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3<br />
minuten<br />
mit<br />
Rayouf<br />
Alhumedhi<br />
Rayouf Alhumedhi ist die<br />
Schöpferin des „Kopftuch-<br />
Emojis“. Dafür wurde die<br />
16-Jährige vom TIME-Magazin<br />
unter die 30 einflussreichsten<br />
Teenager der Welt gewählt. Aber<br />
was sagt die Wiener Schülerin<br />
dazu, wenn Frauen gezwungen<br />
werden ein Kopftuch zu tragen?<br />
Interview: Salme Taha Ali Mohamed<br />
Foto: Sophie Kirchner<br />
www.instagram.com/mudi_mahmoud<br />
<strong>BIBER</strong>: Was sagst du zu Leuten, die dein Emoji als<br />
Islamisierung bezeichnen?<br />
RAYOUF: Ich wusste gar nicht, dass ein Emoji so<br />
was Weltbewegendes machen könnte. Wie soll<br />
das bitte gehen? Das ist ja irrsinnig. Es leben viele<br />
Muslime in Österreich. Was für einen Sinn hat es<br />
also, eine größere Kluft zwischen uns zu schaffen,<br />
anstatt die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu<br />
feiern?<br />
Was hältst du davon, dass viele Frauen auch zum<br />
Kopftuchtragen gezwungen werden?<br />
Dass das Unterdrückung von Frauen ist, kann man<br />
nicht leugnen. Aber ebenso ist es Unterdrückung<br />
Frauen zu zwingen, es nicht zu tragen.<br />
Du hast in Saudi-Arabien, Deutschland und Österreich<br />
gelebt. Als was identifizierst du dich?<br />
Nach meinem Reisepass bin ich zwar Saudi, aber<br />
ich habe sehr lange in deutschsprachigen Ländern<br />
gelebt, wo ich internationale Schulen besucht<br />
habe. Ich würde sagen, ich bin eine Saudi, die in<br />
einer internationalen Gemeinschaft in Wien lebt.<br />
Dein Vater ist Diplomat. Was hält er von deinem<br />
Emoji?<br />
Er ist sehr stolz auf mich. Als die Medien letztes<br />
Jahr das erste Mal über mich berichtet haben,<br />
lebten wir noch in Berlin. Eines Tages hat er mein<br />
Gesicht auf der Titelseite einer Zeitung gesehen,<br />
und er hat sich so gefreut, dass er gerufen hat:<br />
„Das ist meine Tochter!“<br />
Wieso hast du mit 13 angefangen, ein Kopftuch zu<br />
tragen?<br />
Das Kopftuch gibt mir das Gefühl, näher zu Gott zu<br />
sein. Das bedeutet aber nicht, dass jemand ohne<br />
Kopftuch nicht ebenso eine enge Verbindung zu<br />
Gott haben kann. Es ist auch Ausdruck meiner<br />
Identität: Ich bin stolz darauf Muslima zu sein, und<br />
dass es das Erste ist, das Menschen über mich<br />
wissen.<br />
Du kickboxst?<br />
Ja! Es gefällt mir zu wissen, dass ich mich in einer<br />
brenzligen Situation verteidigen kann.<br />
Dein Rat an muslimische Frauen?<br />
Gebt nicht auf! Seht die Grenzen, die man euch<br />
setzt, als Antrieb, um die Welt zum Guten zu<br />
verändern.<br />
Alter: 16<br />
Geburtsort: Saudi Arabien<br />
Besonderes: Sie hat Apple davon überzeugt, ein „Kopftuch-Emoji“<br />
einzuführen, besucht die Vienna International School, und will<br />
muslimische Mädchen in der Zukunft dazu ermutigen, mehr in der<br />
Computerbranche Fuß zu fassen.<br />
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