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Vogelwarte Band 44 - 2006 - DO-G

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<strong>Vogelwarte</strong> <strong>44</strong> (<strong>2006</strong>) 41<br />

Dr. Martin Blum, der Vorsitzende der neugegründeten Ornithologischen<br />

Gesellschaft Baden-Württemberg, Dr. Jochen<br />

Hölzinger, sowie nachträglich zur Mittagspause der Minister<br />

für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg,<br />

Herr Prof. Dr. Peter Frankenberg.<br />

Der Präsident beschloss die Eröffnungsveranstaltung mit den<br />

Preisverleihungen. Herr Prof. Dr. Jochen Martens, Mainz,<br />

erhielt für seine zahlreichen Arbeiten zur Biogeographie und<br />

Artbildung von Vogelarten Zentralasiens den Ornithologen-<br />

Preis 2005. In Anerkennung seiner langjährigen Arbeiten zur<br />

Ökologie und zum Schutz von Meeresvögel wurde der Preis<br />

der Horst-Wiehe-Stiftung in diesem Jahr an PD Dr. Stefan<br />

Garthe, Büsum, vergeben. Herr Dr. Martin Boschert, Bühl,<br />

erhielt den Förderpreis der Werner-Sunkel-Stiftung in Anerkennung<br />

seiner langjährigen integrativen Untersuchungen<br />

am Großen Brachvogel am badischen Oberrhein (s. auch <strong>Vogelwarte</strong><br />

