Der-Bergische-Unternehmer_0118
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TITEL QUO VADIS HANDEL?<br />
die Innenstadt kommen. Aus diesem Grund engagiere<br />
ich mich auch persönlich in sehr vielen Gremien,<br />
die sich zum Ziel gesetzt haben, die Solinger<br />
Innenstadt zu attraktivieren“, ergänzt er.<br />
Unter dem Titel „Handel muss handeln“ hat das Institut<br />
für Handelsforschung (IFH) eine Studie veröffentlicht<br />
und darin die sechs wichtigsten Trends im<br />
Einzelhandel und ihre Auswirkungen zusammengefasst.<br />
Als Grundlage wurden 60 Konsumgütermärkte<br />
analysiert und weit über 150.000 Konsumenten<br />
befragt. Danach gehört kundenzentrierten Konzepten<br />
die Zukunft, was den Einzelhandel vor Herausforderungen<br />
stellt. Zentrale Punkte der Auswertung<br />
zeigen, dass viele Maßnahmen des Handels beim<br />
Kunden nicht ankommen – auch, weil die Basis<br />
nicht stimmt. So wissen etwa 20 bis 25 Prozent der<br />
Kunden nicht, ob ein Online-Shop bzw. ein Geschäft<br />
von dem Händler existiert, bei dem sie gerade stationär<br />
bzw. online gekauft haben. Weiterhin sucht der<br />
Handel Frequenz und findet sie oft nicht. Nur noch<br />
wenige Händler sind laut der Studie selbst Besuchermagneten<br />
– das Umfeld entscheidet. Andersherum<br />
gewinnen Hochfrequenzstandorte wie Flughäfen<br />
oder Bahnhöfe an Relevanz.<br />
Auch kleine Städte können punkten<br />
Ein Punkt, der auch im bergischen Raum nicht außer<br />
acht gelassen werden sollte, ist die Dynamik im<br />
Einzelhandel, die Stadt und Land spaltet. Dass indes<br />
auch die kleineren Städte mit einer lebendigen Innenstadt<br />
punkten können, zeigt das Beispiel Hattingen.<br />
Die 54.000 Einwohner-Stadt am südlichen<br />
Rand des Ruhrgebiets hat ein gutes Image, wenn es<br />
um Shoppingerlebnisse geht. Dies ist sicherlich unter<br />
anderem darauf zurückzuführen, dass dort geschickt<br />
und erfolgreich die Tourismus-Karte gespielt<br />
wird. Eine der wichtigsten Anforderungen an den<br />
So wie im September<br />
beim Wuppertaler Veranstaltungsmarathon<br />
„Wuppertal 24 Stunden<br />
live“ wollen sich die im<br />
Projekt „Online City<br />
Wuppertal“ zusammengeschlossenen<br />
Händler<br />
auch in 2018 gemeinsam<br />
bei Events präsentieren.<br />
örtlichen Einzelhandel nennt die IFH-Auswertung<br />
zum Schluss: „Das Personal sollte gerade im digitalen<br />
Zeitalter der entscheidende Erfolgsfaktor für den<br />
Handel sein.“ Das Gegenteil sei aber oft der Fall. Insofern<br />
seien Investitionen in qualifizierte Mitarbeiter<br />
überlebensnotwendig, um den stationären Wettbewerbsfaktor<br />
auszuspielen.<br />
Fazit: <strong>Der</strong> klassische Einzelhandel hat eine Chance,<br />
wenn er die Möglichkeiten der Digitalisierung alleine<br />
oder in Kooperation ergreift und gleichzeitig<br />
seine Stärken deutlich herausstellt. Dazu gehört in<br />
erster Linie der Servicegedanke. Zudem müssen<br />
Politik und Verwaltung in den jeweiligen Kommunen<br />
die entsprechenden Rahmenbedingungen<br />
schaffen – am besten im engen Dialog und ausgerichtet<br />
an den Ideen und Wünschen des lokalen<br />
Handels. Und schließlich hat es auch der Verbraucher<br />
in der Hand, ob sich das öde Bild zunehmenden<br />
Leerstands fortsetzt oder ob neues Leben in<br />
die Städte einzieht. „Ich kaufe vor Ort“, sollte ein<br />
Slogan sein, den die Bürgerinnen und Bürger<br />
selbstbewusst unter Beweis stellen und damit die<br />
Nahversorgung sichern.<br />
Text: Stefanie Bona<br />
Fotos: Shutterstock, BVG, talMARKT e.V./<br />
Stoltz<br />
Schneller Checkout<br />
Einige Faktoren, die die Kauflust bremsen<br />
können, sind laut Studie des EHI-Instituts<br />
bereichsspezifisch. So werden vor allem im<br />
Lebensmittelhandel lange Warteschlangen<br />
an der Kasse, aber auch defekte Leergut-<br />
Automaten zur Belastungsprobe für die<br />
Kunden. Im Bereich Textil führen eher unplausible<br />
Preisaktionen zur Verärgerung,<br />
zum Beispiel zu frühe Sale-Schilder, die aus<br />
Sicht der Kunden eher willkürlich und an<br />
keinen besonderen Anlass mehr geknüpft<br />
sind oder sogar unterschiedliche Preise onund<br />
offline vorsehen.<br />
Das EHI ist ein wissenschaftliches Institut<br />
des Handels. Zu den rund 800 Mitgliedern<br />
des EHI zählen internationale Handelsunternehmen<br />
und deren Branchenverbände, Hersteller<br />
von Konsum- und Investitionsgütern<br />
und verschiedene Dienstleister. Das EHI kooperiert<br />
mit den international wichtigsten<br />
Instituten und Verbänden des Handels.<br />
20 www.bvg-menzel.de