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AJOURE´ Men Magazin Januar 2018

Francisco Javier Medina startet auf unserem AJOURE´ Men Cover ins neue Jahr. Wir starten ins neue Jahr mit Cyberkriminalität, Motivationsbüchern und Poker Special.

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AJOURE MEN / PEOPLE<br />

Man versucht grob alles darauf auszulegen, aber eher von Jahr zu<br />

Jahr. Und eigentlich ist es dann so, dass wir ein Jahr vor den Olympischen<br />

Spielen anfangen, uns darauf vorzubereiten und darüber<br />

nachzudenken. Denn es gibt eben auch Fälle, in denen Unvorhergesehenes<br />

dazwischenkommt. Unfälle, Krankheiten und so weiter.<br />

Da steckt man natürlich nicht drin. Da wir Amateursportler sind<br />

und nicht mit dem Sport an sich unser Geld verdienen, gibt es<br />

eben auch hier immer wieder einen Punkt, an dem wir einlenken<br />

müssen, da die Arbeit und das Geldverdienen dann teilweise<br />

Vorrang haben. Bei mir ist es zum Glück optimal mit der Bundespolizei.<br />

Eine duale Karriere sozusagen, doch diese Möglichkeit hat<br />

leider nicht jeder.<br />

Ajouré: Wie kommt deine Familie mit dem vielbeschäftigten<br />

Karl zurecht? Töchterchen Leni kam am 8. September auf die Welt.<br />

Haben sich seit diesem Moment irgendwelche Prioritäten verlagert?<br />

Karl: Nun, Familie ist ja das Größte, was es gibt. Beruf und<br />

Sport miteinander zu kombinieren ist das Lebenswerk und was die<br />

Brötchen bezahlt. Aber das mit Familie ist immer ein bisschen ein<br />

Problem, denn man ist einfach nie da. Trainingslager, Wettkämpfe<br />

und so weiter. Da fehlt man schon mal bei Feiern, Geburtstagen<br />

oder wichtigen familiären Veranstaltungen.<br />

Von daher steht und fällt vieles durch die Unterstützung der Familie.<br />

Und meine Familie unterstützt mich, wo sie nur kann. Meine<br />

Frau hat früher selbst viel Sport gemacht und kann dadurch alles<br />

nachvollziehen. Durch das Vatersein kam natürlich eine Prioritätenverlagerung.<br />

Früher war es toll, wenn ich mal ins Trainingslager<br />

konnte, doch heute fehlt mir dann einfach die Zeit mit der Familie.<br />

Das Ziel ist also, dass meine Familie zu den Wettkämpfen mitkommen<br />

kann, doch das ist mit Kind ein bisschen schwieriger. Ich<br />

versuche also mehr zuhause zu sein und weniger unterwegs.<br />

Ajouré: Ist dein Erfolg mittlerweile schon so etwas wie Gewohnheit<br />

für dich und deine Familie geworden, oder fiebern<br />

heute immer noch alle mit, wenn du vor einer neuen sportlichen<br />

Herausforderung stehst?<br />

Wie schätzt du das in deinem Fall ein? Hast du deines Erachtens<br />

neben deiner sportlichen Leistung auch einen herausragenden<br />

Charakter und wenn ja, wie macht sich dieser bemerkbar?<br />

Karl: (lacht) Geile Frage! Das Silberne Lorbeerblatt ist etwas,<br />

worüber ich eine gespaltene Meinung habe. Ich habe dieses zweimal<br />

bekommen, von zwei verschiedenen Bundespräsidenten, und<br />

das an sich ist eine große Ehre. Denn nicht jeder schüttelt dem<br />

Bundespräsident einfach mal die Hand und kann dabei noch mit<br />

ihm sprechen. Leider ist das Silberne Lorbeerblatt, zumindest aus<br />

meiner Sicht, in den letzten Jahren zu einfach verliehen worden.<br />

Es ist ja die höchste Auszeichnung für einen Sportler. Ein Olympiasieg<br />

ist das Höchste, was es für uns gibt, und dadurch ist es relativ<br />

wahrscheinlich, dass man es sich dadurch verdienen kann. Es<br />

wurde aber in den letzten Jahren auch für nicht ganz so bedeutende<br />

sportliche Leistungen verliehen. Als Weltmeister hätte ich das<br />

Silberne Lorbeerblatt wahrscheinlich nicht erreicht.<br />

Ajouré: Hauptberuflich arbeitest du bei der Bundespolizei. Im<br />

Februar dieses Jahres bist du zum Beamten auf Lebenszeit ernannt<br />

worden und hast auch hier das geschafft, was du dir mit Sicherheit<br />

als Ziel gesetzt hast. Was war für dich ein ausschlaggebender<br />

Grund Polizist zu werden und warum bei der Bundespolizei?<br />

Karl: Das ist einfach. Nach dem Abitur musste man noch<br />

Zivildienst oder Wehrpflicht leisten. Und ich wollte einfach Sport<br />

machen und da bot sich die Polizei einfach an. Die Bundespolizei<br />

war die führende Polizei, die mit ihrem System für Sportförderung<br />

vorangegangen ist. Sie ist sowohl im Winter- als auch im Sommersport<br />

in der führenden Rolle. Ich habe mir vorher überlegt, ob es<br />

für mich in Frage kommt, ein Polizist zu werden. Ich bin durchaus<br />

mit Leib und Seele Polizist und ich wollte immer einen sicheren<br />

Arbeitgeber.<br />

Karl: Es ist natürlich schön, wenn man jedes Jahr Medaillen<br />

mit nach Hause bringt, aber es ist nicht wirklich eine Gewohnheit<br />

geworden. Ich bin immer noch vor Wettkämpfen aufgeregt. Die<br />

Familie fiebert immer mit. Und wenn die Aufregung irgendwann<br />

weg ist, sollte man aufhören, denn dann fehlt der innere Antrieb.<br />

Aber für mich ist jeder Wettkampf ein neues Highlight. Ich bin halt<br />

auch ein klassischer Wettkampf-Typ, der im Wettkampf aus sich<br />

rauskommt und im Training eher ein bisschen weniger Gas gibt.<br />

Fotos: Bernd Jaworek<br />

Ajouré: Du und deine Mannschaft habt im Doppelvierer von<br />

unserem ehemaligen Bundespräsidenten Gauck das Silberne<br />

Lorbeerblatt bekommen. Hierbei handelt es sich um die höchste<br />

verliehene deutsche sportliche Auszeichnung überhaupt. Normalerweise<br />

bekommt man sie für herausragende Leistungen im<br />

sportlichen Leben, allerdings nicht nur für eine einmalige Leistung,<br />

sondern für mehrere Topergebnisse. Neben dem Sport spielt<br />

hier auch die charakterliche Haltung eine große Rolle. Die zweite<br />

Möglichkeit, ein Silbernes Lorbeerblatt zu bekommen ist, wenn<br />

bei Olympischen Spielen Medaillen gewonnen werden. Hier kann<br />

dann auch eine einmalige Leistung zur Auszeichnung führen.<br />

AJOURE MEN MAGAZIN SEITE: 51 | JANUAR <strong>2018</strong>

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