Inspiration 2/2018 dt
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WEGWEISER<br />
URNER<br />
GRANITGRATE<br />
2981 m ist der Salbitschijn hoch, also nicht einmal 3000 m.<br />
Trotzdem zählt der Westgrat zu den längsten Klettergraten<br />
der Alpen überhaupt: 32 Seillängen oder rund<br />
1200 m wollen hier geklettert werden, der «Rolls Royce<br />
unter den Graten».<br />
700 m ist die Dammkrone des Göscheneralpsees breit.<br />
Die als bepflanzter Erddamm ausgeführte Staumauer<br />
wurde 1960 fertiggestellt, das Speicherbecken hat ein<br />
Fassungsvermögen von rund 75 Millionen Kubikmetern.<br />
In dem See befinden sich die Ruinen der ehemaligen<br />
Siedlung Göscheneralp. Die Bewohner wurden umgesiedelt<br />
in den jetzt unterhalb gelegenen Weiler Gwüest.<br />
34 Jahre lang war Hans Berger Hüttenwirt der Salbithütte.<br />
Das lange Zeit als reine Hütte für Kletterer betriebene<br />
Rifugium ist seit 2010 die erste Station einer der<br />
schönsten Mehrtageswandertouren der Alpen: die Urner<br />
Hüttenrunde. Sie führt einmal um das Göschenertal<br />
herum über Salbit-, Voralp-, Bergsee-, Chelenalp-, Damma-<br />
und Albert-Heim-Hütte. Infos finden sich im Buch<br />
Hüttentrekking Bd. 2 Schweiz im Bergverlag Rother.<br />
Eng verbunden mit der Einrichtung der Urner Hüttenrunde<br />
ist der Bau der Salbitbrücke. Diese 90 m lange<br />
Hängebrücke ist das Kernstück des Fussweges zwischen<br />
Salbit- und Voralphütte.<br />
vom Weizen trennte. So stehen wir dann auch nach<br />
zwei Stunden und einem schweisstreibenden Zustieg<br />
alleine im Blockfeld unterhalb des Grates. Wobei unsere<br />
Augen schon dabei sind, den Fels abzusuchen: Wo<br />
ist eine kletterbare Linie? Wie lässt sie sich absichern?<br />
Alex findet als Erster die drei Bohrhaken, welche die<br />
erste Seillänge absichern. Die Routenführung ist eindeutig.<br />
Spreizend und piazend klettert er hinauf zum<br />
ersten Stand direkt auf dem Grat. Das sieht vielversprechend<br />
aus!<br />
Mit dem Erreichen der Gratschneide weicht der konzentrierte<br />
Blick der ersten Klettermeter erstmals der<br />
Weite der Umgebung. Das gesamte Panorama der zentralen<br />
Urner Alpen tut sich auf, eine Landschaft bestehend<br />
aus den Farben Weiss, Grün und Grau. Oder übersetzt:<br />
Eis, Gras und Granit. Eis von immer noch beeindruckenden<br />
Ausmassen ist am Dammastock zu finden, mit<br />
3630 m der höchste Berg im weiten Rund. Seine Gletscher<br />
bzw. deren Schmelzwässer waren es, die vor<br />
rund 70 Jahren den Startschuss zur Errichtung des<br />
Göscheneralpsees gaben. Am Grund des türkisgrünen<br />
Sees des 1960 fertiggestellten Staudamms befinden<br />
sich noch heute der Kirchturm des ehemaligen Dorfes<br />
Göscheneralp. Seine Anwohner hatte man damals umgesiedelt<br />
in den Weiler Gwüest, oberhalb des heute für<br />
Kletterer so wichtigen Zeltplatzes.<br />
GRANIT – DIE URNER FELSBURGEN<br />
Granit wiederum ist die Basis von allem in den Urner<br />
Alpen. Wer in der Schule aufgepasst hat, erinnert<br />
sich: «Feldspat, Quarz und Glimmer, vergess’ ich nimmer!»<br />
Granit ist sicherlich eines der am einfachsten<br />
aufgebauten Gesteine – aus mehr als den genannten<br />
drei Mineralien besteht Granit nicht. Generell und<br />
überall auf der Welt. Und woher kommen sie? Granit<br />
ist ein magmatisches Gestein, entstanden in den Tiefen<br />
unserer Erde. Vor vielen Millionen Jahren drang geschmolzenes<br />
Gestein in die Erdkruste ein und blieb<br />
während ihres Aufstiegs in Tiefen zwischen ca. vier und<br />
sechs Kilometern stecken. Dort hatte der heisse Gesteinsbrei,<br />
den man sich von der Form her ungefähr<br />
vorstellen muss wie einen in das umgebene Gestein<br />
eingelagerten Pilz, dann Zeit. Viel Zeit – um abzuküh<br />
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