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Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe November/Dezember 2017

Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla

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Amtszeit haben Sie die politische <strong>und</strong> - wenn es sein<br />

muss - persönliche Auseinandersetzung nie gescheut.<br />

Wie sehen Sie sich selbst an der Spitze der Gemeindeverwaltung<br />

Finnentrop?<br />

Zunächst einmal gilt einer meiner Lieblingssprüche: „Lieber<br />

ein eckiges Etwas als ein r<strong>und</strong>es Nichts.“ Aber im<br />

Ernst: Ich betrachte mich selber als Anwalt der Gemeinde<br />

Finnentrop. In den 1980er Jahren habe ich den Beruf<br />

als Rechtsanwalt ja tatsächlich ausgeübt. Es geht nicht<br />

immer ohne Auseinandersetzung, wenn man die Interessen<br />

einer Kommune wahren will. Um es in der Fußballersprache<br />

zu sagen:<br />

Aber Ziele erreiche ich nie alleine, sondern nur mit der<br />

gesamten Verwaltung als Team. Und da kann ich mich<br />

auf die Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen verlassen, so wie sie<br />

auch umgekehrt wissen, dass sie sich auf mich verlassen<br />

können.<br />

Ärgert es Sie sehr, wenn Sie in der Presse Überschriften<br />

wie „Querelen im DRK Finnentrop noch nicht beendet“<br />

oder „Finnentrop fehlte bewusst beim Jubiläum<br />

des Kreises Olpe“ lesen müssen? Immerhin sind Sie 1.<br />

Vorsitzender des DRK-Ortsvereins. Ist der Bürgermeister<br />

Dietmar Heß mitunter dünnhäutig?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wünsche ich mir von der Presse objektive<br />

<strong>und</strong> nachhaltige Berichterstattung. Leider gibt es stattdessen<br />

immer wieder den Versuch, bestimmte Dinge zu<br />

skandalisieren oder das berühmte Haar in der Suppe zu<br />

finden. Damit tragen Medien auch zur Politikverdrossenheit<br />

in der Bevölkerung bei. Dahinter treten dann – <strong>und</strong><br />

das finde ich in der Tat bedauerlich – die Berichterstattungen<br />

über Erfolge deutlich zurück. Diese Entwicklung<br />

sehe ich mit zunehmendem Alter auch kritischer,<br />

weil ich mir auch um die Entwicklung der kommunalen<br />

Selbstverwaltung Sorgen mache.<br />

Auch die Siegerehrung bei der Fußball-Gemeindemeisterschaft<br />

in Lenhausen lässt sich Bürgermeister<br />

Dietmar Heß (rechts) nicht nehmen.<br />

Schönspielerei alleine reicht nicht, mitunter<br />

muss man auch dahin gehen, wo es weh tut<br />

Fehlen Ihnen die „alten Zeiten“, als Sie sich mit<br />

dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Helmut Adler oder<br />

mit ihrem ehemaligen Attendorner Bürgermeisterkollegen<br />

Alfons Stumpf öffentlich gefetzt haben?<br />

War die politische Streitkultur früher eine andere?<br />

Öffentliche Auseinandersetzungen habe ich weder<br />

früher gemocht, noch mag ich sie heute. Ich habe<br />

sie auch nie bewusst gesucht. Streit um des Streites<br />

willen ist nicht nur völlig unangebracht, sondern<br />

liegt auch nicht in meiner Natur. Gerne stelle<br />

ich mich jeder Diskussion um den richtigen Weg.<br />

Da mag ich mitunter nachhaltig <strong>und</strong> beharrlich sein.<br />

<strong>Das</strong> läuft in der Gemeinde Finnentrop in Einwohnerversammlungen<br />

genauso wie im Rat <strong>und</strong> seinen Gremien<br />

auch heute weitestgehend vernünftig. Es gibt allerdings<br />

einige wenige, die den Streit über Leserbriefe <strong>und</strong> Presseveröffentlichungen<br />

suchen, weil sie eben nicht willig sind,<br />

sich der Diskussion in der Sache zu stellen.<br />

Gibt es eine Sache bzw. Entscheidung, die Ihnen leid tut<br />

<strong>und</strong> die Sie heute so nicht mehr so machen oder treffen<br />

würden? Ihre größte politische Niederlage war wohl die<br />

Nichtwahl als CDU-B<strong>und</strong>estagskandidat. <strong>Das</strong> hat doch<br />

sicher Spuren hinterlassen?<br />

Da fällt mir hier nur eine Entscheidung ein: dem Drängeln<br />

eines kleinen Schießsportvereins nachgegeben zu<br />

haben, ihm wegen in Aussicht stehender Landesförderung<br />

einen 25-jährigen Vertrag zur kostenlosen Nutzung<br />

eines Tunnels gegeben zu haben. Dort könnte längst die<br />

<strong>Komplett</strong>ierung des Sauerland-Radrings entstanden sein.<br />

Meine größte Niederlage war nicht die Nichtnominierung<br />

zum CDU-B<strong>und</strong>estagskandidaten, das ist schlicht<br />

eine normale Personenauswahl. Schlimm war die Entscheidung<br />

der Städte Attendorn <strong>und</strong> Lennestadt, das<br />

Land NRW wegen der in Finnentrop bereits gegründeten<br />

Gemeinschaftsschule zu verklagen. <strong>Das</strong>s diese Klage<br />

im vorläufigen Eilverfahren zunächst erfolgreich war,<br />

hat bei uns das Aus für eine Schulform bedeutet, die einen<br />

Kompromiss zwischen dem dreigliedrigen Schulsystem<br />

<strong>und</strong> der Gesamtschule darstellte. Finnentrop hat dadurch<br />

zwar landespolitische Bedeutung erlangt - dadurch<br />

ist letztlich auch der Schulfrieden im Landtag zustande<br />

gekommen -, trotzdem belastet das Vorgehen der Nachbarkommunen<br />

das Verhältnis bis heute.<br />

Haben Sie irgendwann einmal resigniert <strong>und</strong> gedacht,<br />

dass Sie die Beseitigung des Bahnübergangs in Finnentrop<br />

als Bürgermeister nicht mehr erleben werden? Was<br />

haben Sie in dieser Zeit im Umgang mit den Behörden<br />

gelernt?<br />

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