Wellenmoment<br />

auch bei Laständerungen mit hoher Genauigkeit schätzt.<br />

Bild 19 zeigt, dass die Schätzeinrichtung und die schwingungsdämpfende<br />

Zustandsregelung auch noch bei sehr kleinen Drehzahlen<br />

(n = 0,02) funktionieren.<br />

Literaturverzeichnis:<br />

[1] Engel, B.: Verschleißmindernde Kraftschlussregelung mit Zustandsregelung für<br />

elektrische Traktionsantriebe. Diss. TU Clausthal 1996; Fortschritt-Berichte VDI,<br />

Reihe <strong>12</strong>, Nr. 284; Düsseldorf: VDI-Verlag 1996<br />

[2] Goslar, M.: Ein Beitrag zur anwendungsorientierten Zustandsregelung<br />

elektrischer Hochleistungsantriebe. Diss. TU Clausthal 1998<br />

[3] Sourkounis, C.: Drehzahlelastische Antriebssysteme unter stochastischen<br />

Belastungen. Habil.-schrift TU Clausthal 2004<br />

[4] Stichweh, H.: Ein Beitrag zur aktiven Dämpfung von Torsionsschwingungen in<br />

drehzahlgeregelten mechatronischen Antriebssystemen. Diss. TU Clausthal 2004;<br />

Shaker Verlag, Aachen 2005<br />

[5] Weidauer, B.: Drehgeberlose Regelung umrichtergespeister Induktionsmaschinen<br />

in der Traktion. Diss. RU Bochum 1999<br />

[6] Holtz, J.: Sensorless Control of Induction Motor Drives. Proc. IEEE 90 (2002),<br />

No 8, pp. 1359-1394<br />

[7] Holtz, J.: Sensorless Speed and Position Control of Induction Motors.<br />

International Conference on Industrial Electronics, Control and Instrumentation<br />

2001, (IECON ´01), Denver/Co., Proc. pp. 1-16<br />

[8] Kovacs, K.P.; Racz, I.: Transiente Vorgänge in Wechselstrommaschinen. Bd. 1<br />

und Bd. 2. Verlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest 1959<br />

[9] Pfaff, F.: Regelung elektrischer Antriebe. Bd. 1; R. Oldenbourg Verlag,<br />

München-Wien 1994<br />

[10] Fürsich, H.: Über das Verhalten von Drehstrom-Käfigankermotoren unter<br />

Berücksichtigung der Stromverdrängung im Läufer. Diss. TU München 1974<br />

[11] Beckert, U.; Wenske J.: Erhöhte Läufererwärmung durch transiente<br />

Stromverdrängung im dynamischen Betrieb von Asynchronmaschinen.<br />

ant-Journal 1 (20<strong>12</strong>), Heft <strong>12</strong>, S. 2-7<br />

[<strong>12</strong>] Deleroi, W.: Berücksichtigung der Eisensättigung für dynamische Betriebszustände.<br />

Arch. Elektrotechn. 54 (1970), S. 31-42<br />

[13] Lorenzen, H. W.; Franz, P.: Neuere Erkenntnisse zum dynamischen Betriebsverhalten<br />

von Drehstrom-Asynchronmotoren. etz-Archiv 98 (1977), S. 419-423<br />

[14] Schäfer, U.: Feldorientierte Regelung einer Asynchronmaschine unter<br />

Berücksichtigung der Eisensättigung und Erwärmung. Diss. RWTH Aachen 1989<br />

[15] Beckert, U; Neuber, W.: Drehmoment-Beobachter für Asynchronmaschinen.<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 38 (1999); Heft 9, S. 79-83<br />

[16] Blaschke, F.: Das Verfahren der Feldorientierung zur Regelung der Drehfeldmaschine.<br />

Diss. TU Braunschweig 1974<br />

[17] Zägelein, W.: Drehzahlregelung des Asynchronmotors unter Verwendung<br />

eines Beobachters mit geringer Parameterempfindlichkeit. Diss. Univ. Erlangen-<br />

Nürnberg 1984<br />

[18] Luenberger, D.G.: An introduction to observer. IEEE Trans. On Automat.<br />

Contr. 16 (1971), S. 596-602<br />

[19] Schauder, C.: Adaptive Speed Identification for Vector Control of Induction<br />

Motors without Rotational Transducers. IEEE Trans. Industry Appl., Vol. 28, 1992,<br />

No. 5, pp. 1054-1061<br />

[20] Föllinger, O.: Regelungstechnik, 8. Aufl.; Heidelberg: Hüthig-Verlag 1994<br />

[21] Beckert, U.; Wenske J.; Warschofsky, A.: Sensorlose Regelung zur aktiven<br />

Schwingungsdämpfung in Antrieben mit DGASM. <strong>antriebstechnik</strong> 54 (2015),<br />

Heft <strong>12</strong>, S. 8-69<br />

[22] Depenbrock, M.: Direkte Selbstregelung (DSR) für hochdynamische<br />

Drehfeldantriebe mit Stromrichterspeisung. Etz-Archiv 7 (1985) Heft 7, S. 221-228<br />

