Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe November/Dezember 2017
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
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Von Martin Büdenbender<br />
REISE INS<br />
19. JAHRHUNDERT<br />
Professor plant „Feiermuseum“ in der alten Villa Schulte<br />
10<br />
Quietschend öffnen sich die kunstvoll geschmiedeten<br />
Tore zum Vorgarten der alten Villa an Plettenbergs Bahnhofstraße<br />
91. Die Strahlen der tiefstehenden Herbstsonne<br />
brechen sich in den Ästen der mächtigen Buche, die<br />
genauso alt wie das Haus selber ist. Unter den Schritten<br />
knirscht der Kies. Fünf breite Steinstufen führen hinauf<br />
zum Eingangsportal, dessen Scheiben mit schmiedeeisernen<br />
Ornamenten verziert sind. Prof. Dr. Peter Vieregge<br />
steht über der Klingel aus massivem Messing.<br />
Mehr als h<strong>und</strong>ert Jahre lang hat hier ein anderer Name<br />
gestanden. Die Villa ist das 1885/86 erbaute Wohnhaus<br />
der bekannten Plettenberger Unternehmerfamilie Schulte.<br />
Drei Generationen ist es ein Zuhause gewesen, bis<br />
es schließlich vor ein paar Jahren zum Verkauf anstand.<br />
Peter Vieregge hat es vor anderthalb Jahren erworben.<br />
Peter Vieregge ist Diplom-Geograph, Wirtschaftswissenschaftler<br />
<strong>und</strong> Unternehmensberater. <strong>Das</strong> klingt nach einem<br />
rational denkenden <strong>und</strong> überlegt kalkulierenden<br />
Menschen. Seine Vorliebe für alte Häuser zeigt allerdings,<br />
dass da auch Platz für emotionale Entscheidungen bleibt.<br />
Im benachbarten <strong>und</strong> inzwischen dem neuen P-Center<br />
gewichenen Verwaltungsgebäude der früheren Firma W.<br />
O. Schulte hatte der Vizepräsident des IT-Dachverbands<br />
networker NRW für ein paar Jahre Büroräume angemietet<br />
<strong>und</strong> hatte schon damals das alte Wohnhaus der Unternehmerfamilie<br />
im Blick. „Vom Schreibtisch aus konnte<br />
ich direkt auf die Villa schauen. Als diese dann zum<br />
Kauf angeboten wurde, habe ich zugegriffen.“<br />
Peter Vieregge hat das Gebäude<br />
im Jahr 2016 gekauft<br />
Die Entscheidung hat er nicht bereut. Zwar steht der Umzug<br />
in die Bahnhofstraße 91 Ende des Jahres noch bevor,<br />
aber schon jetzt hat sich hinter den alten Mauern<br />
einiges getan.<br />
Wer das Haus betritt, fühlt sich ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert versetzt.<br />
Durch den langen Flur mit seinem Bodenbelag aus<br />
bemerkenswert gut erhaltenen Ornament- <strong>und</strong> Mosaikfliesen<br />
gelangt man geradewegs in den ehemaligen Herrensalon.<br />
Der ganze Aufbau des Hauses entspricht dem<br />
Stil der Gründerzeit. „Die Räume im Erdgeschoss waren,<br />
wie für Häuser dieser Größenordnung üblich, ursprünglich<br />
reine Repräsentationsräume“, erklärt Peter Vieregge.<br />
Vier Meter ist die Decke hoch, entsprechend üppig auch<br />
die Gr<strong>und</strong>fläche der einzelnen Zimmer. Alles ist großzügig<br />
<strong>und</strong> luftig gehalten. Von den mit reichlich Stuck verzierten<br />
Decken hängen mächtige Kronleuchter, an den<br />
Wänden reihen sich alte Gemälde. Ein mit riesigen Fenstern<br />
versehener Anbau lässt viel Licht in den „Herrensalon“<br />
einfallen. Gut zwei Meter hoch sind auch die R<strong>und</strong>bogenfenster<br />
auf der gegenüberliegenden Seite.