health@work Ausgabe 6/2017
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<strong>health@work</strong> 06/<strong>2017</strong><br />
erfolgreicher. Medizinisch ausgedrückt: Erst<br />
mit einem ausreichend hohen Dopamin-Spiegel<br />
kann der Mensch überhaupt Verhaltensänderungen<br />
einsehen und durchführen.<br />
? Sie sind die einzige Klinik, die sich rein auf<br />
Alkoholabhängigkeit spezialisiert hat? Welche<br />
Vorteile bringt das?<br />
! Wir hatten zu Beginn Alkoholiker mit Abhängigen<br />
von illegalen Drogen gemischt,<br />
dann aber schnell die Vorteile einer Spezialisierung<br />
erkannt.<br />
Alle Patienten haben nun die gleiche Diagnose,<br />
fühlen sich verstanden und angenommen.<br />
Der Genesungsprozess verläuft in der Regel<br />
parallel. Wir kombinieren das mit dem gleichzeitigen<br />
Start der Patienten, die als Gruppe<br />
ein gemeinsames Programm durchlaufen. In<br />
der Einzeltherapie werden dann die individuellen<br />
Ursachen und Gründe der Abhängigkeit<br />
erarbeitet. Wir halten das für die einzig erfolgreiche<br />
Vorgehensweise. Der gleichzeitige<br />
Start hat auch noch einen weiteren Vorteil,<br />
der gerade für Führungskräfte und Manager<br />
wichtig ist. Da man in unserem Haus nur mit<br />
maximal elf anderen Mitpatienten zusammenkommt,<br />
ist ein Höchstmaß an Diskretion<br />
gewährleistet.<br />
? Ihr Konzept sieht insgesamt 23 stationäre<br />
Therapietage vor, inklusive Entgiftung. Ist dieser<br />
kurze Zeitraum denn ausreichend?<br />
! Alkoholismus ist eine chronische Erkrankung,<br />
die nur schwer heilbar ist. Das Ziel einer<br />
stationären Behandlung ist, Veränderungsprozesse<br />
anzustoßen und einzuüben. Wir wollen<br />
die Patienten psychisch stabil und gestärkt<br />
wieder in ihr berufliches Umfeld entlassen.<br />
Durch das NES Verfahren verkürzt sich der<br />
reine Entgiftungsprozess auf zwei bis drei<br />
Tage und bereits ab dem ersten Tag kann therapeutisch<br />
gearbeitet werden. 23 Tage haben<br />
sich als idealer Zeitraum herauskristallisiert<br />
und entsprechen auch dem Konzept des so-<br />
Erst mit einem ausreichend<br />
hohen Dopamin-Spiegel<br />
kann der Mensch überhaupt<br />
Verhaltensänderungen<br />
einsehen und durchführen.<br />
Dr. Reingard Herbst,<br />
Chefärztin der Nescure Privatklinik<br />
am See, Bad Bayersoien<br />
genannten qualifizierten Entzugs, der als<br />
Kombination von Entgiftung und Entwöhnung,<br />
also Therapie ab dem ersten Tag, anerkannt<br />
ist.<br />
Einige große Firmen haben bereits ihr Interesse<br />
bekundet. Sie sparen viel Geld, wenn der betroffene<br />
Mitarbeiter nur drei oder vier Wochen<br />
im Krankenstand ist, anstatt sechs Wochen<br />
oder mehr. Zudem lassen sich drei Wochen<br />
viel leichter als Urlaub verkaufen. Die Hemmschwelle,<br />
eine Therapie endlich in Angriff zu<br />
nehmen, wird dadurch deutlich verringert.<br />
? Gibt es auch Nachteile Ihres Konzepts?<br />
! Die Spezialisierung in Verbindung mit der<br />
NES bringt nur Vorteile. Der einzige Nachteil<br />
ist, dass man bei uns nicht spontan beginnen<br />
kann. Wir starten nur einen Therapieblock pro<br />
Monat, daher sind Wartezeiten von zwei bis<br />
acht Wochen durchaus möglich. Es lohnt<br />
sich, den Aufenthalt gründlich zu planen. red<br />
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