"Wir sind Biosphäre" - Das Magazin
"Wir sind Biosphäre" - Das Magazin des UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau | www.kwer.at
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LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 28 |<br />
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LONGA 2020<br />
Naturjuwel schützen und nützen<br />
MASSNAHMEN GEMEINSAM<br />
ERARBEITEN<br />
Am 24. Oktober 2015 gewann „die Longa“ im<br />
Biosphärenpark Salzburger Lungau, nach dem Landessieg<br />
in Salzburg, den 3. Platz bei der Bundesausscheidung von<br />
„9 Plätze – 9 Schätze“. Aufgrund der Werbewirksamkeit<br />
dieser ORF-Produktion (zirka 1 Million Zuseher exkl.<br />
Vorberichterstattung) und der bereits bestehenden<br />
Anfragen bei den Tourismusverbänden Weißpriach<br />
und Mariapfarr war vor allem 2016 mit einem erhöhten<br />
Besucheransturm, der entsprechend gesteuert und<br />
informiert werden musste, zu rechnen. Aus diesem Grund,<br />
aber auch wegen der touristischen und wirtschaftlichen<br />
Bedeutung, hatten sich die Verantwortlichen entschlossen,<br />
ein entsprechendes Gesamtkonzept für „die Longa“ bzw.<br />
für das Weißpriachtal zu erstellen. <strong>Das</strong> Projektziel war<br />
einstimmig und klar: „2020 soll die Longa weiterhin ein<br />
Erholungsraum für Lungauerinnen und Lungauer sowie für<br />
alle Besucher, welche den Charakter dieses Lebensraumes<br />
nachhaltig erleben wollen, sein!“<br />
Bereits im ersten Jahr nach der Fernsehausstrahlung war<br />
ein Anstieg der Besucherzahlen zu vermerken, und die<br />
Verantwortlichen für den Raum Longa und Weißpriachtal<br />
wurden rasch vor neue Aufgaben gestellt. Besucherlenkung<br />
und verkehrstechnische Planung – die auch schon Jahre<br />
zuvor Themen waren – kamen verstärkt in den Fokus.<br />
Da es auch die Interessen von Grundeigentümern und<br />
der Almwirtschaft zu berücksichtigen gab, wurde ein<br />
Entwicklungskonzept unumgänglich: Denn der Fluss<br />
„Longa“, und so das gesamte Weißpriachtal, das zur<br />
Hälfte geschütztes Landschaftsgebiet ist, gilt als eines<br />
der einzigartigsten Naturjuwele in der Biosphärenregion<br />
Lungau. Es ergab sich nun die Herausforderung,<br />
die Gratwanderung zwischen „der Öffentlichkeit<br />
zugänglich machen“ und „Natur erhalten und schützen“<br />
zu bewältigen. Im Auftrag der beiden Gemeinden<br />
und auch der Tourismusverantwortlichen wurde ein<br />
Projektteam gegründet, das sich dieser Entwicklung<br />
und den damit verbundenen Herausforderungen stellte.<br />
Zusammen mit den Vertretern der Gemeinden sowie<br />
den Tourismusverbänden Mariapfarr und Weißpriach, der<br />
Ferienregion Lungau, der Berg- und Naturwacht Lungau,<br />
der Schutzgebietsbeauftragten des Landes Salzburg und<br />
noch einigen mehr, wurde ein Kernteam geschaffen, und<br />
es wurden Arbeitspakete erarbeitet. <strong>Das</strong> Biosphärenpark-<br />
Management fungierte dabei als Projektleitung bzw.<br />
Projektkoordination. Neben der achtsamen touristischen<br />
Entwicklung von Angeboten waren die Besucherlenkung<br />
und vor allem der Verkehr ein großes Thema. Parallel<br />
zur Verbesserung der Parkplatzsituation bestand die<br />
Herausforderung zum einen darin, den Menschen das<br />
Tal zugänglich zu machen und zum anderen, das hohe<br />
Verkehrsaufkommen auf dem schmalen, nicht asphaltierten<br />
Weg ins Tal hinein zu beruhigen – sorgten doch die<br />
Autoabgase und die Staubentwicklung bei schönem<br />
Wetter für Unmut bei Wanderern und Radfahrern.<br />
Als Pilotversuch und mit der Zustimmung der<br />
Grundstückseigentümer bzw. der Weggenossenschaft<br />
wurde im Jahr 2016 von Mitte Juli bis Ende August über<br />
einen Zeitraum von sechs Wochen jeweils von 10 bis 16<br />
Uhr ein Shuttlebus zum Einsatz gebracht. Ziel war es, dass<br />
die Tagesbesucher ihr Auto am Parkplatz stehen lassen<br />
und mit dem Bus ins Tal fahren. Für Grundeigentümer,<br />
Hüttenbesitzer, Forst- und Jagdverantwortliche wie<br />
