Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe November/Dezember 2017
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
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Der Graf führt uns in das Nebenzimmer. Die dunklen Dielenböden<br />
knarren, während die Besucherschar weiterzieht.<br />
Auf den ersten Blick sieht man, dass dies früher<br />
das Jagdzimmer war: An den Wänden hängen zahlreiche<br />
Geweihe. Zwei großformatige Gemälde, auf denen Jagdh<strong>und</strong>e<br />
ein Reh stellen, nehmen jeweils eine ganze Wand<br />
ein. Während die Besucher ihre Blicke schweifen lassen,<br />
verrät Hunold Graf von Plettenberg: „Ein Schüler von Peter<br />
Paul Rubens hat diese Bilder gemalt. Einzig der moderne<br />
Fernseher ruft mir in diesem Raum in Erinnerung,<br />
dass wir uns nicht auf einer Zeitreise befinden. Lächelnd<br />
weist der Schlossherr auf weitere Gemälde mit nackten<br />
Figuren, zu denen er eine Anekdote erzählt: „Früher trugen<br />
diese Figuren Kleider. Aber es gab schon lange das<br />
Gerücht, dass meine Großmutter nachträglich dafür gesorgt<br />
hatte. Also hat man die Bilder zu einem Restaurator<br />
gebracht, der feststellte, dass sie die Kleidung auf den<br />
Gemälden tatsächlich später dazu gemalt hatte. Sie fand<br />
die Nackten offenbar zu anzüglich, wollte aber nicht einfach<br />
die Bilder abhängen“, schmunzelt er.<br />
Damit ist der R<strong>und</strong>gang beendet. Durch den Flur, auf<br />
dem sich normalerweise nur die Familienmitglieder begegnen,<br />
drängen sich inzwischen mindestens 100 Menschen.<br />
Unsere Besuchergruppe geht raus, die nächste<br />
kommt rein <strong>und</strong> einige aus der vorherigen Gruppe<br />
möchten sich noch in das Gästebuch eintragen. Über die<br />
Brücke geht es zurück in den Innenhof. Dort haben sich<br />
inzwischen noch mehr Besucher angesammelt. Etwa<br />
150 Menschen stehen dort in einer Schlange an, um in<br />
das Schloss eingelassen zu werden. Vermutlich hat Hunold<br />
Graf von Plettenberg recht, als er sagt: „Eins kann<br />
ich ihnen verraten: So viele Menschen wie heute, waren<br />
noch nie hier.“<br />
Fast kommt es mir unwirklich vor, das alte Gemäuer zu<br />
verlassen <strong>und</strong> in die Gegenwart zurückzukehren. Gerne<br />
hätte ich das Schloss noch auf mich wirken lassen. Dieses<br />
Gemäuer <strong>und</strong> seine Bewohner haben sicher noch<br />
viele Geschichten zu erzählen.<br />
- Erstmals im Jahr 1285 wird das Schloss Lenhausen<br />
als Sitz einer Adelsfamilie genannt.<br />
- 1457 verkaufte Heinrich von Lenhausen als Letzter<br />
seines Geschlechts das Schloss an Heidenreich den<br />
Jüngeren von Plettenberg.<br />
- Seitdem leben Familienmitglieder derer von Plettenberg-Lenhausen<br />
in dem Schloss.<br />
- Der mittelalterliche Kernbau wurde in der 2. Hälfte<br />
des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts erweitert <strong>und</strong> von einer Wasserburg<br />
zu einem Schloss umgebaut.<br />
- Maueranker mit verschiedenen Jahreszahlen (etwa<br />
1664 oder 1672) weisen auf viele bauliche Veränderungen<br />
hin.<br />
- 1772 verlegte die Familie von Plettenberg-Lenhausen<br />
den Hauptsitz in das Schloss Hovestadt in Lippetal.<br />
Längere Zeit verfällt das Gebäude, bis es im<br />
Jahr 1874 wieder aufgebaut <strong>und</strong> renoviert wird.<br />
- Seit 1927 ist das Schloss wieder Sitz der Adelsfamilie.<br />
- Bis 1984 führte die B<strong>und</strong>esstraße durch den Innenhof<br />
des Schlosses. Diese wurde damals so verlegt,<br />
dass sie nun jenseits des Gr<strong>und</strong>stücks entlangführt.<br />
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