O+P Fluidtechnik 1-2/2018
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DICHTUNGS-FORSCHUNG<br />
TUT DRINGEND NOT!<br />
Professor Werner Haas wechselte Anfang<br />
November 2017 in den Ruhestand.<br />
Zuvor war er als Akademischer Direktor für<br />
den Bereich Dichtungstechnik am Institut<br />
für Maschinenelemente (IMA) der<br />
Universität Stuttgart tätig. Wir blicken mit<br />
ihm zurück und nach vorn.<br />
Durch Ihren Wechsel in den<br />
Ruhestand verliert die<br />
Dichtungstechnik nichts an<br />
ihrer Bedeutung. Wie ist Ihre<br />
Nachfolge am Institut für<br />
Maschinenelemente (IMA) der<br />
Universität Stuttgart geregelt?<br />
Mein Nachfolger ist Dr.-Ing. Frank Bauer, der 2008 bei mir mit Auszeichnung promovierte und<br />
seit 2002, also mittlerweile 16 Jahre, im Bereich Dichtungstechnik am IMA tätig ist. Zusammen<br />
mit Lothar Hörl, der über 20 Jahre ein enger Mitarbeiter von mir war, wird so mein Wissen und<br />
meine Erfahrung mit nur geringen Verlusten in die Zukunft übertragen. Den Bereich Dichtungstechnik<br />
habe ich am 1. Oktober 2017 „in voller Fahrt“ mit 15 Akademischen Mitarbeitern<br />
an Dr. Bauer übergeben. Wenn sein Habilitationsverfahren vollends abgeschlossen ist, hat er<br />
dieselben Voraussetzungen und Möglichkeiten wie ich 1995. Damals übernahm ich den Bereich<br />
Dichtungstechnik vom Gründer und meinem „Ziehvater“ Prof. Heinz K. Müller.<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
Sie forschten rund vier<br />
Jahrzehnte für den Fortschritt<br />
der Dichtungstechnik. Was<br />
sehen Sie als Ihren<br />
bedeutendsten, wichtigsten<br />
Erfolg?<br />
In welchem Teilsegment der<br />
Dichtungstechnik besteht aus<br />
Ihrer Sicht nach wie vor Bedarf<br />
an weiterer Forschung und<br />
warum?<br />
Neben vielen Entwicklungen, die wir angestoßen oder begleitet haben, und neben vielen gesicherten<br />
Erkenntnissen, die wir erarbeiteten und auf welche Dichtungshersteller und ganz<br />
besonders Dichtungsanwender zurückgreifen konnten und können, ist es vor allem der Ausbau<br />
der IMA-Dichtungstechnik von ehemals sechs auf teilweise über 15 Mitarbeitern und die<br />
internationale Anerkennung unserer Arbeiten. Mir ist weltweit keine andere öffentliche Forschungsstelle<br />
bekannt, die sich in der Breite, der Tiefe und dem Umfang mit dichtungstechnischen<br />
Fragestellungen beschäftigt und entsprechend fundiertes Wissen angehäuft hat.<br />
Die Frage ist falsch gestellt! Nicht in irgendeinem Teilsegment, sondern bei allen Aspekten der<br />
Dichtungstechnik ist intensive Forschung und auch Ausbildung dringendst notwendig.<br />
Warum? – Weil erstens Dichtungen immer an den „unangenehmsten“ Stellen der Aggregate<br />
sitzen, nämlich an den Trennfugen zwischen den Bauteilen. Weil zweitens selbst allergeringste<br />
Unvollkommenheiten der Dichtstelle sofort unangenehm durch Leckage auffallen. Und weil<br />
drittens die Anforderungen ständig zunehmen und schon seit längerem in der Spitze nicht<br />
mehr auf dem Stand der Technik im wünschenswerten Maße erfüllbar sind. Forschung tut also<br />
dringend Not!<br />
Die Forderungen sind unter anderem bei niedrigen Kosten höhere Lebensdauer und Zuverlässigkeit,<br />
Wartungsfreiheit, geringere Reibung und geringere (keine!) Leckage sowie eine einfache<br />
und sichere Montage. Dies alles bei höherem Druck, höherer Gleitgeschwindigkeit, geringerem<br />
Bauraum, ungünstigen Schmier- und Wärmeabfuhrbedingungen, extremem Temperaturbereich,<br />
chemisch und tribologisch „unangenehmen“ Fluiden, infolge Leichtbau sich viel