stahlmarkt 4.2018 (April)
Rohre,Profile, Flansche & Co. - wire & Tube 2018, Schneiden, Schweißen, Additive Fertigung, Qualität, Messen, Prüfen, Inspizieren
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Technologietrend »Grüner Stahl« K 25<br />
anfallende Restmenge CO 2<br />
effizient in Syntheseprozessen<br />
verwertet werden.<br />
SALCOS stützt sich auf Verfahren, die<br />
heute schon großindustriell im Einsatz sind.<br />
So werden zum Beispiel auf der konventionellen,<br />
erdgasbasierten DRI-EAF-Route jährlich<br />
mehrere Millionen Tonnen Stahl produziert.<br />
Dieser bereits CO 2<br />
-reduzierte Erzeugungsweg<br />
bietet ergänzend die Möglichkeit,<br />
zukünftig das heute eingesetzte Erdgas<br />
durch Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien<br />
zu ersetzen. So kann die Technologie<br />
flexibel auch fluktuierende Mengen EE nutzen.<br />
Eine weitgehende Dekarbonisierung<br />
der Stahlproduktion ist somit rein technologisch<br />
erreichbar.<br />
Gegenüber anderen Ansätzen zeichnet<br />
sich SALCOS auch durch eine höhere Energieeffizienz<br />
pro eingesparter Tonne CO 2<br />
aus.<br />
Zum Beispiel ist der Energieeinsatz im Vergleich<br />
zur Methanolsynthese auf Basis von<br />
Stahlwerks-Kuppelgasen (CCU-Ansatz) um<br />
den Faktor zwei bis fünf geringer. Insgesamt<br />
sind damit bereits heute die technologischen<br />
und energetischen Voraussetzungen<br />
für eine CO 2<br />
-arme Stahlherstellung vorhanden.<br />
Damit SALCOS und ähnliche Verfahren<br />
Wirklichkeit werden können, müssen allerdings<br />
noch geeignete wirtschaftliche und<br />
rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen<br />
werden, damit der Markt die gegenüber<br />
dem heutigen, kohlebasierten Verfahren mit<br />
erwartbar zumindest temporär steigenden<br />
Kosten erzeugten Mengen aufnehmen<br />
kann.<br />
Eine besondere Herausforderung ist, dass<br />
nicht in allen Stahl produzierenden Ländern<br />
Maßnahmen zur Reduzierung der CO 2<br />
-Emissionen<br />
ergriffen werden und deren Stahlexporte<br />
aus diesem Grund günstiger angeboten<br />
werden können.<br />
https://salcos.salzgitter-ag.com<br />
/<br />
(sm 180406184)<br />
BDI-Klimastudie bestätigt<br />
die Herausforderung<br />
Klimaziele für 2050 sind ein Billionenprojekt<br />
Düsseldorf. Der BDI hat eine neue Studie »Klimapfade der Industrie«<br />
vorgestellt, in der mögliche Wege zur Erfüllung einer langfristigen<br />
Treibhausgasminderung volkswirtschaftlich untersucht werden.<br />
»Das Gutachten bestätigt, dass die<br />
Umsetzung der langfristigen Klimaziele die<br />
Stahlindustrie vor massive technische und<br />
wirtschaftliche Herausforderungen stellt<br />
und erhebliche Risiken mit sich trägt«,<br />
erklärt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der<br />
Wirtschaftsvereinigung Stahl. »Weitreichende<br />
Vorkehrungen zum Erhalt der internationalen<br />
Wettbewerbsfähigkeit, wie etwa<br />
eine ausreichende kostenfreie Zuteilung von<br />
Emissionszertifikaten und Belastungsbegrenzungen<br />
bei den Strom- und Energiekosten,<br />
sind unerlässliche Voraussetzungen, um<br />
drastische Verluste der industriellen Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Produktionsverlagerungen<br />
zu vermeiden.« Dies sei auch elementarer<br />
Bestandteil der Studie. Nur unter diesen<br />
Annahmen und Voraussetzungen komme<br />
sie zu dem Ergebnis, dass in Deutschland<br />
ein Klimaziel von 80 % erreicht werden<br />
könne, stellt Kerkhoff klar. »Für den Klimaschutz<br />
wäre nichts gewonnen, wenn der<br />
Stahl stattdessen in anderen Ländern mit<br />
höheren Emissionen produziert würde.«<br />
Die heute zur Verfügung stehenden Verfahren<br />
zur Stahlproduktion sind bei den<br />
CO 2<br />
-Emissionen bereits am technischen<br />
Minimum. Laut der Studie kann die Stahlindustrie<br />
in den nächsten Jahrzehnten daher<br />
nur einen sehr begrenzten Beitrag zur Erfüllung<br />
des 80-%-Zieles leisten, der zudem mit<br />
massiven Mehrkosten gegenüber den internationalen<br />
Wettbewerbern verbunden wäre.<br />
Da sich die entsprechenden Maßnahmen<br />
betriebswirtschaftlich nicht rechnen, wäre<br />
ein solches Ziel nur mit erheblichen staatlichen<br />
Investitionsanreizen zu erreichen.<br />
Für eine Treibhausgasminderung um sogar<br />
95 % bis 2050 wird in der Analyse eine<br />
Abscheidung und Speicherung des Kohlendioxids<br />
(CCS) angenommen. Die Vermeidung<br />
der Emissionen auf diesem Weg würde<br />
die Stahlindustrie jedoch 4,5 Mrd. € im<br />
Jahr kosten, was im globalen Wettbewerb<br />
nicht tragbar wäre. Zudem ist unrealistisch,<br />
dass in Deutschland auf absehbare Zeit die<br />
erforderliche Akzeptanz für CCS überhaupt<br />
erlangt werden könnte.<br />
Andere neue Verfahren, mit denen entweder<br />
das Entstehen von CO 2<br />
im Stahlherstellungsprozess<br />
vermieden oder zwangsläufig<br />
anfallendes CO 2<br />
abgetrennt und ge -<br />
nutzt werden kann, sind in der Stahlindustrie<br />
derzeit Gegenstand von Forschung und<br />
Entwicklung. Sie würden laut Studie einen<br />
zusätzlichen Strombedarf von 130 bis<br />
300 TWh im Jahr mit sich bringen. Dies entspräche<br />
einem Drittel bis über die Hälfte<br />
des heutigen gesamten Stromverbrauchs in<br />
Deutschland.<br />
Wenn solche Verfahren die Reife für eine<br />
großtechnische Umsetzung erlangen sollten,<br />
müssten zudem erhebliche Investitionen<br />
erfolgen, die mindestens in der Größenordnung<br />
des heute investierten Anlagenparks<br />
liegen dürften. Aus heutiger Sicht wird<br />
ein derart tiefgreifender Umbruch daher bei<br />
Weitem nicht aus dem betriebswirtschaftlichen<br />
Investitionsbudget der Unternehmen<br />
finanziert werden können. Es bedarf einer<br />
umfassenden finanziellen Förderung von<br />
Forschung, Entwicklung und Umsetzung im<br />
industriellen Maßstab.<br />
(sm 180406185)<br />
<strong>stahlmarkt</strong> <strong>4.2018</strong>