Landshuter Mama Ausgabe 10
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Erziehung –<br />
wie fühlt sich das an?<br />
Wenn wir erziehen, stecken wir mitten drin, in einer oft sehr unsicheren Situation.<br />
Wir als Eltern fordern etwas ein, die Reaktion unserer Kinder darauf ist meist<br />
nicht vorherzusehen, ebenso wie der Ausgang der ganzen Aktion. Blitzschnell<br />
kochen die Emotionen auf beiden Seiten hoch und wir reagieren nicht so, wie<br />
wir das selbst eigentlich möchten. Da macht es Sinn einmal zu reflektieren, was<br />
eigentlich mit uns passiert, wenn wir erziehen. Und vor allem auch, wie Kinder<br />
das empfinden. Denn zu unserem Thema „Kinder stark machen“ gehört auch,<br />
dass wir Kinder ernst nehmen und ihnen zuhören.<br />
Und deshalb lassen wir hier den 8-jährigen Elias zu Wort kommen.<br />
Er hat aufgeschrieben, was er über Erziehung so denkt.<br />
Manchmal ist Erziehung toll, manchmal nicht.<br />
Manchmal kriegt man Ärger, weil man nicht zuhört.<br />
Wenn man Ärger kriegt, ist Erziehung nicht toll.<br />
Erziehung ist auch nicht toll, wenn ich was machen<br />
will und die <strong>Mama</strong> erlaubt es mir dann nicht.<br />
Erziehung ist toll, wenn man was lernt z.B. Rechnen,<br />
Schreiben. Aber viele Kinder finden Erziehung nicht so toll.<br />
Ich aber finde es gut und da bin ich nicht der Einzige.<br />
Ich finde streiten blöd! Wenn wir streiten fühle ich mich<br />
schlecht. Wenn wir Spaß haben fühle ich mich toll.<br />
Und um die andere Seite zu beleuchten, haben wir auch Elias’ <strong>Mama</strong> gefragt.<br />
Sie ist nicht nur <strong>Mama</strong> von zwei Kindern, sondern auch noch Familientherapeutin.<br />
Deshalb gelingt es ihr, uns einen Einblick zu geben, wie bei Ihr erzogen wird<br />
und dabei ihre Fehler und Ziele ebenso zu benennen wie ein paar Anregungen,<br />
die uns vielleicht auch weiterhelfen.<br />
Was sind Situationen in denen du erziehst,<br />
so dass es Elias bemerkt?<br />
Wir erziehen ständig und immer und meist unbemerkt. Wir haben als Eltern<br />
unsere Werte. z.B. die Höflichkeit. Beim Bäcker oder Metzger ist ein „Grüß Gott“<br />
und ein „Danke“ und ein „auf Wiedersehen“ aus unserem Blickwinkel für ein<br />
soziales selbständiges Leben sehr sinnvoll und oft von Vorteil. Da springt hin<br />
und wieder mal eine Scheibe Gelbwurst raus. Aber natürlich kommt es beim<br />
Erziehen auch zu Konflikten. Die leben wir auch aus. Aber in Grenzen. Eine<br />
Regel bei uns lautet: Verlasse niemals das Haus im Streit!<br />
Wie sieht Erziehung bei euch meist aus?<br />
Durch Vorleben. Fernsehen ist ein beliebter Streitpunkt! Wenn es nach unserem<br />
Elias geht, wäre Marathonglotzen an der Tagesordnung. Wir haben<br />
unseren Fernseher im Fernsehraum im Keller. Wir verbieten unseren Kindern<br />
das TV-schauen nicht. Wir vereinbaren nur die Dosis. Zum Beispiel eine halbe<br />
Stunde täglich. Jetzt mit 8 Jahren kann er so langsam seine Zeit selbst einteilen.<br />
Die einzige Bedingung ist: kein Fernseher vor den Hausaufgaben. Unser<br />
Erfolg: Mittlerweile hält er sich an die Vereinbarung und bettelt nicht mehr um<br />
Verlängerungszeit.<br />
Wie wünschst du dir deine Erziehung?<br />
Wir sehen uns nicht als Erzieher, sondern eher als Vorbilder und Begleiter. Wir<br />
leben unseren Kindern (in der Regel) Authentizität vor. Wir geben unseren Kindern<br />
Verantwortung und Vertrauen, damit Sie damit achtsam umgehen können<br />
und das von Beginn an.<br />
Ein Beispiel: Elias möchte immer mit dem Roller zur Schule fahren. Wir<br />
vertrauen ihm dahingehend, dass er, wenn es einen gibt, den Gehweg nutzt<br />
oder aber ganz rechts auf der Straße fährt. Wie es der Zufall will, komme ich<br />
zeitgleich mit Elias nach Hause und sehe vor mir unseren Sohn mitten auf der<br />
Straße Zick-Zack fahren. Mein erster Impuls: Schimpfen und ihm sofort den<br />
Roller verbieten. Wir haben ja ausführlich darüber gesprochen, wie gefährlich<br />
das ist! Beim zweiten Schnaufen, denke ich nochmal darüber nach,<br />
ob die Verantwortung für ihn tragbar war oder ob ich ihn überfordert<br />
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