Agenda 21 - Nachhaltige Entwicklung in Kommunen - 21 gute ...
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Siedlung und Fläche<br />
Boden ist e<strong>in</strong>e nicht vermehrbare natürliche Ressource, die vielfältige Funktionen hat.<br />
Gegenwärtig werden <strong>in</strong> Deutschland täglich rund 100 Hektar Boden bebaut, versiegelt oder<br />
anderweitig genutzt. Die Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme bee<strong>in</strong>trächtigt Lebensräume und Wasser-<br />
haushalt und zerschneidet die Landschaft. Die Entstehung von neuen Siedlungen, Gewerbe-<br />
flächen, Verkehrswegen und Freizeite<strong>in</strong>richtungen bestimmt zudem das Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
und die Struktur von Städten und Dörfern. Die <strong>Kommunen</strong> haben als Kern der kommunalen<br />
Selbstverwaltung die Planungshoheit vor Ort und stellen Bauleitpläne auf. Damit besitzen<br />
sie die Möglichkeit zu e<strong>in</strong>er eigenständigen Siedlungs- und Bodenpolitik.<br />
Siedlung und Fläche – was aktive <strong>Kommunen</strong> tun können<br />
16<br />
10 Handlungsansätze aus der Praxis<br />
E<strong>in</strong> kommunales Gesamtkonzept dient als<br />
Steuerungshilfe noch oberhalb der Bauleitplanungsebene.<br />
Es fungiert als Leitbild und legt<br />
die Grundsätze der künftigen <strong>Entwicklung</strong> dar<br />
wie z. B. e<strong>in</strong> Festhalten am dörflichen Charakter<br />
oder e<strong>in</strong> Vorrang der Innenentwicklung. Solche<br />
grundlegenden <strong>Entwicklung</strong>sziele helfen als<br />
Richtschnur bei anstehenden Entscheidungen.<br />
In der Bauleitplanung legt die Kommune die<br />
räumliche Verteilung und Nutzung von Flächen<br />
und e<strong>in</strong>zelnen Grundstücken fest. Mittels Festsetzungen<br />
<strong>in</strong> Bebauungsplänen kann sie auf<br />
e<strong>in</strong>e sparsame Flächenbeanspruchung h<strong>in</strong>wirken<br />
und ausgleichende Maßnahmen wie etwa<br />
zur Regenwasserbewirtschaftung vorschreiben.<br />
Mit aktiver Bodenpolitik kann die Kommune<br />
die Ausweisung von Baugebieten nach strikt<br />
geme<strong>in</strong>wohlorientierten Kriterien betreiben:<br />
Indem sie z. B. e<strong>in</strong>en eigenen Flächenpool aufbaut<br />
und so ihre Handlungsmöglichkeiten bei<br />
der Standortsuche für eigene Vorhaben oder<br />
bei der preisgünstigen Abgabe von Erbpachtflächen<br />
an Familien deutlich steigert.<br />
Beim Flächenrecycl<strong>in</strong>g werden ehemals<br />
gewerblich, militärisch oder <strong>in</strong>frastrukturell<br />
beanspruchte Flächen wieder nutzbar gemacht.<br />
Oft bieten <strong>in</strong>nerörtliche Brachflächen<br />
die Möglichkeit für zentrumsnahes Wohnen,<br />
bisweilen s<strong>in</strong>d aber erst schwierige Besitzverhältnisse,<br />
Altlastenfragen oder planerische<br />
Voraussetzungen zu klären.<br />
Baulückenaktivierung. Baulücken s<strong>in</strong>d voll erschlossene<br />
Grundstücke im Siedlungsbereich.<br />
Ihre Nutzung erfordert daher ke<strong>in</strong>e weiteren<br />
Straßen oder Ver- und Entsorgungsleitungen.<br />
Baulückenkataster haben e<strong>in</strong> erhebliches und<br />
zum Teil überraschend großes Potenzial an<br />
solchen Flächen sichtbar gemacht.<br />
Auch die Nachverdichtung von Baugebieten<br />
mit bislang niedriger Dichte kann helfen, die<br />
Flächenbeanspruchung zu verr<strong>in</strong>gern. In Dörfern<br />
tut sich häufig dann e<strong>in</strong> Nachverdichtungspotenzial<br />
auf, wenn die Landwirtschaft <strong>in</strong>nerorts<br />
ihren Betrieb e<strong>in</strong>gestellt oder verlagert hat.<br />
Flächensparendes Bauen und Begrenzung der<br />
Versiegelung stellen hohe Anforderungen an<br />
Städtebau und Objektplanung. Denn häufig<br />
müssen Bauherren von Alternativen zu flächen<strong>in</strong>tensiven<br />
Haustypen erst überzeugt werden<br />
mit Varianten kostengünstiger Bauformen und<br />
hoher Wohnqualität.<br />
Information und Beratung von Bauherren.<br />
Zusätzlich zu den Festsetzungen <strong>in</strong> der Bebauungsplanung<br />
kann e<strong>in</strong>e Kommune auch<br />
Bauherren durch die Verwaltung beraten und<br />
auf e<strong>in</strong>fach zu realisierende, qualitätssteigernde<br />
Maßnahmen aufmerksam machen.<br />
Manche <strong>Kommunen</strong> schaffen darüber h<strong>in</strong>aus<br />
Anreize mit eigenen Förderprogrammen.<br />
Bewusstse<strong>in</strong>sbildung. Boden ersche<strong>in</strong>t vielen<br />
Menschen gar nicht als knappe Ressource – die<br />
Flächen s<strong>in</strong>d ja da. Für den Wert des Bodens<br />
und die Notwendigkeit e<strong>in</strong>es kommunalen<br />
Flächenmanagements muss daher oft erst e<strong>in</strong><br />
Bewusstse<strong>in</strong> geschaffen werden, was z. B. im<br />
Zuge von Leitbildprozessen geschehen kann.<br />
Besondere Impulse können <strong>Kommunen</strong> aus<br />
der Teilnahme an staatlichen Programmen<br />
erfahren. Städtebauliche Sanierungs- und<br />
<strong>Entwicklung</strong>smaßnahmen sowie die Dorferneuerung<br />
unterstützten sie bei der Steuerung<br />
der baulichen <strong>Entwicklung</strong>, wobei vor allem<br />
die Grundsätze e<strong>in</strong>er nachhaltigen Siedlungsentwicklung<br />
verwirklicht werden sollen.