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O+P Fluidtechnik 5/2018

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STEUERUNGEN UND REGELUNGEN<br />

die Hochdruckregeneration HD-R beim Ausfahren genutzt werden<br />

kann (Bild 4), weil der künstlich angehobene Ablaufdruck den<br />

Zulaufdruck dann auch bei größeren Lastkräften übersteigt. Neben<br />

der Einsparung von Pumpenvolumenstrom durch die Rückführung<br />

des Ablaufvolumenstroms in den Hochdruckkanal besteht ein positiver<br />

Nebeneffekt in der Versteifung des Antriebes durch die<br />

Druckerhöhung.<br />

3.2 ACHSSTEUERUNG<br />

Aufgabe der Achssteuerung ist das Einstellen der von der Zentralsteuerung<br />

vorgegebenen Sollwerte v Soll<br />

für die Geschwindigkeit und<br />

p Zu,Soll<br />

für den Zulaufdruck, unabhängig von der aktuell am<br />

Zylinderkolben angreifenden Lastkraft. Hierzu ist eine Zustandsrückführung<br />

für die Betätigung der Proportional- und Schaltventile<br />

erforderlich. Viele in der Literatur bekannte Ansätze nutzen dazu<br />

Mehrgrößenregelungen [And13; Bin00; Kol16]. Hier wird ein Ansatz<br />

mit Eingrößen-Rückführung gewählt, weil die P-IDWs eine Aufspaltung<br />

der Regelkreise für Geschwindigkeit und Druck erlauben:<br />

Die Geschwindigkeit v wird mit dem Zulauf-Proportionalventil<br />

y Zu<br />

gesteuert; der Zulaufdruck p Zu<br />

in einem geschlossenen Kreis<br />

mithilfe des Proportionalventils y Ab<br />

im Ablauf [Lüb16]. Weiterhin<br />

berechnet die Achssteuerung den für die gewünschte Geschwindigkeit<br />

erforderlichen Volumenstrom Q Erf<br />

und den unter der aktuell<br />

wirkenden Lastkraft F L<br />

und minimalem Ablaufdruck erforderlichen<br />

minimalen Zulaufkammerdruck p Erf,min<br />

, der, ergänzt um die Druckverluste<br />

im Zulaufpfad, von der Pumpe bereitgestellt werden muss.<br />

Im Folgenden wird die Betätigung der beiden Proportionalventile<br />

näher beleuchtet (Bild 5).<br />

3.2.1 ZULAUFSTEUERUNG<br />

Zusammen mit der Primärdruckwaage (P-IDW) wirkt die<br />

Zulaufkante als Stromregelventil. Unter Annahme ausreichender<br />

Versorgung, welche durch die Zentralsteuerung sichergestellt wird,<br />

ist die Druckdifferenz ∆p m<br />

über der Zulaufkante bekannt, da sie von<br />

der Druckwaage auf dem eingestellten Wert gehalten wird. Damit<br />

lässt sich die für den gewünschten Volumenstrom Q Zu<br />

erforderliche<br />

Ventilöffnung y Zu<br />

aus dem bekannten Ventilkennfeld berechnen.<br />

Softwareseitig handelt es sich um eine Steuerung in offener Kette,<br />

da keine elektronische Rückführung von Istgrößen erfolgt.<br />

3.2.2 ABLAUFSTEUERUNG<br />

Um die gewünschte Geschwindigkeit auch bei ziehenden Lasten zu<br />

erreichen und weiterhin das im Zulauf gewünschte Druckniveau<br />

p Zu,Soll<br />

einzustellen, ist softwareseitig eine lastabhängige Adaption<br />

der Ablauföffnung erforderlich. Als Rückführgröße wird die Lastkraft<br />

F L<br />

genutzt, berechnet mithilfe zweier Kammerdrucksensoren.<br />

Durch Einsetzen der Lastkraft F L<br />

und des gewünschten Zulaufrucks<br />

p Zu,Soll<br />

in die Kräftegleichung des Zylinderkolbens<br />

0 = pZu AZu − pAb AAb − FL<br />

erhält man<br />

1<br />

p = ⋅ p A − F<br />

( )<br />

Ab, Soll Zu,<br />

Soll Zu L<br />

AAb<br />

für den ablaufseitigen Kammerdruck, der sich einstellt, wenn in<br />

der Zulaufkammer der Sollzulaufdruck p Zu,Soll<br />

bei der aktuell<br />

angreifenden Lastkraft F L<br />

erreicht ist. Mit diesem gewünschten<br />

() 1<br />

(2)<br />

Ablaufkammerdruck p Ab,Soll<br />

, welcher bei angenommenem Tankdruck<br />

Null dem Solldruckabfall über dem Ventil entspricht, und<br />

dem gewünschten Ablaufvolumenstrom Q Ab<br />

wird die erforderliche<br />

