Vogelwarte Band 44 - 2006 - DO-G
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<strong>Vogelwarte</strong> <strong>44</strong> (<strong>2006</strong>) 63<br />
ziehung beruht. Neben diesen statistischen Grundbedingungen<br />
wurde eine pragmatische Vorgehensweise entwickelt, um<br />
möglichst allen Interessenten Probeflächen in der näheren<br />
Umgebung anbieten zu können. Dabei wurden zunächst die<br />
bundesweit relevanten Flächen so aufgestockt, dass eine für<br />
Baden-Württemberg flächenrepräsentative Stichprobe entstand.<br />
In einem zweiten Schritt wurden kleine Stichproben-<br />
Pakete zufällig gezogen, die in Zukunft bevorzugt vergeben<br />
werden sollen und nach deren Vergabe jeweils wieder eine landesweite<br />
Flächenrepräsentativität erreicht wird. Eine parallel<br />
laufende Diplomarbeit begleitete die Startphase des Projektes.<br />
Teilaspekte dieser Arbeit – insbesondere die GIS-technischen<br />
Vor- und Nachteile im Rahmen der Auswertung – werden<br />
vorgestellt.<br />
Purschke C (Freiburg i.Br.): Waldstruktur für Kauz und<br />
Specht ? – Waldspechte und Eulen in montanen Vogelschutzgebieten.<br />
Auch in Deutschland wurden große Vogelschutzgebiete im<br />
Rahmen von Natura 2000 ausgewiesen. Die Erfassung der<br />
Vogelbestände für das verpflichtende Monitoring wird unterschiedlich<br />
gelöst. Für große Waldgebiete kommen dabei<br />
klassische Standardverfahren der Brutvogelerhebung nicht in<br />
Frage. Etliche Brutvogelarten der Anhänge der Vogelschutzrichtlinie<br />
gelten wegen ihrer Verhaltensweisen und ihrem<br />
Raumanspruch als schwierig. Für die Baumhöhlen nutzenden<br />
Artengruppen der Spechte und Eulen wird eine vorgeschlagene<br />
Erfassungsmethodik geprüft. Die Waldbestände werden<br />
auf größerer Fläche mit ihren Lebensraumparametern kartiert.<br />
Die Erfüllung von Habitatelementen und -Requisiten geht in<br />
die Analyse der Waldbestände ein. Der Einsatz von Orthophotos<br />
und terrestrisch aufgenommener Strukturen macht<br />
es möglich, die Habitatpräferenzen in den Untersuchungsgebieten<br />
zu verifizieren und zu präzisieren. Die Analyse der<br />
Raumbeziehungen von Waldstruktur und Vogelwelt dient der<br />
Klärung von Habitatstrukturansprüchen im Wirtschaftswald<br />
und der Ableitung für die zukünftige Behandlung des Waldbestandes.<br />
Landschaftsstrukturmaße finden in der weiter gehenden<br />
Bearbeitung mit GIS Verwendung. Sowohl Spechte als<br />
auch Eulen benötigen bestimmte Requisiten (z.B. Bruthöhlen)<br />
auf unterschiedlichen Maßstabsebenen. Bei angepasster Bewirtschaftung<br />
finden sich geeignete Lebensraumstrukturen<br />
für die untersuchten Arten auch im Wirtschaftswald.<br />
Schmidt M (Freiburg i. Br.): Der Alpensegler (Tachymarptis<br />
melba) in Baden-Württemberg – Bestandsentwicklung und<br />
Monitoring.<br />
Seit den 1920er Jahren galt die Stadt Schaffhausen (CH) am<br />
Rheinfall als nördlicher Vorposten der Art. In den 1950er<br />
Jahren besiedelte der Alpensegler erstmals nachweislich<br />
ein Gebäude in Deutschland: den Kirchturm St. Martin in<br />
der Stadtmitte von Freiburg im Breisgau. In den Folgejahren<br />
wurden weitere Gebäude im Stadtgebiet besiedelt; lange<br />
blieb Freiburg der weltweit nördlichste Brutplatz. Erst Ende<br />
der 1960er Jahre besiedelte der Alpensegler die Stadt Basel<br />
(CH) am Rheinknie, und deutlich später, Ende der 1980er<br />
und in den 1990er und 2000er Jahren, kam es zu weiteren<br />
Ansiedlungen der Art im Großraum Hochrhein/Oberrhein: in<br />
Waldshut, Emmendingen (10 km nördlich von Freiburg), Lörrach<br />
