Muji no kyō - Musiktheorie / Musikanalyse - Kunstuniversität Graz
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unaufhörlichem Fluss und plötzlicher Stille erfahren werden kann, hat Zender<br />
eineentscheidende ästhetische Tendenz der japanischen Musik rezipiert.<br />
Durch die folgenden Analysen von <strong>Muji</strong> <strong>no</strong> Kyō und Fūrin <strong>no</strong> Kyō möchte ich die<br />
unterschiedliche Zeiterfahrungen und das Verhältnis zwischen den japanischen Texten<br />
und dem musikalischen Ausdruck verstehen.<br />
3.2.1. <strong>Muji</strong> <strong>no</strong> <strong>kyō</strong><br />
Hans Zenders 1975 entstandenes Werk <strong>Muji</strong> <strong>no</strong> <strong>kyō</strong> nimmt als Textvorlage ein<br />
mittelalterliches japanisches Gedicht, das etwa „Gesang der leeren Schrift“ oder<br />
„Nicht-Schrift-Lied“ bedeutet.<br />
Zender verwendet den japanischen Originaltext. Die Form des zweistrophigen<br />
Textes regelt auch die musikalische Form. <strong>Muji</strong> <strong>no</strong> <strong>kyō</strong> hat 18 fast gleich lange Teile,<br />
welche in der Folge Solo-Tutti angeordnet sind. „Jede Zeile wird vom Sänger und den<br />
drei Instrumentalsolisten in einer charakteristischen Kompositionsweise vorgestellt,<br />
dann folgt eine Tutti-Passage, welche ein kurzes Motiv in improvisatorischer Lockerheit<br />
durch die Klangfarben des begleitenden Orchesters bewegt.“ 25 Durch die sich immer<br />
wiederholenden beiden Teile (Solo-Tutti) kann man ein „kreisend-statisches<br />
Zeitkonzept“ 26 erfahren. Zender beschreibt über die zwei verschiedenen Teile<br />
folgendermaßen:<br />
„...eine komplett asymmetrische, „offene“ Zeitstruktur (extrem zentrifugal), [...] eine<br />
geschlossene, kreisende, konsistente Zeitgestalt (extrem zentripetal). Im ersten Fall Zeit als<br />
25 Zender, Einführungstext zu <strong>Muji</strong> No Kyō, in: Die Sinne Denken, S. 315.<br />
26 Utz, Neue Musik und Interkulturalität (Anm. 4), S. 191.<br />
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