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Vogelwarte Band 44 - 2006 - DO-G

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48 Deutsche Ornithologen-Gesellschaft<br />

Die Nutzung dieses Rast- und Nahrungshabitats ist bislang<br />

jedoch weitestgehend ungeklärt. Um ein synoptisches Bild<br />

der Raumnutzung zu gewinnen, ist es notwendig, die Habitatwahl<br />

in beiden Bereichen zu ergründen. Hierzu wurden<br />

Zählungen von Möwen im Binnenland auf einer 20 km langen<br />

Probestrecke durchgeführt. Zusätzlich wurde die Raumnutzung<br />

in einem intensiv untersuchten Gebiet auf See erfasst;<br />

des weiteren die Rolle von Fischereifahrzeugen als Nahrungsquelle<br />

ebenfalls in einem der Küste vorgelagerten Bereich.<br />

Lach- und Sturmmöwen waren im Binnenland die häufigsten<br />

Arten: Lachmöwen dominierten v.a. während der Zeit der<br />

Ackerbearbeitung und nutzten intensiv Nahrung hinter dem<br />

Pflug. Sturmmöwen traten v.a. während der Wintermonate<br />

auf Grünland auf, wo sie „natürliche“ Nahrung erbeuteten.<br />

Silbermöwen kamen in geringen, jedoch konstanten Zahlen<br />

meist rastend vor, während Heringsmöwen im Binnenland<br />

selten waren. Die Phänologie im Binnenland spiegelte ein<br />

ähnliches Bild wie auf See wider, jedoch unterschieden sich<br />

die Artenzusammensetzungen hinter Fischereifahrzeugen<br />

und im Binnenland.<br />

Unger C & Klaus S (Hildburghausen, Jena): Translokation<br />

russischer Wildfang – Auerhühner nach Thüringen – Ergebnisse<br />

der Telemetriestudie und des Habitatvergleichs<br />

Thüringen – Russland.<br />

Seit Ende 1999 wurden im Thüringer Schiefergebirge im<br />

Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen 1<strong>44</strong> Wildfang - Auerhühner<br />

