Der Burgbote 1979 (Jahrgang 59)
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„Habemus papam!" - Das war Eugen Papst<br />
In unserem Winterkonzert sind auch zwei klei<br />
ne Chorwerke von Prof. Eugen Papst „Wan<br />
derspruch i und Ii" (Gedichte von Josef von<br />
Eichendorff) aufgeführt worden. Mancher der<br />
jüngeren Sänger fragt mich: Wer war Eugen<br />
Papst, wie war er als Mensch, als Musiker?<br />
Woher kam er?<br />
Er wurde am 24. 7. 1886 in Oberammergau<br />
aeboren. Hier, in seiner geliebten oberbay-<br />
^ chen Heimat, zu der es ihn selbst für nur<br />
wenige freie Tage im fernen Wirkungskreis<br />
hinzog, verstarb er am 2.1.1956. Da wir (der<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein) zum 80. Ge<br />
burtstag unseres Ehrenmitgliedes Bundes<br />
kanzler Dr. Konrad Adenauer in Bonn ver<br />
pflichtet waren, konnte nur eine kleine Abord<br />
nung den Kranz des KMGV überbringen,<br />
während der Chor in einer Feierstunde am<br />
15. 6. 1956 in der St. Andreas-Kirche (Dom<br />
prediger Pater Urban Plotzke hielt die Ge<br />
denkansprache) mit den obengenannten<br />
Werken, sowie dem Paternoster und anderen<br />
von Papst geliebten Chören den Meister ehr<br />
ten. Die Angehörigen und Freunde waren ein<br />
geladen und anwesend.<br />
Eugen Papst war der Sohn des Hauptlehrers<br />
von Oberammergau, dem weltberühmten<br />
Passionsspielort. Jahrzehntelang war der<br />
hochmusikalische Hauptlehrer verantwortlich<br />
für die musikalische Erziehung der Oberam<br />
mergauer Jugend, die bei den Spielen (alle<br />
zehn Jahre) Hauptmitwirkende sind. Kein<br />
( jnder, daß er seinem Sohn Eugen, den er<br />
auch für den Lehrerberuf vorgesehen hatte,<br />
mit besonderer Unnachgiebigkeit, ja mit<br />
Strenge in der Musik erzog. So war Eugen<br />
Papst einige Jahre schon im Lehrerseminar,<br />
als er dort Musikexperten auffiel, und die dafür<br />
sorgten, daß er vom Lehrerseminar zur<br />
Akademie der Tonkunst wechselte.<br />
Nun entfaltet sich erst sein musikalisches<br />
Können, sodaß er bald ein Lieblingsschüler<br />
des Präsidenten der Akademie Felix Mottl<br />
wurde. Bereits 1910 wurde ihm der Rheinber<br />
gerpeis zugesprochen, ein höchstangesehe<br />
ner vielumworbener Preis.<br />
Seine Dirigentenlaufbahn begann in Allenstein.<br />
Schon nach zwei Jahren wurde er nach<br />
Dirigent von 1935 bis 1948: Eugen Papst<br />
Bern als 1. Musikdirektor verpflichtet. Ein<br />
Asthmaleiden stellte ihn 1914 vom Kriegs<br />
dienst frei, sodaß er weiter in der Schweiz<br />
tätig sein konnte. Er stellte sich dem „Roten<br />
Kreuz" mit vielen Konzerten zur Verfügung.<br />
Die Einnahmen waren für die schwerverwun<br />
deten deutschen Austauschgefangenen be<br />
stimmt.<br />
Schon 1922 erhielt er einen Ruf nach Ham<br />
burg als Leiter des dortigen Chorwesens. Mit<br />
der Singakademie und dem Hamburger<br />
Lehrer-Gesang-Verein erzielte er große Erfol<br />
ge. Er wurde sogar zum II. Generalmusikdi<br />
rektor ernannt. Jedoch auch die reiche Stadt<br />
Hamburg konnte sich bei der rasend abstei<br />
genden Konjunktur diesen Zusatzhaushalt<br />
nicht erlauben und baute seine Position ab. Er<br />
wurde als Generalmusikdirektor nach Mün<br />
ster berufen.<br />
Unterdessen hatte sich die Situation in Köln<br />
geändert. Unser langjähriger Chormeister,<br />
Professor Richard Trunk, wurde Präsident der<br />
Akademie der Tonkunst in München. Wohl