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Inspiration 2/2018 dt

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WEGWEISER FELDSCHIJENGRAT<br />

dungen wie von einem surrealen Muster überprägt wirken.<br />

Wo der Fels überdeckt ist von ein wenig Erdkrumen,<br />

gedeiht üppiges Gras, dessen intensives Grün in wohltuender<br />

Harmonie zum Grau des Granits steht.<br />

EINE PERFEKTE LINIE<br />

«Stand!» ruft Alex und ich weiss, dass die nächsten 30<br />

oder 40 Meter Klettergenuss folgen werden. Denn der<br />

Grat ist gerade in den unteren Seillängen der pure Genuss,<br />

nie schwerer als der obere V. Grad zieht er sich<br />

gen Himmel. Nach einigen etwas flacheren Metern, bei<br />

denen man seinen Gleichgewichtssinn tänzelnd auf der<br />

Gratschneide überprüfen kann, folgt eine Seillänge, für<br />

die allein sich die gesamte Route lohnt: die Nummer 9!<br />

Fantastisch ausgesetzt piazt man hier eine senkrecht<br />

gestellte Platte hinauf, bestens abgesichert mit einigen<br />

Bohrhaken. Nur an einer Stelle weicht man für wenige<br />

Meter auf die Platte aus, ansonsten klettert man immer<br />

direkt an der nur wenige Zentimeter schmalen Kante.<br />

Ein Traum aus Granit, noch schöner und eleganter geht<br />

Klettern eigentlich nicht. Wobei – auch die Schlüssel­<br />

stelle der gesamten Tour in der 13. Seillänge ist, wenn<br />

man nicht in die Haken greift, eine sich tief in die Erinnerung<br />

eingrabende Einzelstelle. Nicht ganz so luftig<br />

wie die Piazschuppe, dafür aber steil und überhängend,<br />

führt die Route durch ein schmales Dach, das von unten<br />

gesehen erst einmal unkletterbar aussieht. Aber, wie<br />

bereits ein alter Kletterfreund sagte: «Es löst sich alles<br />

auf». Griffe und Struktur bieten deutlich mehr Reibung<br />

und Halt, als es zunächst den Anschein hat.<br />

Nach rund vier Stunden erreichen wir alle den Gipfelblock,<br />

tragen uns in das exklusive Gipfelbuch ein. Die<br />

Feuchte des einsetzenden Regens kann uns die gute<br />

Laune nicht aus dem Gesicht nehmen: Die Route ist ein<br />

Traum. Gegenüber stehen die Granitfluchten des Salbitschijns,<br />

wunderbar einzusehen. Wir sind zu weit weg,<br />

um Menschen zu erkennen, aber es fällt nicht schwer,<br />

sich das Gedränge am Stand oder das Seilchaos bei so<br />

manchem Überholmanöver vorzustellen. Wer eine lohnenswerte<br />

Alternative sucht, sollte auf Hans Berger<br />

hören: «Klettert den Westgrat am Feldschijen!»<br />

Gipfelblock und Gipfelglück im<br />

Regen. Von links: Sonja Schade,<br />

Alex Wick und Simone Bürgeler.<br />

Informationen zum Feldschijengrat<br />

finden Sie unter:<br />

baechli-bergsport.ch/feldschijengrat<br />

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