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Vogelwarte Band 44 - 2006 - DO-G

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<strong>Vogelwarte</strong> <strong>44</strong> (<strong>2006</strong>) 65<br />

pro Punkt, gefolgt von Rotmilan und Turmfalke. Alle Arten<br />

zeigten eine ungleiche Verteilung, wobei die Gesamtdichte<br />

aller Arten im Westen höher war. Die Berechnung der Mäusebussarddichte<br />

ergab, dass 1,29 Beob./Pkt. einer Dichte von<br />

23 Rev./100 km² entsprechen. Dies ist als Mittelwert für das<br />

gesamte Gebiet anzusehen und bedeutet einen Bestand von<br />

56000 Rev. auf 2<strong>44</strong>.000 km². Von Westen nach Osten wurde<br />

ein Dichtegradient von 36 Rev./100 km 2 in NRW bis 9 Rev./100<br />

km² in Nordostpolen festgestellt. Literaturvergleiche deuten<br />

wahrscheinlich auf bisherige Unterschätzungen für einige<br />

Gebiete hin (z.B. NRW, Polen; um etwa 20-30%).<br />

Themenbereich „Ornithologie in Baden-<br />

Württemberg“ – Poster<br />

Lissak W, Sombrutzki A, Nowak M, Schnabel W & Mertens R<br />

(Heiningen, Alfdorf, Schlat, Schorndorf): Halsbandschnäpper<br />

Ficedula [hypoleuca] albicollis eine Charakterart der<br />

Streuobstwiesen in Baden-Württemberg.<br />

Seit Mitte der 1980er Jahre führen wir Untersuchungen am<br />

Halsbandschnäpper Ficedula [hypoleuca] albicollis im Naturraum<br />

Schurwald und Welzheimer Wald sowie im Vorland<br />

der Mittleren Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg/SW-<br />

Deutschland) durch. Brutbiologie und Brutphänologie, Gefiedervarianz,<br />

Hybridisation sowie Grundlagenforschung für<br />

den angewandten Naturschutz bilden Schwerpunkte der Untersuchungen.<br />

Beringungen von insgesamt 3963 Vögeln (509<br />

Fänglinge, 3454 Nestlinge) in beiden Untersuchungsgebieten<br />

ergaben seit 1986 321 Wiederfunde, wovon der Großteil auf<br />

Nahfunde innerhalb der untersuchten Brutgebiete entfällt.<br />

Die Beringungen ergaben bislang lediglich einen Fernfund,<br />

der den Zugweg betrifft. In den beiden Untersuchungsgebieten<br />

kommt es regelmäßig zu Mischbruten der Semispezies<br />

Ficedula [hypoleuca] albicollis und F. [hypoleuca] hypoleuca.<br />

Beide Arten brüten hier syntop in Streuobstwiesen. Die<br />

Auswertung von Gefiederzeichnungen an bislang 149 Vögeln<br />

zeigt, dass die Steuerfedern des Halsbandschnäppers innerhalb<br />

einer Population eine erhebliche Varianz aufweisen.<br />

Die Untersuchungsgebiete liegen im Kernareal der Art in<br />

Baden-Württemberg. Halsbandschnäpper treten dort teilweise<br />

in hohen Siedlungsdichten auf. Die Bestandsentwicklung<br />

bildet einen weiteren Aspekt der Untersuchungen. Für eine<br />

153 ha große Teilfläche des Untersuchungsgebiets Mittleres<br />

Remstal ist die Bestandsentwicklung einer Lokalpopulation<br />

seit 1952 dokumentiert. Großräumige Bestandserhebungen<br />

im Umfeld der beiden Untersuchungsgebiete zeigen, dass diese<br />

Regionen für den baden-württembergischen Brutbestand<br />

eine herausragende Stellung einnehmen. Die Untersuchungen<br />

bilden eine naturschutzfachliche Grundlage für die Meldung<br />

als EU-Vogelschutzgebiet.<br />

Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg (OGBW):<br />

Die Ornithologische Gesellschaft Baden-Württemberg<br />

stellt sich vor.<br />

Am 19. März 2005 wurde die „Ornithologische Gesellschaft<br />

Baden-Württemberg (OGBW)“ in Bad Wurzach gegründet.<br />

Die OGBW löst die seit 35 Jahren bestehende „Arbeitsgemeinschaft<br />

Avifauna Baden-Württemberg“ ab. Hauptziele für die<br />

Zukunft sind die Förderung der landeskundlichen ornithologischen<br />

Forschung in Baden-Württemberg, die Erhebung,<br />

