Muji no kyō - Musiktheorie / Musikanalyse - Kunstuniversität Graz

ein vierzeiliges Gedicht des Zen-Mönches Ikkyū (1394-1481). Zender greift in jedem
Teil in einer anderen Sprache (Japanisch, Englisch, Deutsch, Chinesisch) auf diesen
Text zurück. Er hat in zu Muji no kyō verwandter Weise „fünf verschiedene
musikalische Zeitgestalten“ 30 zusammengesetzt und jeder Teil verfolgt ein
unterschiedliches Zeitkonzepte. Christian Utz fasst die Konzepte wie in Beispiel 10
dargestellt zusammen:
Zender, Fūrin no Kyō. Formale Organisation
Formteil Zeitkonzept Modelle Sprache
I fokussierende Zeit Gedächtnislosigkeit, Augenblick Japanisch
II pfeilgerichtete Zeit Punktualismus, Dialektik, Gespräch Englisch
III mythische Zeit/stehende Zeit Textur, Improvisation instrumental
IV dramatische Zeit Bildhaftigkeit Deutsch
V Überlagerte Zeit-Schichten Simultaneität, Synopse
4 Sprachen
(inkl. Chinesisch)
Die inhaltliche Bedeutung des Textes entspricht in allen Teilen dem japanischen
Originaltext. Jeder der vier sprachlichen Teile hat wiederum „eine korrespondierende
Beziehung zu den jeweiligen Zeilen des Gedichtes“. 31
Im Titel „Fūrin no Kyō“ bedeutet Fū Wind, Rin Glocke. Es ist ein Gedicht, das die
akustische Wahrnehmung schildert. Im japanischsprachigen ersten Teil kann man
gerade diese Art der Wahrnehmung gut erkennen, die Natur-Klänge werden durch die
Stimme nachgeahmt.
Zum Beispiel werden das Wort für „Wind“ Fū im Takt 12 durch einen stimmlosen
Glissando-Klang oder das Wort für „Glocke“ Rin im Takt 8 durch ein Tremolo-Vibrato
ausgedrückt (Bsp. 11).
30 Zender, (wie Anm, 27), S.90.
31 Zender, Einführungstext zu Fūrin No Kyō, in: Die Sinne Denken, S. 328.
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