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stahlmarkt 4.2018 (April)

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10 K Steel International<br />

Die US-Strafzölle helfen der Wirtschaft nicht<br />

Branchenexperten prognostizieren nur minimale Effekte<br />

Zürich. Die von Donald Trump verhängten Einfuhrzölle auf Stahl und<br />

Aluminium werden die gesamtwirtschaftliche Situation der USA kaum<br />

verbessern. Zu gering sind die Importvolumina verglichen mit dem<br />

Bruttoinlandsprodukt des Landes. Vergeltungsmaßnahmen betroffener<br />

Nationen könnten sich indes negativ auswirken.<br />

Stahl und Aluminium machen gemeinsam<br />

nur 1,6 % aller Einfuhren in die USA<br />

aus. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt be -<br />

trägt lediglich 0,2 %. »Die direkten Effekte<br />

auf die Inflation und die Nachfrage in den<br />

USA sind vernachlässigbar«, prognostizieren<br />

die Branchenexperten der Schweizer Großbank<br />

UBS. Sollten allerdings die betroffenen<br />

Staaten auf die Einfuhrzölle von 25 % auf<br />

Stahl und 10 % auf<br />

Aluminium un -<br />

verhältnis mäßig<br />

reagieren und die<br />

Importe von US-<br />

Produkten stärker<br />

begrenzen, könnte<br />

dies die US-Wirtschaft stärker treffen. Die<br />

Analysten glauben, dass die Stahlimporte in<br />

die USA im Vergleich zum Jahr 2017 um<br />

25 % fallen werden. Einen Teil dieses Rückgangs<br />

dürften die US-Erzeuger ausgleichen.<br />

Einige hätten nicht genutzte Kapazitäten<br />

und könnten diese wieder auslasten. Die<br />

gesamte US-Stahlindustrie sei aber nicht in<br />

der Lage, die Erzeugung kurzfristig signifikant<br />

zu steigern.<br />

Höhere Stahlpreise in den USA<br />

UBS erwartet in den USA zudem negative<br />

Auswirkungen auf die stahlintensiven Branchen.<br />

Dies gelte vor allem für die Metall<br />

verarbeitende Industrie, die sehr viel Stahl<br />

und Aluminium einsetze. Da viele Metalle<br />

aber gegenwärtig im hochmargigen Energiebereich<br />

eingesetzt würden, könnte dieser<br />

möglicherweise Kostensteigerungen auffangen.<br />

Ganz anders sehe es im Wohnungsbau<br />

aus. Auch er setze viel Stahl ein, habe aber<br />

bereits im Vorjahr um das Überleben kämpfen<br />

müssen. Selbst die Fahrzeughersteller<br />

»<br />

Die direkten Effekte auf die<br />

Inflation und die Nachfrage in den<br />

USA sind vernachlässigbar.<br />

würden Probleme bekommen. Viele hätten<br />

keine Chance, die steigenden Kosten für<br />

Stahl und Aluminium aufzufangen beziehungsweise<br />

an die Kunden weiter zu reichen.<br />

Brasilien und die EU werden leiden<br />

Die Einfuhrzölle werden nach weiteren<br />

Angaben der Stahlexperten auch einigen<br />

exportierenden<br />

Ländern schaden<br />

und die dortige<br />

Erzeugung in Mitleidenschaft<br />

ziehen.<br />

Dies gelte vor allem<br />

für Stahlerzeuger in<br />

Brasilien, Europa und Russland. Brasilien sei<br />

als zweitgrößte US-Stahlexporteurin nach<br />

Kanada doppelt belastet. Zum einen würden<br />

die Strafzölle die brasilianischen<br />

Erzeugnisse in die<br />

USA verteuern und<br />

ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

reduzieren.<br />

Zum anderen<br />

würden andere<br />

von den Abschottungen be troffene Stahlexporteure,<br />

wie beispielsweise China und<br />

die Türkei, verstärkt in den brasilianischen<br />

Markt drängen.<br />

Nachteile werden auch für die Europäische<br />

Union erwartet. Da der Binnenmarkt<br />

der Gemeinschaft die geringsten Überkapazitäten<br />

aufweist, ist er in den Augen vieler<br />

Exporteure im Vergleich zu anderen lokalen<br />

Märkten noch aufnahmebereit für weitere<br />

Importvolumina. Für einige Erzeuger in der<br />

Gemeinschaft dürfte dies sinkende Margen<br />

zur Folge haben. Andere könnten Schutzmaßnahmen<br />

ergreifen.<br />

Etwas anders stellt sich die Situation bei Aluminium<br />

dar. Obwohl fast genauso viel Aluminium<br />

wie Stahl in die USA importiert wird,<br />

hat der US-Präsident hier nur Einfuhrzölle<br />

von 10 % verhängt. Die Schweizer Analysten<br />

glauben, dass Trump lediglich eine weitere<br />

Importschwemme verhindern will.<br />

Wegen des geringen Aufschlages rechnen<br />

sie nicht mit einer Reduzierung der Aluminiumerzeugung<br />

im Ausland.<br />

Gegenmaßnahmen in Vorbereitung<br />

Die betroffenen Exporteure werden sich laut<br />

UBS gegen die Importbeschränkungen wehren.<br />

Einige von ihnen würden die Welthandelsorganisation<br />

WTO anrufen und darauf<br />

dringen, dass der US-Präsident die Belastungen<br />

wieder zurücknimmt. Andere dürften<br />

gleich Vergeltungsmaßnahmen beschließen<br />

und die Einfuhr von US-Produkten mit Zöllen<br />

belegen. Die Welthandelsorganisation werde<br />

aber frühestens in sechs Monaten, wahrscheinlicher<br />

aber erst in 18 Monaten eine<br />

Entscheidung fällen. Üblicherweise seien<br />

entsprechende Verfahren immer sehr zäh<br />

und langwierig. Die Banker vermuten, dass<br />

die meisten WTO-Mitglieder trotzdem auf<br />

eine Entscheidung warten und nicht schon<br />

im Vorfeld Schutzzölle erheben. Dies gelte<br />

»<br />

Die Stahlimporte in die USA könnten im Vergleich<br />

zum Jahr 2017 um 25 % fallen.<br />

besonders für die Europäische Gemeinschaft<br />

als leidenschaftliche Befürworterin eines<br />

freien Handels.<br />

Die Branchenexperten gehen aber auch<br />

davon aus, dass der US-Präsident in den<br />

kommenden Monaten weitere Einfuhrzölle<br />

erheben und so den US-Markt noch intensiver<br />

abschotten wird. Bevorzugtes Ziel seien<br />

Erzeugnisse aus der Volksrepublik China.<br />

Aber auch Fragen des Urheberrechtes würden<br />

stärker in den Fokus rücken.<br />

(sm 180406149)<br />

<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2018</strong>

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