15.12.2017 Aufrufe

Landshuter Mama Ausgabe 10

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Mama</strong>s berichten<br />

In dieser Situation musste mein<br />

Kind schon „stark“ sein<br />

„Meine 5-jährige Tochter ist normalgewichtig. Manchmal vor Wachstumsschüben<br />

etwas kerniger, danach reguliert sich das dann wieder. Laut Gewichtstabelle bei den<br />

U-Untersuchungen liegt sie im Normbereich. Soviel vorab. Eines Abends fragte sie<br />

mich beim Umziehen, ob ihr Bauch zu dick sei. Tränenüberströmt erzählte sie mir,<br />

dass zwei Kinder aus dem Kindergarten sie Vormittags laut und vor der ganzen<br />

Gruppe gehänselt hätten, sie sei dick und fett.<br />

Ich fiel aus allen Wolken. Vor Wut und Entsetzen. Da steht mein kleines hübsches<br />

Mädchen, das eigentlich sehr tough und selbstbewusst ist, mit traurigen Augen vor mir<br />

und zweifelt erstmals im Leben an ihrem Aussehen und ihren Körper. Und das mit 5!!!<br />

Zuerst habe ich sie beruhigt und in die Arme genommen. Und ihr versichert, dass mit<br />

ihr alles in Ordnung sei. Dass sie weder zu dick noch zu dünn, sondern genau richtig<br />

sei. Und dass jeder Mensch anders aussieht. Angefangen von den Haaren, der Hautund<br />

Augenfarbe und eben auch von der Statur. Ich habe sofort am nächsten Tag das<br />

Gespräch mit der Erzieherin gesucht. Diese hatte die Hänselei am Vortag zum Glück<br />

mitbekommen und sofort einen ,Sonder’-Sitzkreis mit der ganzen Gruppe einberufen.<br />

Dort wurde thematisiert, dass solche Aussagen sehr verletzend seien. Sie hat an die<br />

Empathie der Kinder appelliert. Sie sollten sich vorstellen, wie sie sich fühlen würden,<br />

wenn sie jemand beleidigen würde. Und ob sie dann noch gerne in den Kindergarten<br />

gehen würden.<br />

Ich wollte eigentlich noch das Gespräch zu den Eltern der beiden Frotzel-Kinder suchen,<br />

aber unsere Erzieherin wiegelte ab. Sie habe das im Griff und werde aus eigener familiärer<br />

Erfahrung beim diesem Thema schnell hellhörig. Der Vorfall liegt inzwischen ein<br />

viertel Jahr zurück und in der Tat kamen im Kindergarten keine weiteren Sprüche mehr.<br />

Nichtsdestotrotz musste ich zu Hause noch einiges an ,Nacharbeit‘ leisten. Ich habe<br />

meiner Tochter viel öfter als sonst gesagt, dass sie hübsch aussieht, denn auch wenn die<br />

Hänseleien aufgehört haben, hat sich ihre Selbstwahrnehmung verändert. Sie ist mit ihrer<br />

Figur kritischer geworden. Und ich musste ihr im Internet Fotos von Kindern zeigen,<br />

die tatsächlich dick sind, damit sie die Relationen wieder herstellen konnte.<br />

Dass unsere Gesellschaft dem Magerwahn verfallen ist, ist schlimm genug. Aber dass<br />

Figurkritik bereits in den Kindergarten Einzug hält, ist besorgniserregend. Und eigentlich<br />

ein Armutszeugnis für die Eltern …“<br />

Patricia (35)<br />

„Anna bekommt eine Brille,<br />

wird „Brillenschlange“von<br />

Kindern aus der Kiga-Gruppe<br />

genannt. Sie sagt: „Nicht<br />

Brillenschlange, Adlerauge!““<br />

Dana (28)<br />

„1. Kindergartentag 31.Oktober,<br />

Halloween: Alle Kinder sind gruselig<br />

verkleidet und die kleine Veronika<br />

fürchtet sich ziemlich vor all diesen<br />

„Freaks", mit denen ich sie auch noch<br />

alleine lassen möchte.<br />

Sie: »Nein, <strong>Mama</strong>! Du bleibst da, zusammen<br />

sind wir viel fürchterlicher<br />

als alle Gespenster der Welt, weil wir<br />

so laut „BUH!“ rufen können.«“<br />

Miriam (40)<br />

„Paula hatte immer zurückgezogen,<br />

wenn sie in<br />

eine kritische Situation mit<br />

anderen Kinder kam. In<br />

der Krippe haben ihr die<br />

Erzieherinnen dann vermittelt,<br />

dass sie einfach sagen<br />

soll was sie will. Z. B. „Nein,<br />

hör auf, ich mag das nicht“.<br />

Beim nächsten Treffen mit<br />

meinen Freundinnen, die<br />

auch Kinder haben und bei<br />

denen Paula sonst eher unterging,<br />

probierte sie ihren<br />

„magischen“ Satz aus. Und<br />

siehe da es hat funktioniert.<br />

Sie hatte ihr Spielzeug verteidigt<br />

und man konnte ihr<br />

die Verblüffung, dass es<br />

funktioniert, förmlich ansehen.<br />

Ihr Selbstbewusstsein<br />

hat damit einen deutlichen<br />

Sprung gemacht. Leider<br />

hören wir als Eltern jetzt<br />

diesen Satz auch ;-)“<br />

Tanja (33)<br />

„Als meine Große sich wegen ihrer Notfall-Medikament-Tasche geschämt<br />

hat, weil manche Kinder wissen wollten, was das ist und warum,<br />

habe ich ihr gesagt, dass sie einfach dazu stehen soll. Und dass<br />

Sie es selbst in der Hand hat, wie sie damit umgeht. Sie kann erzählen,<br />

was es ist, muss sie aber nicht.“<br />

Sigrid (39)<br />

20 <strong>Landshuter</strong> <strong>Mama</strong> | ERZIEHEN UND FÖRDERN ERZIEHEN UND FÖRDERN | <strong>Landshuter</strong> <strong>Mama</strong> 21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!