grünvoll.de Sommer 2018

Bienen landen werden“, fragt sich Oskar. Petry lacht
kurz auf und schlägt die Einrichtung eines Wettbüros
vor. Sechs Kästen stehen jetzt in einem Umkreis von
drei Quadratkilometer. „Doch genug ist das nicht, denn
die Bienen fliegen nur wenige Kilometer weit.“ Der
Künstler braucht für sein Projekt also auch eine Portion
Glück. Es wäre schon Zufall, wenn die Bienen in ihrem
Petry widmet jeden Kasten einer bestimmten Person und sagt
Danke: "Dafür, dass alles so ist, wie es heute ist."
Die unterschiedlichen Muster und Farben auf der Vorderseite sollen
den Bienen helfen, in ihren Kasten zurückzukehren.
„Ich finde, auch Bienen haben ein Recht auf persönliches
Glück“, erklärt Petry sein Projekt. „Ich stelle den
Raum zur Verfügung, in dem sich die Bienen von der
industriellen Ausbeutung erholen können“. Die Insekten
behalten den Honig und kommen so gestärkt durch den
Winter. „Im Frühjahr teilt sich das Volk, wenn es groß
genug ist.“ Petry weiß, dass das Teilen eines Volkes
normalerweise unterbunden wird von Imkern. „Wenn
ein Teil des Volkes ausschwärmt, verliert der Imker dadurch
auch einen Teil seiner Existenzgrundlage.
Schließlich ist er ökonomisch von ihren Völkern abhängig.“
Petry möchte seinen Bienen genau das ermöglichen:
„Durch das Ausschwärmen der Völker und der
Suche nach einem neuen Stock, wird die Brut unterbrochen.
Eine Pause im Brutverhalten und der Flug zu
einem neuen Kasten sorgt für gesunde und starke Völker“,
so Petry. Das Schwärmen ist für ihn der natürliche
Schutz gegen die Varroamilbe, die den traditionellen
Imkern so viele Probleme macht. „Im Flug werden die
Milben abgestreift und durch eine Unterbrechung der
Brut verlieren die Milben ihre Nahrungsgrundlage“. Die
Völker kommen gesund im neuen Kasten an.
Die beiden Männer knien im staubigen Boden. Mit einer
Wasserwaage tarieren sie die Kästen aus und beschweren
sie mit großen Steinen. Bienen lieben Präzisionsarbeit.
Für ihre perfekt ausgearbeiteten,
sechseckigen Waben bevorzugen sie einen ebenen
Standort. „Mal sehen, in welchem Kasten die ersten
kurzen Flugradius auf einen seiner Kästen träfen. „Bei
mir im Garten hat es aber geklappt“, gibt sich der
Künstler optimistisch. „Seit vier Jahren brummt es –
mal mehr, mal weniger.“ „Wenn in der ersten Saison
Flugverkehr am Kasten herrscht, lässt man sie den
Winter in Ruhe. Mit genug Honigvorrat können sie gut
überwintern. Im nächsten Jahr fliegen sie dann aus.“
Der Gesamtbestand der Bienen in der Region wird so
qualitativ aufgewertet – ein Vorteil auch für die Imker,
für die er sich nicht als Konkurrenz sieht.
Petry finanziert das Projekt bisher aus eigener Tasche.
200 Bienenkästen möchte er in der Region aufstellen.
„Die Leute lernen, sich als Teil der Natur zu begreifen.
Bleiben die Bienen weg, fangen die Leute an, nachzudenken“,
so seine Hoffnung. „Mit einem leeren Kasten
fragen sich die Leute: Woran liegt das?“, der sonst so
ruhig wirkende Mann wird plötzlich lebhaft. Für ihn ist
das Ausbleiben der Bienen ein Fingerzeig auf die industrielle
Landwirtschaft, auf die Überdüngung der
Landschaft und die Artenarmut auf Feld und Flur. „Und
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