Auswertung und Publikation avifaunistischer Daten, die Förderung<br />

des Vogelschutzes, die fachspezifische Unterstützung<br />

des Naturschutzes, die Organisation der Zusammenarbeit aller<br />

baden-württembergischen Ornithologen und die künftige Herausgabe<br />

einer wissenschaftlichen Zeitschrift.<br />

Themenbereich „Phylogenie und Systematik“<br />

– Poster<br />

Dietzen C, Garcia-del-Rey E, Delgado Castro G, Witt H &<br />

Wink M (Heidelberg, La Laguna/Teneriffa, Santa Cruz de<br />

Tenerife/Spanien): Zunehmende Artenvielfalt in der Kanarischen<br />

Avifauna.<br />

Ozeanische Inseln oder Inselgruppen zeichnen sich durch eine<br />

spezifische Flora und Fauna mit einem hohen Anteil endemischer<br />

Arten aus. Dies gilt auch für die Kanarischen Inseln<br />

(Spanien). Von den 75 einheimischen Brutvogelarten sind<br />

sieben Arten (13 %) endemisch innerhalb des Archipelagos<br />

und drei weitere Arten innerhalb Makronesiens (Madeira,<br />

Azoren, Kanaren). Viele weitere Arten werden durch endemische<br />

Unterarten repräsentiert, die sich von ihren nächsten<br />

Verwandten auf dem europäischen und afrikanischen<br />

Festland unterscheiden. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts<br />

beruhten alle Untersuchungen zur Systematik und Taxonomie<br />

der kanarischen Avifauna auf morphologischen und<br />

bioakustischen Methoden. Mit der Entwicklung molekulargenetischer<br />

Markersysteme ergibt sich heute die Möglichkeit,<br />

die bisherigen Erkenntnisse durch molekulare Methoden zu<br />

überprüfen. Die Sequenzierung des mitochondriellen Cytochrom<br />

b-Gens hat sich u.a. zur Untersuchung inter- und<br />

intraspezifischer Verwandtschaftsverhältnisse bewährt. Hier<br />

präsentieren wir die molekularen Phylogenien von drei verbreiteten<br />

Singvogelarten der Kanarischen Inseln, die zeigen,<br />

dass der Endemiegrad noch größer ist, als bisher angenommen:<br />

1. Rotkehlchen (E.r.rubecula - La Gomera, El Hierro, La<br />

Palma; E.r.superbus - Teneriffa; E.r.marionae n.ssp.- Gran Canaria).<br />

2. Goldhähnchen (R.madeirensis - Madeira; R.r.regulus<br />

- Azoren; R.r.teneriffae - Teneriffa, La Gomera; R.r.ellenthaleri<br />

n.ssp.- El Hierro, La Palma). 3. Blaumeise (P.c.palmensis - La<br />

Palma; P.c.teneriffae - Teneriffa, La Gomera; P.c.ombriosus - El<br />

Hierro; P.c.degener - Fuerteventura, Lanzarote; P.c.n.ssp.- Gran<br />

Canaria).<br />

El-Sayed A, González J & Wink M (Heidelberg): Rekonstruktion<br />

der molekularen Phylogenie der Greifvögel über<br />

Nucleotidsequenzen von mtDNA- und Kerngenen (RAG-1)<br />

sowie genomischen ISSR-Fingerprints.<br />

Um die auf mitochondriellen DNA-Sequenzen (Cytochrom<br />

b-Gen; 1.000 Nukleotide) beruhenden verwandtschaftlichen<br />

Beziehungen innerhalb der tagaktiven Greifvögel zu überprüfen,<br />

haben wir von über 150 Arten aus 5 Familien tagaktiver<br />

Greife und Störche das Kerngen RAG-1 (2.000 Nukleotide)<br />

sequenziert. Molekulare Phylogenien wurden für beide Gene<br />

mittels Maximum Likelihood, Neighbor-Joining, Maximum<br />

Parsimony und Bayesischen Methoden erstellt. Die Sequenzen<br />

der Mitochondrien- und Kerngene wurde mit dem Incongruence<br />

Length Difference (ILD)-Test verglichen und erwiesen<br />

sich als kongruent.<br />

Die basalen Polytomien zwischen Pandionidae, Sagittaridae,<br />

Ciconidae und Accipitridae der mitochondriellen Stammbäume<br />

konnte mit dem Kerngen RAG-1 als monophyletische<br />

Gruppen mit hoher Bootstrap-Unterstützung aufgelöst werden.<br />

Sowohl Cytochrom b als auch RAG-1 positionieren die<br />

monotypischen Gattungen Sagittarius und Pandion als einzige

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