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Inspiration 2/2018 dt

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EXPERT ALPINKLETTERN<br />

MATERIALCHECK<br />

Von fast jedem Ausrüstungsgegenstand gibt es spezielle<br />

Alpin-Versionen, die im Vergleich zur Sportkletter-Variante<br />

oft leichter, bequemer oder einfach<br />

praktischer in hohen Wänden sind. Vernähte Bandschlingen<br />

unterschiedlicher Länge und eine Kurzprusik<br />

bilden die Grundausrüstung.<br />

Klettergurt<br />

Der Alpinklettergurt sollte sehr bequem sein, da<br />

man oft mehrere Stunden in der Wand unterwegs<br />

ist und auch mal eine Zeit lang im Gurt hängend am<br />

Standplatz verbringen muss. Dünne, einschneidende<br />

Beinschlaufen sind hier fehl am Platz. Prima<br />

sind mindestens zwei Materialschlaufen auf jeder<br />

Seite, die man gut erreichen kann.<br />

Expressschlingen und Karabiner<br />

Hier kann besonders Gewicht gespart werden,<br />

da man für viele Routen 15 bis 20 Expressschlingen<br />

braucht − alpine Seillängen sind oft deutlich<br />

länger als Sportkletter-Seillängen. Drahtschnapper<br />

an den Karabinern und 11 Millimeter dünne<br />

Dyneema-Schlingen verringern das Gewicht.<br />

Ausserdem sollte man Expressschlingen verschiedener<br />

Länge dabeihaben, um an Stellen mit<br />

ungeradem Seilverlauf die Seilreibung zu verringern.<br />

Kleine, leichte Schraubkarabiner eignen<br />

sich für den Aufbau des Standplatzes. Neben dem<br />

Schraubkarabiner am Sicherungsgerät benötigt<br />

man noch drei weitere Schraubkarabiner und zwei<br />

einzelne Karabiner; beispielsweise für die Schuhe<br />

oder um Schlingen zu verlängern.<br />

Sicherungsgerät<br />

Meistens wird mit zwei Seilen geklettert und auch<br />

wieder abgeseilt, daher benötigt man ein entsprechendes<br />

Sicherungsgerät mit zwei Öffnungen und<br />

einer sogenannten Guide-Funktion, um den Kletterpartner<br />

im Nachstieg von oben am Standplatz<br />

zu sichern. Wichtig ist hier, dass der angegebene<br />

zulässige Seildurchmesser auf dem Sicherungsgerät<br />

mit den verwendeten Seilen übereinstimmt!<br />

Bei ganz dünnen Halb- oder Zwillingsseilen sind<br />

Sicherungshandschuhe nützlich!<br />

Helm<br />

Ein Helm schützt den Kopf bei Steinschlag und<br />

unkontrollierten Stürzen gegen die Wand. Zu beachten<br />

ist hier, dass Kletterhelme keine expliziten<br />

Sturzhelme sind, sondern als Schutzhelm gegen<br />

herabfallende Gegenstände konzipiert sind. Den<br />

besten Anprallschutz zeigen laut einer US-Studie<br />

die sogenannten In-Mold-Helme.<br />

HALBSEIL, ZWILLINGSSEIL ODER<br />

EINFACHSEIL?<br />

Halbseile sind am vielseitigsten einsetzbar, da<br />

man sie entweder beide oder einzeln (sogenannte<br />

Halbseiltechnik) in die Zwischensicherungen<br />

einhängen kann. Die Halbseiltechnik<br />

wird empfohlen, wenn die Sicherungen nicht in<br />

einer geraden Linie liegen (Seilreibung verhindern,<br />

das linke Seil wird links eingehängt,das<br />

rechte Seil rechts) oder die Sicherungen selbst<br />

gelegt wurden, da mit einem einzelnen Seil<br />

weniger Kraft auf die Zwischensicherung wirkt,<br />

als bei zwei eingehängten Seilen. Zwillingsseile<br />

sind die leichtere, dünnere Variante, wobei Zwillingsseile<br />

immer zusammen in die Zwischensicherungen<br />

eingehängt werden müssen. Der<br />

Nachsteiger darf nur an beiden Seilen gesichert<br />

klettern.<br />

Beim alpinen Sportklettern schwieriger Routen<br />

setzt sich das Einfachseil mehr und mehr<br />

durch. Der Vorsteiger nimmt jedoch zusätzlich<br />

eine «Tag Line» oder «Rap Line» mit: ein gleich<br />

langes, dünneres Seil, an dem beispielsweise<br />

ein Rucksack oder Haulbag mit Wasser, Verpflegung<br />

und Jacken hinterhergezogen werden<br />

kann. Zum Abseilen werden dann beide Seile in<br />

voller Länge verwendet.<br />

Expertentipp: Seile mit stark unterschiedlichem<br />

Durchmesser dürfen zum Abseilen<br />

nicht mit einem Sackstich verbunden werden,<br />

da die Gefahr besteht, dass das dünnere Seil<br />

durchrutscht. Zum Abseilen werden die Seile<br />

hier mit einem doppelten Spierenstich verbunden.<br />

Durch den Abseilring wird dann immer<br />

das dickere Seil gefädelt!<br />

Klemmgeräte<br />

Verlässliche Informationen sind hier Gold wert: Wie<br />

ist die Route abgesichert? Brauche ich Keile oder<br />

Cams? Bei einer Route im rissdurchzogenen Granit<br />

von Salbit oder Furka, bei der sogar die Stände<br />

selber eingerichtet werden müssen, sollte man mit<br />

einem doppelten Satz Keilen und Cams planen. Im<br />

kompakten Kalkgestein des Rätikon finden mobile<br />

Sicherungen eher selten Platz; ein Sortiment an<br />

Keilen schadet aber nie: Ein gut gelegter Keil an der<br />

richtigen Stelle beruhigt die Nerven ungemein!

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