4. Ausgabe Dezember [PDF, 3.33 MB] - Staufen
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Historischer Tag für die Gemeinde <strong>Staufen</strong><br />
<strong>Staufen</strong> hat keinen eigenen Bahnhof,<br />
dafür seit dem 6. September 2008<br />
einen Gelenketriebwagen mit dem<br />
Namen <strong>Staufen</strong>. Zur Taufe im Rahmen<br />
des Jubiläumsfestes 125 Jahre Seetalbahn<br />
reisten der gesamte Gemeinderat<br />
und geladene Gäste nach Hochdorf.<br />
Für einen festlichen Rahmen sorgten die<br />
Crew des Vereins Historische Seethalbahn<br />
und ihr Präsident Marcel Anderhub. Historische<br />
Loks, Extrafahrten und die Festwirtschaft,<br />
zogen ein grosses Publikum an.<br />
So bestieg der Gemeinderat am Bahnhof<br />
Lenzburg keinen normalen Seetaler, son-<br />
7<br />
Foto cw<br />
dern den von der Dampflokomotive<br />
«Beinwyl» gezogene Jubiläumszug.<br />
Zurückversetzt in eine andere Zeit,<br />
Geruch von Steinkohle in der Luft, kein<br />
ruhiges Dahingleiten sondern ein Rütteln<br />
und Schütteln, dazwischen ein Pfiff der<br />
Lokomotive, machten die Fahrt zu einem<br />
einmaligen Erlebnis. Das schöne Seetal,<br />
der Blick auf den See, die Dörfer zwischen<br />
Feldern und Hügeln bezauberten, trotz des<br />
verhangenen Himmels und den zeitweise<br />
dicken Regentropfen, die ans Fenster<br />
klopften.<br />
Unzählige Menschen standen an der<br />
Strecke, winkten, filmten und fotografier-<br />
Foto AS<br />
ten. Grasende Kühe, kamen neugierig<br />
näher, ergriffen aber ob des ungewohnten<br />
Lärms aufgeregt die Flucht. Esel, Hühner<br />
und Schafe suchten aufgescheucht sicheren<br />
Abstand zu dem rauchenden, schnaubendem<br />
Ungetüm.<br />
Mit den zwei Vertretern des Kanton<br />
Luzern Bruno Furrer und Markus Odermatt<br />
am Tisch, ergaben sich interessante Gespräche.<br />
Markus Odermatt, dem <strong>Staufen</strong><br />
bisher unbekannt war, zeigten wir im Vorbeifahren<br />
stolz unser Dorf mit der Staufbergkirche.<br />
Nun war es an den Luzernern,<br />
uns das schnelle Fortschreiten der Sanierung<br />
der Bahnstrecke zu erörtern, den Halbstundentaktfahrplan<br />
Hochdorf – Luzern<br />
und die zusätzlich eingesetzten Wagenkompositionen<br />
in Stosszeiten zu loben<br />
und auf den geringen Lärmpegel durch<br />
die neuen Wagen hinzuweisen. Das Gespräch<br />
wurde in Mosen kurz unterbrochen:<br />
Bruno Furrer öffnete das Fenster als wir<br />
seinen Hof passierten und winkte – seine<br />
Frau hatte uns erwartet und winkte freudig<br />
zurück.<br />
In Hochdorf wurden wir mit einem Platzkonzert<br />
begrüsst.<br />
Die Kantone Aargau, Luzern, die Gemeinde<br />
Hochdorf, die SBB, der Historische Verein<br />
Seethalbahn und unzählige Gäste feierten<br />
das Jubiläum ihrer Bahn. In verschiedenen<br />
Reden wurde der bewegten Geschichte<br />
der Seetalbahn gedacht: Über den Baubeginn<br />
1882, die wirtschaftliche Erschliessung<br />
der Region durch die Seetalbahn<br />
bis zur beinahen Schliessung der<br />
Strecke. Nicht verschwiegen wurden aber<br />
auch die mehr als 600 tragischen Unfälle,<br />
zu denen es zwischen 1950 und 1992 bis<br />
zur Sanierung der Strecke gekommen war.<br />
Für uns Staufner folgte der geschichtsträchtige<br />
Akt: Zusammen mit dem neuen<br />
Aargauer Kantonsingenieur Rolf Meier<br />
taufte Gemeindeammann Richard Zuckschwerdt<br />
den letzten namenlosen Gelenktriebwagen<br />
auf den Namen «<strong>Staufen</strong>».<br />
Zum Apéro, der von der Gemeinde <strong>Staufen</strong><br />
und der Gemeinde Hochdorf offeriert<br />
wurde, begaben wir uns in das von der<br />
Historischen Verein Seethal erworbene<br />
Depot. Wo nach der Renovation Lokomotiven<br />
und Wagen aufbewahrt werden,<br />
stiessen wir auf die Taufe «unseres» Zuges<br />
an. Der Verein Alt-Hofdere präsentierte aus<br />
der ortsgeschichtlichen Sammlung themenbezogene<br />
Fotos und Gegenstände, die<br />
knurrende Mägen bis zum Nachtessen erfolgreich<br />
ablenkten.<br />
Verwöhnt mit vielen Eindrücken und<br />
einem feinen Essen traten wir in einer fast<br />
lautlosen Zugkomposition die Heimreise<br />
an. Noch hielt der Zug nicht in <strong>Staufen</strong>.<br />
Zukunft oder Utopie…?<br />
Corinne Willi