Vogelwarte Band 44 - 2006 - DO-G
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66 Deutsche Ornithologen-Gesellschaft<br />
Vertreter ihrer Familien sowie die Gattung Elanus an der Basis<br />
der Verzweigung, die zu den Accipitriden führt. Unser vollständiger<br />
Datensatz (Cyt b und RAG-1) zeigt die Falken (Falconidae),<br />
Neuweltgeier (Catharthidae) und Störche (Ciconidae)<br />
als gut definierte Monophyla mit hohen Bootstrapwerten<br />
an der Basis der Phylogramme. Die Falconiformes präsentieren<br />
keine natürliche Gruppierung. Unsere Multi-Gen-Phylogenie<br />
unter Einbeziehung maternal vererbter schnell evolvierender<br />
Gene, wie das mitochondrielle Cytochrom b, und relativ langsam<br />
evolvierender Kerngene, wie RAG-1 und LDHb, liefern<br />
eine hohe Auflösung sowohl terminaler als auch basaler Verzweigungen<br />
in der Greifvogel-Phylogenie. Die molekularen<br />
Verwandtschaftsbeziehungen der Mitochondrien- und Kerngene<br />
werden durch die Ergebnisse der genomischen Fingerprints<br />
(ISSR) unterstützt und zeigen, dass unsere Markergene<br />
ein realistisches Bild der Greifvogelevolution zeichnen.<br />
El-Sayed A, González J & Wink M (Heidelberg): Rekonstruktion<br />
der molekularen Phylogenie der Eulen über Nucleotidsequenzen<br />
von mtDNA- und Kerngenen sowie genomischen<br />
ISSR-Fingerprints.<br />
Zur Untersuchung der molekularen Phylogenie der Eulen<br />
(Strigiformes) haben wir das Kerngen RAG-1 (1.000 Nukleotide)<br />
von über 100 Arten aus 15 Gattungen sequenziert.<br />
Die verwandtschaftlichen Beziehungen wurden unter Verwendung<br />
von Maximum Likelihood-, Neighbor-joining-,<br />
Maximum-Parsimony- und Bayesischer Methoden erstellt.<br />
Gallus gallus wurde als Außengruppe eingesetzt. Des weiteren<br />
haben wir mitochondrielle Cytochrom b-Sequenzen mit den<br />
Sequenzen der Kerngene RAG-1 und LDHb unter Anwendung<br />
des Incongruence Length Difference-Tests (ILD) verglichen.<br />
Die phylogenetischen Daten dieser drei Gene waren<br />
sehr kongruent und ergänzten sich. Diese Ergebnisse wurden<br />
außerdem mit Resultaten der Inter Simple Sequence Repeats<br />
(ISSR) verglichen. In den phylogenetischen Stammbäumen<br />
kommen Ketupa und Nyctea innerhalb des Bubo-Clusters<br />
zu liegen, was die Ergebnisse früherer Untersuchungen (Cytochrom<br />
b-Seqeunzen) bezüglich der Paraphylie des Uhu-<br />
Komplexes (Gattung Bubo) bestätigte. Auf der anderen Seiten<br />
bildet die Gattung Otus eine polyphyletische Gruppierung, in<br />
der altweltliche und neuweltliche Arten jeweils eigenständige<br />
monophyletische Gruppen bilden. Die RAG-1-Phylogenie<br />
zeigt, dass die Gattungen Tyto und Ninox gut unterstützte<br />
basale Monophyla innerhalb der Strigiformes darstellen. Des<br />
weiteren repräsentieren die Gattungen Athene und Glaucidium<br />
Schwestergruppen, während Aegolius und Surnia neben<br />
Strix als monophyletische Gruppierungen erscheinen. Unsere<br />
Multi-Gen-Phylogenie unter Einbeziehung maternal vererbter<br />
schnell evolvierender Gene wie das mitochondrielle Cytochrom<br />
b, relativ langsam evolvierender Kerngene wie RAG-1<br />
und LDHb sowie die ISSR-Ergebnisse liefern eine hohe Auflösung<br />
sowohl terminaler als auch basaler Verzweigungen in<br />
der Eulen-Phylogenie.<br />
González J & Wink M (Heidelberg): Rekonstruktion der molekularen<br />
Phylogenie der Anseriformes über mitochondriale<br />
Nucleotidsequenzen.<br />
Zur Vervollständigung und Rekonstruktion der molekularen<br />
Verwandtschaftsbeziehungen innerhalb der Anseriformes haben<br />
wir zwei mitochondrielle Gene, NADH Dehydrogenase<br />
Untereinheit 2 (1.042 Nukliotide) und Cytochrom b (1.045<br />
Nukleotide), von 110 Arten sequenziert. Darin sind alle wesentlichen<br />