Öffnung y Ab<br />

des Ablaufventils bestimmt. Im Falle drückender<br />

Lasten ist der gewünschte Ablaufkammerdruck p Ab,Soll<br />

gering. Dies<br />

führt zu einer weiten Öffnung der Ablauf-Steuerkante y Ab<br />

und<br />

damit einem energieeffizienten Betrieb unter weitgehender Vermeidung<br />

der bei konventionellen Systemen mit gekoppeltem<br />

Schieber auftretenden Ablauf-Drosselverluste. Ziehende Lasten<br />

bewirken hohe Sollablaufdrücke, also große Druckdifferenzen<br />

über der Ablaufsteuerkante, und somit kleine Öffnungen y Ab<br />

.<br />

Durch diese Lastadaptivität der Ablaufkante wird ein ungewolltes<br />

Beschleunigen ziehender Lasten vermieden. Ein besonderer<br />

Vorteil der beschriebenen Zustandsrückführung besteht in der<br />

einfachen Inbetriebnahme, weil keine Reglerparameter festgelegt<br />

werden müssen. Aufwändige iterative Inbetriebnahmeverfahren<br />

sind somit vermeidbar.<br />

3.2.3 REGENERATIONSBETRIEB<br />

Wenn der Ablaufdruck p Ab<br />

den Zulaufdruck p Zu<br />

um eine Reserve<br />

∆p Reg,min<br />

übersteigt schaltet die Achse beim Ausfahren in die Hochdruckregeneration<br />

HD-R. Diese Regenerationsbedingung wird<br />

mithilfe der beiden Kammerdrucksensoren ständig überprüft. Im<br />

Regenerationsbetrieb fließt der Ablaufvolumenstrom in den<br />

Zulaufpfad zwischen Druckwaage und Zulaufproportionalventil<br />

zurück. Dementsprechend reduziert sich der Pumpenvolumenstrom.<br />

Die größtmögliche Last, bis zu der Hochdruckregeneration<br />

möglich ist, hängt vom gewünschten Zulaufdruck ab, der sich<br />

gemäß der in der Zentralsteuerung hinterlegten Betriebsstrategie<br />

am lasthöchsten Verbraucher orientiert.<br />

3.3 VERSORGUNGSSTEUERUNG<br />

In vielen mobilen Arbeitsmaschinen versorgt eine zentrale Pumpe<br />

mehrere zugleich agierende Verbraucher. Die Energieeffizienz des<br />

Gesamtsystems hängt dabei maßgeblich von der bedarfsgerechten<br />

Versorgung der Verbraucher ab. Wie das Hydrauliksystem auf<br />

Unter- oder Überversorgung reagiert hängt von der gewählten Ventilstruktur<br />

ab. Nach diesem Verhalten richtet sich der Algorithmus<br />

zur Pumpensteuerung.<br />

Die vorgestellte Ventilstruktur nutzt Primär-Individualdruckwaagen,<br />

welche als individuelle Stromregler für jede einzelne Achse<br />

wirken. Im Unterversorgungsfall verlangsamt der höchstbelastete<br />

Verbraucher, bei Überversorgung kommt es zu einem starken<br />

Druckanstieg. Daher muss die Pumpe möglichst genau den erforderlichen<br />

Gesamtvolumenstrom liefern. Dies geschieht mithilfe<br />

eines geschlossenen Regelkreises. Der hierzu entwickelte Ansatz<br />

verbindet die dynamischen Vorteile der Bedarfsstromsteuerung<br />

[Web05] mit der Genauigkeit des konventionellen Load- Sensing-<br />

Prinzips (Bild 6).<br />

Die Achssteuerungen berechnen die erforderlichen Volumenströme,<br />

welche die Zentralsteuerung summiert an die Pumpensteuerung<br />

weitergibt(Q erf<br />

). Weiterhin erhält die Pumpensteuerung<br />

den höchsten der erforderlichen Zulaufkammerdrücke als Sollwert<br />

(p Zu,Soll<br />

). Auf diesen wird eine Zulauf-Druckreserve ∆p Z,0<br />

zur<br />

Überwindung der Zulauf-Widerstände addiert, womit sich der<br />

Sollpumpendruck p 0,Soll<br />

ergibt. Ein P-Regler vergleicht den aktuellen<br />

Pumpendruck p 0<br />

mit dem Sollwert p 0,Soll<br />

und überlagert dem<br />

Sollvolumenstrom Q erf<br />

einen Korrekturvolumenstrom Q R<br />

. Die<br />

Pumpe wird gemäß dem resultierenden Volumenstrom Q P<br />

ausgeschwenkt.<br />

Durch den Vorsteueranteil Q erf<br />

reagiert die Pumpe deut-<br />

<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 5/<strong>2018</strong> 37

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