für alle Jahreskartenbesitzer war eine Zufahrt jederzeit<br />
möglich, so wie auch die Ausfahrt aus dem Tal für jeden<br />
zu jeder Zeit möglich war. Dieses Angebot wurde sehr gut<br />
angenommen, sodass neben den regulären Fahrten mit<br />
dem PKW über 4.000 Personen mit dem Bus transportiert<br />
wurden und es dadurch zu einer spürbaren Reduktion von<br />
Lärm, Staub und Abgasen kam.<br />
Diese Vorhaben, aber auch die anderen geplanten<br />
Aktivitäten, wurden am 19. Jänner 2017 in Lisl‘s Brotstube<br />
in Weißpriach der Öffentlichkeit und allen Interessierten<br />
vorgestellt. <strong>Das</strong> Ziel dieser Veranstaltung war es, die<br />
Bevölkerung zu informieren, mit ihr zu diskutieren und sich<br />
auch Zustimmung für die geplanten Vorhaben zu holen.<br />
Nach der Projektvorstellung erfolgte eine Diskussion<br />
über die einzelnen Teilprojekte und schlussendlich eine<br />
breite Zustimmung zum Gesamtprojekt. Also ging man<br />
voller Tatendrang an die Umsetzung der Arbeitspakete.<br />
Neben dem bereits erwähnten Verkehrskonzept wurden<br />
Parkplätze optimiert bzw. auch neue geschaffen. Ein<br />
„Barfußweg“ wurde zusammen mit dem Kindergarten<br />
Weißpriach errichtet, ebenso ein öffentlicher Grillplatz.<br />
Der Pilzlehrpfad wurde erweitert, und bereits weit über die<br />
Grenzen bekannt ist das „Glücksplatzl“. Viele gute Dinge<br />
wurden von vielen guten Händen in dieser Zeit geschaffen!<br />
Nach Abschluss der Pilotzeit wurden Gespräche<br />
mit der Weggenossenschaft bzw. deren Vertretung<br />
geführt, wie man vor allem den Shuttleservice unter<br />
der Berücksichtigung der allgemeinen Anliegen der<br />
Weggenossenschaft auch in den kommenden Jahren<br />
weiterführen könnte. Trotz intensiver Bemühungen und<br />
Gespräche wurde einer Weiterführung des Shuttleservice<br />
seitens der Weggenossenschaft Hinterlahn keine<br />
Zustimmung mehr erteilt. Aus Projektsicht ist dies natürlich<br />
sehr bedauerlich, aber auch solche Entscheidungen <strong>sind</strong> zu<br />
akzeptieren und vor allem zu respektieren. Vielleicht ergibt<br />
sich in Zukunft wieder einmal die Chance, dass ein solches<br />
Verkehrskonzept im Weißpriachtal auf Zustimmung stößt!<br />
„<strong>Das</strong> Projekt ‚Longa 2020’ steht für die Erarbeitung<br />
eines Maßnahmenpaketes und die Erstellung eines<br />
Zukunftsbildes für den Lebens-, <strong>Wir</strong>tschafts-, Erholungsund<br />
Naturraum Longa – viele Menschen haben hierfür an<br />
einem Strang gezogen. Die nachhaltige und touristische<br />
Nutzung unseres Lebensraumes Lungau, die Bewahrung<br />
und der Schutz unserer Naturjuwele im Biosphärenpark<br />
Lungau müssen nicht im Widerspruch stehen. <strong>Das</strong> hat<br />
dieses Projekt sehr eindrucksvoll bewiesen und vor<br />
allem haben diese Bemühungen für die Zukunft weitere<br />
Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Auch wenn<br />
die Aktivitäten in dieser Intensivität gegenwärtig nicht<br />
weitergeführt werden, haben wir doch Ergebnisse, auf die<br />
aufgebaut werden kann. Wie bereits im Artikel angeführt,<br />
haben bei diesem Projekt viele gute Hände viele gute Dinge<br />
geschaffen, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um<br />
mich nochmals bei allen Beteiligten zu bedanken: Ohne<br />
euch wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen! Neben<br />
dem Kernteam möchte ich mich auch beim Kindergarten<br />
Weißpriach für die Gestaltung des Barfußweges, der<br />
Neuen Mittelschule Mariapfarr für die Mitarbeit bei<br />
der Parkplatzgestaltung, dem MultiAugustinum für die<br />
Onlinearbeiten und Herrn Prof. Dr. Hocevar, Herrn Ing.<br />
Peter Pagitsch sowie allen Grundstücksbesitzern recht<br />
herzlich bedanken. Ein großes Dankeschön ergeht an<br />
dieser Stelle an die Landwirtschaftliche Fachschule, ohne<br />
die weder der öffentliche Grillplatz noch das so gelungene<br />
Glücksplatzl umgesetzt worden wäre. Gemeinsam ist vieles<br />
möglich! DANKESCHÖN!“ (Markus Schaflechner)<br />
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