Landshuter Mama Ausgabe 10
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habe. Ich spreche mit ihm darüber. So kann ich meine Sorge um Ihn mitteilen<br />
und das versteht er. Ich biete ihm die Alternative: Ich begleite ihn zur Schule bis<br />
er achtsam mit seinem Roller im Straßenverkehr umgehen kann. Das findet er<br />
mega-peinlich! Aktuell geht Elias deshalb zu Fuß, aber allein zur Schule.<br />
Unser Ziel in der Erziehung ist, unsere Kinder auf ein selbständiges Leben vorzubereiten.<br />
Ihnen Hilfestellung anzubieten und Sie auch in schwierigen Situationen<br />
zu begleiten. Kommunikation ist uns wichtig, sowie eine gesunde Streitkultur. Uns<br />
ist es auch wichtig mit unterschiedlichen Gefühlslagen umzugehen. Wir möchten,<br />
dass unsere Kinder mit ihren Anliegen bei uns immer ein offenes Ohr finden.<br />
Kommt es häufig zum Konflikt?<br />
14 <strong>Landshuter</strong> <strong>Mama</strong> | ERZIEHEN UND FÖRDERN<br />
Wie reagiert Elias auf deine<br />
Erziehung?<br />
Beim Beispiel Roller hat Elias es super<br />
gut verstanden und er bekommt neue<br />
Möglichkeiten mit der ihm anvertrauten<br />
Verantwortung umzugehen. Wenn es<br />
Situationen gibt wie z.B. Spielen mit<br />
Freunden und wir müssen gehen, dann<br />
ist das Verständnis leider nicht so groß.<br />
Da passiert es sehr schnell, dass aus<br />
einer Mücke ein Elefant wird und es<br />
kommt zum heftigen Streit, in dem ich<br />
auch leider oft keine Vorbildfunktion<br />
einnehmen kann.<br />
Der Konflikt entsteht meist dann, wenn Elias eine andere Wahrnehmung hat als<br />
ich. Beispiel: Wir waren abends bei Freunden eingeladen und es war schon 23<br />
Uhr. Er wollte unbedingt noch mit den anderen Kindern spielen. Ich jedoch war<br />
müde und wollte nach Hause. Er wurde aufmüpfig, frech und ekelhaft. Er schoss<br />
sich von 0 auf <strong>10</strong>0 so hoch, dass es noch bei unseren Freunden laut wurde.<br />
Wenn es zum Konflikt kommt, wie reagierst du dann?<br />
In der Akutphase fühle ich mich unter Druck und ich möchte, dass er einfach jetzt<br />
mit nach Hause geht – fertig. Ich werde laut und streng und mir rutschen nicht<br />
sehr nette Worte raus. Am liebsten möchte ich ihm alles verbieten, was mir grade<br />
in den Kopf kommt. Das Resultat: Er weint bitterlich und ich bin sauer. So gehen<br />
wir nach Hause.<br />
Wie reagiert Elias?<br />
Er ist traurig und empfindet alles unfair.<br />
Nur ER muss jetzt gehen und die anderen dürfen noch bleiben.<br />
Wie fühlst du dich?<br />
Ich ärgere mich über mich selbst und über meine nicht vorhandene Impulskontrolle.<br />
Dass ich ihn beschimpft habe, bereue ich sehr. Verständnis, etwas das ich<br />
von ihm ständig einfordere konnte ich ihm leider in dieser Situation nicht geben.<br />
Wie löst ihr den Konflikt?<br />
Nach der ersten Energieentladung, verweise ich auf unsere Familienregel:<br />
Wir gehen niemals im Streit ins Bett. Ich fand es als Kind immer ganz<br />
schlimm, nach einem Streit ohne Klärung schlafen zu gehen und am Morgen<br />
immer noch darüber zu diskutieren. Deshalb höre ich mir noch am Abend zu<br />
Hause seine Wahrnehmung an und sein Bedürfnis. Ich entschuldige mich für<br />
mein Verhalten und erkläre ihm meine Sichtweise. Es entsteht dann meist so<br />
etwas wie gegenseitiges Verständnis.<br />
Welche Rolle spielt der Partner<br />
in einer Konfliktsituation?<br />
Auch hier sind wir meistens klar. Wer in einen Konflikt involviert ist,<br />
löst ihn auch mit den entsprechenden Personen auf.<br />
Was sind deine Tipps zur Erziehung<br />
aus fachlicher Perspektive?<br />
Mich erstaunt es immer wieder, dass man bei seinen eigenen Kindern<br />
einfach Eltern ist und keine Fachkraft! Und das ist gut so!<br />
Mein Tipp:<br />
Eltern sind Vorbilder! Wir unterschätzen manchmal die sensible<br />
Wahrnehmung der Kinder. Egal ob es verdeckte Konflikte mit<br />
dem Partner sind oder mangelndes Vertrauen in unseren Nachwuchs,<br />
das durch ständige Kontrolle kompensiert wird. Kinder<br />
orientieren sich an uns Eltern und das muss uns bewusst sein.<br />
Unsere Sorgen und Ängste sind selten die gleichen, wie die unserer<br />
Kinder. Das muss uns bewusst sein.<br />
Ein eingespieltes Elternteam kann Kindern eine gute Orientierung<br />
geben. Innere Werte, wie Wertschätzung, Vertrauen und<br />
Verantwortung sind elementar. Außerdem belebt eine gesunde<br />
Streitkultur so manches Familiensystem und begünstigt eine<br />
wohlige Versöhnung.