occasional papers - Geschwister-Scholl-Institut für ...
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Die kommunistischen Thesen dürfen also nicht mißverstanden werden<br />
als programmatische Forderungen nach Veränderung eines gegenwärtigen<br />
Zustands; im Gegenteil, sie enthüllen den gegenwärtigen<br />
Stand der Dinge und deuten an, daß die Tendenzen, die dem<br />
historischen Prozeß tatsächlich innewohnen, zu ihrer vollständigen<br />
Verwirklichung geführt werden. Daher sind die gegen den Kommunismus<br />
gerichteten Anklagen unbegründet. Seine Gegner klagen die<br />
Kommunisten an, das Privateigentum aufheben zu wollen. Das<br />
Manifest stimmt überein, daß dies der Kern der kommunistischen<br />
Theorie ist. Aber was bedeutet diese Aufhebung angesichts der<br />
Tatsache, daß das gesellschaftlich relevante Eigentum kapitalistisches<br />
Eigentum ist und die große Masse der Menschen ein solches<br />
Eigentum ohnehin nicht besitzt? Und wenn es von denen<br />
genommen wird, die es besitzen, ist das dann wirklich Enteignung?<br />
Nein, denn “das Kapital ist ein gemeinschaftliches Produkt und kann<br />
nur durch eine gemeinsame Tätigkeit vieler Mitglieder, ja in letzter<br />
Instanz nur durch die gemeinsame Tätigkeit aller Mitglieder der<br />
Gesellschaft in Bewegung gesetzt werden. Das Kapital ist also keine<br />
persönliche, es ist eine gesellschaftliche Macht. (...) Kapitalist sein,<br />
heißt nicht nur eine rein persönliche, sondern eine gesellschaftliche<br />
Stellung in der Produktion einnehmen. (...) Wenn also das Kapital in<br />
gemeinschaftliches, allen Mitgliedern der Gesellschaft angehöriges<br />
Eigentum verwandelt wird, so verwandelt sich nicht persönliches<br />
Eigentum in gesellschaftliches. Nur der gesellschaftliche Charakter<br />
des Eigentums verwandelt sich. Er verliert seinen Klassencharakter”.<br />
58 Die sogenannte Enteignung verwandelt also lediglich<br />
eine tatsächliche Situation in ein Prinzip der öffentlichen Ordnung.<br />
Derselbe Argumentationstypus wird dann auf die Anklagen gegen<br />
die Aufhebung der bürgerlichen Ehe, der Nationalität, der Religion<br />
58 Ebd.: S. 590f.