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Irgendwann will man sich einfach<br />
nicht mehr erklären müssen.<br />
Im Juli 20<strong>17</strong> wurde aus Bianca Mayer offiziell Bianca Jankovska<br />
– auch wenn sie davor schon immer eine Jankovska war.<br />
Aufgrund ihres österreichischen Namens war es für viele<br />
oft eine Überraschung, wenn sie herausfanden, dass<br />
Bianca Slowakisch spricht. Sie kennt Weihnachten und<br />
Ostern nur aus der slowakischen Perspektive, ihre Sommerferien<br />
verbringt sie jedes Jahr bei ihren Großeltern<br />
in der Slowakei. All das wurde durch „Mayer“ unsichtbar.<br />
Je mehr man über sich selbst reflektiert und über<br />
seine Herkunft nachdenkt, desto mehr wird man sich<br />
der eigenen Identität bewusst. Der Wunsch diese auch<br />
dementsprechend zu benennen, liegt daher sehr nahe.<br />
Bianca nahm im Juli 20<strong>17</strong> offiziell den Mädchennamen<br />
ihrer Mutter an und heißt jetzt endlich so, wie sie sich<br />
fühlt, als Bianca Jankovska.<br />
„ES KÖNNTE SICHER<br />
SITUATIONEN GEBEN, WO ICH<br />
MICH ÄRGERN WERDE“<br />
Genau das möchte Lea auch machen. Lea hat väterlicherseits<br />
singhalesische Wurzeln und trägt einen<br />
deutschen Nachnamen, mit dem sie sich nie wirklich<br />
identifizieren konnte. Der Gedanke, den singhalesischen<br />
Namen ihres Vaters, „Dharmasena * “, anzunehmen,<br />
kam aber erst vor kurzem ins rollen. Sie besuchte einen<br />
Workshop, bei dem der Leiter erzählte, dass er den<br />
Namen seines Vaters angenommen hatte. Dadurch<br />
wurde Lea klar, dass das für sie ebenso eine Option sein<br />
kann. Zu dem deutschen Namen ihrer Mutter spürt sie<br />
überhaupt keine Verbindung. Nachdem Lea eineinhalb<br />
Jahre in Mozambique lebte, wurde ihr bewusst, dass der<br />
deutsche Name einfach nicht zu ihr gepasst hat, auch<br />
weil sie öfters auf ihre Herkunft angesprochen wurde.<br />
Sie hatte nicht das Gefühl, dass ihr Name zu ihrem Aussehen<br />
als Halb-Singhalesin passt.<br />
Das einzige, was Lea derzeit davon abhält, ihren<br />
Wunsch in die Tat umzusetzen, ist der bürokratische<br />
Aufwand, der hinter dem Ganzen steckt. Während es<br />
in Österreich recht einfach ist den Namen zu ändern,<br />
ist das in Deutschland, wo die Namensänderung über<br />
1000 Euro kosten kann, nicht der Fall. Sie möchte sich<br />
dafür Zeit nehmen, die sie im Moment nicht hat, da die<br />
Rechtslage kompliziert ist und sie sich noch mehr informieren<br />
möchte. Die hohen Kosten stellen im Gegensatz<br />
dazu kein Problem für sie dar.<br />
Selbst wenn sie mit „Dharamasena * “ mehr Diskriminierung<br />
erfahren würde, wäre es ihr das wert. Bei der<br />
Wohnungssuche macht sie sich schon Gedanken, „da<br />
könnte es sicher Situationen geben, wo ich mich ärgern<br />
werde“. Jedoch ist es Lea egal, wenn sie bei Bewerbungen<br />
dann aufgrund ihres Namens keine Chance auf<br />
ein Bewerbungsgespräch bekommt – „das sagt ja schon<br />
viel über den Arbeitgeber aus, wenn sie nach so einem<br />
Schema aussortieren“. In so einem Unternehmen würde<br />
Lea sowieso nicht arbeiten wollen.<br />
MEHR ALS NUR EIN NAME<br />
Natürlich könnte man meinen, dass es nur ein Name<br />
ist, der auf dem Papier steht und einen nicht weiter<br />
beschreibt. Doch wenn „das dein Rufname ist, du ihn<br />
ständig hörst, aufschreiben und angeben musst, dann<br />
ist es durchaus wichtig, dass man sich mit dem Namen<br />
identifiziert“, meint Lea. Denn es ist schmerzhaft seinen<br />
eigenen Name zu hören und das Gefühl zu haben „das<br />
bin ich nicht“. Oder stutzig angeschaut zu werden, weil<br />
der Gesprächspartner gerade überlegt, wie mein österreichischer<br />
Nachname mit meinem Aussehen zusammenpassen<br />
soll. Irgendwann will man sich einfach nicht<br />
mehr erklären müssen.<br />
Selbst jetzt, wo gerade jeder zweite Hipster versucht<br />
sich wie mein Jugo-Onkel in den 90er-Jahren anzuziehen<br />
und den selben Slang draufhat wie ein Deutschrapper:<br />
es geht nicht darum, dass das Leben spannender<br />
oder interessanter ist, wenn man mehrere Emoji-Flaggen<br />
in der Instagram-Bio hat. Vielleicht ist es jetzt cool,<br />
52 / RAMBAZAMBA /