43 (4): 275-276).<br />

Wissenschaftliches Programm<br />

Schwerpunktthema „Chronobiologie“<br />

Vorträge<br />

Daan S (Groningen/Niederlande): Jahresrhythmik und<br />

Geschlechterverhältnis bei Vögeln.<br />

Die natürliche Selektion setzt oft verschiedene Prioritäten<br />

bei den Geschlechtern. Dies führt zu den bekannten Unterschieden<br />

in Körperbau, Physiologie, Färbung und beim<br />

Verhalten. Außerdem wirkt sich die unterschiedliche Selektion<br />

auf die Tages- und Jahresrhythmik von Männchen und<br />

Weibchen aus – ein Phänomen, bei dessen Untersuchung<br />

Ebo Gwinner über Jahrzehnte hinweg als Pionier in maßgeblicher<br />

Weise beteiligt war. Ein weit verbreitetes Phänomen<br />

bei allen Verwandschaftsgruppen ist Protandrie, die<br />

frühere Ankunft der Männchen gegenüber den Weibchen<br />

im Fortpflanzungsgeschehen. Bei einigen Vogelarten sind<br />

systematische saisonale Abweichungen vom Gleichverhalten<br />

beider Geschlechter über große Datenreihen hinweg feststellbar.<br />

Gut dokumentierte Daten sind für Greifvögel verfügbar,<br />

bei denen der ausgeprägte sexuelle Dimorphismus die Basis<br />

für Geschlechtsunterschiede bei den Fitnessparametern sein<br />

kann. Allerdings können saisonale Trends im Geschlechterverhältnis<br />

der Nachkommen ebenfalls ein generelles Muster<br />

sein. Wo immer Männchen um Weibchen konkurrieren, werden<br />

sie in geringfügig höherem Alter zur ersten Brut schreiten<br />

als die Weibchen. Wann immer die meisten Weibchen<br />

ihre erste Brut im Alter 1 und die meisten Männchen im Alter<br />

2 starten, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, daß die<br />

Fitness der Söhne mit dem Schlupfdatum zunimmt – eine<br />

Vorhersage für die Wahrscheinlichkeit, daß das Männchen<br />

als Jährling brütet. Es ist zu erwarten, daß dies zu adaptiven<br />

saisonalen Änderungen in der anfänglichen Geschlechterverteilung<br />

der Gelege führt. Wir geben einen Überblick<br />

über die Belege, die für die saisonale Beeinflussung sprechen<br />

und die seine funktionale Bedeutung zeigen und entwickeln<br />

Strategien für die weitere Entschlüsselung der Funktion und<br />

des Mechanismus.<br />

Helm B & Gwinner E (Andechs): Beeinflußbarkeit des Brutzeitraumes<br />

von afrikanischen und europäischen Schwarzkehlchen.<br />

Schwarzkehlchen (Saxicola torquata) aus Europa und Afrika<br />

zeigen in Käfighaltung jahreszeitliche Fortpflanzungsrhythmen,<br />

die sich als “physiologische Brutfenster” an der Gonadengröße,<br />

aber auch an der Kloake messen lassen. Diese<br />

circannualen Rhythmen ließen sich unter konstanten Bedingungen<br />

über 11 Jahre lang zeigen. Die Brutfenster beider Taxa<br />

reagieren ähnlich auf zeitliche Information durch Tageslänge.<br />

Bei ziehenden zentraleuropäischen Schwarzkehlchen wird das<br />

Brutfenster durch die Tageslänge im Überwinterungsgebiet<br />

und während des Zuges mitbestimmt. Darüber hinaus wirken<br />

aber auch andere Faktoren auf den Brutzeitraum. Vögel<br />

in Freivolieren sind länger physiologisch brutbereit als Vögel<br />

in (kleineren) Innenvolieren. Keinen Einfluß hat die Verfügbarkeit<br />

eines Brutpartners. Brutaktivität wirkt sich dagegen<br />

verlängernd auf das Brutfenster europäischer Schwarzkehlchen<br />

aus.<br />

Sitzung der Projektgruppe „Neozoen“<br />

Vorträge<br />

Bauer H-G (Radolfzell): Aktuelles über Vogel“exoten“,<br />

Fremdansiedlungen und ihre Folgen.<br />

Die Projektgruppe Neozoen der <strong>DO</strong>-G hat sich schon zweimal<br />

ausführlich mit den in Deutschland auftretenden „exotischen<br />

Vögeln“ befasst, bei den Tagungen in Neubrandenburg 1997<br />

und in Leipzig 2000. Hier wurde zum einen definiert, was man<br />

unter „Neozoon“ versteht und wann solche Arten in unserem<br />

Raum als etabliert gelten. Zum anderen standen Fragen im<br />

Vordergrund, welche negativen Einflüsse von Neozoen auf<br />

heimische Arten ausgehen können, z.B. durch Konkurrenz, die<br />

Verbreitung von Krankheiten und Parasiten, Hybridisierung<br />

und andere genetische Einflüsse usw. Der erneute Vortrag soll<br />

die jüngsten Entwicklungen bei den Neozoen in Deutschland<br />

hinsichtlich Bestandsdynamik, Ausbreitung und Etablierungsgrad<br />

aufzeigen und eine Gesamtübersicht der bisher festgestellten<br />

Arten liefern. Weitere Schwerpunkte des Vortrages<br />

beschäftigen sich mit<br />

1. Forschungsbedarf (aut- und synökologische Aspekte),<br />

2. der künftigen Sammlung und regelmäßigen Auswertung<br />

von Neozoen-Daten (einschließlich der artspezifischen und<br />

systematischen Zuordnung schwer bestimmbarer Vögel)<br />

und<br />

3. dem Problem invasiver Neozoen. Hier wird diskutiert,<br />

welche Arten als „invasiv“ betrachtet werden müssen und<br />

welche Aktionen möglich und nötig sein können, um ihren<br />

negativen Einfluss auf einheimische Arten zu reduzieren.<br />

Am Beispiel der Schwarzkopfruderente wird gezeigt, welche<br />

Maßnahmen in jüngster Zeit europaweit eingesetzt werden,<br />

um einer bekanntermaßen invasiven Art entgegenzutreten.<br />

Festetics A (Göttingen): Für oder gegen „Ausländer“? Über<br />

Invasoren, Nischen und Neozoologen am Beispiel Vögel<br />

und Säugetiere.<br />

Sie klingt wie eine lebensgefährliche Drohung, bedient sich<br />

des militärischen Vokabulars und macht Schlagzeilen: die<br />

„Invasionsbiologie“. Da ist von „aggressiven Fremdlingen“

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