und Achern (80 km nördlich von Freiburg), im westlich<br />
benachbarten Elsaß (F) in Mulhouse, Hirsingue und Guebwiller,<br />
auch an der oberen Donau in Tuttlingen und zuletzt<br />
am östlichen Bodensee in Lindau (Bayern) und Bregenz (A).<br />
Aktuelle Fernbeobachtungen sowie Methoden zur Feststellung<br />
von und Zählung an Schlaf- und Brutplätzen des Alpenseglers<br />
werden kurz dargestellt.<br />
Schmidt D, Schneider R & Grauel A (Mössingen, Rottenburg,<br />
Karlsruhe): Das Brutvogelmonitoring häufiger Arten in Baden-Württemberg.<br />
In Baden-Württemberg wird seit 1992 von ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Auftrag des Landes ein<br />
Monitoring von Brutvögeln geleistet. Die dazu angewandten<br />
Methoden sind die Linientaxierung und Punkt-Stopp-Zählung<br />
auf frei gewählten Flächen. Seit 2004 wurde parallel zu<br />
den bisherigen Arbeiten das Modul IV des F&E Vorhabens<br />
„Monitoring von Vogelarten in der Normallandschaft“ in Baden-Württemberg<br />
eingeführt, um zu bundesweit vergleichbaren<br />
Ergebnissen zu kommen. Im Auftrag der Landesanstalt für<br />
Umweltschutz Baden-Württemberg führen seither ebenfalls<br />
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Linienkartierungen<br />
nach den neuen DDA-Methoden auf Flächen durch,<br />
die vom Statistischen Bundesamt festgelegt wurden. Wir geben<br />
einen Überblick über den Stand der Arbeiten und stellen<br />
Zwischenergebnisse vor.<br />
Schuster S (Radolfzell): 35 Jahre Linientaxierung am westlichen<br />
Bodensee.<br />
Vier Probestrecken von jeweils 4 km Länge und 100 m Breite<br />
am westlichen Bodensee brachten in rund 35 Jahren u.a. folgende<br />
Ergebnisse: Die sich ändernden Brutvogelartenzahlen<br />
(die Artendiversität) sind ein wichtiges Maß zur Beurteilung<br />
der ökologischen Situation. Abrupte Veränderungen der Artendiversität<br />
in nur einem Gebiet müssen aktuell den Naturschutzverbänden<br />
zur Verfügung gestellt werden, die politisch<br />
Abhilfe schaffen müssen. Einbrüche im Artenspektrum in allen<br />
Gebieten um 1980 deuten auf überregionale Ereignisse,<br />
vor allem auf den beginnenden Klimawandel hin. Während<br />
Untersuchungen von nur wenigen Jahren heute exakter von<br />
Profis durchgeführt werden, brauchen Langzeituntersuchungen<br />
über Jahrzehnte unbedingt weiter das Potential ehrenamtlicher<br />
ortsfester Beobachter.<br />
Themenbereich „Bioakustik“ – Poster<br />
Janicke T, Hahn S, Ritz M & Peter H-U (Jena): Der Long Call<br />
der Braunen Skua Catharacta a. lonnbergi: Ein multiples<br />
Signal von Körperkondition und Fitness.<br />
Lautäußerungen bei Vögeln sind in erster Linie sexuell selektiert<br />
und wirken sich durch Partnerwahl und Männchenkonkurrenz<br />
auf den individuellen Bruterfolg aus. Bei der Braunen<br />
Skua (Catharacta antarctica lonnbergi) stellt der „Long Call<br />
Komplex“ die sowohl visuell als auch akustisch auffälligste<br />
Verhaltenweise dar. Während des Südsommers 2002/03 untersuchten<br />
wir Long Calls der Braunen Skua auf der Potter<br />
Halbinsel, King George Island, Antarktis. Insgesamt wurden 8<br />
Rufparameter und die Flügelfleckgrößen von 23 Weibchen and<br />
21 Männchen ermittelt. Zudem untersuchten wir individuelle<br />
Qualitätsmerkmale wie Körperkondition, Kükenwachstum<br />
und Bruterfolg. Zusätzlich wurden Daten zum Reproduktionserfolg<br />
aus 4 Vorjahren in die Untersuchung einbezogen. Die<br />
Ergebnisse zeigen, dass der Long Call der Braunen Skua das<br />
Potential zur Geschlechtserkennung als auch zur Individualer-