Landshuter Mama Ausgabe 10
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<strong>Mama</strong>s berichten<br />
In dieser Situation musste mein<br />
Kind schon „stark“ sein<br />
„Meine 5-jährige Tochter ist normalgewichtig. Manchmal vor Wachstumsschüben<br />
etwas kerniger, danach reguliert sich das dann wieder. Laut Gewichtstabelle bei den<br />
U-Untersuchungen liegt sie im Normbereich. Soviel vorab. Eines Abends fragte sie<br />
mich beim Umziehen, ob ihr Bauch zu dick sei. Tränenüberströmt erzählte sie mir,<br />
dass zwei Kinder aus dem Kindergarten sie Vormittags laut und vor der ganzen<br />
Gruppe gehänselt hätten, sie sei dick und fett.<br />
Ich fiel aus allen Wolken. Vor Wut und Entsetzen. Da steht mein kleines hübsches<br />
Mädchen, das eigentlich sehr tough und selbstbewusst ist, mit traurigen Augen vor mir<br />
und zweifelt erstmals im Leben an ihrem Aussehen und ihren Körper. Und das mit 5!!!<br />
Zuerst habe ich sie beruhigt und in die Arme genommen. Und ihr versichert, dass mit<br />
ihr alles in Ordnung sei. Dass sie weder zu dick noch zu dünn, sondern genau richtig<br />
sei. Und dass jeder Mensch anders aussieht. Angefangen von den Haaren, der Hautund<br />
Augenfarbe und eben auch von der Statur. Ich habe sofort am nächsten Tag das<br />
Gespräch mit der Erzieherin gesucht. Diese hatte die Hänselei am Vortag zum Glück<br />
mitbekommen und sofort einen ,Sonder’-Sitzkreis mit der ganzen Gruppe einberufen.<br />
Dort wurde thematisiert, dass solche Aussagen sehr verletzend seien. Sie hat an die<br />
Empathie der Kinder appelliert. Sie sollten sich vorstellen, wie sie sich fühlen würden,<br />
wenn sie jemand beleidigen würde. Und ob sie dann noch gerne in den Kindergarten<br />
gehen würden.<br />
Ich wollte eigentlich noch das Gespräch zu den Eltern der beiden Frotzel-Kinder suchen,<br />
aber unsere Erzieherin wiegelte ab. Sie habe das im Griff und werde aus eigener familiärer<br />
Erfahrung beim diesem Thema schnell hellhörig. Der Vorfall liegt inzwischen ein<br />
viertel Jahr zurück und in der Tat kamen im Kindergarten keine weiteren Sprüche mehr.<br />
Nichtsdestotrotz musste ich zu Hause noch einiges an ,Nacharbeit‘ leisten. Ich habe<br />
meiner Tochter viel öfter als sonst gesagt, dass sie hübsch aussieht, denn auch wenn die<br />
Hänseleien aufgehört haben, hat sich ihre Selbstwahrnehmung verändert. Sie ist mit ihrer<br />
Figur kritischer geworden. Und ich musste ihr im Internet Fotos von Kindern zeigen,<br />
die tatsächlich dick sind, damit sie die Relationen wieder herstellen konnte.<br />
Dass unsere Gesellschaft dem Magerwahn verfallen ist, ist schlimm genug. Aber dass<br />
Figurkritik bereits in den Kindergarten Einzug hält, ist besorgniserregend. Und eigentlich<br />
ein Armutszeugnis für die Eltern …“<br />
Patricia (35)<br />
„Anna bekommt eine Brille,<br />
wird „Brillenschlange“von<br />
Kindern aus der Kiga-Gruppe<br />
genannt. Sie sagt: „Nicht<br />
Brillenschlange, Adlerauge!““<br />
Dana (28)<br />
„1. Kindergartentag 31.Oktober,<br />
Halloween: Alle Kinder sind gruselig<br />
verkleidet und die kleine Veronika<br />
fürchtet sich ziemlich vor all diesen<br />
„Freaks", mit denen ich sie auch noch<br />
alleine lassen möchte.<br />
Sie: »Nein, <strong>Mama</strong>! Du bleibst da, zusammen<br />
sind wir viel fürchterlicher<br />
als alle Gespenster der Welt, weil wir<br />
so laut „BUH!“ rufen können.«“<br />
Miriam (40)<br />
„Paula hatte immer zurückgezogen,<br />
wenn sie in<br />
eine kritische Situation mit<br />
anderen Kinder kam. In<br />
der Krippe haben ihr die<br />
Erzieherinnen dann vermittelt,<br />
dass sie einfach sagen<br />
soll was sie will. Z. B. „Nein,<br />
hör auf, ich mag das nicht“.<br />
Beim nächsten Treffen mit<br />
meinen Freundinnen, die<br />
auch Kinder haben und bei<br />
denen Paula sonst eher unterging,<br />
probierte sie ihren<br />
„magischen“ Satz aus. Und<br />
siehe da es hat funktioniert.<br />
Sie hatte ihr Spielzeug verteidigt<br />
und man konnte ihr<br />
die Verblüffung, dass es<br />
funktioniert, förmlich ansehen.<br />
Ihr Selbstbewusstsein<br />
hat damit einen deutlichen<br />
Sprung gemacht. Leider<br />
hören wir als Eltern jetzt<br />
diesen Satz auch ;-)“<br />
Tanja (33)<br />
„Als meine Große sich wegen ihrer Notfall-Medikament-Tasche geschämt<br />
hat, weil manche Kinder wissen wollten, was das ist und warum,<br />
habe ich ihr gesagt, dass sie einfach dazu stehen soll. Und dass<br />
Sie es selbst in der Hand hat, wie sie damit umgeht. Sie kann erzählen,<br />
was es ist, muss sie aber nicht.“<br />
Sigrid (39)<br />
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