Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe November/Dezember 2017
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
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WERDOHLER GIPFELSTURM<br />
IST GESCHEITERT<br />
Gewinnen kann man nur, wenn der Sieg nicht gewiss ist.<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Beim Start am Samstag<br />
Mittag herrschte noch<br />
große Zuversicht ...<br />
38<br />
Nach r<strong>und</strong> 65 Kilometern <strong>und</strong> gut 5000 Höhenmetern<br />
endete in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober für Fred<br />
Lange <strong>und</strong> Sebastian Tengler der Gipfelsturm auf den<br />
höchsten Hügel Werdohls, den Remmelshagen.<br />
8848 Meter, so hoch ist der Mount Everest, der höchste<br />
Berg der Erde, 42 mal von der Lenne hinauf zum Remmelshagen<br />
<strong>und</strong> wieder hinunter, über 110 Kilometer<br />
nonstop gelaufen <strong>und</strong> gekraxelt hätten es innerhalb von<br />
24 St<strong>und</strong>en sein sollen. <strong>Das</strong> war das Vorhaben, das Leistungsziel<br />
oder der Wetteinsatz der beiden Extremsportler,<br />
mit dem sie im Vorfeld für viel Aufsehen gesorgt hatten.<br />
In allen Medien war das Ereignis angekündigt worden.<br />
Begegnet wurde dem Vorhaben teils mit Kopfschütteln<br />
<strong>und</strong> teils mit Bew<strong>und</strong>erung. „Warum machen die das?“,<br />
lautete die meist gestellte Frage.<br />
Ja, warum machen die das? Die Antwort auf diese zentrale<br />
Frage ist spannender als die Gründe des Scheiterns<br />
zu erfahren. Erstaunlich war schon zum Zeitpunkt der<br />
Aufgabe des Vorhabens die Leistung der beiden. Über<br />
dreizehn St<strong>und</strong>en lang waren sie seit dem Start am<br />
Samstag Mittag R<strong>und</strong>e für R<strong>und</strong>e auf vom Regen aufgeweichten<br />
Wegen zum Gipfel hinauf gelaufen. Sie waren<br />
über vom Wasser aufgeweichte Hänge hinab gestolpert,<br />
gestrauchelt, gestürzt, von Dreck <strong>und</strong> Schlamm<br />
bespritzt. Von Wind <strong>und</strong> Regen unterkühlt hatten sie sich<br />
bis nachts um halb zwei über die R<strong>und</strong>en gequält. Als<br />
sie zum Schluss bergab langsamer laufen mussten als<br />
bergauf, war der Zeitplan nicht mehr einzuhalten <strong>und</strong><br />
der Rekord in weite Ferne gerückt. Die Grenze ihrer körperlichen<br />
Leistungsfähigkeit hatten sie zu diesem Zeitpunkt<br />
noch nicht erreicht. <strong>Das</strong> war sicherlich auch gut<br />
so. Denn irgendwann läuft man bei derartigen Anstrengungen<br />
nur noch wie in Trance. Und dann ist der Verstand<br />
fast ausgeschaltet. Aber so behielten die beiden<br />
Sportler ihren klaren Kopf, wägten die Risiken ab <strong>und</strong> es<br />
siegte die Vernunft.<br />
Die Aufgabe war ein Sieg der Vernunft<br />
Abbruch, Ziel nicht erreicht, gescheitert. Die Entscheidung<br />
zur Aufgabe ist Fred Lange <strong>und</strong> Sebastian Tengler<br />
nicht leicht gefallen. Wochenlang hatten sie sich auf