PDF Datei laden - Christophorus Hospiz Verein e.V.
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tient ist in so vielen Fällen dem Ende nahe.<br />
In einem seiner wunderbaren Bücher mit<br />
dem Titel „Geschichte eines Landarztes“<br />
hat der britische Autor John Berger diese<br />
ungleichgewichtige Beziehung eines Arztes<br />
zu seinem notleidenden Patienten beschrieben.<br />
Die Herausforderung an den Arzt geht<br />
über den rein medizinischen Aspekt hinaus,<br />
er muss die seelische, ja existentielle<br />
Notlage seines Patienten nachvollziehen,<br />
kann und darf aber weder seine eigene unvermeidliche<br />
Souveränität als helfender<br />
Herr der Lage ausnutzen noch verdrängen.<br />
Zwar steht der Arzt, der um seine eigene<br />
Sterblichkeit weiß, menschlich auf der Stufe<br />
seines Patienten. Das ermöglicht ihm die<br />
Einfühlung in das Unausweichliche. Doch<br />
er muss zugleich auch den Retter, den weißen<br />
Ritter, den Helden in letzter Not gegenüber<br />
dem geben, der ihm zur Gänze<br />
ausgeliefert ist und alle seine verbleibende<br />
Hoffnung auf ihn richtet. Er muss, mit anderen<br />
Worten, zwei völlig gegensätzliche, ja<br />
eigentlich unverträgliche Haltungen zugleich<br />
einnehmen, Haltungen zumal, die es<br />
wahrlich an Intensität in sich haben.<br />
Wir müssen diesen Punkt nicht weiter verfolgen,<br />
um dennoch zu erkennen, warum<br />
Albrecht Ohlys Bilder bei aller Ruhe und<br />
Ausgewogenheit, die sie ausstrahlen, den<br />
Betrachter so sehr in ihren Bann ziehen. Als<br />
Fotograf der Krankenzimmer, des heimatlichen<br />
Landschaftspanoramas, der Dolomiten<br />
oder der Porträts ist er unverkennbar<br />
stets sowohl der selbstsichere Gestalter des<br />
ästhetischen Arrangements, der subtilen<br />
Lichtregie und Komposition als auch der<br />
demütige Betrachter von Existenzen, die<br />
man so zu würdigen hat, wie es ihnen aus<br />
eigenem Recht nun mal zukommt.<br />
Das alles mag angesichts der klaren Schönheit<br />
der Bilder dann doch ein wenig zu gedankenschwer,<br />
zu kopflastig wirken. Und<br />
tatsächlich, schaut man sich etwa die Serie<br />
der Mutter-Tochter-Bilder an, dann kann<br />
man allein über die sichtbargemachten<br />
Generationsunterschiede, über die familiäre<br />
Nähe trotz des Abgrunds der trennenden<br />
Jahre, über die räumlichen Hintergründe,<br />
die so außerordentlich viel<br />
Geschichte in die Bilder hereinholen, über<br />
all dies kann man staunen und mit großem<br />
Genuss Gedanken und eigene Erinnerungen<br />
wandern lassen, ohne sich diese Gedanken<br />
verdunkeln zu lassen. Und was für<br />
die Mütter und ihre Töchter gilt, gilt ebenso<br />
für die Berge und Täler Südtirols und<br />
für alle anderen Bilder auch. Am Ende<br />
bleibt es dabei: mag das Leben sein, wie es<br />
will, die Kunst ist heiter.<br />
S. 36: Christo-Bild<br />
unten: Eröffnung der Bilderausstellung<br />
im Beisein seiner Frau<br />
Fotos der Ausstellung von: Constanze Wild<br />
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