Gruppen der Anseriformes enthalten, wie Anhimi-<br />
dae, Anseranatidae und Anatidae. Die verwandtschaftlichen<br />
Beziehungen wurden unter Verwendung von Maximum Likelihood-,<br />
Neighbor- joining-, Maximum-Parsimony- sowie<br />
Bayesischen Methoden und Gallus gallus als Außengruppe<br />
erstellt. Die Phylogramm-Rekonstruktionen wurden sowohl<br />
für beide Gene separat als auch für den kompletten Datensatz<br />
durchgeführt. Die Baumtopographien beider Gene wurden<br />
miteinander verglichen. Des weiteren haben wir unsere Ergebnisse<br />
älteren molekularen Phylogenien sowie morphologischen<br />
Parametern gegenübergestellt. Sehr früh divergierende<br />
Gattungen beinhalten Dendrocygna und Oxyura, die von einem<br />
gut unterstützten basalen Cluster mit Cereopsis, Coscoroba,<br />
Cygnus, Branta und Anser gefolgt werden. Beide Gene<br />
bestätigen die Gattung Cygnus als Monophylum. Die verwandtschaftlichen<br />
Beziehungen innerhalb der Gattung Anas bleiben<br />
dagegen unklar. Multi-Locus Phylogenien unter Beteiligung<br />
vielen Individuen lösen sowohl basale als auch terminale<br />
Verzweigungen besser auf. Diese Phylogenie-Rekonstruktion<br />
bietet einen geeigneten Ausgangspunkt zur weitergehenden<br />
Analyse der Beziehungen innerhalb der Anseriformes.<br />
González J & Wink M (Heidelberg): Phylogeographie der<br />
fluglosen Rhynocriptidae aus dem Küstenregenwald Südamerikas.<br />
Wir haben das mitochondrielle Cytochrom b- Gen (1.000 Nukleotide)<br />
und die mitochondrielle Kontroll-Region (500 Nucleotide)<br />
von vier Arten flugunfähiger Tapaculos (Rhinocryptidae,<br />
Aves: Passeriformes) aus den gemäßigten Regenwäldern<br />
Chiles (Südamerika) sequenziert: Andentapaculo (Scytalopus<br />
magellanicus), Schwarzkehl-Huethuet (Pteropthocos tarnii),<br />
Rostflankentapaculo (Eugralla paradoxa) und Rotkehltapaculo<br />
(Scelorchilus rubecula). Die verwandtschaftlichen Beziehungen<br />
wurden unter Verwendung von Maximum Likelihood-,<br />
Neighbor-joining-, Maximum-Parsimony- und Bayesischen<br />
Methoden erstellt. Unsere vorläufigen phylogeographischen<br />
Analysen zeigen, dass diese Vogelarten eine extrem ausgeprägte<br />
Differenzierung zwischen einzelnen Populationen aufweisen.<br />
Zusätzlich wurden die Populations-Strukur, Genfluss<br />
und Hybridisierungen für alle vier Arten mittels Inter Simple<br />
Sequence Repeats (ISSR) für mehrere Loci untersucht. Während<br />
der vergangenen zwei Millionen Jahre wechselten sich<br />
mehrere glaziale und interglaziale Perioden ab und haben<br />
Vorkommen sowie Verbreitung der australen gemäßigten<br />
Regenwälder Südamerikas dramatisch beeinflusst. Tapaculos<br />
verfügen nur über ein außerordentlich gering entwickeltes<br />
Flugvermögen und präsentieren sich aufgrund unserer vorläufigen<br />
Ergebnisse als ausgezeichnete Kandidaten zum Testen<br />
einiger palaeo-botanischer Hypothesen zu Glacialrefugien<br />
und zum Verständnis der Auswirkungen der Gletscher auf die<br />
Pflanzengesellschaften im extremen Südamerika. Des weiteren<br />
tragen unsere Daten in hohem Maße zum Verständnis der<br />
verwandtschaftlichen Beziehungen einiger Populationen einer<br />
der problematischsten systematischen Einheiten innerhalb der<br />
Klasse der Vögel bei: dem Andentapaculo. Unsere Daten liefern<br />
einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger<br />
Schutzkonzepte in chilenischen Naturräumen.<br />
Heinicke T (Putbus): Erste Ergebnisse von Balg-Studien an<br />
Saatgänsen Anser fabalis in deutschen Museen.<br />
Im Rahmen einer Pilotstudie wurden Saatgans-Bälge in 4<br />
Museen (Berlin, Dresden, Erfurt, Leipzig) untersucht. Von<br />
103 untersuchten Bälgen stammen 60 aus Deutschland und<br />
17 aus Westpolen; 16 Bälge stammen von östlichen Taxa.