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Editorial<br />

Liebe Mitglieder und Freunde des CHV,<br />

was ist eigentlich „hospizlich“? Seit ich Vorsitzende bin,<br />

begegnet mir dieses Wort, und ich, die ich von außen in<br />

diese Aufgabe kam, suche nach seiner Deutung. Schon<br />

allein deshalb, weil sich auch der CHV nach 25 Jahren<br />

erfolgreicher Tätigkeit fragt, was von den Wurzeln der<br />

<strong>Hospiz</strong>bewegung noch Geltung hat, lebendig ist, oder<br />

was vielleicht von anderen Bereichen längst überlagert<br />

wird. Gerade ist in Dresden – unter maßgeblicher Beteiligung<br />

des Deutschen <strong>Hospiz</strong>- und Palliativverbandes –<br />

eine „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender<br />

Menschen“ verabschiedet worden, die ein breites<br />

gesellschaftliches Bündnis zur Wahrnehmung von<br />

Fragen am Lebensende anstrebt. Unter anderem will sie auch der nächste Bundesärztetag<br />

zu einem zentralen Thema machen.<br />

Wo reiht sich da die <strong>Hospiz</strong>bewegung ein, wenn die Zeiten, wo sie Avantgarde war, vorbei<br />

scheinen? Historisch gesehen war sie die allererste, die sich um das Sterben kümmerte, als<br />

man die Betroffenen in den Kliniken noch in Abstellkammern schob, um den Tod nicht<br />

augenfällig werden zu lassen. Und Schmerz noch als etwas galt, das man leider aushalten<br />

müsse. Heute haben einige Kliniken Palliativstationen, die Vier-Sterne-Hotels gleichen,<br />

und besonders Schwerkranke erhalten eine „palliative Sedierung“, die sie, unter Beachtung<br />

strenger Richtlinien, in den Tod schlummern lässt, wenn sie dies wollen. Die Katholische<br />

Kirche setzt sich in einem aufwendigen Forschungsprojekt (und erfreulich offenem Dialog)<br />

mit der Frage auseinander, was unter unseren gesellschaftlichen und medizinischen Bedingungen<br />

eigentlich noch als „natürlich“ und deshalb gottgewollt zu gelten habe. Die Beendigung<br />

einer künstlichen Ernährung bei anhaltender Bewusstlosigkeit jedenfalls gilt nicht<br />

mehr als inakzeptabel. Ein ökumenischer Lehrstuhl für „Spiritual Care“ bringt den Studierenden<br />

bei, Schwerstkranken bei der Sinnsuche zu helfen, über Religionsgrenzen hinweg.<br />

Pfarrer besuchen Palliative Care-Kurse, aber auch Apotheker und Hausärzte, Sozialarbeiter,<br />

Psychologen und Altenpfleger.<br />

Als Mitglied der Generation der Umweltbewegung habe ich das alles schon einmal erlebt:<br />

Erst kämpfte man jahrelang auf einsamem Posten, dann eroberte man endlich die Öffentlichkeit,<br />

zwang die Gesellschaft, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen, dann wurden<br />

die Themen in den Institutionen aufgegriffen – und verschwanden weitgehend von der<br />

Bildfläche. Das ist ein klassisches Muster des so genannten „Agenda Setting“, der Bewusstwerdung<br />

einer Gesellschaft. Haben sich dadurch aber alle Umweltprobleme gelöst?<br />

Bei weitem nicht, wie die jüngste Debatte um Atomkraft oder auch der Chemieunfall in<br />

Ungarn zeigen.<br />

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