Formelzeichen<br />

c Nm Federsteifigkeit<br />

f Hz Frequenz<br />

i, I A Strom<br />

j<br />

Imaginäre Einheit<br />

J kg m 2 Trägheitsmoment<br />

k i<br />

l Fe<br />

Beobachter-Rückführkoeffizienten<br />

Blechpaketlänge<br />

l, L Induktivität<br />

m i<br />

Nm Luftspaltmoment<br />

m w<br />

Nm Widerstandsmoment<br />

m wel<br />

Wellenmoment<br />

n min -1 Drehzahl<br />

N 2<br />

p<br />

r R<br />

, R R<br />

r St<br />

, R St<br />

Läufernutzahl<br />

Polpaarzahl<br />

Ringwiderstand<br />

Stabwiderstand<br />

R Ω Widerstand<br />

s<br />

s<br />

Schlupf<br />

Laplace-Operator normiert<br />

t, s Zeit, normierte Zeit<br />

T s Zeitkonstante<br />

T A<br />

T 2<br />

Anlaufzeitkonstante<br />

Läuferzeitkonstante<br />

u, U V Spannung<br />

w<br />

X Ω Reaktanz<br />

ϕ<br />

Strangwindungszahl<br />

ψ Vs Flussverkettung<br />

Verdrehungswinkel x, y gegenüber α, β<br />

ω s -1 Kreisfrequenz, Winkelgeschwindigkeit<br />

ϑ<br />

Verdrehungswinkel des Läufers gegenüber dem<br />

Ständer<br />

Tiefgestellte Indizes<br />

a, b, c Strang a, b, c<br />

A<br />

Last<br />

B<br />

Bezugsgröße<br />

B<br />

Beobachter<br />

c<br />

Torsion<br />

d, q Komponenten im läuferbezogenen System<br />

h<br />

Hauptfluss<br />

M<br />

ASM<br />

n<br />

Nenn<br />

N<br />

Netz<br />

o<br />

Ersatzanlaufkäfig<br />

u<br />

Ersatzbetriebskäfig<br />

R<br />

Ring<br />

St<br />

Stab<br />

wel<br />

Welle<br />

x, y Komponenten im läuferflussbezogenen System<br />

α, β Komponenten im ständerbezogenen System<br />

σ<br />

Streufluss<br />

σn<br />

Nutstreufluss<br />

µ Magnetisierung<br />

0 Eigen<br />

1, 2 Ständer, Läufer<br />

Hochgestellte Indizes<br />

x *<br />

x *<br />

Sollwert<br />

konjugiert komplexe Systemgrößen<br />

Über- und Unterschreibungen<br />

komplexer Raumzeiger<br />

Schätzwert<br />

Hier geht es zur Laudatio für Prof. Dr.-Ing. Beck: http://bit.ly/2k4Fy4T<br />

66 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong>


IM NÄCHSTEN HEFT: 1-2/2018<br />

ERSCHEINUNGSTERMIN: 09. 02. 2018 • ANZEIGENSCHLUSS: 25. 01. 2018<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

Der direkte Weg<br />

im Internet:<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

als E-Paper:<br />

www.engineering-news.net<br />

Redaktion:<br />

d.schaar@vfmz.de<br />

MDA Technologies:<br />

www.en.engineering-news.net<br />

01 Den komplexen und differenzierten Kundenanforderungen rund<br />

um professionelles Kabelmanagement begegnet Murrplastik durch<br />

Wettbewerbsvorsprünge aufgrund der Vielzahl an Innovationen sowie<br />

dadurch, dass Anwender alles rund ums Kabel aus einer Hand bekommen.<br />

02 Pkw-Karosserien werden zu über 90 % von Robotern gefertigt. Damit<br />

sie keinen Leerlauf haben, müssen die Arbeitsschritte genau ineinandergreifen.<br />

Namhafte Automobil-Konzerne statten ihre Fertigungslinien<br />

deshalb mit hochpräzisen Positioniersystemen aus.<br />

03 Genauigkeit und Geschwindigkeit beim Fräsen erhöhen die Produktivität.<br />

Doch je näher an die fertigungstechnischen Grenzen gegangen wird,<br />

desto eher stehen sich die Zielgrößen konträr gegenüber: Hier kommt als<br />

Hebel für die Machining Performance moderne Steuerungstechnik ins Spiel.<br />

04 Energieeffiziente Antriebssysteme tragen dazu bei, Vorteile für<br />

Anlagenbetreiber zu erschließen. Sie senken Produktionskosten, reduzieren<br />

CO 2<br />

-Emissionen und reduzieren die Betriebskosten über den gesamten<br />

Lebenszyklus einer Anlage – so auch die Hauptantriebe von Siempelkamp.<br />

(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />

<strong>antriebstechnik</strong> <strong>12</strong>/<strong>2017</strong> 67


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