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4. Ausgabe Dezember [PDF, 3.33 MB] - Staufen

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S’«Gmeindschriiber-Fredis»<br />

Ein Bauernhaus – eine Familiengeschichte<br />

Bis vor kurzem war «s’Gmeindschriiber-<br />

Fredis Haus» an der Zopfgasse eines der<br />

markantesten Bauernhäuser in <strong>Staufen</strong>.<br />

Nun wächst an seiner Stelle ein Neubau;<br />

beim Abbruch konnten einige<br />

Elemente wie der gewölbte Keller gerettet<br />

werden. Helene Kläusli-Furter<br />

verbrachte Kindheit und Jugendjahre<br />

in diesem Haus. Sie erinnert sich…<br />

Ein Haus für Generationen<br />

Verschiedene Jahrzahlen weisen auf die<br />

wachsenden Bedürfnisse der Bauernfamilie<br />

hin. Die Aufgangstreppe zur Haustüre<br />

trug die Zahl 1909, eine Ofenkachel wies<br />

die Jahrzahl 1832 aus. Es ist aber anzunehmen,<br />

dass schon viel früher an dieser<br />

Stelle ein Bauernhaus stand. Der «Gmeindschriiber-Fredi»,<br />

Alfred Furter-Bühler, betrieb<br />

hier als Letzter seinen Hof; er trug<br />

seinen Dorfnamen von seinem Grossvater<br />

Alfred Furter, der von 1837 – 1900 lebte<br />

und während vielen Jahren in <strong>Staufen</strong><br />

Gemeindeschreiber gewesen war.<br />

S’Gmeindschriiber-Fredis<br />

Viele Generationen gingen hier ein und<br />

aus. Helene Kläusli erzählt von ihrem Vater,<br />

Alfred Furter-Bühler, der nach dem plötzlichen<br />

Tod seines Vaters als 19-jähriger<br />

Bursche den Bauernbetrieb übernahm<br />

und gemeinsam mit seiner Mutter weiterführte.<br />

Im Stall standen 10 Kühe, ein<br />

Pferd und 4 - 5 Kälber. Ein Knecht und die<br />

fünf Kinder mussten mithelfen, die grosse<br />

Arbeit zu bewältigen. Auch Alfred Furters<br />

eigene drei Töchter waren früh gewohnt,<br />

in Feld und Stall anzupacken.<br />

«Es war ein gutes Leben» sagt<br />

Helene Kläusli, «drei Generationen<br />

lebten und arbeiteten<br />

miteinander im grossen Haus».<br />

Als Helene Kläusli-Furter heiratete,<br />

bezogen sie und ihr Mann,<br />

Hans Kläusli, das obere Stockwerk;<br />

dass sie im Bauernbetrieb<br />

mitarbeiteten, schien selbstverständlich.<br />

Man teilte Freud und Leid. Der<br />

frühe Tod der jüngsten Tochter<br />

war ein harter Schlag, den man<br />

gemeinsam zu verarbeiten<br />

suchte. Die Mutter, Lina Furter,<br />

überwand den Schmerz nie<br />

ganz; im Jahr 1965 starb sie.<br />

Alfred Furter verpachtete den<br />

Grossteil seines Landes, hielt<br />

noch kurze Zeit eine Kuh und<br />

zog zwei Kälber auf, bis er den<br />

Bauernbetrieb gänzlich aufgab.<br />

Der Traum – ein eigenes<br />

kleines Haus<br />

«Einmal in meinem Leben» war<br />

Helene Kläuslis jahrelanger<br />

Wunsch, «möchte ich in meinem<br />

eigenen Häuschen leben». Und<br />

so zog sie mit ihrer Familie im<br />

Jahr 1971 in ihr Eigenheim im<br />

13<br />

Ausserdorf. Vater gedachte im Haus an<br />

der Zopfgasse zu bleiben. Doch schon<br />

nach der ersten einsamen Nacht hielt es<br />

ihn nicht länger im leeren Haus und er<br />

bezog sein Reduit im Ausserdorf. Es war<br />

ihm, als sei dem alten Haus die Seele<br />

abhanden gekommen.<br />

Fast 30 Jahre lebte Alfred Furter bei seiner<br />

Tochterfamilie. Seinen täglichen Gang zum<br />

Bauernhaus liess er sich nicht nehmen. Er<br />

besuchte die Pferde, die in den Boxen<br />

untergebracht waren, er inspizierte den<br />

Baumgarten und freute sich, dass nun<br />

seine Nachkommen die alten Räume<br />

bewohnten. Im Jahr 2000, ein paar<br />

Wochen nach seinem hundertsten Geburtstag,<br />

starb Alfred Furter-Bühler nach<br />

einem langen, reichen Leben.<br />

«Dass das Haus abgerissen wurde, tat<br />

schon weh» gibt Helene Kläusli-Furter zu,<br />

aber sie ist überzeugt, dass die Verantwortlichen<br />

behutsam umgehen mit den<br />

noch brauchbaren Elementen. «Es wird<br />

neues Leben einziehen und das neue Haus<br />

wird wieder zur Heimat für Menschen<br />

werden» sagt sie und auf ihrem Gesicht<br />

liegt Zufriedenheit.<br />

– vs –<br />

Bilder aus dem Fotoalbum von<br />

Helene Kläusli

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