16.12.2012 Aufrufe

occasional papers - Geschwister-Scholl-Institut für ...

occasional papers - Geschwister-Scholl-Institut für ...

occasional papers - Geschwister-Scholl-Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

12<br />

8). Wir sollen die Praxis des gesellschaftlichen Lebens nicht als eine<br />

Grundlage <strong>für</strong> ein Leben der Meditation in Einsamkeit verstehen.<br />

Die Beifügungen bedeuten vielmehr, daß jedes Leben durch und<br />

durch gesellschaftlich ist, daß es keine Dimension der Einsamkeit<br />

besitzt; und daß jedes Leben durch und durch praktisch ist, daß es<br />

also keine legitime Dimension der Kontemplation im Aristotelischen<br />

Sinn besitzt. Daher finden “alle Mysterien, welche die Theorie zum<br />

Mystizism veranlassen, (...) ihre rationelle Lösung in der menschlichen<br />

Praxis und in dem Begreifen dieser Praxis” (8). In seinem Eifer,<br />

den Strom der existentiellen Praxis hermetisch gegen alle Formen<br />

kontemplativer Ablenkung (“all deviations into contemplation”)<br />

abzuschließen, verurteilt Marx ausdrücklich jeden Versuch, gesellschaftliche<br />

Veränderung durch Erziehung herbeizuführen. Derartige<br />

Versuche würden die Tatsache übersehen, daß die Erzieher selbst<br />

erzogen werden müssen; sie würden die Gesellschaft in zwei Teile<br />

spalten, von denen der eine dem Rest auf wundersame Weise überlegen<br />

ist. Die Umstände können nur durch die Tat verändert werden;<br />

und diese Veränderung und die Tat fallen zusammen, so daß eine<br />

Veränderung der Umstände tatsächlich eine Selbstveränderung ist;<br />

und diese Selbstveränderung ist eben der Prozeß, der als “revolutionäre<br />

Praxis” verstanden werden muß (These 3). Die<br />

Idee eines erkennenden und sittlichen Subjekts, das sich von den<br />

Gegenständen der Erkenntnis und der Moral unterscheidet, muß<br />

aufgegeben werden; das Subjekt selbst muß als “gegenständlich”<br />

gedacht werden und die menschliche Tätigkeit als “gegenständliche<br />

Tätigkeit”. Andererseits darf die Wirklichkeit<br />

nicht als Objekt <strong>für</strong> ein Subjekt gedacht werden, sondern als<br />

“sinnlich menschliche Tätigkeit” (These 1). Auf<br />

diese Weise wird – in Begriffen der philosophischen Tradition – die<br />

revolutionäre Praxis als ein existentieller Strom definiert, in dem das<br />

Subjekt vergegenständlicht und das Objekt substantiviert wird. Dies<br />

ist der Standpunkt, den Marx als seinen “neuen Materialismus” bezeichnet;<br />

es ist der Standpunkt der “menschliche[n] Gesellschaft

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!