Diplomarbeit_Hermann_Grab
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<strong>Diplomarbeit</strong> Nachdiplomstudium zur<br />
Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität<br />
3.3 Risikoorientierte-Ertragssteuerung zur Steigerung des Unternehmenswertes<br />
Die von der Bank eingegangenen Risikopositionen sind mit Eigenkapital zu unterlegen. Mit der<br />
Risiko- und Eigenkapitalallokation wird auch eine Entscheidung darüber getroffen, in welchen<br />
Geschäftsfeldern Eigenmittel eingesetzt werden, mithin in welchen Bereichen mehr oder weniger<br />
Wachstum angestrebt wird. Die Kapitalallokation kann nicht alleine aufgrund von Erlös- und<br />
Kostenerwartungen für die einzelnen Geschäftsfelder entschieden werden. Vielmehr muss der Allokationsprozess<br />
auf einem risikoadjustierten Kapitalbegriff 13 aufbauen. Ziel ist, eine effiziente<br />
Ressourcenallokation zur Steigerung der Rentabilität, d.h. ein Einsatz der Eigenmittel in Geschäftsfeldern<br />
oder Projekten, durch die der Unternehmenswert gesteigert werden kann. Somit<br />
schlägt sich ein wirkungsvolles Risikomanagement in einem höheren Wert der Unternehmung nieder.<br />
An dieser Stelle soll nur auf einige Instrumente eingegangen werden, welche heute von Bedeutung<br />
sind und im allgemeinen Unternehmensumfeld - also nicht nur bankspezifisch - eingesetzt<br />
werden.<br />
Die Unternehmensplanung und damit die künftige Entwicklung von Unternehmen ist mit Unsicherheiten<br />
behaftet, sie wird beeinflusst von Gefahren und Chancen. Diese Chancen und Gefahren<br />
zu identifizieren und zu bewerten, ihre Auswirkungen auf die Kapitalkosten und damit auf den<br />
Unternehmenswert zu zeigen, ist die Aufgabe des Risiko-Managements. Als entscheidende Kennzahl<br />
zur wertorientierten Unternehmensführung hat sich der Economic Value Added (EVA) entwickelt.<br />
Er dient zur Messung der Wertschaffung in einer Periode im Unternehmen, berechnet als<br />
Differenz aus dem operativen Geschäftsergebnis 14 und den Kapitalkosten auf dem investierten<br />
Kapital. Die Kapitalkosten werden bestimmt aus dem Produkt des Kapitalkostensatzes (WACC) 15<br />
und dem investierten Kapital. Ziel des EVA-Ansatzes ist es, Unternehmensentscheidungen zu fördern,<br />
die den Wert des Unternehmens nachhaltig steigern und deren Wertentwicklung transparent<br />
darzustellen. Eine weitere aussagekräftige Rendite-Kennzahl stellt die sogenannte risikoadäquate<br />
Rendite auf dem investierten Kapital (RAROC) 16 dar. Hierbei wird vom erzielten operativen Ergebnis<br />
der erwartete Verlust abgezogen und sodann zum ökonomischen Kapital 17 ins Verhältnis<br />
gesetzt:<br />
Erlöse - Kosten - Erwarteter Verlust<br />
RAROC =<br />
ökonomische Kapital<br />
Für die Berechnung des RAROC sind die<br />
erwarteten von den unerwarteten Verlusten<br />
zu unterscheiden. In der Abbildung 3<br />
sind auf der x-Achse die absoluten Verluste<br />
und auf der y-Achse die Eintrittswahrscheinlichkeiten<br />
der jeweiligen Verlusthöhe<br />
abgetragen. Der Mittelwert dieser<br />
Wahrscheinlichkeitsfunktion ist der<br />
sogenannte Erwartete Verlust (EV). Die<br />
Risikokosten für die erwarteten Verluste<br />
müssen durch Erlöse abgedeckt sein, d.h.<br />
sie fliessen direkt in die Preissetzung in<br />
Form von Standardrisikokosten ein.<br />
Das Risiko besteht schliesslich darin, dass<br />
der tatsächlich eintretende Verlust vom<br />
Erwarteten Verlust abweicht. Der Betrag,<br />
um den der tatsächliche Verlust den Erwarteten<br />
Verlust übersteigt, nennt man<br />
den Unerwarteten Verlust (UV). Dieser<br />
Abbildung 3: Darstellung des erwarteten und unerwarteten Verlustes<br />
Quelle: „Zur strategischen Bedeutung des Risikomanagements für die Kr e-<br />
ditinstitute“ von Jürgen Krumnow, Handbuch Risikoman agement, Lutz<br />
Johanning und Bernd Rudolph, Uhlenbruchverlag 2000, Seite 695