Inspiration 2/2018 dt
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LAUTER<br />
BRUNNENTAL<br />
IN ZAHLEN<br />
72<br />
WASSERFÄLLE<br />
20'000<br />
LITER WASSER PRO SEKUNDE<br />
STÜRZEN ALLEIN BEI DEN<br />
TRÜMMELBACHFÄLLEN ZU TALE<br />
Das türkisblaue Wasser des Oberhornsees: magisch, doch klirrend<br />
kalt. Im Hintergrund leuchten die Gletscher des Tschingelhorns.<br />
5<br />
KLEINE GLETSCHER STATT<br />
EINES GROSSEN: DER KLIMA<br />
WANDEL IST AUCH IM LAUTER<br />
BRUNNENTAL SICHTBAR<br />
begleitet auch hinauf zum Oberhornsee. Ein türkisblaues<br />
Juwel, das zum Reinspringen verführt, wie Gott einen<br />
geschaffen hat. Wäre das glasklare Wasser nur nicht so<br />
kalt. Aber egal. Es härtet ab und danach fühlt man sich<br />
wie neugeboren. Eine weite Rundhöckerlandschaft breitet<br />
sich hier im Quellgebiet der Weissen Lütschine aus,<br />
umstellt von mächtigen Gletscherbergen. Zwischen dem<br />
Lauterbrunner Breithorn und dem Tschingelhorn fällt der<br />
Blick auf die Wetterlücke. Ende des 13. Jahrhunderts sollen<br />
Lötscher dort herübergewandert sein, um sich neue<br />
Siedlungsräume zu suchen. Sie gründeten Ammerten,<br />
Trachsellauenen, Sichellauenen, Gimmelwald und Mürren.<br />
Nur Gimmelwald und Mürren haben als ehemalige<br />
Walsersiedlungen überlebt. Auch sprachliche Eigenarten<br />
in der Lauterbrunner Mundart weisen auf die Verwan<strong>dt</strong>schaft<br />
mit den Wallisern hin. Begriffe wie «Ggufer» für<br />
loses Gestein oder «Griiffli» für Preiselbeeren sind auf<br />
beiden Seiten gebräuchlich.<br />
Gletscherbäche gurgeln durch leuchtende Blumenmatten,<br />
Moränenwälle aller Grössen und Formen ziehen von<br />
den Gebirgsflanken herunter. Dazwischen verstecken sich<br />
zahlreiche Flachmoore, die im Hochsommer von einem<br />
weissen Wollgras-Meer umgarnt werden. Vielleicht trifft<br />
man auf Andreas Wipf, der zwischen den gletschergeschliffenen<br />
Wannen und Kuppen oft herumstromert.<br />
Dazwischen schlängelt sich ein Pfad zur Schmadrihütte.<br />
Eine Selbstversorgerhütte, in die sich der Geograf gerne<br />
einquartiert, um seine Studien zu intensivieren. «Durch<br />
Erosion sind hier ältere geologische Einheiten wie durch<br />
ein Fenster aufgeschlossen und lassen einen Blick in den<br />
Aufbau der Alpen zu», begeistert er sich. Das Zusammentreffen<br />
von kristallinen und kalkreichen Gesteinen<br />
bringe zudem eine ungeheure Vielfalt in der alpinen<br />
Flora hervor. Blaugras, Alpen-Akelei, Strauss-Glockenblume,<br />
Alpen-Aster und Edelweiss lieben den Kalk am<br />
Obersteinberg und an den Hängen des Spitzhorns. In<br />
den Vorfeldern von Tschingel-, Wetterlücken-, Breithornund<br />
den beiden Schmadrigletschern gedeihen neben<br />
Moosen Pionierpflanzen wie Fleischers Weidenröschen,<br />
Schild-Ampfer und Kleearten. Natürlich kennt er auch die<br />
Plätze von Frauenschuh-Orchideen.<br />
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