aus Russland (Herkunftsgebiet 600 km NE von Moskau<br />

– südl. Taigazone) freigelassen. Mit Hilfe der Telemetrie<br />

wurden Raum – und Habitatnutzung untersucht. Die mittlere<br />

Wohngebietsgröße von mindestens 60 Tage telemetrierten<br />

Vögeln (n=18) betrug 476 ha (s.d. 248). Während der Balzzeit<br />

(März/April) wurden Exkursionen verschiedener Vögel<br />

von 10 bis 15 km Entfernung registriert (Mittel: 5,2; s.d. 4,3).<br />

Der Median der maximalen Entfernung zum Freilassungsort<br />

betrug nur 3,8 Kilometer. Die Überlebensdauer der Sendervögel<br />

(n=18) betrug im Mittel 249 Tage (s.d. 423). Weitere<br />

Beispiele für Langzeitüberleben wurden durch 4 Ringfunde<br />

und genetische Analysen von Federn nachgewiesen (Max.<br />

1031 Tage). Im Habitatvergleich zwischen dem Herkunftsgebiet<br />

und dem Auswilderungsgebiet zeigten sich folgende<br />

Unterschiede: – Baumarten im Herkunftsgebiet: Birke (33%),<br />

Kiefer (27%), Fichte (26%), Aspe (12%) und restliche (2%). In<br />

Thüringen dominiert die Fichte (69%), die Kiefer ist mit 28%<br />

vertreten und die restlichen Arten mit 3%. – Bodenvegetation:<br />

Unterschiede gibt es im Deckungsgrad von Gräsern und<br />

Kräutern – Russland 29% und Thüringen 17%. Die Deckung<br />

der Heidelbeere in Thüringen (25%) ist höher als in Russland<br />

(21%). Dafür kommen in Russland weitere beerentragende<br />

Vaccinien (7%) vor. – Topografie: Das Herkunftsgebiet ist<br />

Flachland mit Moorkiefernwäldern. Das Auswilderungsgebiet<br />

ist ein Mittelgebirge mit tiefen Tälern und Bergkuppen.<br />

Die translozierten Vögel halten sich hier hauptsächlich auf<br />

den Bergkuppen und in Plateaulagen auf.<br />

Poster<br />

Gerkmann B (Brühl): Telemetrie- und Satellitendaten zur<br />

Lokalisation bedeutender Habitate bei wandernden Vogelarten<br />

(Ciconia ciconia).<br />

Innerhalb dieser – durch die DBU geförderten – Doktorarbeit,<br />

werden Telemetriedaten und Satellitendaten zur Landbedeckung<br />

genutzt, um bedeutende Habitate wandernder<br />

Vogelarten zu lokalisieren und charakterisieren. Damit soll<br />

ein Beitrag zum Schutz und zur Erforschung wandernder<br />

Tierarten erbracht werden. Grundlage bilden Telemetriedaten<br />

zweier wandernder Vogelarten, dem Weißstorch (Ciconia<br />

ciconia) und dem Schreiadler (Aquila pomarina). Mithilfe der<br />

Telemetriedaten des Weißstorchs, die im Zeitraum 1991-2003<br />

innerhalb eines Projektes des MPI Ornithologie <strong>Vogelwarte</strong><br />

Radolfzell erhoben worden sind, wurde eine Methodik zur<br />

Unterscheidung von Rast- und Zugdaten entwickelt. Ein neu<br />

entwickelter Index ermöglicht die Klassifikation von Lokalisationen<br />

in Rast- und Zugdaten. Auf Basis der so klassifizierten<br />

Daten konnten wichtige Gebiete mit vermehrten und längeren<br />

Aufenthalten lokalisiert werden. Durch Kombination dieser<br />

Daten mit Satellitenbildern (Global Land Cover 2000) mit Hilfe<br />

Geografischer Informationssysteme (GIS) konnten Informationen<br />

zu den genutzten Habitaten gewonnen werden.<br />

Gottschalk T, Ekschmitt K & Wolters V (Giessen): Niederschläge<br />

als jahreszeitliche Steuergröße der räumlichen<br />

Verteilung der Vögel.<br />

Die Vogelgemeinschaften der tropischen Grasländer sind<br />

hinsichtlich Artenzusammensetzung und Abundanz extremen<br />

räumlichen und zeitlichen Schwankungen ausgesetzt.<br />

Hierbei spielt insbesondere das Auftreten von Niederschlägen<br />

eine entscheidende Rolle. Am Beispiel der Serengeti Plains in<br />

Tansania wurde der Zusammenhang zwischen jahreszeitlichen<br />

Veränderungen von Vogelpopulationen und Niederschlägen<br />

untersucht. Hierfür wurden Vogelerfassungen auf 280 Punkten<br />

und monatliche Niederschlagsmessungen an 14 Messpunkten<br />

innerhalb einer Fläche von 1.100 km² ausgewertet. Die durchschnittlichen<br />

Niederschlagsmengen und die Artenanzahl und<br />

Abundanz der Vögel wurde für vier Zeiträume ermittelt. Mittels<br />

GIS-basierter geostatistischer Verfahren erfolgte die Generierung<br />

einer Regenmengenkarte mit deren Hilfe es möglich<br />

war, jedem Vogelerfassungspunkt einen Niederschlagswert<br />

zuzuordnen. Um genauere Aussagen über den Zusammenhang<br />

zwischen Vogeldiversität und Regenmenge zu erhalten,<br />

wurden die Arten in fünf Fraßgruppen eingeteilt. Insgesamt<br />

wurden 13.052 Individuen von 122 Vogelarten erfasst. Der<br />

Zusammenhang zwischen Niederschlag und Auftreten der<br />

Vögel stellte sich je nach Fraßgruppe unterschiedlich dar.<br />

Zum Beispiel wurde ein signifikanter negativer Zusammenhang<br />

zwischen der Anzahl karnivorer Vogelarten und den<br />

Niederschlägen im März/April festgestellt. Dies kann mit der<br />

schlechten Thermik zu dieser Jahreszeit zusammenhängen.<br />

Artenvielfalt und Abundanz der Vogelarten spiegelten weitestgehend<br />

die Produktivität und Saisonalität der Vegetation<br />

der Serengeti Plains wieder, die ihrerseits vom verfügbarem<br />

Wasser und der Nährstoffversorgung abhängt.<br />

Käßmann S & Woog F (Ditzingen, Stuttgart): Was tun bei<br />

Schnee und Eis? – Die Stuttgarter Graugänse (Anser anser)<br />

im Winter<br />

Anders als die wilden Gänsepopulationen des nördlichen<br />

Europas zeigen die verwilderten Stuttgarter Graugänse bisher<br />

kein ausgeprägtes Zugverhalten. Wie sie den Winter verbringen,<br />

welche Habitate sie dabei nutzen und welche Aktivitätsbudgets<br />

sie zeigen war Thema einer Diplomarbeit an<br />

der Universität Hohenheim, Institut für Zoologie. Seit 2002<br />

werden die Graugänse jährlich während der Frühjahrsmauser<br />

beringt. Zum Zeitpunkt der Studie waren 58 Gänse mit gut<br />

ablesbaren Farbringen individuell markiert, was Aussagen<br />

über das Verhalten und die Habitatwahl einzelner Tiere er-

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