Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe November/Dezember 2017
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
Themen u.a.: Neue Form der Bürgerbeteiligung in Plettenberg - Treffpunkt Bahnhof Werdohl, hier pulsiert das Leben - Professor plant Feiermuseum in Gründerzeitvilla
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tenberg, versteht sich. Denn Andrea<br />
liebt diese Stadt, fühlt sich als Teil<br />
von ihr <strong>und</strong> gut dort aufgehoben.<br />
2000 eröffnete sie schließlich das<br />
„Atelier Rückenwind“. Ihr bis dahin<br />
erfolgreichstes Projekt. Da war sie als<br />
Künstlerin renommiert, gab Kurse in<br />
Schulen <strong>und</strong> ganze Schulklassen kamen<br />
zu ihr ins Atelier, denen sie die<br />
Möglichkeit gab, sich dort selbst als<br />
Künstler zu versuchen.<br />
So hätte es eigentlich immer weiter<br />
gehen können. Ging es aber nicht.<br />
Trotz ihrer beruflichen Erfolge, begann<br />
es im Privaten zu knirschen<br />
<strong>und</strong> schließlich stand ihre Ehe vor<br />
dem Aus. Jetzt war sie alleinerziehend,<br />
allein mit der Verantwortung<br />
für zwei Kinder. Eines davon war lange<br />
Zeit krank <strong>und</strong> brauchte besondere<br />
Zuwendung. Sie musste das Atelier<br />
schließen, suchte sich einen<br />
„richtigen“ Job mit einem regelmäßigen<br />
Einkommen <strong>und</strong> war von da an<br />
eben für die Kinder da. Ihre Zeit war<br />
knapp, das Malen wurde zur Nebensache.<br />
Lange. In dieser Zeit lernte sie,<br />
vieles einzustecken <strong>und</strong> vieles eben<br />
auch ganz allein zu bewältigen.<br />
Pinsel niederlegte. Ihre<br />
Kraft war aufgebraucht.<br />
Nichts ging mehr. Andrea<br />
musste sich neu<br />
ordnen, neu definieren.<br />
Als Mensch <strong>und</strong><br />
als Künstlerin. Sich entscheiden,<br />
wie es weitergehen<br />
sollte. Sie<br />
stand vor der Frage,<br />
sich ihren Dämonen zu stellen <strong>und</strong><br />
zu gewinnen oder aufzugeben <strong>und</strong><br />
vielleicht alles zu verlieren. Andrea<br />
traf die richtige Entscheidung. Sie<br />
stellte sich ihrem Schicksal, ließ nicht<br />
zu, dass die Ereignisse sie überwältigten<br />
<strong>und</strong> kämpfte sich zurück in ein<br />
eigenes selbst bestimmtes Leben, in<br />
dem ihre Kunst wieder eine tragende<br />
Rolle spielte.<br />
Hilfe kam dabei auch diesmal aus<br />
Plettenberg. Stephan Berger, Geschäftsführer<br />
der Event-Location „Der<br />
Plettenberger“ rief sie Anfang <strong>2017</strong><br />
völlig unerwartet an. Der Club bot ihr<br />
aus dem Nichts eine Ausstellung mit<br />
allem Drum <strong>und</strong> Dran an. Denn: Andrea<br />
stellte genau vor zehn Jahren zur<br />
Eröffnung des „Plettenbergers“ als<br />
erste Künstlerin überhaupt dort aus.<br />
Für sie, die <strong>2017</strong> kaum noch daran<br />
glaubte, jemals wieder an die alten<br />
Erfolge anknüpfen zu können, war<br />
dies die Wende. Dieser Anruf gab ihr<br />
den entscheidenden Antrieb. Sie sagte<br />
ja, <strong>und</strong> malte in nur sechs Wochen<br />
einen ganzen Zyklus an Bildern. Und<br />
sich selbst damit alles von der Seele,<br />
was sie belastete.<br />
Entstanden sind großartige Werke.<br />
Großflächig, großzügig <strong>und</strong> künstlerisch<br />
überzeugend bewies sie so,<br />
dass sie nicht nur nichts verlernt,<br />
sondern im Gegenteil vieles an Brillanz<br />
<strong>und</strong> Tiefe gewonnen hatte. Man<br />
findet in ihr <strong>und</strong> ihrem neuen Schaffen<br />
eine gewachsene, gereifte Künstlerin,<br />
von der man noch viel erwarten<br />
<strong>und</strong> erhoffen darf.<br />
Auch ein eigenes Atelier hat sie wieder.<br />
Noch ganz privat in einer alten<br />
Fabrik in Werdohl. Sie sucht gezielt<br />
die Begegnung mit anderen Kreativen<br />
<strong>und</strong> bannt ihre neu gewonnene<br />
innere <strong>und</strong> äußere Freiheit auf ihre<br />
Bilder. Ihr „Strich“ ist kraftvoll, die<br />
Farben leuchtend. Wer ihr begegnet,<br />
trifft einen Menschen, der etwas zu<br />
geben hat <strong>und</strong> der aus den Krisen<br />
seines Lebens eine Kraft gewonnen<br />
hat, die sich nicht mehr zerbrechen<br />
lässt.<br />
Andrea Strüvers Web-Blog beginnt<br />
mit den Worten: „Um ein guter Maler<br />
zu sein, braucht es vier Dinge: weiches<br />
Herz, feines Auge, leichte Hand<br />
<strong>und</strong> immer frischgewaschene Pinsel.<br />
Anselm Feuerbach (1829-80).“ Passt!<br />
Sie malte in dieser Zeit weiter, nebenbei,<br />
wann immer es die Zeit erlaubte.<br />
Ihr Atelier war nun in ihrer<br />
Wohnung <strong>und</strong> wurde hauptsächlich<br />
von ihr selbst genutzt. Als sie dachte,<br />
nun sei es Zeit, wieder richtig durchzustarten,<br />
führte ein echter Schicksalsschlag<br />
dazu, dass sie von einem<br />
auf den anderen Tag endgültig den<br />
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