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BuV - Business und Vermarktung Dez/Jan 2017-2018

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Titelgeschichte – Die Welt entdecken, die Welt verändern - 18 -<br />

Indien: Ökologische<br />

Landwirtschaft<br />

Mit Gerlinde Kretschmann in Indien, eine eindrucksvolle<br />

Reportage jenseits von direktem Geschäft <strong>und</strong> Marketing<br />

Von Rainer Lang<br />

Entwicklungshilfe einmal anders: Ökologische Landwirtschaft<br />

hilft Leben sichern – Bio lohnt <strong>und</strong> rechnet<br />

sich – auch in Indien<br />

Nicht nur bei Wirtschaft, Kultur <strong>und</strong> Politik soll der<br />

Austausch zwischen Indien <strong>und</strong> Baden-Württemberg<br />

künftig intensiver werden, sondern auch in Sachen<br />

Ökoanbau. Dieser erlebt nämlich in Indien einen<br />

Aufschwung. Davon hat sich in diesem Jahr Gerlinde<br />

Kretschmann überzeugen können. Die Frau des<br />

baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried<br />

Kretschmann (Grüne) traf sich in Bangalore mit<br />

Vertretern der Organisation ICRA, die den Ökolandbau<br />

vorantreibt. Unser Autor war dabei. Er kennt<br />

ICRA <strong>und</strong> ist überzeugt, dass deutsche <strong>und</strong> indische<br />

Bauern von einem Austausch profitieren würden.<br />

Vor dem prächtigen Palast der südindischen Stadt Mysore<br />

haben sich schon kurz nach Sonnenaufgang die<br />

ersten Besucher eingef<strong>und</strong>en. Sie wollen den prächtigen<br />

Umzug zum Abschluss des traditionellen Dasara-Festivals<br />

verfolgen. Auch Shenkar Sandhya ist früh angereist.<br />

Doch seine Stimmung ist gedrückt. Ein Fre<strong>und</strong> hat sich<br />

wenige Tag vor dem großen Fest erhängt. Er war wie<br />

Shenkar Kleinbauer, aber total überschuldet. „Als die<br />

Ernte erneut ausgefallen ist wegen Dürre hat der Familienvater<br />

keinen Ausweg mehr gesehen“, erklärt Shenkar.<br />

Allein 2015 hatten sich im B<strong>und</strong>esstaat Karnataka, zu<br />

dem Mysore gehört, r<strong>und</strong> 600 Kleinbauern das Leben<br />

genommen. Angesichts der Suizid-Welle hatte die Regierung<br />

angekündigt, dass das Festival nicht so pompös<br />

wie sonst gefeiert wird. Fragt man nach den Gründen<br />

für die verzweifelten Taten, erhält man immer wieder<br />

die gleichen Antworten. Die Bauern haben den Versprechungen<br />

der Saatgutkonzerne geglaubt <strong>und</strong> in der<br />

Hoffnung auf gute Erträge, Kredite aufgenommen, um<br />

sich Saatgut <strong>und</strong> den entsprechenden Dünger zu kaufen.<br />

Doch diese Hybridpflanzen sind äußerst anfällig, wenn<br />

der Regen ausbleibt. Monokulturen sind noch empfindlicher.<br />

Lange Dürreperioden, die Experten auf den Klimawandel<br />

zurückführen, haben dramatische Ernteausfälle<br />

zur Folge.<br />

Dennoch setzen die Bauern mehrheitlich weiter auf<br />

Hybridpflanzen. „Die Menschen auf dem Land haben<br />

nicht die entsprechende Bildung“, sagt Prasanna Kumar.<br />

Der 22-Jährige ist Lehrer <strong>und</strong> beklagt die bittere<br />

Armut auf dem Land. Er sieht, dass die Bauern nicht<br />

mehr von ihrem Land leben können. Und bei 25 Prozent<br />

Zinsen für Kredite, stecken viele in der Schuldenspirale.<br />

Shenkar Gowda will dies ändern. Als Mitarbeiter der<br />

Organisation ICRA setzt er sich für den Öko-Landbau<br />

ein. Das Institut mit Sitz in Bangalore, der Hauptstadt<br />

von Karnataka, startete seine Öko-Initiative vor r<strong>und</strong><br />

zehn Jahren in der Provinz Kottur, wo die Erfolge unverkennbar<br />

sind. Heute umfasst diese Kooperative r<strong>und</strong><br />

600 Mitglieder.<br />

In der gesamten Region herrscht Dürre <strong>und</strong> viele konventionell<br />

wirtschaftende Bauern klagen über Ernteeibußen.<br />

Solche Probleme plagen Goneppa K<strong>und</strong>er nicht.<br />

Auf seinem Feld gedeiht die Hirse prächtig. Auch auf<br />

den benachbarten Feldern ist alles grün. „Der Boden<br />

hält beim ökologischen Landbau die Feuchtigkeit lange“,<br />

erklärt er, während er von ihm selbst hergestellten<br />

Flüssigdünger auf das Feld verteilt. „Wir können trotz<br />

ausbleibenden Regens ernten“, erläutert er.

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