PDF Datei laden - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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Gedanken, dass viele Witze oder Späße sicher<br />
auch daraus entstehen, die Angst vertreiben<br />
zu wollen.<br />
Vor zwei Jahren erhielten wir im <strong>Hospiz</strong><br />
eine Einladung zu einer Veranstaltung,<br />
die hieß: „Das Lächeln am Fuße der<br />
Bahre“. Sie fand statt im Sarglager in<br />
Nürnberg.<br />
Foto: Christiane Sarraj<br />
Das war natürlich ein Thema für mich und<br />
ich meldete mich mit einer Bekannten an.<br />
Dabei hatte ich mir vorgestellt, dass „Sarglager“<br />
der Name eines Lokals war, in dem<br />
vielerlei Veranstaltungen jeglicher Art<br />
stattfinden. Wie überrascht war ich, als wir<br />
uns am Schluss wirklich in einem Sarglager<br />
befanden, umgeben von aller Art von Särgen<br />
– teure, einfache, mit Schnickschnack<br />
oder ohne, stehend gelagert oder liegend<br />
gestapelt. Vorne war mit einigen Holztischen<br />
eine provisorische Bühne errichtet<br />
und ein Sarg stand auch drauf. Allein dieses<br />
Ambiente hat in mir schon ein mächtiges,<br />
vergnügtes Bauchkitzeln ausgelöst und<br />
ich hätte dauernd kichern können.<br />
Der Kabarettist Alfred Gerhards führte<br />
durch diese Veranstaltung – behutsam, mit<br />
viel Humor. Er sagte unter anderem: Bei den<br />
meisten Tabus wie zum Beispiel Sex oder Alkohol<br />
kann man sich aussuchen, ob man da-<br />
mit zu tun haben will, aber der Tod betrifft<br />
uns alle. Seine Kernaussage war: „Die Angst<br />
vor dem Tod kann man nicht ganz verlieren,<br />
aber die meisten Menschen haben eigentlich<br />
mehr Angst vor dem Leben…“.<br />
Den Vortrag begann er mit einem<br />
Cartoon: „Damit hat der Sensenmann<br />
nicht gerechnet: Die Frau, bei der er geklingelt<br />
hat, sagte nur kurz: ‚Tut mir leid,<br />
wir sterben nicht‘ und schlägt die Tür zu.“<br />
Zum Abschluss gab uns Herr Gerhard mit<br />
auf den Weg:<br />
„Nehmen Sie sich das Leben!“<br />
Diese Veranstaltung hat mich gestärkt in<br />
meinen Ansichten und meinem Empfinden,<br />
wie ich selbst mit Tod und Sterben<br />
umgehe – sehr natürlich. Humor heißt<br />
nicht „Spott“, sondern tut einfach gut.<br />
Es gibt Menschen, die keinen Humor besitzen.<br />
Es ist schwierig, mit ihnen umzugehen,<br />
und ich frage mich bei solchen manchmal,<br />
wie sie wohl Angestautes verarbeiten. Humor<br />
und Lachen ist so wichtig wie Weinen<br />
und auf jeden Fall besser als Antidrepressiva-Medikamente<br />
– es öffnet Schleusen.<br />
Eines Tages war ich bei in einer Veranstaltung<br />
von und mit Urban Pirol, der nach<br />
meiner Erinnerung fast drei Stunden lang<br />
unsere Politik und den Zustand unseres<br />
Landes auf die Schippe genommen hat. Eigentlich<br />
hätte man daraufhin sofort auswandern<br />
müssen, aber was hat das Publikum<br />
getan? Gelacht, dass die Tränen<br />
liefen … – … wir alle haben uns auf die<br />
Schippe genommen und gingen „befreit“<br />
und lachend nach Hause. Wenn das nicht<br />
gesund ist … ?!<br />
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