MSC-Magazin 2017
Das jährliche Magazin des Marienburger Sport-Clubs 1920 e.V. in Köln. Ausgabe 2017.
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»Ehrlicherweise: Gar nicht so<br />
schwer. 2008 bin ich in die USA gezogen,<br />
mein erster Anlaufpunkt war die<br />
University of Tennessee in Knoxville.<br />
Mit meiner damaligen DTB-Platzierung<br />
71 konnte ich glücklicherweise<br />
aus einigen Unis meine zukünftige<br />
wählen. Und die University of Tennessee<br />
spielte nun einmal mit einem<br />
sehr starken Kader in den Top-10<br />
der obersten Division. Damals war<br />
es noch mein Traum, dass mich das<br />
College-Tennis auf die Profi-Tour vorbereitet,<br />
um dort nach dem Studium<br />
anzugreifen. Benjamin Becker hatte<br />
diesen Weg damals vorgelebt.<br />
Wie läuft so ein Studium in den USA ab?<br />
»Man hat dort einen komplett<br />
eng gestrickten Tagesablauf: Zwischen<br />
sechs und sieben Uhr morgens<br />
steht man auf – und muss, wenn man<br />
Glück hat, nicht sofort zum morgendlichen<br />
Workout, sondern zum<br />
Frühstück. Vormittags geht’s dann<br />
bis zur Mittagspause in die Uni. Am<br />
Nachmittag hat man meistens zwei<br />
bis drei Stunden Training, bevor es an<br />
manchen Abenden noch einmal Unikurse<br />
gibt. Der Tag ist sehr gut durchgetaktet<br />
und langweilig wird’s nie.<br />
Dann verging die Zeit bis zur Rückkehr nach<br />
Deutschland ja sehr schnell…<br />
»Naja – denn leider lief das erste<br />
Jahr in den USA für mich persönlich<br />
doch nicht so gut. Ich kam als<br />
kleiner Christian aus Deutschland in<br />
ein neues Umfeld, in ein Top-Tennis-<br />
CHRISTIAN IST DAS<br />
VORBILD VIELER<br />
<strong>MSC</strong>-KINDER. SIE<br />
HÖREN IHM IM CLUB<br />
GERNE ZU, WOLLEN<br />
SEINE GESCHICHTEN<br />
HÖREN UND VON IHM<br />
LERNEN.<br />
ten. Das alles hat sofort gepasst, wie<br />
ein Sechser im Lotto. Ich hatte dort<br />
die beste Zeit meines Lebens.<br />
In Valdosta hast du letztlich auch deinen<br />
Bachelor gemacht. Deinen Master in Sportmanagement<br />
hast du hingegen vor rund drei<br />
Jahren an der Northern Illinois University<br />
bestanden. Wo turnst du mit diesem Abschluss<br />
heute herum?<br />
»Ich habe eine Zeit lang danach<br />
bei mehreren Unternehmen versucht,<br />
meinen Berufseinstieg zu meistern.<br />
Einfach, weil ich mich direkt nach<br />
meinem Master fragte: „Wohin mit<br />
diesem Abschluss?“ Denn eigentlich<br />
wollte ich ja vorerst gar nicht zurück<br />
nach Deutschland, sondern in den<br />
USA arbeiten. Das hat aber aufgrund<br />
des Visums nicht geklappt. Und dann<br />
kommt man nach fünfeinhalb Jahren<br />
zurück in seine alte Kultur, ist dort<br />
aber nie erwachsen geworden und<br />
kennt den Arbeitsmarkt nicht. Ich<br />
musste erst einmal Seminare besuchen,<br />
um zu lernen, wie man in<br />
Deutschland eine vernünftige Bewerbung<br />
schreibt. (lacht)<br />
team, mit einem Trainer, der unheimlich<br />
viel verlangte. Das alles hat dazu<br />
geführt, dass ich nicht in der Lage<br />
war, mein bestes Tennis zu spielen.<br />
Und so hat mein Trainer mir nach<br />
einem Jahr das Stipendium nicht verlängert.<br />
College-Sport ist in den USA<br />
einfach ein knallhartes Geschäft,<br />
vergleichbar mit der Fußball-Bundesliga.<br />
Ich stand somit wortwörtlich<br />
erstmal vor dem Nichts, die Studiengebühren<br />
waren ohne Stipendium<br />
nicht finanzierbar. Also hat mir<br />
eine deutsche Sportagentur dabei<br />
geholfen, mich zu transferieren. Im<br />
Sommer 2009 hatte ich dann relativ<br />
schnell ein Angebot der Valdosta<br />
State University, die zu den Top-5-<br />
Teams der zweiten Division gehör-<br />
Das hat ja scheinbar geholfen, wenn<br />
du gleich bei mehreren verschiedenen<br />
Unternehmen warst.<br />
»Zumindest bin ich so im Sales-Bereich<br />
mehrerer Unternehmen<br />
gelandet. Aber dort bin ich am Ende<br />
jedes Mal gescheitert – weil ich mich<br />
einfach nicht wohl gefühlt hatte. Mittlerweile<br />
weiß ich: Ich will nicht jeden<br />
Tag von morgens bis abends im Büro<br />
sitzen. In einem längeren Prozess<br />
habe ich mich entschieden, im Tennis-<br />
und Fitnessbereich zu arbeiten.<br />
Meinen Eltern zu erklären, dort mit<br />
einem Master hinzugehen, war zwar<br />
nicht so einfach – aber heute bin ich<br />
heilfroh, diese Entscheidung getroffen<br />
zu haben. Und jetzt, wo ich bald<br />
104 <strong>MSC</strong> MAGAZIN <strong>2017</strong>