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BIBER 11_17 ansicht

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MEINUNG<br />

ABER DU BIST DOCH<br />

EIN MÄDCHEN<br />

Nur, weil ich ein Mädchen bin, muss es nicht heißen, dass<br />

ich weniger darf als ein Junge. Jeder hat doch die gleichen<br />

Rechte – so sollte es zumindest sein.<br />

„NUR WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN, DARF ICH NICHT<br />

DEN MUND AUFMACHEN?“<br />

Bei mir Zuhause ist es so, dass mein Bruder mir gegenüber<br />

bevorzugt wird. Und das nicht, weil er jünger ist. Meine<br />

Cousine ist z.B. jünger als ihr Bruder und trotzdem wird<br />

er bevorzugt. Es liegt einfach an unserer Kultur. Ich<br />

schmeiße jetzt nicht alle in einen Topf und sage, dass es<br />

bei jedem so ist. Aber ich erlebe es nun mal so. Wenn wir<br />

bei Bekannten oder Familie sind, und ich dann beginne am<br />

Tisch mitzureden, gefällt das meinem Vater nicht – weil ich<br />

eben ein Mädchen bin. Bei meinem Bruder ist das anders.<br />

Ich antworte dann häufig mit den Worten „ Nur, weil ich ein<br />

Mädchen bin, darf ich nicht reden, oder was?!“ So war das<br />

auch dieses Jahr, als wir im Urlaub in Italien waren. Mein<br />

Bruder hat so viel Blödsinn geredet und geschimpft, mein<br />

Vater fand das immer lustig. Meine Mutter fand es allerdings<br />

nicht lustig, und ich auch nicht. Ich selber durfte nie so<br />

reden wie mein Bruder, weil ich Ärger bekommen hätte,<br />

und habe es auch nie, weil es mir peinlich war und ich das<br />

respektlos fand und noch immer finde.<br />

ICH WERDE ES BEI MEINEN KINDERN<br />

ANDERS MACHEN<br />

Als ich jünger war, hat mein Vater meinen Bruder immer<br />

überallhin mitgenommen und mich nicht. Mit der Zeit<br />

wurde mir das aber egal. Was mich aber schon stört, ist die<br />

Tatsache, dass ich nicht lange draußen bleiben darf – wenn<br />

ich mit Freunden unterwegs bin, muss ich immer schon<br />

zuhause sein, sobald es dunkel wird. Wenn ich im Sommer<br />

im Kosovo bin, darf ich nichts Kurzes anziehen, weil es dann<br />

gleich heißt, dass die Tochter von XY das und das anhatte.<br />

Mein Bruder ist noch jünger, aber ich bin mir sicher, dass er<br />

in meinem Alter länger draußen bleiben dürfen wird. Meiner<br />

Meinung nach sollte man seine Kinder gleich behandeln<br />

– egal ob Mädchen, Junge, älter, jünger, schlauer oder<br />

weniger schlau. Ich selber sage mir immer, dass ich keine<br />

Unterschiede bei meinen Kindern machen werde.<br />

Melissa Gjoka ist 16 und geht in die 7G des Gymnasiums Brigittenau.<br />

„DIE WÜRDEN PERFEKT IN DIE<br />

TAUBSTUMMENGASSE PASSEN!“<br />

Ich bin die Einzige in meiner Familie, die hören kann. Meine<br />

Mutter war 10, als sie taub wurde. Es war die Nebenwirkung<br />

einer Zeckenimpfung (die Medizin war damals nicht so<br />

gut). Mein Vater ist seit Geburt an taub, er kann aber mit<br />

Hörgeräten hören.<br />

MUTTERSPRACHE: GEBÄRDENSPRACHE<br />

Als Kind habe ich neben Deutsch auch die österreichische<br />

UND die polnische Gebärdensprache gelernt. Mit Anfang<br />

drei konnte ich alle drei Sprachen ein bisschen reden bzw.<br />

gebärden. Mein Vater hat es mir beigebracht. Meine Mutter<br />

hat auf Polnisch gebärdet, und mein Vater hat es mir auf<br />

Deutsch übersetzt, und dann mit der Österreichischen<br />

Gebärdensprache gebärdet. In der Mittelschule konnte<br />

ich schon fließend gebärden. Ich lerne aber immer mehr<br />

dazu. Zum Beispiel weiß ich seit 2014, dass es eine alte<br />

Gebärdensprache, und eine neue gibt. Bei der alten gebärdet<br />

man mit beiden Händen, und bei der neuen nur mit einer. Ich<br />

kann beides.<br />

NICHT LUSTIG!<br />

Es gibt immer noch Menschen, die sich über gehörlose<br />

Personen lustig machen. Im April habe ich mit meiner Mutter<br />

ganz normal gebärdet. Eine Gruppe von Menschen hat uns<br />

angestarrt, und laut ausgelacht. Sie dachten, sie könnten<br />

uns beschimpfen, und wir würden es nicht mitbekommen.<br />

„Die würden perfekt in die Taubstummengasse passen!“,<br />

lachten sie. Ich hatte es satt, dass sich andauernd Menschen<br />

über mich und meine Familie wegen unserer Sprache lustig<br />

machen. Da ich sie sehr wohl hören konnte, und wütend war,<br />

wollte ich sie blöd dastehen lassen. Ich nahm mein Handy<br />

heraus und tat so, als ob ich mit jemand telefonieren würde.<br />

Nach dem gefakten Telefonat hat mich die Gruppe nur dumm<br />

angestarrt. Sie haben sich so geschämt, dass sie uns nicht<br />

mehr anschauen konnten.<br />

Ich finde es respektlos, dass sie sowas sagen, und nicht<br />

überlegen, wie es ist gehörlos zu sein. Es ist traurig, dass<br />

sie sich erst schämten, nachdem sie wussten, dass ich alles<br />

gehört hatte.<br />

An alle gehörlosen Menschen da draußen: lasst euch von<br />

solchen Menschen nicht einschüchtern!<br />

Jasmin Fellner ist 13 Jahre alt und besucht die NMS Feuerbachstraße.<br />

Christoph Liebentritt<br />

34 / RAMBAZAMBA /

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